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NFL: Baltimore Ravens nach der Pleite gegen die Kansas City Chiefs - dem besseren Team in die Karten gespielt

Lamar Jackson (l.) war den Chiefs in Woche 3 nicht gewachsen.
© imago images / David Tulis

Die 20:34-Pleite der Baltimore Ravens gegen die Kansas City Chiefs in Woche 3 (Die Highlights zum Spiel findet Ihr hier) der NFL-Saison zeigte einem vermeintlichen Top-Favoriten deutlich die Grenzen auf. Doch nicht nur der überragende Patrick Mahomes war der Grund für das klare Ergebnis, auch die schwache Vorstellung von Lamar Jackson sowie fragwürdige Entscheidungen von John Harbaugh spielten gewichtige Rollen.

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Im Vorfeld war die Rede vom potenziellen Spiel des Jahres in der NFL. Das Giganten-Duell der Neuzeit in der AFC. Das Aufeinandertreffen der MVPs der vergangenen zwei Jahre - Patrick Mahomes und Lamar Jackson. Am Ende des Tages besteht zumindest mal kein Zweifel mehr daran, wer der Top-Favorit dieser Conference ist.

Das lag natürlich in erster Linie an Mahomes und seiner unglaublich effizienten Vorstellung. Mahomes sorgte insgesamt für 5 Touchdowns (4 PASS, 1 RUSH) und sammelte damit sage und schreibe 36,2 Expected Points Added (0,75 EPA/Play), was allein schon großartig ist. Es war schlicht ein Statement der Chiefs, aber auch ein Statement für das Passing Game in der modernen NFL.

Beide Offenses sind in der Regel äußerst effizient, die Chiefs aber hauptsächlich durch die Luft, die Ravens auf dem Boden. Und das war letzten Endes auch in diesem Spiel so. Doch letztlich vertrauten die Hausherren nicht konsequent auf ihre Stärken.

Die Ravens legten einen guten ersten Drive zu Beginn hin und setzten da hauptsächlich aufs Laufspiel, als es jedoch in die Red Zone ging, versuchten sie es entgegen ihrer Tendenzen mit dem Pass, was nicht funktionierte. Sie hielten dann, nachdem die Chiefs allmählich davonzogen, am Pass fest und wurden ein ums andere Mal dafür bestraft. In der zweiten Hälfte gingen sie wieder häufiger zum Lauf zurück und kamen - auch aufgrund von ein paar Fehlern der Chiefs - wieder ran. Doch verloren sie im Grunde schon vor der Pause das Spiel.

Baltimore Ravens: Entgegen der positiven Trends

Auffällig war zudem, dass die Ravens generell nicht auf das setzten, was sie gerade im Vorjahr so besonders, so progressiv gemacht hatte. Head Coach John Harbaugh galt im Vorjahr noch als Vorreiter, wenn es darum ging, die analytisch richtigen Entscheidungen bei Fourth Downs zu treffen. Sein wohl wichtigstes Fourth Down in diesem Spiel ereignete sich bereits im ersten Drive an der 8-Yard-Linie bei 4th and 3. Anstatt direkt ein Ausrufezeichen zu setzen, entschied sich Harbaugh für ein Field Goal.

Das gab zwar sichere Punkte, brachte jedoch auch vier Zähler weniger als potenzieller Touchdown ein. Zähler, die gegen die Chiefs essenziell sind. Ebenfalls bemerkenswert, wenn auch nicht ganz so gravierend, war dann die Entscheidung, nach dem Touchdown zum 19:27 in der zweiten Hälfte den Extrapunkt zu kicken. Aus analytischer Sicht wäre hier eine Two-Point Conversion etwas besser gewesen, um dann beim potenziellen folgenden Touchdown per PAT in Führung zu gehen. Das Prinzip lautet: Auf Sieg coachen, was Harbaugh im Vorjahr noch gemacht hatte.

Unterm Strich bleibt der Eindruck, dass den Ravens im richtungsweisenden Spiel gegen den amtierenden Super-Bowl-Champion ein wenig der Mut fehlte. Und es war nicht so, dass die Chiefs perfekt agierten. Sie leisteten sich einige Fehler - Kicker Harrison Butker vergab einen PAT und ein Field Goal kurz vor der Pause, Darwin Thompson verlor einen Fumble und sie wurden einmal in der eigenen Hälfte bei Fourth Down gestoppt. KC hielt die Tür offen, die Ravens gingen jedoch nicht hindurch.

Erschwerend kam die schwache Leistung von Jackson im Passspiel hinzu. Wie schon bei der Playoff-Pleite im Januar gegen die Tennessee Titans ließ das Passspiel zu wünschen übrig. Jackson knackte nicht mal die 100-Yard-Marke, sorgte für -10,5 EPA (-0,28 EPA/Play) und erklärte anschließend: "Der defensive Gameplan der Chiefs ähnelte dem, was die Titans in den Playoffs taten." Zudem nannte er die Chiefs das "Kryptonit" der Ravens.

Baltimore Ravens: Jacksons Vorstellung wirft Fragen auf

Die Tatsache, dass seine Leistung ähnlich schwach war wie damals, wirft einige Fragen auf. Was, wenn nun mehr Teams diese Art Defense spielen? Was, wenn es anderen Teams gelingt, eine solide Führung herauszuspielen und die Ravens ebenfalls dazu zu bringen, vom Laufspiel abzuweichen und aufs wacklige Passspiel zu setzen? Das Laufspiel funktionierte letztlich auch gegen die Chiefs, was die 0,27 EPA/Play bei allen Laufspielzügen unterstreichen. Wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn man sich auf seine Stärken verlassen hätte, anstatt schon früh gegen die eigenen Tendenzen zu gehen?

Auch dann hätte es eine Niederlage geben können, einfach schon deshalb, weil Mahomes einfach nicht zu fassen war. Doch das Spiel hätte womöglich enger gestaltet werden können.

Ravens-Head-Coach Jim Harbaugh wollte jedoch nicht zu viel in das Spiel hineininterpretieren und sprach einfach aus, was in dem Moment jeder wusste: "Sie haben uns geschlagen. Sie haben ihre Plays besser gemacht. Sie hatten einen besseren Gameplan. Sie haben uns einfach geschlagen. Das ist die Story heute. Das große Ganze interessiert mich gerade nicht, aber sie sind aktuell ein besseres Footballteam als wir."

Ein besseres Footballteam, dem im Grunde auch in die Karten gespielt wurde. Die Chiefs hielten stur an ihrem Sub-Package mit nur zwei Linebackern und fünf Defensive Backs fest und sahen nicht so aus, als hätten sie großen Erfolg damit, Jackson und Co. auf dem Boden zu stoppen. Doch das mussten sie auch zu selten, als dass dies zum Problem hätte werden können. Offensiv hatten sie ihr üblich gutes Play-Design und den Human Cheat Code Mahomes, der aussieht, als könnte er dieser Tage nicht mal Fehler machen, wenn er es wirklich versuchen würde.

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