SPOX stellt die neuen Head Coaches, den jeweiligen Offensive und Defensive Coordinator und die größten Aufgaben, die vor dem neuen Coaching Staff stehen, in drei Teilen vor. Teil 1 mit den Cardinals, Buccaneers und Jets gab es am Mittwoch, Teil 2 mit den Packers, Dolphins und Broncos gab es am Donnerstag.
Cleveland Browns
Neuer Head Coach: Freddie Kitchens
Bisherige Coach-Erfahrungen: RB- und TE-Coach Glenville State (1999/College), Assistent LSU (2000/College), TE-Coach Mississippi State (2004/College), RB-Coach Mississippi State (2005/College), TE-Coach Cowboys (2006), TE-Coach Cardinals (2007-12), QB-Coach Cardinals (2013-16), RB-Coach Cardinals (2017), RB-Coach und Offensive Coordinator Browns (2018).
Was bringt Kitchens mit? Jahrelange Offense- und Quarterback-Arbeit, den Nachweis, die Browns-Offense nach den Entlassungen von Hue Jackson und Todd Haley auf beeindruckende Art und Weise während der Saison umgebaut und um ein Vielfaches effizienter sowie für Mayfield passender gemacht zu haben - und die fraglos vorhandene Verbindung auch auf zwischenmenschlicher Ebene zu Quarterback Baker Mayfield.
"Es erfordert Mut, diese Entscheidung zu treffen", hatte Kitchens bei seiner Vorstellung als neuer Head Coach über seine Beförderung zum neuen Boss in Cleveland selbst gesagt; insbesondere der raketenhafte Aufstieg innerhalb der Browns-Organisation - vom Positions-Coach zum Interims-OC zum Head Coach - ist alles andere als gewöhnlich.
Doch die von Kitchens selbst angeregte umfassende Head-Coach-Suche, die in Kooperation mit einem Such-Komitee insgesamt sieben Interviews hervorbrachte, sorgte für die einstimmige Entscheidung: Kitchens, der als umgänglicher und dabei direkter Typ gilt, von den Spielern geschätzt und gemocht wird und in seiner Art teilweise an Bruce Arians erinnert, unter dem er jahrelang in Arizona gearbeitet hat, war der beste Kandidat.
Kritiker zweifeln daran, dass Kitchens für einen solchen Sprung bereit ist. Die jahrelange NFL-Erfahrung, der Draht zu Mayfield und seine offensiven Scheme-Fähigkeiten sprechen für ihn, auch wenn er selbst auf die konkrete Nachfrage auf seine Art antwortete: "Ob ich bereit bin? Ich weiß es nicht. Waren Sie bereit, ein Kind zu bekommen?"
Wichtigste Baustelle: Baker Mayfields Entwicklung. Nach sechs NFL-Spielen hatte Mayfield acht Touchdowns und sechs Interceptions auf dem Konto, die Browns hatten nach dem Comeback-Sieg über die Jets vier von fünf Spielen verloren. Dann übernahm Kitchens, die Offense wurde schematisch teilweise um 180 Grad gedreht und Mayfield gelangen unter Kitchens 19 Touchdowns bei acht Picks. Cleveland gewann fünf der ausstehenden acht Spiele.
Für Clevelands Erfolg - ob kurz- oder langfristig - wird es jetzt entscheidend sein, diesen Trend fortzusetzen. Können Kitchens und Mayfield gemeinsam eine Ära in Cleveland prägen? Oder war die zweite Saisonhälfte nichts weiter als ein Strohfeuer? Die Voraussetzungen in Cleveland was den Quarterback, den Trainerstab und den offensiven Stil angeht waren schon seit sehr langer Zeit nicht mehr so gut wie 2019.
Personelles Fragezeichen: Antonio Callaway und das Receiver-Corps. Wenn die Browns offensiv den nächsten Schritt machen wollen, werden sie bessere Leistungen ihrer Outside-Receiver brauchen. Mit Njoku und Duke Johnson haben sie zwei Matchup-Waffen, Jarvis Landry erwies sich im Vorjahr als sehr gute Verpflichtung. Doch als Outside-X-Receiver konnte sich bislang keiner etablieren.
Antonio Callaway hat die Geschwindigkeit und Explosivität, um hier eine Waffe zu werden, in der vergangenen Saison fiel er aber auch immer wieder mit Unkonzentriertheiten und Drops (fünf insgesamt) auf. Ist Rashard Higgins eine Antwort? Oder vielleicht sogar Breshad Perriman, sollte der gehalten werden?
Die Coordinators: Todd Monken (Offensive Coordinator), Steve Wilks (Defensive Coordinator). Von allen acht neuen Head Coaches hat Kitchens den wohl eindrucksvollsten Trainerstab zusammengestellt. Steve Wilks mag in Arizona als Head Coach krachend gescheitert sein, als Lehrer und Defensive Coordinator genießt er noch immer einen sehr guten Ruf.
Sein 4-3-Base-Scheme wird nach Cleveland deutlich besser passen, sein Blitz-lastiger Ansatz ist der Browns-Defense von Gregg Williams bestens bekannt. Ebenfalls erwähnenswert ist D-Line-Coach Tosh Lupoi, der zuletzt Nick Sabans Defensive Coordinator in Alabama war und als eindrucksvoller Lehrer im Umgang mit den Spielern gilt. Mit Garrett, Ogunjobi, Coley und Ogbah hat Cleveland in der Defensive Line mehr junges Talent als in irgendeiner anderen Positionsgruppe.
Und die Offense? Die Browns werden die Terminologie und das generelle System aus der Vorsaison beibehalten, Kitchens bleibt der Play-Caller. Hier ist nach absurden acht Coordinators oder Play-Callern in den letzten neun Spielzeiten in jedem Fall für Kontinuität gesorgt. Der Einfluss von Todd Monken, der anderswo auch als Head-Coach-Kandidat gehandelt wurde und Coordinator-Interviews bei anderen Teams hatte, könnte sich also vor allem auf einzelne Konzepte beziehen - ganz konkret Konzepte der Air Raid Offense.
Die ist Monkens Basis, denn Monken hat die Air Raid Offense bereits bei verschiedenen Stationen im College trainiert und Konzepte daraus auch zuletzt zu den Buccaneers mitgebracht. Auch Kitchens nutzte grundlegende Konzepte daraus - was generelle Formationen und Route-Kombinationen angeht - bereits in der vergangenen Saison, und Baker Mayfield hat im College Lincoln Rileys Version der Air Raid Offense gespielt. Hier könnte eine Mischung entstehen, die für eine hochexplosive Offense sorgt.
Dafür spricht auch der weitere offensive Trainerstab. Adam Henry bleibt als Receiver-Coach, James Campen hat seit 2007 die Packers-Offensive-Line trainiert und übernimmt den Posten jetzt in Cleveland. Running-Backs-Coach Stump Mitchell hat mit Kitchens bei den Cardinals gearbeitet und Quarterbacks-Coach Ryan Lindley soll dabei helfen, weitere College-Konzepte zu adaptieren.