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Kamara, Kelce, Kittle: Matchupwaffen - so gewinnen Offenses in der NFL

Spieler wie Alvin Kamara und James White nehmen in modernen Offenses zentrale Rollen ein.
© getty

In der modernen NFL gewinnt man mit dem Passing Game. Und im Passing Game gewinnt man, indem man seinen Spielern vorteilhafte Matchups kreieren kann. Das hat die vergangene Saison wieder überdeutlich gezeigt - doch wie kreiert man diese Matchups? SPOX blickt auf einige der beliebtesten und effizientesten Ansätze.

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Patriots, Chiefs, Saints - wenn man sich einige der besten Offenses der vergangenen Saison anschaut, fällt ein gemeinsamer Nenner immer wieder auf: Bei aller individueller Qualität von Spielern wie Rob Gronkowski, Tyreek Hill oder Michael Thomas waren diese Teams gleichzeitig besser als jede andere Offense darin, den eigenen Top-Spielern zusätzlich noch vorteilhafte Matchups zu verschaffen.

Zu einem beträchtlichen Grad hebt das die Top-Offenses vom Mittelmaß ab. Natürlich hilft es, einen Quarterback wie Patrick Mahomes, Tom Brady oder Drew Brees in den eigenen Reihen zu wissen. Genauso hilft es aber Mahomes etwa, dass er ligaweit nur 12,2 Prozent seiner Pässe in enge Fenster werfen musste - der drittniedrigste Wert. Zum Vergleich: Josh Rosen in Arizona stand hier bei 21,6 Prozent, Jameis Winston bei 20,4 Prozent.

Offene, einfache Würfe kreieren, Yards nach dem Catch liefern - das sind zwei elementare Bausteine, um eine erfolgreiche Offense aufzubauen. Natürlich gibt es dafür diverse Möglichkeiten, Run Pass Options beispielsweise haben diesen Effekt nach wie vor, genau wie ein Play-Action-Passspiel. In diesem Artikel liegt der Fokus auf drei weniger generellen, dafür positionsbezogenen Taktiken:

  • Fullback als Matchup-Waffe
  • Running Backs im Passing Game
  • Tight Ends

Der Fullback diktiert das Geschehen

Kein Coach nutzt den Fullback so vielseitig wie Kyle Shanahan. Die San Francisco 49ers waren in der vergangenen Saison das einzige Team, das bei weniger als 50 Prozent seiner Snaps mit 11-Personnel (ein Running Back, ein Tight End, drei Wide Receiver) aufs Feld kam. San Francisco spielte nur 39 Prozent seiner Snaps in dieser Grundformation.

Im Gegenzug führten die 49ers die Liga bei weitem in puncto 21-Personnel, also mit zwei Running Backs oder einem Running Back und einem Fullback gemeinsam auf dem Feld, an: 41 Prozent der Offense wurde daraus gespielt. Der Liga-Schnitt lag 2018 bei acht Prozent. San Francisco war somit 2018 das einzige Team, dessen Basis-Aufstellung nicht 11-, sondern 21-Personnel war.

Kyle Juszczyk ist dabei der Mann im Fokus. Juszczyk spielte im vergangenen Jahr 663 Offense-Snaps und damit mehr als irgendeiner der Wide Receiver oder der Running Backs in San Francisco. Als Blocker fungierte er nur in rund 60 Prozent der Fälle.

Kyle Juszczyks Snaps 2018:

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496615056

Wenn die 49ers in 21-Personnel aufs Feld kamen, waren sie eine ausbalancierte Offense. Sie warfen den Ball 188 Mal und liefen 226 Mal. 8,9 Yards pro Pass aus 21 verzeichnete Shanahans Offense, ein Yard mehr als der Liga-Schnitt aus 21- und 1,8 Yards mehr als der Liga-Schnitt aus 11-Personnel. Fast 2.900 Yards und 13 Touchdowns verzeichnete San Francisco hieraus.

Juszczyk ist dabei zumeist ein zentraler Faktor. Ein Beispiel dafür, wie San Francisco ihn gerne einsetzt, ist dieser Passspielzug gegen Arizona. Juszczyk hat sich als äußerster Receiver am unteren Bildrand aufgestellt, nach außen gefolgt ist ihm Haason Reddick, ein Linebacker.

Das ist für den Quarterback ein erster wertvoller Hinweis darauf, dass die Cardinals Man Coverage und nicht Zone Coverage spielen. Darauf aufbauend kann er dann damit rechnen, dass die Route-Kombinationen, die gezielt dafür ausgelegt sind, Man Coverage zu schlagen, greifen werden.

Juszczyk ist dabei in gewisser Weise der primäre Receiver. Es gibt eine tiefe, aus dem inneren Slot heraus gelaufene Option, sowie eine schnelle Out-Route. Tatsächlich aber räumen die beiden Routes den Weg frei und machen es für Reddick unmöglich, Juszczyk zu verfolgen. Das Resultat ist eine einfache Completion über die Mitte.

