NFL Free Agency - wohin geht Nick Foles?
Foles-Option 1: Jacksonville Jaguars
Es ist der wohl offensichtlichste Fit für Foles. Die Jaguars haben ein offensiv junges Team mit einer Defense, die mit Spielern wie Jalen Ramsey, A.J. Bouye, Calais Campbell, Yannick Ngakoue und Myles Jack noch immer Playoff-bereit ist - die Betonung liegt auf "noch", denn allzu lange werden die Jags die Defense so nicht mehr zusammenhalten können. Um nochmal einen Playoff-Run starten zu können, muss Jacksonville endlich auf der wichtigsten Position reagieren - ein Ersatz für Blake Bortles muss her.
Die Probleme aus Jags-Sicht sind vor allem finanzieller Natur. Durch die Vertragsverlängerung mit Bortles würde eine Entlassung lediglich Cap-Einsparungen in Höhe von etwas über vier Millionen Dollar einbringen, da ein Dead Cap über gut 16 Millionen Dollar zurückbleiben würde - und Jacksonville ist schon jetzt als einziges Team über dem Cap.
Einsparungen müssten also her. Eine Entlassung von Defensive Tackle Marcell Dareus würde 10,5 Millionen Dollar an Cap Space schaffen, Tashaun Gipson (Cap-Einsparungen: rund 7,4 Millionen Dollar), Carlos Hyde (4,7 Mio.), Cody Kessler (knapp eine Million) und Abry Jones (4 Mio.) wären weitere denkbare Cap-"Opfer". Malik Jackson (11 Mio.) ist ebenfalls nicht unantastbar.
Foles wäre nicht nur ohne Frage ein Upgrade gegenüber Bortles, auch eine offensichtliche Verbindung ist gegeben: John DeFilippo, einst Foles' QB-Coach bei den Eagles, ist inzwischen der Offensive Coordinator in Jacksonville und kennt den (Noch-)Eagles-QB dementsprechend bestens. Wenige Coaches in der NFL sollten derzeit eher wissen, wie man Foles bestmöglich einsetzt.
Foles-Option 2: Washington Redskins
Die Redskins sind verglichen mit den Jags in einer ganz anderen Situation. Vom potentiellen Titelfenster sind sie in der Hauptstadt noch ein gutes Stück weit entfernt, stattdessen gilt es, die Ungewissheit auf der Quarterback-Position zu adressieren. Alex Smith könnte nach seiner schweren Verletzung zum vorzeitigen Karriereende gezwungen sein, zumindest für die kommende Saison scheint er in den Team-internen Planungen keine Rolle zu spielen.
Eine Entlassung ist aus Cap-Gründen keine Option, das wäre frühestens 2020 denkbar; und so muss Washington eine Quarterback-Lösung finden, die parallel zu Smiths Cap Hit in Höhe von 20,4 Millionen Dollar bezahlt werden kann. Das könnte schon Grund genug sein, dass Washington im Werben um Foles keine Rolle spielen kann.
Die sportlichen Voraussetzungen ansonsten wären für Foles nicht uninteressant. Eine - wenn sie endlich wieder fit zusammenbleibt - sehr gute Offensive Line, einige Waffen im Passing Game - auch wenn hier Bedarf besteht - und ein mutmaßlich gutes Run Game hinter besagter Line sowie mit der Rückkehr von Derrius Guice. Was das offensive Personal angeht wäre Washington in vielerlei Hinsicht die ansprechendere Option als Jacksonville.
Foles-Option 3: Miami Dolphins
Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die Dolphins von Ryan Tannehill trennen wollen und selbst die sich häufenden Meldungen, wonach die Dolphins 2019 von vorneherein als Übergangsjahr sehen, scheinen mehr als nur Gerüchte zu sein.
In der Vergangenheit wurden die Dolphins von Beratern auch mal genutzt, um Preise nach oben zu treiben - zu häufig war Miami nur allzu gerne im Rennen um die dicksten Free-Agent-Fische mit dabei.
Die Free Agency 2019 scheint nach allen Berichten aus South Beach nicht in diese Kategorie Dolphins-Free-Agency zu passen, was Miami mit Blick auf Foles wohl aus dem Rennen wirft. Miami will sein Team weder kurzfristig verbessern, noch in diesem Jahr viel Geld für Free Agents ausgeben. Eine Übergangslösung wie Case Keenum oder Ryan Fitzpatrick dürfte hier deutlich wahrscheinlicher sein.
Foles-Option 4: New York Giants
Aus Eagles-Sicht wäre das wohl - zurück zu den sentimentalen Aspekten - der unangenehmste Fall. Und denkbar wäre er nur, würden die Giants sich von Eli Manning trennen: Manning geht in sein letztes Vertragsjahr und hat einen Cap Hit in Höhe von 23,2 Millionen Dollar. Eine Entlassung würde allerdings Einsparungen über 17 Millionen Dollar mit sich bringen.
Die Giants, das haben ihre Entscheidungen in der jüngeren Vergangenheit klar gemacht, wähnen sich selbst zumindest in Playoff-Reichweite; die offensiven Waffen jedenfalls haben sie dazu. Die ehrliche und faire Frage, die man dennoch stellen müsste: Wäre Foles auf eine ganze Saison gesehen wirklich ein signifikantes Upgrade gegenüber Manning?
Free Agency: Nick Foles - eine Warnung
Das führt direkt zum letzten Punkt: Teams dürfen - und die Gefahr besteht ohne Zweifel - nicht vergessen, was sie mit Foles bekommen. Zu sehr dominieren seine Ausnahmespiele, die mitunter wirklich herausragend waren; wie etwa das Championship Game und der Super Bowl im Vorjahr, der Auftritt im Must-Win-Game gegen die Texans in Woche 16 oder zumindest Phasen des Wild-Card-Duells mit den Bears.
Doch schaut man sich das Gesamtbild an, fällt immer wieder Foles' Inkonstanz auf. Auch während seiner Zeit in Philly. Die schwachen Auftritte zum Start der vergangenen Saison werden dabei genauso gerne vergessen, wie mitunter desolate Foles-Partien spät in der Saison 2017 vor dem Conference Championship Game. Seine Highlights kamen mehrfach auf sehr großer Bühne. Das trügt die Wahrnehmung.
Gleichzeitig scheint Foles in der Lage, ein Team auf seine Art mitzureißen. Er hat keine Angst vor dem Downfield Passing Game oder vor engen Pass-Fenstern, er steht gegen Pressure in der Pocket, er gibt seinen Receivern immer wieder eine Chance auf das Play. Doch das konstant, Woche für Woche von ihm zu verlangen, insbesondere wenn die Umstände weniger vorteilhaft sind - etwa durch mehr Pressure hinter einer schwächeren Offensive Line -, wäre ein potentiell teurer Trugschluss.
Die Gefahr, dass ein Team für Foles viel zu tief in die Tasche greift, ist mehr als real. Umso wichtiger wird Foles' eigener Ansatz sein: die Umstände in jederlei Hinsicht sollten für den 30-Jährigen oberste Priorität genießen. Und vielleicht gibt es für Foles dann tatsächlich nochmals ein "besonderes" Team.