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Third and Long: Jets-Desaster, Eagles-Fragen und die Week-1-Überraschungen

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf den ersten Spieltag in der NFL.
© getty

Woche 1 der Saison 2020 ist im Rückspiegel - was bleibt? Nach den ersten Erkenntnissen vom Sonntag stehen heute die Jets im Fokus, deren Pfeil nach Woche 1 Richtung Nummer-1-Pick zu gehen scheint. Außerdem: Was ist los mit der Eagles-Offense, wie geht es weiter in Miami - und wer konnte zum Auftakt überraschen?

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Es gibt Saisonstarts, die frustrieren - die Niners-Pleite gegen Arizona wäre so ein Fall. Es gibt Saisonstarts, die Fans klar machen, dass ihr Team noch weiter weg sein könnte als erhofft; die Colts-Niederlage in Jacksonville könnte man hier nennen.

Und dann gibt es das, was Jets-Fans in Woche 1 ertragen mussten. Das Spiel, bei dem ein Team aussieht, als wäre es das klar schlechteste Team der Liga. Das waren die Jets bei ihrer 17:27-Pleite in Buffalo zum Auftakt.

Hier gilt es direkt einzuhaken, denn 17:27 klingt aus Jets-Sicht deutlich, deutlich besser als das Spiel aus ihrer Sicht war. Zwei Fumbles von Bills-Quarterback Josh Allen jeweils tief in der Jets-Hälfte verhinderten, dass Buffalo noch mehr Punkte in der ersten Hälfte auflegte: Es hätte sehr gut auch 35:0 statt 21:3 zur Halbzeitpause stehen können, und dennoch war dieses Spiel zur Halbzeitpause entschieden.

Da kann es Jets-Fans nicht gefallen, dass Adam Gase nach dem Spiel die Schuld indirekt von sich wies. Auf die Frage, wie er die Probleme der Offense mit ähnlichen Problemen in der vergangenen Saison vergleichen würde, antwortete Gase: "Das ist etwas völlig anderes. Heute hatten wir Receiver offen, aber haben sie verfehlt. Oder wir hatten Drops. Wir hatten einige Abstimmungsfehler im Run Game."

Das mag zwar alles stimmen, aber wenn Gase nach außen so wenig selbstkritisch auftritt, wie sieht das dann intern aus? Müsste nicht spätestens nach diesem Auftakt alles hinterfragt und jeder Stein umgedreht werden?

Jets: Adam Gase hilft Sam Darnold nicht

Das Kernproblem für die Jets und der Grund dafür, dass diese Auftaktniederlage sich nicht anfühlt wie ein einmaliger Ausrutscher, ist das Gesamtkonstrukt in New York. Die Jets haben ein unterdurchschnittliches Waffenarsenal, einen Quarterback, der um seine sportliche Zukunft in der Stadt spielt und einen Head Coach, bei dem man schlicht sagen muss, dass er eben nicht seine Spieler in die bestmögliche Position bringt.

Das beginnt mit ganz simplen Dingen wie beim ersten Jets-Drive der Partie. Bei 2nd-and-10 ließ Gase einen Inside Run gegen eine 7-Men-Box laufen, gegen welche die Jets-Line kaum Raum machen konnte. Es folgte 3rd-and-7, wobei Darnold eine schwierige Out-Route hätte treffen müssen, was ihm nicht gelang.

Und das setzt sich einfach immer und immer wieder fort. Entweder gibt es einen individuellen Fehler in der Offense, oder der Play-Call ist zu vorhersehbar, die Play-Designs funktionieren zu wenig zusammen - und dann haben die Jets mit ihren begrenzten Möglichkeiten kaum Spielraum für Fehler. Selbst wenn die eigene Defense neue Chancen bereitstellt.

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© NFL Gamepass

Die Szene hier zeigt das Ende des Drives direkt nach Allens erstem Fumble. Nicht nur ist es die unheilvolle "Run-Run-Pass"-Kombination, es ist eben auch das "wie".