Auch diese Szene beim Saisonauftakt gegen Minnesota verdeutlicht den Effekt, den der Fullback auf dem Feld haben kann. Shanahan, ohnehin einer der Play-Action-lastigsten Play-Caller der Liga, kombiniert Passspielzüge mit seinem Fullback gerne mit Play Action.

Immer wieder passiert es dabei, dass die Defense gerade den Fullback aus den Augen verliert, der in der Coverage-Ordnung zumeist die letzte Priorität hat. Aus dieser vertikalen Route von Juszczyk resultierte ein 50-Yard-Pass. Aus 21-Personnel werfen, aus 11-Personnel laufen - als Faustregel ist das eine gute Ausgangslage.

Meiste 21-Personnel-Sets 2018:

Team21-Personnel-Snaps (in Prozent)DropbacksYards pro Pass
San Francisco 49ers414 (41%)1888,9
New England Patriots348 (28%)1407,4
New Orleans Saints149 (13%)617,4
Chicago Bears128 (12%)648,4

Quelle: Sharp Football Stats

Das Schachspiel vor dem Snap

Generell hat ein Fullback auf dem Feld zunächst einmal einen Effekt: Man kann eine Reaktion der Defense provozieren. Defenses spielen kaum noch in der noch immer fälschlicherweise "Base-Formation" genannten Aufstellung, also mit vier Defensive Backs. 2018 agierten Defenses im Schnitt noch in 25 Prozent der Fälle im Base-Personnel. Sub-Packages, mit fünf oder auch sechs Defensive Backs, sind längst Alltag, um auf die passlastigen Offenses reagieren zu können.

Geht die Defense in ihre Nickel- (5 Defensive Backs) und Dime-Pakete (6), hat sie naturgemäß mehr Spieler, um den Pass zu verteidigen. Eine Priorität für Offenses muss es also sein, die Defense in ihr Base-Personnel zu bekommen und dann den Ball werfen zu können.

Genau dieses Dilemma hatten die Patriots im Super Bowl. New England gelang es nicht, gegen eine exzellente Rams-Defense ein Passspiel aufzuziehen und nur ein Drive führte im gesamten Spiel zum Touchdown. Bei diesem Drive agierten die Patriots aus 22-Personnel, hatten also nur einen Wide Receiver auf dem Feld.

Das hier abgebildete Play-Design nutzte New England gleich zwei Mal, allerdings mit Spielern jeweils auf anderen Positionen. Erst mit Fullback James Develin zusätzlich zu den beiden Tight Ends auf dem Platz reagierten die Rams mit einer Base-Defense, die Patriots gingen dann schnell daraus in eine Spread-Formation über und attackierten Los Angeles durch die Luft.

Die Patriots hatten in der vergangenen Saison nach San Francisco die zweithöchste 21-Personnel-Quote (28 Prozent), während New England 12-Personnel, vor nicht allzu langer Zeit die Basis dieser Offense, massiv zurückschraubte und hier die niedrigste Quote ligaweit hatte (fünf Prozent).

Shanahans 49ers: Fullback und Play Action

Einige von Shanahans besten Play Designs kamen über seinen Fullback. Die Offense arbeitet, genau wie etwa auch die der Patriots, ohnehin mit viel Play Action. Mit Juszczyk wurden diese Effekte manchmal nochmals maximiert.

Wenn die Offense in 21-Personnel aufs Feld kommt, erwartet die Defense grundsätzlich eher einen Run als einen Pass, was Play Action umso attraktiver macht. Vor allem aber funktioniert Play Action dann besonders gut, wenn die Defense nicht nur vor, sondern auch unmittelbar nach dem Snap einen Run erwartet.

Die Rams waren 2018 die Meister dieser Disziplin, San Francisco zeigt hier, wie es auch funktionieren kann.

Anhand der ursprünglichen Formation mit dem Fullback im Backfield und einer engen Formation deutet alles auf einen Run hin. Das verändert sich im ersten Moment nach dem Snap auch mit dem Fullback an der Line of Scrimmage nicht: Die Offensive Line blockt wie bei einem Outside Zone Run, der Fullback scheint sich dort einzugliedern.

Dann aber löst er sich von den Blockern und läuft eine vertikale Route. Durch den Play-Action-Fake hat Quarterback Jimmy Garoppolo dafür genug Zeit und trifft Juszczyk zum 35-Yard-Touchdown.

Noch schwieriger für die Defense wird es, wenn Play Action mit Screen-Pässen kombiniert wird, so zu sehen hier.

Drei Spieler - die blau markierten Pfeile - deuten einen Run-Spielzug nach rechts an, scheinbar mit dem Tight End und dem Fullback auf der linken Seite der Formation als Backside-Blocker.

Nachdem die beiden ihre Blocks kurz angetäuscht haben, gehen sie in ihre Routes und der Quarterback hat dann zwei Optionen: Ist der Tight End durch den Play-Action-Fake der Defense tief entwischt, kann er direkt das Big Play suchen. Ansonsten ist der Fullback eine sichere Kurzpassoption, mit Blockern vor sich, um Yards nach dem Catch raus zu holen.

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