NFL

Third and Long: So zerlegten die 49ers die Saints-Defense - was ist los mit Green Bay?

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 14 in der NFL!
© getty

Das Spitzenspiel in New Orleans hielt, was es versprach - zumindest von beiden Offenses! In seiner wöchentlichen Kolumne blickt SPOX-Redakteur Adrian Franke auf die Big Plays der 49ers im Superdome, außerdem: Was wird aus Cam Newton? Was ist los mit der Packers-Offense? Und wie geht's weiter mit Ryan Tannehill? Los geht's aber mit den Unparteiischen.

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Die NFL hat ein massives Schiedsrichter-Problem

Ich kann es nicht leiden, wenn man sich in der Sportberichterstattung ausführlich mit Schiedsrichtern auseinandersetzen muss - denn das bedeutet in aller Regel, zumindest in meinem Fall, das einiges schief gelaufen ist. Und an diesem Punkt in der NFL-Saison sind wir inzwischen angekommen, der Sonntag war das jüngste Beispiel dafür.

Das größte Thema dieses Jahr ist fraglos Pass Interference. Niemand, und das beinhaltet die Unparteiischen sowie die Regel-Experten in den TV-Übertragungen, weiß noch, was Pass Interference ist.

Das hier wurde als Pass Interference gegen den Verteidiger (!) gepfiffen. Das hier wurde überhaupt nicht gepfiffen, genausowenig wie diese Szene in Foxboro gestern, dieser Hieb auf die Schulter von Sammy Watkins im Spiel gegen die Raiders und auch das hier ist für meine Begriffe relativ deutlich Offensive Pass Interference durch Michael Thomas.

Und so weiter, und so weiter.

Wer sich diese Szenen jetzt angeschaut hat und auch mit dem Gefühl raus kommt, dass er keine Ahnung hat, was genau Pass Interference eigentlich ist: Willkommen im Klub.

Pass Interference muss klarer werden

Damit wir zunächst alle auf einen Nenner kommen, das hier sind die offiziellen Regeln bezüglich Pass Interference aus dem NFL Rulebook:

Das Kernproblem ist für mich, dass es zu viel Interpretationsspielraum gibt. Die oben beispielhaft dargestellte Szene wäre für mich das Musterbeispiel für "Playing through the back of an opponent in an attempt to make a play on the ball". Was reicht denn, um den Gegner in seinen Möglichkeiten den Ball zu fangen, "einzuschränken"? Welcher Kontakt reicht denn, dass man dafür verantwortlich ist, dass sich der Gegenspieler ungewollt wegdreht?

Dieser Interpretationsspielraum in so ziemlich jedem Absatz der Regel ist der Grund dafür, dass die Regel Woche für Woche, Spiel für Spiel und manchmal auch Szene für Szene anders ausgelegt wird. Und natürlich geht es auch um Nuancen bei diesen Szenen, man kann hier keine absoluten, simplen und universal für jede Szene 1:1 anwendbaren Regeln festlegen. Das ist auch nicht der richtige Weg, weil es nicht praktikabel wäre.

Ich würde mich stattdessen darauf fokussieren, die Regel zumindest einheitlich auszulegen und anzuwenden, und dafür muss man bei Pass Interference eine Kontrollinstanz in der Schiedsrichter-Zentrale haben. Mit der Möglichkeit, Pass Interference per Challenge Flag überprüfen zu lassen, hatte man einen vermeintlich ersten Schritt gemacht - nur um diese Challenge dann ad absurdum zu führen und lange nahezu kaum einmal eine Entscheidung nach der Challenge zu verändern.

Hier hat sich das Verhältnis zuletzt etwas verändert, der Weisheit letzter Schluss scheint das aber auch noch nicht zu sein. Und auch wenn ich es sinnvoller finde, hier durch die Challenge einen weiteren möglichen Kontrollmechanismus zu haben, komme ich doch immer wieder auf einen Punkt zurück: Pass Interference, insbesondere gegen die Defense, ist eine absolut kritische Situation, die aus einem Punt bei Fourth Down einen 40-Yard-Pass bei Third Down, aus einem Drive-Killer einen Touchdown-Wegbereiter machen kann.

Die NFL braucht einen schnell durchführbaren, zentralisierten und dadurch möglichst einheitlich umgesetzten Replay-Prozess. Einen Co-Hauptschiedsrichter am Monitor. Irgendetwas in dieser Richtung. Dass auf dem Platz Fehlentscheidungen getroffen werden, die jeder Zuschauer auf der Couch nach zwei TV-Wiederholungen ausmachen kann, ist absurd und adressiert ein generelles Problem.

Ref-Problem: Warum es unnötig kompliziert machen?

Die Problematik geht natürlich über Pass Interference hinaus. Den Patriots wurde gegen die Chiefs vermutlich ein Fumble-Return-Touchdown geklaut - weil die Refs die Szene zu früh abpfiffen. Ähnliches hatten wir schon mehrfach dieses Jahr, unter anderem bei den Saints in Los Angeles gegen die Rams. Eine Unart und ein riesiger Eingriff der Schiedsrichter auf das Spiel, der sich doch eigentlich denkbar leicht unterbinden lassen sollte. Im Zweifel eben die Szene erst ausspielen und die Pfeife stumm bleiben lassen.

Auch das Challenge- und Replay-System insgesamt ist einfach nicht gut. Der fälschlicherweise aberkannte Patriots-Touchdown von N'Keal Harry gegen Kansas City war eine dieser Szenen, die es einfach nicht geben darf: Jeder Zuschauer am Fernseher hat innerhalb weniger Sekunden anhand der ersten Wiederholung gesehen, dass Harry nie ins Seitenaus getreten war und es sich dementsprechend um einen regulären Touchdown handelte.

Dass die Schiedsrichter auf dem Feld das falsch entschieden sollte nicht dazu führen, dass es die Aufgabe der Coaches ist, via Challenge eine Fehlentscheidung zu korrigieren. Die Patriots konnten nicht mehr challengen und so wurde ein Touchdown, den Millionen Zuschauer längst als solchen identifiziert hatten, nicht gegeben.

Hier braucht es ganz konkret einen Sky Judge, einen Video-Schiedsrichter, der bei solchen Szenen eingreifen und den Hauptschiedsrichter auf dem Feld anfunken kann. Die anschließende Erklärung von Ref Jerome Boger beinhaltete unter anderem die Aussage, dass ein Schiedsrichter auf der Seite eine durch Spieler versperrte Sicht hatte und der andere dachte, Harry hätte die Seitenauslinie berührt. Fehler und Probleme, die passieren können - aber die so leicht zu reparieren wären.

Für die Schiedsrichter wären das immense Hilfestellungen, die sie in genau solchen Situationen entlasten könnten. Statt dass eben jeder sieht, dass eine Fehlentscheidung getroffen wurde, die aber durch komplizierte Regeln für die Auslegung der Regeln nicht repariert werden kann.

Denn die Schiedsrichter sollten einfach niemals im Mittelpunkt stehen. Und dieses Jahr müssen wir viel zu häufig über sie sprechen.