Die Jets haben sich in 3rd-and-9 manövriert. Das ist ein kritisches Down, ein Down, bei dem gute Play-Caller sich von der Masse absetzen. Warum? Die Defense weiß, dass ein Pass kommt, meist packen Defensive Coordinator in diesen Situationen ihre kreativsten, exotischen Pass-Rush- und Coverage-Pakete aus.

Und was macht Gase? Er wählt den Weg des schnellen Passes zum isolierten Wide Receiver auf der rechten Seite der Formation. Darnold liest die 3-Receiver-Seite links von ihm gar nicht, sondern wirft den Ball direkt nach rechts, wo zwei Bills-Verteidiger aus unterschiedlichen Winkeln bereits warten, genau wie ein tief postierter Safety, den Chris Hogan auch noch vor dem Marker hätte schlagen müssen.

Das ist nichts anderes als ein aussichtsloses Unterfangen.

Vor allem aber sind diese Szenen kein Einzelfall. Beim Drive zum Abschluss des ersten Viertels standen die Jets abermals vor einem langen Third Down, dieses Mal klebte Darnold mit seinen Augen auf der linken Seite, bis nur noch der Pass in die Flat als Checkdown zum Tight End blieb, welcher das neue First Down um mehrere Yards verfehlte.

Jets-Offense: Alles ist hart erkämpft

So ensteht ein Gesamtbild mehrerer Faktoren, die sich gegenseitig runter ziehen. Darnold war mehrfach ungenau, hielt den Ball zu lange, kassierte eine absurde Delay-of-Game-Strafe beim ersten Play des Drives direkt nach dem dritten Bills-Touchdown und warf eine Horror-Interception spät über die Mitte in Triple Coverage.

Alles sieht so hart erarbeitet aus, es gibt wenige einfache Yards in Gases Offense und zu allem Überfluss verletzte sich Bell bei einem der besseren Play-Calls - ein Eins-gegen-Eins von Bell gegen Linebacker AJ Klein Sekunden vor der Halbzeitpause, das Bell mit einer Out-and-Up-Route klar gewann und für den Touchdown vermeintlich durch war - am Oberschenkel.

Und dann sind da diese Screens

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© NFL Gamepass

Dieser Wide-Receiver-Screen etwa ist vom Start weg fast chancenlos; Breshad Perriman hat einen Verteidiger direkt bei sich, weil der Block des Receivers auf seiner Seite komplett ins Leere läuft, hätte aber selbst andernfalls aus zwei Richtungen Bills-Verteidiger direkt auf sich zustürmen sehen.

Man kann hier nahtlos anknüpfen, denn beim direkt darauf folgenden Second Down versuchen es die Jets abermals.

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© NFL Gamepass

Dieses Mal ist es ein Screen zum Running Back, doch zwei der vier Bills-Linemen haben den Screen bereits erahnt und sind auf dem Weg zu Le'Veon Bell, als der noch damit beschäftigt ist, den Pass zu sichern. Er kommt nicht weiter als zwei Yards über die Line of Scrimmage.

Ein ausgeprägtes Screen-Paket einzubauen ist per se nichts schlechtes, Gases Screens aber sehen oft komplett ideenlos aus. Da ist keine Ablenkung, keine Falle für die Reads der Verteidiger, alles wirkt eindimensional.

Von den Garbage-Time-Punkten der Jets sollte man sich zudem nicht blenden lassen - Gang Green war in dieser Partie weitaus deutlicher unterlegen als es eine 10-Punkte-Niederlage darstellt. Und das wirft letztlich die Frage auf: Wo geht die Reise hin?

Viele - ich inklusive - haben vor der Saison die Jaguars, Jets und Washington als das Top-Trio im Rennen um den Nummer-1-Pick eingestuft. Jacksonville und Washington haben ihre Auftaktspiele gewonnen, und das mit Spielern und Mannschaftsteilen, die Hoffnung machen. Wie Minshew und Henderson bei den Jaguars, oder die Defensive Line um Rookie Chase Young bei Washington.

Man will nicht nach einem Spiel einen Haken hinter die Saison setzen, aber dennoch bleibt hängen: Diese gleiche Hoffnung muss man bei den Jets aktuell sehr lange suchen.