Verabschieden sich die Carolina Panthers nun doch aus dem Playoff-Rennen? Und wer schnappt sich das letzte Wildcard-Ticket in der AFC? In seiner wöchentlichen Kolumne gibt SPOX-Redakteur Adrian Franke seine Einschätzungen zum Playoff-Rennen ab, erklärt die starke defensive Leistung der New England Patriots und blickt auf Offense-Entwicklungen und mögliche Contender
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Die Green Bay Packers nach der Entlassung von Mike McCarthy
Für die größte Schlagzeile des Sonntags sorgten die Green Bay Packers, die sich nach der überraschenden Heimpleite gegen Arizona von Coach Mike McCarthy trennten.
Eine erste Einordnung der Geschehnisse, und einige Aspekte, auf die es für die Packers jetzt bei der Suche nach einem neuen Head Coach ankommt, gibt's hier ausführlicher dargestellt.
Die Defense der New England Patriots: eine Playoff-Defense
Man konnte diesen Trend bei den Patriots in den vergangenen Jahren mehrfach beobachten: das ganze Team fand im Laufe der Saison seinen Rhythmus und brauchte einige Wochen als Anlaufphase; und während sich das offensiv häufig an einzelnen Spielern festmachen ließ, brauchte die Defense als Gesamt-Unit diese Zeit, um sich zu finden und eine klare Identität zu entwickeln.
Seit einigen Wochen hatte ich schon geschrieben, dass man sich um dieses Patriots-Team keine Sorgen machen muss, und die Defense ist ein zentraler Grund dafür. Das war gegen die Vikings einmal mehr sichtbar, und New Englands Defense funktioniert anders, als die meisten starken Defenses in der NFL.
Ob Chicago, die Chargers, die Cowboys oder die Broncos: hohe individuelle Qualität im Pass-Rush und deshalb die Möglichkeit, aus dem 4-Men-Rush heraus Druck zu machen - das ist für viele die Basis. Auch Teams wie die Chiefs und die Rams, die in anderen Teilen ihrer Defense anfällig sind, haben ihre Stärken im Pass-Rush und sind deshalb gefährlich und in der Lage, Big Plays zu forcieren.
Das ist gewissermaßen auch das zentrale Thema, wenn man aktuell über Defenses spricht. Konstant dominante Defenses gibt es dieses Jahr nicht, es geht darum, Big Plays zu forcieren - wofür der Pass-Rush meist die beste Basis ist.
New England geht hier anders vor, und das Spiel gegen die Vikings war eine sehr gute Illustration, wie diese Defense funktioniert.
Patriots vs. Vikings: New Englands schwer lesbare Front
Der Sack zu Beginn des Schlussviertels zeigt einen Weg, wie New England eine Front und Pass-Protection vor Probleme stellen kann.
NFL GamepassDie Patriots spielen hier Man Coverage und zeigen vor dem Snap sieben Spieler direkt an der Line of Scrimmage. Der Quarterback sieht also die Man Coverage und muss mit einem 6-Mann-Blitz (womöglich auch sieben Blitzer, falls der Running Back in Pass-Protection bleibt) rechnen.
Im Endeffekt kommen fünf Spieler, kombiniert mit einem Mittel, das die Patriots nur zu gerne nutzen: Stunts und alle Variationen davon; gemeint ist ein Verteidiger, der sich nach dem Snap zur Seite bewegt und eine andere Gap attackiert, als er vor dem Snap angedeutet hatte, und dabei um den "Penetrator", der seine Gap direkt vor ihm attackiert, herum navigiert.
Dieser "Looper", also der Spieler, der sich zunächst horizontal bewegt und dann attackiert, ist auch der Spieler, der Cousins letztlich erwischt.
NFL GamepassSo kam auch der erste Sack der Partie zustande, wenngleich abgesehen von dem nach innen "loopenden" Defensive Lineman ansonsten alles anders ist.
Die Patriots spielen eine Underneath-Zone-Coverage und bringen keinen Blitz, sondern vier Rusher. Doch die Pre-Snap-Aufstellung zeigt wieder sieben Mann in der Box, ohne klar ersichtliche Zuteilung vor dem Snap.
Die Vikings müssen ihr Blocking-Scheme dementsprechend nach dem Snap anpassen, und so bleibt im Endeffekt nicht nur ein Blocker beschäftigungslos, sondern durch den Post-Snap veränderten Rush kommt einer der beiden Defensive Tackle letztlich durch.
