Die New Orleans Saints haben einen langen Atem bewiesen und sich ihr Ticket für das Conference-Championship-Game in der NFC gesichert. Beim 20:14-Sieg gegen die Philadelphia Eagles lag man zunächst mit zwei Touchdowns in Rückstand, bevor New Orleans und der überragende Michael Thomas zum Comeback ansetzten.
Einem Playoff-Matchup zwischen den Saints und Eagles stand in der Vorsaison nur das Minnesota Miracle im Weg. In diesem Jahr kam es zustande und auch wenn die Vorzeichen nicht auf ein Duell auf Augenhöhe hindeuteten, so zeigte die Leistungskurve Phillys in den letzten Wochen stark nach oben. Die Saints hingegen hatten seit rund einem Monat kein überzeugendes Spiel mehr abgeliefert.
Dann plötzlich auf den Punkt wieder voll da zu sein ist nicht allzu einfach. Das musste selbst ein Veteran, der in diesem Jahr auf MVP-Niveu gespielt hat wie Drew Brees, feststellen. Gleich bei der ersten Series versuchte er Downfield zu Ted Ginn zu werfen, doch obwohl das Fenster offen war, interceptete Cre'Von LeBlanc den etwas unterworfenen Ball. Die Eagles bedankten sich mit einem brandheißen Drive und einem Super-Pass von Nick Foles in den Lauf von Jordan Matthews. Hier waren sich die Defensive Backs P.J. und Marcus Williams nicht ganz einig.
New Orleans wirkte nervös und bekam auch beim zweiten Drive nichts auf die Reihe. Ein weiterer Downfield-Passversuch von Brees (28/38, 301 YDS, 2 TD, INT) ging daneben. Und die Eagles blieben weiter eiskalt. Foles (18/31, 201 YDS, TD, INT) hatte zwei weitere Traumpässe in petto und fand Nelson Agholor gegen den Blitz für 12 und Alshon Jefferey in enger Man Coverage von Marshon Lattimore für 30 Yards. Schließlich war er es, der den Ball aus einem Yard für die 14:0-Führung über die Linie drückte.
Die Saints brauchten Plays um das Momentum umzukehren und bekamen diese durch einen Fake Punt von Taysom Hill und einer Wahnsinns-Interception von Lattimore. Endlich sah auch die Offensive besser aus und dank einem Big Play von Michael Thomas kam man zu einem kurzen Touchdown von Keith Kirkwood. Die Unterstützung des immens lauten Publikums sowie mehrere bittere Verletzungen aufseiten der Eagles halfen den Saints darüber hinaus, vor der Pause noch auf 10:14 zu stellen.
Michael Thomas dominiert im zweiten Durchgang
Auch im zweiten Durchgang stockte der Motor bei den Eagles offensiv gewaltig. Und unangenehm lange Zeit hatte man, um sich nach dem ersten Three-and-Out darüber Gedanken zu machen. Die Saints spielten hier nämlich den zweitlängsten Playoff-Drive seit 1999 und nahmen dank zahlreicher Flaggen und bärenstarken Receptions von Michael Thomas 11:29 Minuten von der Uhr. Nach 18 Plays war es erneut Thomas, der den Touchdown-Pass fing.
Nach weiteren Stops gegen die Eagles fanden sich die Saints zweimal in Field-Goal-Range, doch als Wil Lutz den zweiten Versuch hiervon mit 5:40 Minuten auf der Uhr daneben setzte, hatten die Eagles mit 6 Punkten Rückstand doch noch die Chance das Spiel zu gewinnen. Und die Eagles sahen sich nach einem Big Play von Zach Ertz und einer Roughing-the-Passer-Penalty gegen Marcus Davenport sogar an der 27-Yard-Linie der Saints. Dann allerdings konnte Alshon Jeffery einen einfachen Pass nicht festmachen und schenkte Lattimore die zweite Interception des Tages.
Die Saints können damit für das Conference Championship Game planen. Hier wird man am kommenden Sonntag um 21.05 Uhr deutscher Zeit auf die Los Angeles Rams treffen. Für die Eagles heißt es nach der bitteren Niederlage vor allem die Zukunft von Nick Foles zu klären, der in diesem Spiel wieder tolle Höhen und einige Tiefen gezeigt hat.
Saints vs. Eagles - die wichtigsten Statistiken:
New Orleans Saints vs. Philadelphia Eagles 20:14 (0:14, 10:0, 7:0, 3:0) BOXSCORE
- In der gesamten Ära von Drew Brees bei den Saints hatte New Orleans nur in 5 Spielen einen 14-Punkte-Rückstand nach dem ersten Viertel. In allen 5 Gelegenheiten verlor man das Spiel schließlich.
