NFL Draft 2019: Kyler Murrays Schwächen
Natürlich ist aber auch Murray nicht das perfekte Prospect. Wenn man ihn mit der Vorjahres-Draft-Klasse vergleicht, wäre er in meinen Rankings weder die erste noch die zweite Wahl.
Der für mich wohl größte Kritikpunkt ist die Frage nach seinem Spielverständnis. Zu häufig scheint Murray die Defense nicht konstant richtig lesen zu können, insbesondere, wenn die nach dem Snap nochmals etwas umstellt oder unerwartet Spieler in Coverage fallen lässt.
Das führte zu ein paar unschönen Interceptions. Murray übersieht bisweilen Verteidiger in Underneath-Coverage und hat auch tiefe Coverages mehrfach falsch gelesen.
In Kombination mit nicht wenigen One-Read-Plays, bei denen Murray durchaus auch mal an seinem primären Read kleben bleibt, führt das zu der Frage: Wie groß war der Anteil von Scheme und Play-Designs? Wie gut ist Murray im Lesen von Defenses und Verstehen seiner Route-Kombinationen?
Und dann der Worst Case: Werden die Probleme hier noch größer, wenn Murray es erst mit entschieden komplexeren NFL-Defenses zu tun bekommt?
Hier ist auch ein klarer Unterschied zu Murrays Oklahoma-Vorgänger Baker Mayfield zu finden. Mayfield war in puncto Reads bereits deutlich weiter.
Murray hat hier noch einen längeren Weg vor sich, und das gilt auch Pre-Snap. Mehrfach kam es vor, dass er - vermeintlich offensichtliche - Blitzer nicht identifizieren konnte.
Kyler Murrays Accuracy: Es gibt Ausnahmen
Ein weiterer Kritikpunkt hängt direkt mit Murrays größter Stärke zusammen. Ja, seine Accuracy ist bisweilen spektakulär; für meinen Geschmack gab es auf zu vielen Tapes einzelne Szenen, bei denen er auffällige Accuracy-Wackler drin hatte.
Das sah man - so wie bei diesem Play gegen Alabama - häufiger bei Pässen in die Flat, doch auch vertikal und im Intermediate-Passing-Game kommt es mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu merkwürdigen Aussetzern und Ungenauigkeiten.
Auch hier wiederum waren Interceptions die Folge, etwa im Spiel gegen Army oder hier gegen Texas Tech.
Und auch aus Mechanics-Perspektive wird sein künftiger Quarterbacks-Coach in der NFL ansetzen müssen: Murray hat es sich angewöhnt vom Backfoot zu werfen. Nicht permanent, aber es kommt doch regelmäßig vor.
Das führt zu einigen Underthrows und gefährlichen Pässen. Auch gegen Pressure hat er die Tendenz, im Wegfallen den Ball noch zu werfen. Manchmal mit spektakulärem Ausgang, oft aber auch mit Pässen, die keine Chance auf eine Completion haben und potenzielle Beute für einen Underneath-Verteidiger sind.