Madden NFL 20 Review: Philly Special und College Playoffs

Marcus Blumberg
01. August 201910:50
Patrick Mahomes ist auf dem Cover von Madden 20.spox
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Das beliebte Videospiel Madden 20 kommt im Vorfeld der neuen NFL-Saison auf den Markt und liefert zahlreiche Neuerungen. Neben Ergänzungen im Gameplay wird auch ein neuer Storymodus präsentiert. SPOX testet die neueste Version der berühmten Franchise auf Herz und Nieren und klärt die Frage, ob es sich dieses Jahr lohnt, das offizielle Spiel der größten Sportliga der Welt zu kaufen.

Es ist wieder soweit, Madden startet in die neue Saison. Rund einen Monat vor der "echten" NFL beginnt die neue Spielzeit der virtuellen NFL. mit "Madden 20" startet EA Sports den nächsten Anlauf, um seine so erfolgreiche Football-Franchise wieder ein Stück besser zu machen und neue Innovationen zu präsentieren.

Ob ihnen das gelungen ist, hat SPOX-Redakteur Marcus Blumberg ausgiebig mit einer Vorabversion, die EA freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, getestet.

Madden NFL 20: Es geht los!

Wer Madden 20 erstmals in die Playstation - oder Xbox - wirft, wird direkt in den Pro Bowl nach Orlando befördert. Automatisch spielt der User dann die AFC-Auswahl, schließlich ist Quarterback Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs der Cover-Star des Spiels. Mahomes ist darüber hinaus zugleich der Posterboy der ersten großen Neuerung in diesem Jahr, den "Superstar X-Factors".

Ein X-Faktor ist gemeinhin der Spieler, der den Unterschied ausmacht. Und da es sich beim Pro Bowl um ein All-Star Game handelt, sind naturgemäß diverse Superstars mit von der Partie. Der User bekommt also direkt mal einen Eindruck, wie dieses neue Feature im Spiel aussieht.

Damit einhergehend haben solche Spieler dann auch "Zone Abilities", heißt: Spezielle Fähigkeiten, die bei der Ausführung bestimmter Taten (zum Beispiel fünf Completions in Folge) freigeschaltet werden. Sprich: Der Spieler ist dann in "the Zone" - ungleich DAZN - und ist dann eben heiß und noch effektiver.

TOm Brady steht in Madden 20 vor allem für seine Pro Reads an der Line of Scrimmage.getty

Madden 20 Superstar X-Factors: Tom Brady läuft im vierten Viertel heiß

Mahomes etwa zeichnet eine "Bazooka" aus, also ein Raketenarm, wenn man so will. Tom Brady wiederum kann Audibles an der Line schneller ausführen als andere QBs und hat die "Clutch"-Fähigkeiten. Er läuft im vierten Viertel schneller heiß als andere. Und defensiv ist ein Khalil Mack, wenn er mal heiß läuft, einfach nicht mehr zu stoppen. EA selbst weist derweil darauf hin, dass diese Features besonders im Arcade-Mode zur Geltung kommen, während es im "normalen" Simulation-Mode nur einen bedingten Unterschied macht. Was wiederum auch gut so ist.

Jedenfalls spielt man einen Pro Bowl und wird eventuell wie der Autor dieses Textes gegen Ende von Mack vernichtet.

Anschließend geht's ins neu gestaltete und im Vergleich zu früher aufgeräumte Hauptmenü, wo man sich entscheiden muss, welchen der Modi man denn spielen will. Zur Auswahl stehen "Face of the Franchise: QB1", Franchise, Madden Ultimate Team sowie Exhibition. Zudem gibt es über dieses Menü Zugriff auf die X-Factor-Database, in der alle entsprechenden Superstars samt ihren speziellen Fähigkeiten aufgelistet werden. Man will ja wissen, was man kriegt.

Exhibition ist der einfachste Weg, einfach ein Spiel zu spielen. Hier gibt es auch die gerade für Anfänger hilfreichen Features "Skills Trainer" - man bekommt hier eine umfassende Einführung über die Steuerung sowie die grundlegenden und fortgeschrittenen Spielzüge im Spiel - sowie Free Practice.