- Nick Foles ist erst der dritte Spieler in der Super-Bowl-Ära, der in den Playoffs einen Touchdown-Pass, -Run und eine -Reception hatte. Die anderen sind Kordell Stewart und Freeman McNeil.
- Der 18-Play-Touchdown-Drive über 11:29 Minuten der Saints im dritten Viertel war der längste in einem Playoff-Spiel seit 2007. Damals hatten die Cowboys einen 20-Play-TD-Drive gegen die Giants.
- Mit seinem 31. Touchdown-Pass in einem Playoff-Spiel hat Drew Brees Terry Bradshaw und Ben Roethlisberger überholt und Kurt Warner eingeholt. Er ist jetzt wie Warner auf Platz 7 der ewigen Liste.
- Die Eagles hatten vor dem heutigen Spiel alle 12 Playoff-Partien gewonnen, in denen sie zu einem Zeitpunkt mit 14 Punkten geführt haben.
- Michael Thomas hat mit 12 Receptions und 171 Receiving-Yards einen Franchise-Rekord für die Saints aufgestellt. Diesen hielt vorher Marquess Colston mit 144 Receiving-Yards gegen die Seahawks 2013.
Der Star des Spiels: Michael Thomas (New Orleans Saints)
Der Wideout war nach einer überragenden Saison wieder einmal eine dominante Waffe gegen die Eagles. Brees hatte zwar nicht seinen besten Tag was Downfield-Pässe angeht. Thomas aber machte es ihm leicht. Gerade bei In-Breaking-Routes war er nicht zu halten und hatte bei den schwierigen Down-and-Distance-Situationen einen Killer-Instinkt.
Der Flop des Spiels: Eagles Run Game
Die Eagles starteten heiß in die Partie und bekamen den einen oder anderen Run, der vor allem im Hinblick auf Play Action hilfreich war. Ab dem zweiten Viertel aber ging hier überhaupt nichts mehr. Aus ihren Running Backs Wendell Smallwood und Darren Sproles bekamen sie bei 13 Carries 2,8 Yards pro Run. Dabei hätte das Running Game vor der lautstarken Kulisse in New Orleans enorm helfen sollen.
Analyse Saints vs. Eagles: Die Taktiktafel
- Die Saints wollten das Spiel mit großer Aggressivität starten und die Defensive Backs der Eagles attackieren, die in dieser Saison mehrmals Diskussionsthemen in Philly gewesen sind. Nach seiner Inteception im ersten Drive kam Brees sofort mit einem Downfield-Versuch in der zweiten Possession zurück. Auch dieser klappte nicht.
- Die Eagles ihrerseits hatten verstanden, dass in einer soliden Saints-Defense in diesem Jahr die Defensive Backs die Achillessehne waren. Foles attackierte die Secondary aggressiv und mit Pässen in Man Coverage, weil er großes Vertrauen in seine Receiver hatte. Dieses kam ihm im dritten Drive teuer zu stehen. Hier machte Lattimore ein Monster-Play.
- Die Saints schickten gegen Foles auffällig häufig nur einen 3-Men-Rush. Foles hatte dadurch mehr Zeit in der Pocket, was ihm aber eigentlich nicht sonderlich liegt. Bei Würfen innerhalb von 2,5 Sekunden nach dem Snap hat er seit seiner Rückkehr zu den Eagles 2017 fast ein doppelt so gutes QBR im Vergleich zu Pässen nach 2,5 Sekunden (113,9 zu 67). Foles' Interception kam bei einem Pass, bei dem er den Ball länger als 2,5 Sekunden in der Hand gehalten hat.
- Die Eagles verzichteten in der ersten Halbzeit sogar komplett auf den Blitz. Bei wirklich jedem Snap der Eagles vertraute man auf die vier Männer Up Front und wurde belohnt. Man kam im ersten Durchgang zu 2 Sacks und kontrollierte das Running Game für 3,2 Yards pro Laufversuch. Der Battle in den Trenches gehörte ganz klar Philly.
- Sean Payton schien mit der ersten Halbzeit auf der offensiven Seite überhaupt nicht zufrieden gewesen zu sein und veränderte schematisch vieles in der zweiten. Die Saints agierten hier viel häufiger mit Motion, Counter-Plays und Miss Direction und nutzten die Horizontale konsequent, um dem 4-Men-Rush auszuweichen. Dies hatte zur Folge, dass Alvin Kamara endlich zu einem größeren Faktor wurde.