Gehen San Francisco die Receiver aus?
Deebo Samuel verpasst das Training Camp aufgrund seiner Fußverletzung - auch ein Einsatz zum Start der Regular Season steht komplett in den Sternen. Head Coach Kyle Shanahan erklärte am vergangenen Donnerstag, er sei "hoffnungsvoll", dass Samuel in Woche 1 spielen kann. Fünf Tage vorher hatte Shanahan aber auch vermeldet, dass er nicht mit Samuel für den Saisonstart plane.
Derweil hat Jalen Hurd, der als ein möglicher Ersatzmann für Samuel galt und auch als potenzieller Starter nach dessen Rückkehr galt, einen Kreuzbandriss erlitten und wird die Saison verpassen. Richie James verpasst den Saisonstart aller Voraussicht nach mit einer Handverletzung.
Die jüngste potenzielle Hiobsbotschaft kam dann noch am Sonntag: Rookie Brandon Aiyuk, der bislang ein sehr gutes Training Camp hatte und von Coaches wie Reportern vor Ort überdeutlich gelobt wurde, verließ das Training am Sonntag mit einer mutmaßlichen Oberschenkelverletzung.
Sollte der explosive Rookie etwa an einer Muskelverletzung länger zu knabbern haben, wird es tatsächlich eng: Kendrick Bourne und Dante Pettis sind dann wohl die primären Receiver-Optionen für den Start der Saison, mit Trent Taylor im Slot. San Francisco läuft so Gefahr, dass man nicht die Outside-Qualität hat, um Defenses auf mehreren Ebenen zu bedrohen, sodass das Feld für Garoppolo noch weiter komprimiert wird als ohnehin schon in der Shanahan-Offense, die im Idealfall primär zwischen den Hashes und Underneath stattfindet.
San Francisco hat auch bereits reagiert und mit Tavon Austin, Jaron Brown und J.J. Nelson mehrere Receiver verpflichtet, von denen zumindest einer im Camp sich einen Platz im finalen Kader verdienen könnte. Spannend sind gerade Nelson und Austin, die mit ihrem Speed auch bei End Arounds ins Run Game eingebaut werden könnten.
Möglicher Sleeper: Siebtrunden-Pick Jauan Jennings, der im College bei Tennessee ein extrem physischer Receiver mit dem Ball in der Hand war - diese Komponente fehlt den Niners, falls Samuel doch länger fehlt.
Vikings: Dalvin Cook und der saure Apfel
Zunächst deutete alles auf einen klassischen Holdout hin. Dann sickerte durch, dass Dalvin Cook trotz seines nach der Saison auslaufenden Vertrags ins Training Camp kommt - bedingt durch das neue CBA hatte er auch kaum eine vernünftige andere Wahl. Hier sollten Gespräche dann weitergehen, so die Theorie.
Die Praxis sieht aber anders aus: Übereinstimmenden Berichten zufolge sind die Gespräche zum Stillstand gekommen, ein neuer Vertrag vor Saisonstart scheint weitestgehend ausgeschlossen.
Cook wurde, seitdem mit Pads trainiert wird, weitestgehend aus den Team-Einheiten rausgehalten - die individuellen Übungen absolviert er. Das allerdings hat nichts mit dem Wunsch des Running Backs nach einem neuen Vertrag zu tun, sondern soll primär eine Vorsichtsmaßnahme vonseiten des Teams sein, um Cooks Verletzungsrisiko zu minimieren.
Alles deutet hier darauf hin, dass Cook sich mit seiner Situation abgefunden hat und bereit ist, im letzten Jahr seines Rookie-Vertrags in die Saison zu gehen, um sich dann für einen neuen Deal zu empfehlen. Sollte die Situation aufgrund der vertraglichen Lage aber doch unschön werden: In Cooks Abwesenheit bei den 11-on-11-Drills hat Alexander Mattison nahezu alle Einheiten mit den Startern erhalten.
Echtes geteiltes Backfield in Denver und Detroit?