Bei Letzterem kann man ohne Probleme - und ohne wahlweise ohne Gegner - auf den Trainingsplatz gehen und alle möglichen Spielzüge austesten. Auch hinter diesem Menüpunkt zu finden sind die Option für ein einfaches Onlinespiel sowie der Pro Bowl.

Madden 20 Storymodus: "Face of the Francise: QB1"

Das Main Event, wenn man so will, ist allerdings ganz klar der Storymodus "Face of the Franchise: QB1". Wie auch bei den anderen EA-Sports-Titeln (FIFA, NBA Live, NHL) gibt es bei Madden seit ein paar Jahren einen Storymodus, in dem der User einen einzelnen Spieler steuert und dessen Karriere begleitet.

In dieser Inkarnation darf jeder das Aussehen seines Akteurs selbst bestimmen. Anschließend steht der User vor der Qual der Wahl: Für welches College soll sich der Protagonist entscheiden? Der QB hat die Wahl zwischen namhaften Schulen wie USC, Oklahoma, Texas oder Oregon. Insgesamt stehen zehn Colleges samt Originallogos und -Trikots zur Auswahl.

Dann jedoch der Schock: Dein neuer Coach konfrontiert dich mit der Nachricht, dass sich "Marcus Washington", der Top-Recruit des Landes, in letzter Sekunde doch noch für deine Schule entschieden hast, es wartet also die Ersatzbank.

In animierten Filmszenen, die durchaus ansprechend sind, wird dann zügig vier Jahre vorgespult. Das College Football Playoff 2019 steht an. Im Halbfinale im AT&T Stadium in Arlington/Texas hat dein Team jedoch ein großes Problem: Der Star-QB hat sich verletzt und fällt aus, der Protagonist muss also nach vier Jahren auf der Bank und ohne einzigen Snap - das passiert an sich in der realen Welt nie, aber sei es drum - ran und die Kohlen aus dem Feuer holen.

Madden 20: QB1 im College Football Playoff

Nach einem letzten Training spielt der User dann das Halbfinale. Überraschend jedoch nicht nur als Quarterback, sondern der User steuert die komplette Mannschaft mit Defense. Ein Szenario das Erinnerungen an die guten alten Zeiten von "NCAA Football" von EA Sports weckt. Hach!

Die Krux des Ganzen ist, dass der Spieler den Sprung in die NFL über den Draft schafft und sich dann beweisen muss. Der Spieler ist - natürlich - ein Superstar, den man mit diversen Zone Abilities ausstatten kann. Das Ziel ist klar: den Spieler durch seine Rookie-Saison manövrieren, verbessern und schauen, was passiert. Dieser Modus ist absolut ergebnisoffen und wird durch eine individuelle Videosequenz abgeschlossen.

So schön diese Sequenzen über den Modus hinweg auch anmuten, so langatmig wirken sie jedoch auch. Jemand, der nur das Spiel spielen will, dürfte wenig Freude daran haben, minutenlang von Filmsequenzen aufgehalten zu werden. Und wegklicken kann man diese eben auch nicht.

Eine weitere Möglichkeit, langfristigen Spielfluss zu erreichen, ist der gute alte Franchise-Modus. Je nach Geschmack steht dem User die volle Kontrolle über ein Team zur Verfügung, es gibt Trainings, Preseason, Regular Season, Playoffs, Draft Scouting, Draft und Free Agency. Wie gehabt eben.

Vor dem Snap kann der User einen Blick auf alle Superstars auf dem Feld und ihre Fähigkeiten werfen.madden 20

Franchise Mode in Madden 20: Setze Deine eigenen Ziele

Ganz neu ist dabei die Möglichkeit, vor der Saison sein persönliches Saisonziel festzulegen. Je höher die Messlatte, desto höher auch die mögliche Belohnung in Form von "XP" (Erfahrungspunkte), die zur Verbesserung des Teams eingesetzt werden können. Zudem gibt es gelegentlich auch Spieltags-Ziele, die ebenfalls für zusätzliche XP sorgen. Das Ziel ist, sein Team zum Erfolg zu führen, obgleich der natürlich je nach Team individuell definiert ist.

