"Eine Freude" sei es gewesen, in Philadelphia zu leben, "und ein Teil von allem zu sein und das Trikot zu tragen. Das kann mir niemand nehmen. Wir haben einige wirklich besondere Dinge erreicht."
Wer Nick Foles nach dem Playoff-Aus der Eagles in der Divisional-Runde bei den Saints zuhörte, der bekam unweigerlich ein Gefühl von Abschied. "Wir werden sehen, was passiert", fügte er noch hinzu, "aber ich kann euch eine Sache sagen: Ich habe jeden einzelnen Moment hier genossen und das wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Die Stadt, die Fans, die Menschen, alles daran. Es geht nichts darüber, im Linc zu spielen. Wir werden sehen, was passiert, aber ich habe alles daran genossen."
Spult man ein paar Tage weiter, dann wurden Foles' Aussagen noch konkreter - und lieferten gleichzeitig einen ersten Ausblick auf die eigenen Vorstellungen von der kommenden Free Agency. So antwortete er an dem Tag, an dem die Eagles-Spieler ihre Spinds ausräumten, auf die Frage nach einem möglichen Verbleib in Philly: "Alles ist möglich. Ich werde es mit meiner Familie besprechen. Ich liebe diese Stadt und dieses Team, es ist etwas Besonderes."
Wenig später fügte er hinzu: "Ich denke, die Option zu haben, ein Free Agent zu sein, ist extrem wichtig. Es würde mir sehr gefallen, ein Team anzuführen. Ein Team anzuführen, das Team zu prägen, deshalb spielen wir das Spiel; wir wollen Menschen positiv beeinflussen, wir wollen eine gewisse Atmosphäre kreieren. Gleichzeitig geht das nicht nur alleine. Das hat dieses Team hier gezeigt: Es braucht ein Team, nicht nur den Quarterback."
Eagles und Foles: Kein Platz für Romantik
Viel wurde noch während der vergangenen Saison aus der besonderen Beziehung zwischen Foles und Philadelphia gemacht. Aus dem Nichts hatte er als Ersatzmann für den verletzten Carson Wentz zwei unglaubliche Playoff-Spiele aufs Parkett gelegt - darunter Super Bowl 52 gegen die Patriots - und so den Eagles den ersten Super-Bowl-Triumph in der Franchise-Geschichte beschert.
Ein Jahr später führte er, wieder als Backup für Wentz rein geworfen, Philly zumindest in die Playoffs. Doch dass für Romantik im NFL-Business kein Platz ist, wurde nach Saisonende spätestens dann klar, als die Eagles Foles darüber informierten, dass sie seine Vertragsoption für 2019 ziehen wollen.
Diese hätte Foles 20 Millionen Dollar eingebracht und seinen eigentlich auslaufenden Vertrag noch für die kommende Saison verlängert - was Philly die Möglichkeit gegeben hätte, ihn zu traden. Die Eagles zwangen Foles so dazu, wollte er sein Schicksal in die eigene Hand nehmen, sich für zwei Millionen Dollar aus der Option raus zu kaufen.
Und so lassen sich Foles' Aussagen relativ klar deuten: Der 30-Jährige will als Free Agent auf den Markt kommen und nicht durch einen Trade fremdbestimmt wechseln. So will er ein Team finden, bei dem er selbst etwas bewegen kann - wofür es, um in seinen Worten zu bleiben, "nicht nur den Quarterback braucht".
Anders formuliert: Foles will eine Chance als Starter, und sein Team will er frei wählen können - denn die Umstände könnten für ihn womöglich eine größere Rolle spielen als der finanzielle Part.
Eagles: Macht der Franchise Tag für Foles Sinn?
Eine Option hätten die Eagles allerdings noch - Philly könnte Foles den Franchise Tag geben, und ihn ultimativ so doch noch traden. Das hätte zwei positive Effekte für Philadelphia: Die Eagles könnten einerseits so verhindern, dass Foles womöglich bei einem Division-Rivalen wie Washington oder womöglich auch New York landet; und sie könnten sich ihre Kompensation sichern.