Für Fantasy-Football-Spieler ist das "Backfield by Committee", also die Teams, bei denen mehrere Running Backs ähnlich viel eingesetzt werden, der jährliche Albtraum. Welchen der betroffenen Backs sollte man draften? Wem kann man Woche für Woche vertrauen? Wer bekommt eher die Touchdowns, wer hat bessere Chancen auf eine Rolle im Passspiel?
Aktuell deutet sehr vieles darauf hin, dass genau eine solche Situation in Denver und Detroit entsteht.
Bei den Lions war seit einigen Tagen mehrfach zu vernehmen, wie beeindruckt sie in Detroit von D'Andre Swift im Passspiel sind. Swift, Detroits Zweitrunden-Pick im diesjährigen Draft, soll bereits ein konstantes Problem für Detroits Linebacker in Coverage sein - eine Qualität, die sein College-Tape bereits nahelegte. Gleichzeitig kennt Kerryon Johnson die Offense besser und ist der physischere Back. Eine relativ ausgeglichene Aufteilung zu Saisonbeginn mit potenziell einer wachsenden Rolle für Swift könnte hier das wahrscheinlichste Szenario sein.
In Denver derweil haben sie in der Offseason zwar keinen hohen Draft-Pick, dafür aber einen teuren Free Agent zusätzlich zu ihrem Starter geholt: Melvin Gordon erhielt im März einen überraschend gut dotierten Vertrag (2 Jahre, 16 Millionen Dollar, davon 13,5 Millionen garantiert), der nahelegt, dass der 27-Jährige eine fixe Rolle in der Offense bekommen wird - doch was wird dann aus dem explosiven Phillip Lindsay?
Head Coach Vic Fangio sagte jüngst die Worte, die kein Fantasy-Manager hören will: "Ich vermute, dass beide so viel spielen werden, dass wir keinen wirklichen Starter festlegen müssen." Kurios in Denver, verglichen mit der Situation in Detroit, ist die Tatsache, dass Gordon und Lindsay vergleichsweise ähnliche Backs sind. Wo Johnson und Swift bei den Lions den Power-Runner auf der einen und den agilen, explosiven Back auf der anderen Seite geben, hat Denver zwei Backs mit ähnlichen Stärken und Schwächen.
Das lässt zumindest daran zweifeln, dass beide wirklich eine gleich große Rolle bekommen.
Washington: Wer entthront Adrian Peterson?
Das Kapitel von Derrius Guice in der Hauptstadt endete genauso unrühmlich wie abrupt, sodass die Frage im Raum steht: wie wird sich Washingtons Backfield in der kommenden Saison zusammensetzen?
Adrian Peterson wurde als eine Art Anker gehalten, der Routinier war letztes Jahr noch immer ein sehr solider Runner, trotz der schwierigen Umstände in der Offense. Doch Peterson ist keine Waffe im Passspiel und inzwischen 35 Jahre alt - hat er nochmal eine Saison mit über 200 Runs im Tank? Und anders gefragt: sollte das für Washington überhaupt erstrebenswert sein?
Die Hoffnung zu Beginn der Offseason war fraglos, dass Guice hier eine größere Rolle einnehmen und perspektivisch Peterson ersetzen kann. Jetzt streiten sich Vorjahres-Viertrunden-Pick Bryce Love und Ex-Buccaneer Peyton Barber um den Platz neben Peterson, mit Rookie Antonio Gibson als primärer Kandidat für die Rolle des Receiving-Backs dahinter.
Hört man sich in der Hauptstadt um, wird ein Name inzwischen zunehmend häufiger genannt. Bryce Love, vermeldete Head Coach Ron Rivera etwa am Sonntag, "ist jemand, der jedes Down spielen kann. Ein explosiver, dynamischer Back."
Tatsächlich hatte Love eine fantastische 2017er Saison bei Stanford, in der er sein Big-Play-Potenzial eindrucksvoll unter Beweis stellte. Doch ein 2018er erlittener Kreuzbandriss sowie viele kleinere Blessuren bestimmten seine restliche College-Karriere. Eine geteilte Rolle mit Peterson könnte für ihn vorerst genau der richtige Weg sein - das Upside ist in jedem Fall spannender als bei Barber und potenziell auch verlockender als bei Peterson.