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Die Offense der Kansas City Chiefs unter der Lupe: Eine simple Idee mit schweren Geschützen

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt vor Super Bowl 54 im Detail auf die Offense der Kansas City Chiefs.
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Der Schlüssel für die 49ers: Mahomes unter Druck setzen!

Vielleicht das wichtigste Matchup aus 49ers-Sicht ist dieses: Kann der 4-Men-Rush Mahomes unter Druck setzen?

Klar ist, dass Mahomes zu blitzen nicht die Antwort ist, zumindest nicht was die generelle Herangehensweise angeht. Die Niners sind ohnehin keine Defense, die über den Blitz kommt. Die 49ers haben eine der ligaweit niedrigsten Blitz-Quoten (20,7 Prozent) - Defensive Coordinator Robert Saleh zeigte aber exzellentes Timing, wenn er dann doch mal blitzte: Wenn San Francisco dieses Jahr blitzte, kam in 12,9 Prozent der Fälle ein Sack dabei raus.

Mahomes hat dieses Jahr gegen den Blitz acht Touchdown-Pässe und keine einzige Interception geworfen sowie über 1000 Passing-Yards aufgelegt. Im Schnitt wirft er für fast ein halbes Yard mehr, wenn er geblitzt wird. Ganze zwei (!) Sacks haben Defenses produziert, wenn sie Mahomes geblitzt haben. Mahomes wird prozentual auf die Dropbacks gerechnet mehr als doppelt so häufig gesacked, wenn er nicht geblitzt wird.

Er ist zu gut in der Pocket, er ist zu gut außerhalb der Struktur - und die Pass-Konzepte greifen zu schnell, als dass der Blitz genügend Zeit hätte. Mahomes wird den Ball dieses Jahr bei 46 Prozent seiner Dropbacks in unter 2,5 Sekunden los und hat dabei elf Touchdowns geworfen. Interceptions? Fehlanzeige. Sacks? Einer. Kein anderer Quarterback kommt da ran.

Die Schönheit der Chiefs-Offense: Effizienz plus Speed

Woran liegt das? Warum produziert die Chiefs-Offense so viele Yards nach dem Catch und so viele Big Plays, selbst wenn Mahomes den Ball schnell loswird? Wieso musste Mahomes in der Regular Season die drittwenigsten Pässe in enge Fenster aller Quarterbacks werfen (12,2 Prozent seiner Pässe) und konnte trotzdem in 14 Spielen über 4000 Yards und 26 Touchdowns auflegen?

Hier kommen wir in die Designs der Offense, gerade in der kurzen und mittellangen Distanz. Kansas City profitiert auch hier von der Qualität (Kelce) und der Geschwindigkeit (Hill, Hardman, auch die Running Backs) der Waffen, die Play-Designs spiegeln das perfekt wieder.

Das Beispiel hier zeigt "Mesh" aus Y-ISO: Kelce ist links der einzige Receiver, er läuft gemeinsam mit Tyreek Hill im rechten inneren Slot das Mesh-Konzept. "Mesh" ist ein klassisches Air-Raid-Konzept, das Mahomes bestens aus dem College kennt und das längst ein ganz fester Bestandteil der Chiefs-Offense ist.

In diesem Konzept laufen zwei Receiver Underneath aufeinander zu und dann nur um wenige Zentimeter aneinander vorbei, sodass Verteidiger in Man Coverage um einen Mitspieler herum navigieren müssen. Das sorgt für potenziell große Coverage-Probleme und bringt die Geschwindigkeit der eigenen Waffen noch besser zur Geltung.

Und das ist ein permanentes Thema mit der Chiefs-Offense: Wie kann man Räume kreieren und den Receivern dabei helfen, sich von ihrem Gegenspieler zu lösen und wie kann man, neben Dingen wie RPOs und der dritthöchsten Play-Action-Quote der NFL (31,9 Prozent, 8 TD, 1 INT) möglichst viel Druck auf die Defense ausüben?

Mesh ist ein Grundkonzept dieser Offense, das aber drum herum auf diverse Arten erweitert werden kann. Etwa wie bei diesem Touchdown gegen die Bears:

"Mesh/Wheel" ist das Zauberwort dafür. Das Mesh-Konzept im Zentrum wird mit der Wheel-Route des Running Backs aus dem Backfield kombiniert, heißt: Der Running Back läuft erst Richtung Seitenlinie und macht dann den Cut Richtung Endzone.

Wer Speed auch im Backfield hat wie die Chiefs, kann Linebacker, die in Man Coverage dagegen meist aus dem Zentrum nach außen rücken und dann einen Running Back "einfangen" müssen, enorm unter Druck setzen.

Eines der simpelsten Air-Raid-Konzepte und ebenfalls eine schnelle Passoption für den Quarterback - sowie nicht selten nur ein verpasstes Tackle von einem möglichen Big Play nach dem Catch entfernt - sind diverse Curl-Konzepte.

Bei einer Curl-Route läuft der Receiver einige Yards das Feld runter, ehe er sich umdreht um zurück zum Quarterback zu arbeiten. Das ist aus Chiefs-Sicht besonders effizient, da Defenses die Geschwindigkeit der Receiver berücksichtigen müssen und ihnen so eher noch etwas zusätzlichen Raum geben.

Das ist ein Beispiel für Curl-Konzepte, ebenfalls aus dem Spiel gegen Chicago.

Von beiden Seiten gibt es mit unterschiedlicher Tiefe eine entsprechende Route, ergänzt durch eine Drag-Route (eine kurze Crossing-Route parallel zur Line of Scrimmage) über die Mitte.

Dabei lautet die Faustregel meist: Gegen Man Coverage läuft der Spieler in der Drag-Route weiter, gegen Zone sucht er sich einen Spot zwischen zwei Coverage-Zones.

Das letzte Beispiel für die Chiefs-Designs geht nochmals zurück zum Texans-Feuerwerk. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Kansas City einerseits im engeren Raum der Red Zone agiert, andererseits aber eben auch immer und immer wieder freie Receiver durch Route-Kombinationen kreiert.

Die Chiefs, bei all ihrer Kelce-und-Receiver-Power, werfen 20 Prozent ihrer Pässe auf Running Backs; und das sind mitnichten alles nur kurze Checkdowns oder Screens. Ganz besonders deutlich wird das eben in der Red Zone, wo die Offense mit weniger Platz arbeiten muss; hier hat Damien Williams Team-intern die zweitmeisten Targets nach Travis Kelce erhalten.

In dem Fall kombinieren die Chiefs die vertikale Route des Running Backs aus dem Backfield mit zwei Hindernissen für den Linebacker, der den Back decken muss (blau markiert): Kelces Route sowie dem In-Breaking-Crosser aus dem Slot muss der Linebacker jeweils ausweichen, ehe er Williams verfolgen kann. Das dauert viel zu lange.