Der Modus mit der aber wohl höchsten Langzeitmotivation ist jedoch Ultimate Team. Wie bei FIFA auch spielt der User mit einem aus virtuellen Sammelkarten zusammengesetzten Team und versucht, dieses stetig zu verbessern. Das geht sowohl durch das Bestehen von Missionen und Challenges - Dinge wie "erreiche eine bestimmte Anzahl von Yards oder Touchdowns" - als auch über Erfolge in Online-Duellen, in denen man mit seinem jeweiligen Team antritt.

Der Punkt hierbei ist in erster Linie die Kurzweil. Challenges dauern in der Regel nicht sonderlich lang und bringen sofortige Belohnungen. Vorsicht: Suchtgefahr!

Wer sich indes nicht auf seine spielerischen Fähigkeiten beim Bau seines Teams verlassen will, kann im Übrigen auch einfach "Coins" kaufen und damit dann neue Spieler-Packs erwerben - oder eben Spieler per Auktion kaufen.

Was fehlt: ein simpler Season Mode, in dem ohne Blick auf eine weitere Spielzeit einfach nur eine Saison gespielt werden kann.

Madden 20 liefert authentische Bewegungen der Superstars

All das aber ist zweitrangig, wenn das Gameplay an sich nicht passt. Und in diesem Bereich hält Madden das ordentliche Niveau des Vorgängers mit ein paar Verbesserungen. So wirken die Bewegungen der Spieler flüssiger als bisher. Zudem gibt es gerade bei Star-Spielern noch detailgetreuere spezifische Bewegungen wie beim Wurf von Quarterbacks oder Cuts von Running Backs.

Sehr sinnvoll es, dass Pump Fakes, also angetäuschte Würfe, jetzt durch doppeltes Tippen einer der fünf Pass-Tasten erfolgt. Das erscheint naheliegender als den linken Analog-Stick zu drücken. Tacklings wirken ebenfalls realistischer. Und: Bei einem Pump Fake wird der Ball-Marker des angetäuschten Receivers auf dem Rasen kurz angezeigt, wodurch auch ein menschlicher Gegenspieler getäuscht wird.

Als jemand, der in den vergangenen Madden-Spielen immer wieder massive Probleme in der Defense hatte, kann ich nun zumindest konstatieren, dass es jetzt - auch im Vergleich zur Beta-Phase - etwas besser geworden ist. Pass-Rush kann, wenn gut ausgeführt, nun ein Faktor sein, ebenso Pass-Coverage, wenn man sich gewissermaßen zurückhält und der CPU die Steuerung bis zum Ankommen des Balls überlässt.

Am offensiven Laufspiel wurde ebenfalls geschraubt. War es in der Beta noch sehr schwierig vorwärts zu kommen, funktioniert das Run-Blocking nun deutlich besser.

Madden 20: Kleinere Gameplay-Mängel bleiben bestehen

Alles jedoch ist auch in Madden 20 nicht Gold, was glänzt: Immer noch lassen sich vereinzelt Situationen bestaunen, in denen Receiver, die auf einer Out-Route sind, den Ball fangen und dann ungebremst einfach weiter ins Aus rennen - ohne Not versteht sich. Es scheint weniger geworden zu sein, taucht aber immer noch auf.

Zudem fällt auf, dass Defense extrem viele Facemask-Strafen kassieren, damit häufiger als viele andere Vergehen. Auch mutet es komisch an, dass CPU-Quarterbacks teils viel zu lange den Ball halten und gern auch unnötig weiter zurückrücken bei Druck und dann eben große Raumverluste bei einem Sack hinnehmen.

Die kurioseste Entscheidung im Test aber war diese: Kurz vor der Pause stehen die Giants in Field-Goal-Reichweite bei einem zweiten Versuch und langsam auslaufender Uhr. Anstatt aber den Ball zu spiken und dann eben das Field Goal zu kicken, spielen sie den kommenden Versuch aus, werden gestoppt und die Uhr läuft aus. Pause.