NFL GamepassEin ähnliches Ergebnis erreicht New England auch mit diesen Formationen, die man von den Vikings ebenfalls kennt: Das Andeuten von Pressure und einem Blitz über die Mitte, nur um dann einen oder auch mehrere der vermeintlichen Blitzer in Underneath-Zones zurückfallen zu lassen.
Diese Formationen und Variationen davon sieht man von den Patriots immer häufiger. Ob gegen die Packers oder auch gegen die Chiefs - mitunter kombiniert mit einem Quarterback-Spy -, New England ist hier sehr variantenreich.
Die 1-3-7-Defense der Patriots: Hommage an Dick LeBeau
Und die Patriots treiben das mitunter ins Extrem, wie gleich das erste Third Down der Vikings in dieser Partie offenbart und wie man im Laufe des Spiels mehrfach sehr gut beobachten konnte:
NFL GamepassNew England zeigt hier eine Front mit nur einem Down-Lineman, drei Linebackern und sieben (!) Defensive Backs. Die Patriots sind schon seit einigen Jahren ein Team, das mit die meisten 3-Safety-Pakete spielt und Wert auf mehr Flexibilität auch auf dem Second Level der Defense legt.
Vor allem zeigen die Pats hier der Offense komplettes Chaos. Abgesehen von den beiden Eins-gegen-Eins-Matchups jeweils außen kann die Offense kaum irgendwelche Schlüsse auf den möglichen Plan der Defense ziehen. Was dabei mitunter wie Chaos aussieht, weil die Patriots-Verteidiger in der Box scheinbar wild ihre Positionen vor dem Snap durchwechseln, gehört zum Play dazu und soll alle Pre-Snap-Reads zusätzlich erschweren.
Diese Art der Defense ist in ihren Grundzügen keineswegs neu, Dick LeBeau spielte seine Version der 1-5-5-Defense bereits vor über zehn Jahren in Pittsburgh; damals noch, wie der Name andeutet, mit fünf Linebackern und fünf Defensive Backs, allerdings auch nur einem Down-Lineman an der Line of Scrimmage.
Noch zwei Linebacker durch Defensive Backs zu ersetzen, wie bei den Patriots gegen Minnesota zu beobachten, entspricht dem Trend der (Pass-lastigen-)Zeit in der NFL. Der generelle Ansatz aber passt in das Gesamtbild, das New Englands Defense schon seit einiger Zeit andeutet: während zu viele Defenses noch viel zu statisch agieren und scheinbar keine Antworten auf die mobilen, flexiblen Offenses haben, bilden die Patriots immer deutlicher eine Ausnahme.
Das trifft auch auf den Rush- und Blitz-Ansatz zu. New England spielt viel Man Coverage und ist darauf aufbauend in der Front ohnehin flexibler, darüber hinaus experimentierten die Pats schon einige Male in dieser Saison mit Blitz-Paketen, die man im College mehrfach dieses Jahr bei einigen Teams beobachten konnte; Blitz-Pakete, die Antworten auf die Empty-Formations und Kurzpass-Offenses liefern können.
Dabei handelt es sich um einen theoretischen 6-Mann-Blitz, wobei im extremsten Fall nach dem Snap nur die Spieler auch wirklich rushen, die keinen Blocker direkt zugewiesen haben. Die anderen lassen sich in die Underneath-Coverage zurückfallen und stellen so die kurzen Passwege zu.
So verschwendet man in diesen Paketen weniger Spieler für einen Pass-Rush, der nicht durchkommen würde und ist stattdessen in der Lage, mehr Passwege zuzustellen und dabei dennoch im Pass-Rush effizient zu bleiben.
Das führt auch zu effektiven Pressure-Paketen ohne Blitzing. Cousins stand bei 13 Dropbacks unter Druck, brachte dabei nur acht Pässe für durchschnittlich 4,5 Yards pro Pass an - und konnte nur einen einzigen Pass werfen, der ein neues First Down einbrachte. Minnesota gelang keine Completion über 20 Yards oder mehr (0/6, 2 INT).
Die Patriots sind eine Blitzing-Defense, und das haben sie über die Saison intensiviert. New England steht in der Top-8 was Blitz-Percentage angeht, mit einer durchschnittlichen Blitz-Quote von rund 30 Prozent - nachdem die Patriots in drei ihrer ersten fünf Spiele hier nicht einmal die 19 Prozent knackten.
