NFL

Die neuen Head Coaches Part 2: Eine neue Ära in Green Bay?

SPOX blickt auf die neuen Head Coaches in der NFL.
© getty

Acht Teams - oder auch ein Viertel der NFL - begab sich zum Saisonende auf die Suche nach einem neuen Head Coach, inzwischen haben alle acht Teams ihren neuen Hoffnungsträger vorgestellt. SPOX führt durch die Liste und stellt die neuen Coaches, ihre größten Aufgaben und ihren Trainerstab vor.

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SPOX stellt die neuen Head Coaches, den jeweiligen Offensive und Defensive Coordinator und die größten Aufgaben, die vor dem neuen Coaching Staff stehen, in drei Teilen vor. Nach Teil 1 mit den Cardinals, Buccaneers und Jets gestern gibt's heute Teil 2 mit den Packers, Dolphins und Broncos. Teil 3 mit den Bengals und Browns folgt am Freitag.

Green Bay Packers

Neuer Head Coach: Matt LaFleur

Bisherige Coach-Erfahrungen: Offensiv-Assistent Saginaw Valley State (2003/College), Offensiv-Assistent Central Michigan (2004-05/College), QB- und WR-Coach Northern Michigan (2006/College), Offensive Coordinator Ashland (2007/College), Offensive Quality Control Coach Texans (2008-09), QB-Coach Redskins (2010-13), QB-Coach Notre Dame (2014/College), QB-Coach Falcons (2015-16), Offensive Coordinator Rams (2017), Offensive Coordinator Titans (2018).

Was bringt LaFleur mit? Eine Prägung in der Shanahan-Offense sowie eine eigene Vergangenheit als Quarterback und als Quarterbacks-Coach. Und was im Laufe der vergangenen Wochen ein Running Gag wurde - gemeint ist die Verbindung zu Sean McVay, die viele hoch gehandelte Head-Coach-Kandidaten an den Tag legten -, hat durchaus auch einen taktischen Hintergrund.

McVay stammt aus der Offense-Prägung von Mike Shanahan, und LaFleur ist hierin noch deutlich stärker verwurzelt als McVay selbst. Bereits in Houston arbeitete er unter Kyle Shanahan und entwickelte einen guten Draht zu Mike Shanahans Sohn, Kyle brachte LaFleur dann 2010 auch als seinen Quarterbacks-Coach mit nach Washington und dieses Spiel wiederholte sich 2015 in Atlanta, ehe McVay ihn 2017 als seinen neuen Offensive Coordinator mit zu den Rams holte.

Bei allen McVay-Scherzen lässt sich festhalten: Die Offenses, die McVay bei den Rams und Kyle Shanahan bei den 49ers spielen, sind die beiden Offenses, die in der NFL derzeit von einem konzeptuellen Standpunkt aus betrachtet das höchste Standing genießen und zum Modernsten gehören, was die NFL zu bieten hat.

"Wir lassen Plays zu Beginn gerne gleich aussehen, sich dann aber unterschiedlich entwickeln", brachte LaFleur es jüngst auf den Punkt. "Das hilft, zu verhindern, dass die Defense eine Balance findet. Und eine Sache, die ich über Aaron sagen kann, ist die: Wenn man Aaron Zeit gibt und schwer lesbar wird, dann kann er großartige Leistungen abliefern, denn wir alle kennen sein Talent. So werden wir die Sache hier aufbauen."

Ganz konkret sollte das für die Packers bedeuten: mehr Play Action, mehr offene Pass-Fenster und schematisch sowie in puncto Play-Designs und Route-Kombinationen eine deutlich größere Herausforderung für gegnerische Defenses, als das zuletzt unter Mike McCarthy der Fall war - beginnend mit Play Action.

Von 37 Quarterbacks rangierte Rodgers in der vergangenen Saison auf Rang 32 was prozentuale Play-Action-Nutzung angeht. Mit Jared Goff (Rang 2), Tennessees Marcus Mariota (4) und Nick Mullens (12) zeigen die Quarterbacks die unter McVay, LaFleur und Shanahan spielten die klar gegensätzliche Tendenz.

Wichtigste Baustelle: Aaron Rodgers. Keine Frage bei den Packers. Der Erfolg dieser Franchise über die nächsten zwei, drei Jahre hängt davon ab, wie LaFleur und Rodgers auf persönlicher und auf Football-taktischer Ebene miteinander klar kommen.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Rodgers und McCarthy sich nicht nur zunehmend voneinander entfernt hatten, sondern dass es phasenweise ein regelrechter Konflikt war. Ein Konflikt, der, wenn man bestimmten Quellen glaubt, in einem internen Konkurrenzkampf und einem Arbeiten gegeneinander statt miteinander mündete. Die Quintessenz: McCarthys Offense genau wie sein Play-Calling sollen Rodgers frustriert haben. Hier muss LaFleurs erster Ansatzpunkt liegen.