Was ist damit gemeint? Letztlich gibt es zwei realistische Szenarien für die Eagles. Entweder lässt man Foles jetzt als Free Agent ziehen, oder man bindet ihn nochmals und gibt ihn via Trade ab. Passiert Ersteres, würde Foles mit einem mutmaßlich hochdotierten neuen Vertrag in die Compensatory-Pick-Formel für die Eagles zählen und Philadelphia maximal einen Drittrunden-Pick 2020 bescheren - abhängig allerdings auch davon, wie teuer die Eagles in der kommenden Free Agency selbst einkaufen.
Und selbst wenn sich Philly auf dem Free-Agent-Markt zurückhält, gibt es ein Argument dafür, aufgrund der Compensatory-Formel den Trade zu bevorzugen: jedes Team kann in einem Jahr nur vier Compensatory Picks erhalten. Da den Eagles neben Foles auch die potentiellen Abgänge von Spielern wie Brandon Graham, Ronald Darby, Golden Tate, Jordan Hicks, Haloti Ngata und Jay Ajayi bevorstehen, könnte man darauf pokern, auch ohne Foles in der Rechnung mehrere hohe Compensatory Picks zu erhalten. Der Pick für Foles in einem Trade wäre so ein zusätzlicher Bonus.
Traden die Eagles Foles, hätte man zudem die Option, einen Drittrunden-Pick (oder womöglich auch höher, ein Drittrunden-Pick soll aber die interne Vorstellung sein) 2019, also im diesjährigen Draft zu verlangen. Es wäre also ein garantierter Pick im kommenden Draft, statt ein theoretischer Pick im 2020er-Draft - ein nicht zu verachtender Unterschied für ein Team, das umso mehr jetzt angreifen will, so lange Carson Wentz noch unter seinem Rookie-Vertrag spielt.
Dürfen die Eagles Foles den Tag geben und ihn dann traden?
Natürlich wäre ein solches Vorgehen seitens des Teams nicht ohne Risiko. Der Franchise Tag würde Foles zunächst einmal rund 25 Millionen Dollar zusichern, was einen Trade schon schwieriger machen könnte. Das aufnehmende Team müsste bereit sein, diese 25 Millionen Dollar für die kommende Saison zu bezahlen - und darauf aufbauend gewillt sein, einen langfristigen Vertrag auszuhandeln, dem Foles zustimmt.
Ein Team, bei dem Foles nicht unterschreiben will, dürfte kaum einem derart hochkarätigen Trade zustimmen; Foles selbst würde in diesem Szenario also doch eine gewisse Macht besitzen. Größer noch wäre das finanzielle Risiko für die Eagles selbst: Unterschreibt Foles den Tag, können ihn die Eagles nicht zurückziehen. Im schlimmsten Fall wären sie dann gezwungen, in der kommenden Saison rund 25 Millionen Dollar für ihren Backup-Quarterback zu bezahlen.
Bis zum 5. März, acht Tage vor dem Start der Free Agency, müssen sich die Eagles entscheiden. Dann endet die Frist für den Franchise Tag. Und selbst wenn die Eagles den Tag anwenden, könnte Foles' Berater Alarm schlagen. Denn das CBA schreibt vor, dass ein Team einem Spieler nicht mit der Absicht den Tag geben darf, dass er getradet werden soll.
Selbstredend ist das schwer nachweisbar und wird von der Liga selten wirklich konsequent verfolgt - Jarvis Landry wurde im Vorjahr von den Dolphins zu den Browns getradet, am Tag nachdem er den Franchise Tag erhalten hatte -, doch in diesem besonderen Fall mit der Quarterback- Situation im Hinterkopf hätte Foles ein gutes Argument.
So oder so stellt sich die alles entscheidende Frage: Welche Teams machen für Foles überhaupt Sinn?