Lediglich gegen Jacksonville waren die Patriots in ihren ersten sechs Saisonspielen über dem heutigen Schnitt, Blake Bortles wurde in 45 Prozent seiner Snaps geblitzt. Seither fiel das deutlich aggressiver aus.
Blitz-Quote der New England Patriots 2018:
Patriots Blitz-Quote | ||||||||||||
Gegner | HOU | JAX | DET | MIA | IND | KC | CHI | BUF | GB | TEN | NYJ | MIN |
Blitz-Quote | 16% | 45% | 26% | 13% | 18% | 27% | 36% | 28% | 21% | 40% | 48% | 37% |
Zahlen gemäß Pro Football Focus.
Die größere Bereitschaft zum Blitzing hat New Englands Defense noch schwieriger ausrechenbar gemacht. Die Patriots deuten regelmäßig 6-, 7-Mann-Blitzes an und bringen dann nur drei Spieler, und umgekehrt - und wenn man sich die Tapes der Pats-Defense anschaut, dann ist es schwer, irgendwelche Tendenzen zu erkennen.
New England, das darf nicht unerwähnt bleiben, hat auch die Secondary, um so zu spielen. Bill Belichick investiert schon seit vielen Jahren defensiv Geld eher in Cornerbacks und Safetys als in Pass-Rusher. Die Front soll aus disziplinierten Gap-kontrollierenden Spielern bestehen, um den Run zu stoppen - und die Qualitäten gegen den Pass in der Front kommen eher via Design, als über individuelle Qualität.
Das macht New England aber mit Blick auf die Playoffs nicht weniger gefährlich, vielleicht sogar im Gegenteil. Wenn es gegen die starken Offenses der Chiefs, Steelers, Chargers oder Texans geht, lässt sich die Patriots-Pass-Defense nicht knacken, indem man einen oder zwei Pass-Rusher aus dem Spiel nimmt.
Außerdem, und das ist der übergeordnete Takeaway, wenn man sich New Englands Defense anschaut: mit disziplinierter Komplexität sowie Dynamik in Designs, Formationen und Pre-Snap-Verhalten aufzutreten und vor allem im Pass-Rush neue Wege zu finden ist der aktuell vielversprechendste Ansatz, damit Defensive Coordinator Offenses das Leben auch wieder etwas schwerer machen können. Eine Komponente, die dieses Jahr in der NFL viel zu kurz kommt.
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Das letzte Saisonviertel bricht an, Zeit für eine finale Playoff-Prognose: Wer kommt noch in die Postseason, wer ist schon (fast) sicher mit dabei?
Die Playoff-Tipps für die NFC:
Playoff-Ticket sicher:
Los Angeles Rams: Mit dem Sieg in Detroit haben die Rams den NFC-West-Division-Titel nun auch rechnerisch verteidigt. Die Rams haben als erstes Team dieser Saison ihr Playoff-Ticket in der Tasche.
Schwerster ausstehender Gegner: in Chicago, Week 14.
Playoff-Ticket fast sicher:
New Orleans Saints (10-2): Die Niederlage gegen die Cowboys tut vor allem im Rennen um den Top-Seed sehr weh. Die Division aber, die sich letztlich abgesehen von den Saints als überraschend durchschnittlich entpuppt hat, wird New Orleans aber vermutlich schon am kommenden Spieltag auch rechnerisch gewinnen.
Schwerster ausstehender Gegner: vs. Steelers, Week 16.
Heißer Playoff-Kandidat:
Chicago Bears (8-4): Die Bears brauchen Trubisky zurück, doch da auch der Rest der Division am Sonntag verloren hat, behält Chicago seine 2-Spiele-Führung. Die könnte mit dem Duell gegen die Rams vor der Brust nächste Woche auf ein Spiel runter gehen, anschließend zuhause gegen ein Packers-Team im Niemandsland und auswärts bei den 49ers wird Chicago aber sein Playoff-Ticket buchen.
Schwerster ausstehender Gegner: vs. Rams, Week 14.
Wer kommt sonst rein?
Dallas Cowboys (7-5): Seit zwei, drei Wochen hat sich endgültig heraus kristallisiert, dass die Cowboys der Favorit auf den Division-Sieg sind - Dallas, bei allen noch immer vorhandenen offensiven Limitierungen, bringt derzeit die komplettesten Leistungen aufs Feld. Das Heimspiel gegen die Eagles nächste Woche hat dennoch vorentscheidenden Charakter: Ein Sieg am Sonntag, und Dallas kann mit der Postseason planen. Eine Niederlage, und die Eagles sind wieder mittendrin. Die letzten beiden Spiele gegen Tampa Bay und die Giants sind ohnehin Must-Win-Partien, während die Eagles noch zu den Rams und gegen Houston ran müssen.