Daraus machte auch Packers-Präsident Mark Murphy mit Blick auf die Trainersuche kein Geheimnis: "Um ehrlich zu sein: So wie unser Team strukturiert ist, brauchen wir jemanden, der mit Aaron arbeiten und ihm dabei helfen kann, seine Bestleistung abzurufen. Das wird uns dabei helfen, Spiele zu gewinnen."

Fragen nach genau diesem Aspekt dominierten auch LaFleurs erste Interviews als Packers-Coach und bei Pro Football Talk erklärte er: "Das ist ein gutes Problem, sollte es ein Problem sein. Die Jobs, bei denen man mit einem solchen Spieler arbeiten kann, werden normalerweise nicht frei. Ich habe in unseren Gesprächen gemerkt, dass er unheimlich leidenschaftlich ist und einfach Spiele gewinnen will. Ich freue mich sehr darauf, mit ihm zu arbeiten."

Die vergangene Saison machte überdeutlich, wie wenig Rodgers McCarthys Scheme noch vertraute und wie sehr ihm die Situation missfiel - auch abseits aller Gerüchte und mit schierem Blick auf das Tape. Er ignorierte und verfehlte phasenweise offene Receiver, hielt den Ball zu lange und hatte eine absurd hohe Quote an Throwaways.

LaFleur soll Rodgers einerseits mental fordern und ihm gleichzeitig das Leben einfacher machen, und die Shanahan-Offense ist wie gemacht für dieses Unterfangen. Jetzt muss Rodgers sich nur vollends darauf genau wie auf seinen neuen Head Coach selbst einlassen; die Tatsache, dass LaFleur selbst Quarterback gespielt und mit verschiedenen Quarterbacks (RG3, Cousins, Ryan, Goff, Mariota) zusammengearbeitet hat, könnte den Start dieser elementar wichtigen Beziehung erleichtern.

Personelles Fragezeichen: Die kritischen Free Agents. Mo Wilkerson, Bashaud Breeland - die Packers haben defensiv mehrere potentielle Leistungsträger mit auslaufenden Verträgen, die sie bislang aber verletzungsbedingt nur bedingt beurteilen konnten. Langjährige Packers-Spieler wie Clay Matthews und Jake Ryan kommen hier noch dazu.

Nicht untergehen sollte dabei aber Randall Cobb. Er hat immer wieder Verletzungsprobleme, doch wenn man in Green Bay davon spricht, Aaron Rodgers bestmöglich zu unterstützen, dann beinhaltet das auch, dass Waffen, denen er vertraut, gehalten werden. Lässt man Cobb ziehen, würde in diese Kategorie noch Davante Adams fallen - mit dann einer klaren Lücke zu Allison, Valdes-Scantling und Co. Und allzu teuer sollte Cobb nicht werden.

Die Coordinators: Nathaniel Hackett (Offensive Coordinator), Mike Pettine (Defensive Coordinator). Auch wenn die durch Verletzungen geplagte Defense im Laufe der Saison zunehmend abrutschte: Positive Tendenzen waren erkennbar und mit vielen jungen Spielern könnte hier perspektivisch ein großer Schritt nach vorne erfolgen.

So kann man es als einen ersten Erfolg für LaFleur verbuchen, dass Mike Pettine als Defensive Coordinator im Amt bleibt. Mit Josh Jackson, Jaire Alexander, Kevin King und - wenn er gehalten werden kann - Bashaud Breeland haben die Packers ein Cornerback-Corps mit immensem Potential. Wichtig wird es sein, im Pass-Rush nachzulegen. Mo Wilkerson könnte wohl mit einem günstigen Einjahresvertrag gehalten werden, ein dominanter Pass-(Edge-)Rusher fehlt aber immer noch.

Für Hackett könnte der Wechsel kaum größer sein. Zuletzt dafür zuständig, in Jacksonville eine Offense sowie Game Plans zu entwerfen, die über das Run Game funktionieren und den Quarterback bestmöglichst verstecken, wird seine Aufgabe in Green Bay ganz anders aussehen.

Und doch gibt es gewisse Überschneidungen. In Jacksonville musste Hackett den Run-lastigen Wünschen von Head Coach Doug Marrone Folge leisten, gleichzeitig aber schaffte er es, Bortles insbesondere durch First-Down-(Play Action)Passing und klar definierte Reads zu helfen. So unterschiedlich beide Quarterbacks auch sind, einige dieser Aspekte werden auch bei Rodgers eine Rolle spielen.

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