NFL

Power Ranking nach Woche 4: Neue Favoriten - alte Kellerkinder

SPOX blickt im 4-Wochen-Takt auf die gesamte Liga - im Power Ranking!
© imago images/Dirk Shadd
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24. Cincinnati Bengals (1-2-1)

Platzierung vor Saisonstart: 29.

Nach vier Spielen sollte man keine voreiligen Schlüsse ziehen - bei Joe Burrow fällt das ziemlich schwer. Was Burrow in seinen ersten NFL-Spielen hinter einer Offensive Line aus Jonah Williams und viel gutem Willen abliefert, ist spektakulär. Die Bengals müssen aufpassen, dass sie Burrow hinter dieser Line nicht verheizen, gegen Jacksonville zerlegte er den Blitz zum wiederholten Male, Joe Mixon hatte ein herausragendes Bounceback-Spiel und selbst die von Verletzungen bereits stark beeinflusste Defense konnte einige Plays machen. Vor allem der Pass-Rush wachte endlich auf. Die Bengals werden vermutlich wieder Richtung Top-10-Pick gehen, die Probleme in der O-Line sind zu groß und A.J. Green scheint weit davon entfernt, er selbst zu sein. Aber die Aussicht für dieses Bengals-Team und die Idee, was möglich ist, wenn die richtigen Baustellen adressiert werden, ist positiver als bei so ziemlich jedem anderen Team im unteren Liga-Viertel.

23. Houston Texans (0-4)

Platzierung vor Saisonstart: 9.

Die langfristige Perspektive ist die neue Hoffnung in Houston. Diese Saison scheint mit dem 0-4-Start quasi abgehakt und darüber hinaus hat Houston keinen Erst- oder Zweitrunden-Pick im kommenden Draft, sowie einen extrem teuren Kader in dieser Saison. Die Texans haben Deshaun Watson - und sie haben jetzt die Aussicht, nach der Entlassung von Team-Mogul Bill O'Brien endlich einen Neustart hinzulegen. Der wird durch die mangelnden Ressourcen nicht einfach, aber zumindest kann man jetzt bewusst einen Weg einschlagen und gezielt um Watson herum aufbauen. Für diese Saison: Houston hat eine desolate Run-Defense, in einem Ausmaß, dass sie Woche für Woche ein ernsthaftes Problem für die Texans darstellt. Offensiv derweil gelingt es nicht, ohne DeAndre Hopkins als Fixpunkt eine vernünftige Offense zu kreieren. Dass die Offensive Line bislang wackliger war als letztes Jahr, hilft dabei wenig. Houston hat immer noch zu viel individuelle Qualität, um am Ende ganz hinten zu landen. Und dennoch geht der Blick bereits auf die kommende Offseason - und das ist trotz allem eine massive Enttäuschung.

22. Philadelphia Eagles (1-2-1)

Platzierung vor Saisonstart: 8.

Was soll man mit diesem Eagles-Team nur machen? Der Sieg gegen die 49ers war unheimlich wichtig und angesichts der zahlreichen Ausfälle auch wenigstens ein kleines Ausrufezeichen - gleichzeitig aber muss eine ehrliche Analyse auch beinhalten, dass Philly vermutlich verliert, wenn Niners-Backup-Quarterback Nick Mullens nicht ein absolut grausames Spiel abliefert. Die Verletzungen - gegen die Niners fehlte dann im Laufe der Partie fast die gesamte Offensive Line - bleiben ein Thema, ganz besonders wichtig ist aber die weitere Entwicklung der Saison von Carson Wentz. Der war über die ersten drei Spiele einer der zwei, drei schlechtesten Quarterbacks der Liga, gegen die 49ers gab es zumindest vereinzelte positive Tendenzen. Auch defensiv müsste mehr möglich sein als die "leicht über Durchschnitt"-Defense, die wir aktuell sehen. Bekommen die Eagles ihre PS in dieser Saison noch auf die Straße? Dann ist gerade in dieser Division einiges möglich. Das beginnt aber, bei allen berechtigten Hinweisen auf die Ausfälle überall in der Offense, mit Carson Wentz.

21. Chicago Bears (3-1)

Platzierung vor Saisonstart: 24.

Die Bears sind mehr oder weniger an genau dem Punkt, den man erwarten durfte, mit vielleicht einem Sieg mehr auf dem Konto als gedacht - und jeder einzelne dieser Siege stand für sich betrachtet auf wackligen Füßen. Die Defense ist gut, sehr gut sogar - Top-5-gut. Die Offense allerdings extrem viel Stückwerk und auch wenn Nick Foles zwar individuell ein Upgrade gegenüber Mitch Trubisky darstellt: Sollte die Offense jetzt von unkoordinierten Deep Shots geprägt sein, während das Run Game komplett ineffizient ist und kein Rhythmus entsteht, sind die Bears vom Regen in die (etwas weniger nasse) Traufe gefallen. Das war von vorneherein die Gefahr des Bears-Ansatzes für die Quarterback-Position in der vergangenen Offseason, und jetzt muss man womöglich den Preis zahlen. Da Foles jederzeit auch zu krassen Ausreißern nach oben in der Lage ist, gib es ein wackliges, theoretisch hohes Ceiling. Die Realität ist aber vermutlich, dass sich die Bears letztlich irgendwo im Liga-Mittelfeld einpendeln werden.