Schwerster ausstehender Gegner: in Indianapolis, Week 15.
Seattle Seahawks (7-5): Auch die Seahawks haben sich im Playoff-Rennen festgebissen. Die NFC East wird nur ein Playoff-Team stellen, und so wie die Panthers seit einem Monat auftreten, könnte die South das gleiche Schicksal erwarten. Seattle dagegen hat den Top-10-Quarterback und das vertikale Passing Game, eine gute Defense und natürlich auch das Run Game. Das Duell gegen Minnesota nächste Woche ist absolut kritisch, ansonsten aber sollten mit den Niners und den Cardinals noch auf dem Schedule mindestens zwei weitere Siege sicher eingefahren werden.
Schwerster ausstehender Gegner: vs. Chiefs, Week 16.
Minnesota Vikings (6-5-1): Sieht man vom Auswärtsspiel in Seattle ab, dann haben die Vikings mit Miami, Detroit und in Week 17 Chicago - wenn es für die Bears womöglich schon um nichts mehr geht - einen mehr als machbaren Schedule. Durch den freien Fall der Panthers ist Minnesota so vor dem letzten Saisonviertel in einer guten Ausgangslage und wird sich das letzte Wildcard-Ticket schnappen.
Schwerster ausstehender Gegner: in Seattle, Week 14.
Die Playoff-Tipps für die AFC:
Playoff-Ticket fast sicher:
Kansas City Chiefs (10-2): Die Defense wackelte überraschend heftig gegen die Raiders am Sonntag, doch kann Kansas City mit seinem Pass-Rush Offenses inzwischen normalerweise große Probleme bereiten. Mit der explosivsten Offense der NFL auf der anderen Seite des Balls ist es nur eine Frage der Zeit, ehe die Chiefs zumindest das Playoff-Ticket lösen. Um die Division-Krone dagegen könnte es aufgrund der Chargers noch bis zum Schluss eng bleiben.
Schwerster ausstehender Gegner: vs. Chargers, Week 15.
New England Patriots (9-3): Dass die Patriots die Division wieder einmal gewinnen - zum zehnten Mal in Folge und zum 14. Mal in den letzten 15 Jahren - steht außer Frage. Für New England geht es um die Top-Seeds, und eigentlich konkret um den Heimvorteil. Die Chiefs sind in Schlagdistanz, die Patriots haben den direkten Vergleich für sich entschieden, Kansas City hat noch einige schwere Gegner vor der Brust und New Englands Defense ist immer näher dran an der erhofften Playoff-Form.
Schwerster ausstehender Gegner: in Pittsburgh, Week 15.
Houston Texans (9-3): Neun Siege in Folge, und nach der Colts-Pleite am Sonntag die Division schon fast auch rechnerisch in der Tasche - nächste Woche kann Houston den South-Titel eintüten. Watson spielt, bis auf wenige Ausnahmen, eine glänzende zweite Saisonhälfte und die Defense muss sich ligaweit vor niemandem verstecken. Zu was das in den Playoffs reicht, bleibt abzuwarten; als Postseason-Teilnehmer kann man die Texans aber schon fast sicher eintragen.
Schwerster ausstehender Gegner: vs. Colts, Week 14.
Heißer Playoff-Kandidat:
Los Angeles Chargers (9-3): Monumental wichtiger Sieg über die Steelers am Sonntagabend, mit dem L.A. sein Ticket für die Postseason schon fast in der Tasche haben müsste - mit der Möglichkeit auf noch mehr, wenn man in zwei Wochen zu Division-Rivale Kansas City reist.
Davon abgesehen haben es die Chargers nächste Woche zuhause mit einem Bengals-Team im freien Fall zu tun, empfangen noch die Ravens und müssen nach Denver. Sollte es nicht für den Division-Sieg reichen, dann wird dieses Chargers-Team mit Rivers in Topform, einem brandgefährlichen Receiving-Corps, einem sehr guten Pass-Rush und dem mutmaßlichen Defensive Rookie of the Year in Derwin James zumindest den ersten Wildcard-Platz problemlos einnehmen.