Nun kann man es einfach auf den Fakt schieben, dass es eben die Giants waren. Aber vielleicht ist es auch ein Bug, der noch ausgebessert werden sollte.

In Madden 20 wird schon der Moment bevor das Spiel beginnt zur großen Show.madden 20

Run Pass Options finden ihren Weg zu Madden

Ganz stolz ist EA übrigens darauf, dass sie es nun endlich geschafft haben, Run Pass Options in ihre Playbooks zu integrieren. Obgleich die Umsetzung derer noch gewöhnungsbedürftig ist. Allerdings kann das auch an mangelnder Spielpraxis oder daran liegen, dass ich bislang nur Teams gespielt habe, die diese Plays eher selten nutzen. Interessant sind auch designten Shovel-Options einiger Teams für noch mehr Unberechenbarkeit.

Ebenfalls verläuft das Spiel an sich nun schneller, weil schneller von Play zu Play gesprungen wird. Die Zeit zwischen den Spielzügen wird verkürzt - auffällig ist zudem, dass in der Regel neun Sekunden von der Play Clock genommen werden in der No-Huddle Offense. Man springt essenziell vom Ende des vorherigen Spielzugs zum Play-Auswahl-Screen direkt an die Line of Scrimmage und ist bereit für den folgenden Snap. Gewöhnungsbedürftig, aber wohl realistischer, was die verbrauchte Zeit angeht, als zuvor.

Spannend wird es, wenn man sich etwa das Playbook der Arizona Cardinals anschaut, in dem sich nun diverse Air-Raid-Elemente befinden.

Zudem fanden diverse neue Trick-Spielzüge wie das "Philly Special" bei den Eagles ihren Weg ins Spiel.

Insgesamt ist das Gameplay gut und fühlt sich wie Football an. So kann man es machen und längere Zeit Spaß damit haben!

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Optik. Wie in jedem Jahr gibt es auch dieses Mal wieder neue Farben im Menü samt neuer, lockerer Schriftart. Damit einher geht dieses Jahr ein frisches Scoreboard, dass ziemlich originell wirkt und keinem der aktuellen TV-Stationen zu direkt nachempfunden ist.

Das neue Scoreboard enthält alle wichtigen Elemente für ein Football-Spiel. Zudem können unterhalb dessen Statistiken eingeblendet werden.madden 20

Madden 20: Neues Scoreboard, ansonsten gleiche Optik

Die Grafik an sich hat sich derweil im Vergleich zum Vorjahr nicht wahnsinnig verändert. Sicherlich wird bei genauerem Hinschauen deutlich, dass die Spielermodelle noch detaillierter sind, aber im Spielfluss selbst ist das nicht offenkundig. Die Stadien sehen weiter wunderbar aus und die Außenansichten vor den Spielen machen darüber hinaus einiges her.

Insgesamt ist Madden 20 wie immer eine Weiterentwicklung der Vorgänger mit ein paar recht sinnvollen Neuerungen wie den Ergänzungen im Gameplay. Eine Revolution jedoch ist das Spiel keineswegs, zu ähnlich sieht es seinem Vorgänger. Das heißt aber nicht, dass es nicht dennoch eine Bereicherung der Reihe darstellt.

Gerade die RPOs, die Shovel Option oder das Philly Special zeigen gerade langjährigen Fans, dass Realismus weiterhin ein zentraler Punkt ist, auch wenn besonders durch die X-Factors auch Arcade-Spieler auf ihre Kosten kommen werden. Und Anfängern sei das Spiel besonders empfohlen, schließlich lässt sich vor allem das Play Calling simplifizieren. Ob Experte oder Anfänger, Madden 20 sollte jeden ansprechen.

Madden 20 ist ab Freitag in gängigen Geschäften und Versandhäusern für Playtation 4, Xbox One und PC zur unverbindlichen Preisempfehlung von 69,99 Euro respektive 54,99 Euro erhältlich. Zusätzlich gibt es das Spiel auch in den Onlineshops der jeweiligen Plattformen.