20. Minnesota Vikings (1-3)

Platzierung vor Saisonstart: 14.

Ganz vorsichtig lässt sich die Tendenz erkennen, dass Minnesota auf dem offensiven Weg der Besserung ist. Das hatte sich gegen Tennessee bereits angedeutet und setzte sich am Sonntag gegen Houston fort. Die Vikings wollen zwar nach wie vor unbedingt alles über ihr Run Game aufbauen, das aber sah zuletzt sichtbar verbessert aus. Und auch Cousins spielte besser. Gleichzeitig ist Rookie-Receiver Justin Jefferson mit einem Knall in der NFL angekommen, wenn er sich weiter als starke Nummer 2 hinter Adam Thielen etabliert, wird die Offense sich auch noch weiter steigern. Die Interior Offensive Line bleibt das große Sorgenkind aus individueller Perspektive. Defensiv derweil bleiben große Fragezeichen in der Coverage und auch der Pass-Rush bleibt zu ausrechenbar. Ein echter Schritt nach vorne dürfte in der Defense erst erfolgen, falls Danielle Hunter doch noch irgendwann zurückkehren sollte.

19. Los Angeles Chargers (1-3)

Platzierung vor Saisonstart: 25.

Justin Herbert macht Spaß und ist definitiv eine positive Überraschung - das für sich betrachtet, ist die wichtigste Chargers-Erkenntnis nach dem ersten Saisonviertel. Herbert attackiert vertikal, er hat keine Angst vor Druck oder vor engen Fenstern, und so hat L.A. auch Woche für Woche Chancen, mit seiner Offense Spiele zu gewinnen. Der verletzungsbedingte Verlust von Austin Ekeler für mutmaßlich mehrere Wochen nimmt den Chargers jetzt allerdings die zuverlässigste Waffe im Passspiel nach Keenan Allen, während die Offensive Line einmal mehr eine Großbaustelle ist. Defensiv sind es insbesondere die Verletzungen, die herausstechen. Positiv hier: Die Entwicklung von Jerry Tillery als Interior-Pass-Rusher. Die Secondary dagegen wackelt.

18. Carolina Panthers (2-2)

Platzierung vor Saisonstart: 26.

So richtig greifen lassen sich die Panthers nach vier Spielen noch nicht. Auffällig ist in jedem Fall, dass Carolina gegen die Chargers und vor allem gegen Arizona offensiv mit einfachen Mitteln punkten konnte: Viele Crosser mit Yards nach dem Catch, offene Würfe für Bridgewater, der den Ball gut verteilt und insbesondere Robby Anderson hat sich als elementar wichtig herausgestellt. Defensiv sticht heraus, dass der Pass-Rush auch außerhalb von Brian Burns aufgewacht ist - bleibt abzuwarten, ob das an schwachen Vorstellungen der Chargers- und Cardinals-Lines lag, oder ob das ein Trend ist. Carolina ist in jedem Fall ein unangenehmes Team, das zwar in der Secondary und mit Bridgewater seine klaren Limitierungen hat, mit seinem Stil aber einen schlecht vorbereiteten Gegner wie Arizona in der Vorwoche vor erhebliche Probleme stellen wird.

17. Arizona Cardinals (2-2)

Platzierung vor Saisonstart: 17.

Cardinals, Panthers, Chargers - das ist grob eine Kategorie und während die Chargers mit ihrem Rookie-Quarterback antreten und sich die Panthers insgesamt in einem groß angelegten Umbruch befinden, muss man die ersten vier Wochen aus Cardinals-Sicht als Enttäuschung einstufen. Die Defense hatte zwar immer wieder positive Ansätze gezeigt, gegen Carolina wurde aber wieder einmal klar, dass Defensive Coordinator Vance Joseph schnell aufgeschmissen ist, sobald er auf Ausfälle oder neue Situationen reagieren muss. Was nicht gerade für ihn spricht, vorsichtig formuliert. Der Pass-Rush derweil ist viel zu häufig überhaupt kein Faktor und dass es nicht gelingt, Isaiah Simmons auf dem Feld heranzuführen, wirft ebenfalls kein gutes Licht auf den Trainerstab. Die größere Enttäuschung aber ist offensiv, wo Arizona eigentlich einen großen Sprung nach vorne machen will. Stattdessen ist die gesamte Passing-Offense extrem auf das Kurzpassspiel ausgelegt, was Kyler Murray gar nicht so sehr liegt. Kingsbury muss die Offense öffnen und viel mehr vertikale Elemente einbauen, denn aktuell ist der einzige X-Faktor in Arizonas Offense das Run Game über Murray. Und mit dem, was Murray als Deep Passer drauf hat, in Kombination mit den offensiven Waffen um ihn herum, ist das auch unter Berücksichtigung der inkonstanten Offensive Line kaum zu rechtfertigen.