Schwerster ausstehender Gegner: in Kansas City, Week 15.
Pittsburgh Steelers (7-4-1): Von allen Playoff-Anwärtern haben die Steelers das vielleicht härteste Restprogramm: zunächst gibt's den Trip an die Westküste nach Oakland, gefolgt von einem Heimspiel gegen die Patriots. Danach muss Pittsburgh nach New Orleans, ehe es ein Heimspiel gegen Cincinnati zum Abschluss gibt. Es ist absolut vorstellbar, dass Pittsburgh die Saison mit neun Siegen beendet.
Das würde mutmaßlich für die Division reichen, doch sind die Ravens inzwischen in Schlagdistanz. Mindestens zwei weitere Siege sind daher Pflicht, und mit der starken Offensive und Defensive Line sowie einem Passing Game, das jederzeit zu Big Plays in der Lage ist, sind die auch machbar. Doch wäre es nicht das erste Mal in den vergangenen Jahren, dass Pittsburgh gegen einen Außenseiter auswärts verliert - und dann könnte es schon eng werden.
Schwerster ausstehender Gegner: in New Orleans, Week 16.
Wer kommt sonst rein?
Baltimore Ravens (7-5): Die Ravens haben ihre Identität im Run Game gefunden. Das mag auf höchstem Level gegen die Top-Teams der Liga nicht reichen, doch wenn man damit so dominant ist wie die Ravens zuletzt, und das noch mit einer sehr guten Defense kombiniert, reicht es für das letzte Wildcard-Ticket. Auch wenn die noch anstehenden Spiele in Kansas City und bei den Chargers problematisch werden. Dass die Ravens am Sonntag die Colts auf ein Spiel distanziert haben, wird am Ende den Unterschied ausmachen.
Schwerster ausstehender Gegner: in Kansas City, Week 14.
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Cowboys und Texans Contender, Offenses der Zukunft, Rodgers - eure Fragen
Max Vatter: Entwickeln sich die Cowboys gerade zu einem ernsthaften Super Bowl Contender?
So weit würde ich nicht gehen, nein. Haben die Cowboys gerade eine der drei, vier besten Defenses? Keine Frage, und ich bin sehr gespannt, wie weit ein Team damit in der NFL 2018 kommen kann. Meine Vermutung ist und bleibt, dass Dallas' Offense im Endeffekt nicht gut genug ist, um dieses Jahr ganz oben mitzuspielen; und gemeint ist natürlich das Passing Game.
Dak Prescott hat von der Verpflichtung von Amari Cooper enorm profitiert, ich hatte letzte Woche ja bereits aufgeführt, dass Dallas inzwischen deutlich mehr 11-Personnel und Spread-Formations spielt, woraus Prescott sich als Ballverteiler am wohlsten fühlt.
Dennoch haben die Cowboys noch immer klare Limitierungen im Passing Game, schematisch auf der einen, aber auch insbesondere im vertikalen Passspiel auf der anderen Seite. Hier wiegen dann auch Prescotts Probleme mit Pressure besonders schwer. Dallas wird mit Blick auf die Playoffs ein Team sein, das unangenehm zu spielen, gleichzeitig aber auch deutlich weniger gefährlich ist, als die NFC-Playoff-Konkurrenz.
Taufeger und pedda: Kaum jemand spricht über die Texans. 9 Siege in Folge sind schon eine Nummer. Verhältnismäßig leichter Rest-Schedule. Aber bisher kaum Super-Bowl-Contender. Was ist den Texans in den Playoffs zuzutrauen? Conference Finale? Super Bowl?
Ich ertappe mich selbst regelmäßig dabei, dass ich Houston als gefährliches Playoff-Team nicht auf dem Zettel habe. Die Ursache dafür ist in der Offense zu finden: Ja, Watson und Hopkins können an einem guten Tag jede Defense vor riesige Probleme stellen. Einer meiner zentralen Takeaways bei den Texans bleibt allerdings auch, dass Houston stark auf deren individuelle Fähigkeiten angewiesen ist, weil das Scheme durch die schlechte Offensive Line Limitierungen hat.
Nach wie vor steht kein Quarterback prozentual so viel unter Druck wie Watson, der gegen Pressure noch immer beachtliche Spiele abgeliefert hat, gleichzeitig hier allerdings auch seine Turnover-Problematik am deutlichsten wird. Houston ist ein Team, das in der Postseason ein Spiel gewinnen kann, womöglich auch zwei. Damit dieses Jahr der ganz große Wurf drin ist, muss in den Playoff-Spielen gerade offensiv aber schon alles perfekt passen.
Die Texans haben zwar eine sehr, sehr gute Defense, die wirklichen Top-Gegner waren während der Siegesserie allerdings auch nicht dabei - und kommen bis Ende der Regular Season auch nicht. Dann aber warten Teams wie die Steelers oder die Chargers, die gegen dieses Texans-Team die Line of Scrimmage komplett kontrollieren können. Und dann wird es schwer für Houston.
Sebastian: Wir sehen dieses Jahr viele interessante Ansätze in der Offense. Seahawks mit viel Rushing, Ravens mit Jackson und die Colts mit den Tight Ends. Worin siehst du die Stärken einer sehr guten NFL-Offense in der Zukunft?
Diese Frage könnte problemlos eine eigene Kolumne und mehr füllen, und in der Offseason wird sie das vermutlich früher oder später auch. Aber ein paar Gedanken dazu:
Einmal natürlich besteht die Stärke einer Offense darin, eine Offense gemäß der Stärken und Schwächen der eigenen Spieler aufbauen zu können; das war schon immer eine zentrale Qualität für einen Offensive Coordinator und daran wird sich auch nichts ändern. Wenn man mehr auf das Gesamtbild schaut, würde ich eine ganz simple Aussage als übergeordnete Überschrift wählen:
Was sind die effizientesten Wege, eine Defense vor Probleme zu stellen, ohne den Quarterback in die Rechnung mit einzubeziehen? Und gleichzeitig die entgegengesetzte Frage: welche Offense passt am besten zum Quarterback?
Ich habe versucht, das in einige zentrale Aspekte zu sortieren, und kam am Ende dazu:
- Gezielte Mismatches kreieren
- Weniger statische Offenses, Plays noch besser miteinander verknüpfen
- Reads Pre- und Post-Snap klar definieren und erleichtern
- Konkrete Coverage-Beater für Zone und Man Coverage einbauen
Der Weg dahin kann durchaus unterschiedlich sein. Eine Offense wie die der Colts wird durch die vielen 2- und 3-TE-Sets viele Base-Defenses sehen, was die Defensive schon von vorneherein etwas limitiert und die Reads vereinfacht. Kansas City legt sich Defenses mit seiner irren Anzahl an Pre-Snap-Motions vor dem Snap schon zurecht, forciert so gewisse Matchups und kann gleichzeitig darauf diverse Plays aufbauen.
Und das führt zu einem anderen größeren Punkt. Jeder, der diese Kolumne regelmäßig liest, hat inzwischen mitbekommen, dass die Rams-Offense nahezu ausschließlich aus 11-Personnel funktioniert und ihre große Stärke darin hat, dass Run- und Pass-Plays Pre-Snap und sogar Post-Snap unheimlich ähnlich aussehen. Das erschwert der Defense die Arbeit extrem und deshalb ist das Play-Action-Passspiel der Rams auch so gefährlich.
Das ist ein Weg, um seine Offense effizienter zu machen, genau wie die exzessiven Motion-Pakete der Chiefs. Allerdings ist das zentrale Thema hierbei für mich: wie kann man Plays noch besser aufeinander aufbauen? Etwa indem man, ganz simpel gesagt, aus identischen Motion-Paketen mal den Ball an den Motion-Spieler übergibt, mal den Pass wirft, mal einen Run in die andere Richtung laufen lässt.
Die guten Offenses sind unter anderem darin bereits viel, viel weiter als die schlechten Offenses. Ein offensives Scheme darf nicht einfach eine Aneinanderreihung verschiedener einzelner Plays sein, wie es übrigens in Green Bay jetzt schon seit einer Weile der Fall war. Es muss in sich harmonisch und stimmig sein, Plays und Formationen müssen aufeinander aufbauen können dann noch mit Dingen wie Misdirection und Option Plays zusätzlich schwer lesbar gemacht werden.
Sebastian von Horn: Geht's mit Aaron Rodgers grundsätzlich eher bergab, oder denkst du, er könnte mit neuem Scheme und Head Coach wieder eine ganze Saison lang konstant auf MVP-Level kommen?
Das ist die große Frage in Green Bay, auf die es im Endeffekt heute keine klare Antwort gibt. So viel kann man aber sagen: Rodgers ist physisch noch immer einer der zwei, drei talentiertesten Quarterbacks der Liga und hat einen Top-3-Arm; das sieht man auch dieses Jahr. Und natürlich haben wir alle die Fehlwürfe und vor allem die eklatanten Accuracy-Probleme gesehen, und davon kann und sollte man Rodgers auch nicht einfach freisprechen. Wie viel davon ist mentaler Natur?
Aber der Knackpunkt ist ein anderer: gelingt es dem neuen Coach, dass Rodgers dem Scheme vertraut und mehr innerhalb der Struktur dieses Schemes spielt? Dafür muss die neue Offense Rodgers' Stärken noch besser in diese Struktur einbauen, doch die Realität ist ja auch: Rodgers hat über die vergangenen Jahre in vielen Spielen auch deshalb so viel improvisiert, weil er offensichtlich dem Scheme nicht mehr vertraute. Das war mehr als offensichtlich.
Gleichzeitig gehört diese Facette auch untrennbar zu Rodgers' Spiel dazu, und dementsprechend wird es eine Gratwanderung für den neuen Coach. Rodgers braucht jemanden, der ein Elite-Play-Action-Game entwirft, der Präzision und Rhythmus in das Passspiel bringt und der Rodgers' Arbeit mit mehr Motion, mit mehr Matchup-Spielern und auch mit simplen Dingen wie besseren Screen-Designs und Run Pass Options erleichtert.
Um die Frage ein wenig zu beantworten: selbst wenn Rodgers sein MVP-Level nicht mehr erreicht, muss es dennoch nicht konstant bergab gehen. Ich glaube sehr wohl, dass Rodgers nächstes Jahr noch ein Top-5-Quarterback sein kann, auch auf die ganze Saison gesehen. Er braucht inzwischen nur mehr Hilfe dabei.
dakofla und Herr Bert: Vor der Saison war das große Thema, dass die NFC deutlich breiter in der Spitze ist als die AFC. Wenn ich es jetzt betrachte, sehe ich Rams und Saints vs. Chiefs, Chargers, Patriots und Steelers - ist es Zeit die Aussagen von vor der Saison zu revidieren?
Würde ich mitgehen. In der NFC sind einige der größeren Contender-Enttäuschungen dieses Jahr - Green Bay, Atlanta und Philadelphia vorneweg -, genau wie als Top-Teams gehandelte Kandidaten, die zumindest bislang nicht auf das ganz hohe Level gekommen sind. Minnesota ist das Paradebeispiel dafür. Viele hatten die 49ers auch als Playoff-Kandidaten auf der Liste, deren Saison durch die Verletzungen ein Muster ohne Wert wurde.
Insofern würde ich bei den Teams zustimmen. Ich habe in der obersten Contender-Spitze die Rams und Saints aus der NFC und die Chiefs, Patriots, Chargers und Steelers aus der AFC auf dem Zettel.
Marvin: Robert Griffin III. sah in seinem Drive heute sehr selbstbewusst und solide aus. Glaubst du, er könnte nächstes Jahr Backup oder Starting-Quarterback werden, und wer sollte Interesse haben?
RG3 hatte ja auch in der Preseason schon einige gute Auftritte, es ist kein Zufall, dass die Ravens letztlich drei Quarterbacks mit in die Saison genommen haben. Griffin soll sich, was man so aus Baltimore hört, auch als Person merklich weiterentwickelt haben. Weg von dem Social-Media-, Marken- und Image-Getue, hin zu mehr Fokussierung auf den Sport.
Rein sportlich weiß ich nicht, ob allzu viele Teams ihm einen Startplatz noch zutrauen - oder ob die Skepsis angesichts seiner Verletzungsprobleme und den Fragen danach, ob er als Dropback-Passer Erfolg haben kann, nicht überwiegen.
Das ist für mich das wahrscheinlichste Szenario: als Unrestricted Free Agent wird Griffin im Frühjahr den Markt testen, und einen ähnlichen Deal wie Teddy Bridgewater letztes Jahr bekommen. Stark auf Boni-Zahlungen aufgebaut und sportlich eine theoretische Chance, aber keinerlei Garantien darauf, dass er starten kann. Vielleicht bei einem Team wie den Giants, bevor die wissen, welchen Quarterback sie im Draft bekommen.
Wird daraus nichts, könnte er immer noch ein Top-Backup etwa in Dallas, Seattle, Tennessee oder auch Baltimore selbst sein.