Bei nasskalter Witterung (10 Grad Celsius) kamen beide Teams nur schwer in Tritt, sodass die Bills bei ihrem zweiten Drive auch nur zu einem 48-Yard-Field-Goal von Tyler Bass kamen. In der Folge nahmen beide Teams offensiv zeitweilig Fahrt auf und erzielten bis zur Pause drei Touchdowns in Serie.
Patrick Mahomes fand Tight End Travis Kelce auf einer Juke-Route aus dem Slot in Man Coverage eines Linebackers für den ersten Touchdown im Spiel. Die Antwort der Bills war deren wohl bester Drive, bei dem Quarterback Josh Allen Stefon Diggs - auf einer angetäuschten Shallow-Route, die dann zur Out-Route wurde - in der Endzone fand. Die erneute Antwort der Chiefs war dann ein 12-Yard-Touchdown-Pass auf Kelce, der dieses Mal auf einer simplen Corner-Route unterwegs war und Safety Jordan Poyer einfach zu spät hinterherkam.
Bis zur Pause wurde es dann nochmal turbulent, da die Chiefs einen Punt nahe der Mittellinie erzwangen und die Chiefs im Anschluss viel Zeit verschwendeten und dann einen Fumble durch Kelce verloren. Die Bills versuchten daraufhin noch ein 52-Yard-Field-Goal, doch Bass vergab den Versuch.
Beide Teams versuchten nach der Pause weiterhin, über das Laufspiel zum Erfolg zu kommen. Während die Chiefs damit Erfolg hatten, kam Buffalo kaum noch von der Stelle. In einem siebenminütigen Drive kam KC zum wohl vorentscheidenden Touchdown Ende des dritten Viertels - Darrel Williams lief bei 4th and Inches zu einem 13-Yard-Score.
Buffalo Bills erwachen zu spät
Für die Bills kamen zwei Probleme zusammen: Sie konnten den Lauf der Chiefs nicht stoppen und das Passspiel von Allen funktionierte nicht. Entweder waren die Pässe ungenau oder die Receiver leisteten sich Drops. Im vierten Viertel kamen dann noch zahlreiche undisziplinierte Defensiv-Aktionen hinzu, die zu Strafen führten und den Bills das Leben zusätzlich erschwerten.
Die Bills verkürzten nach einem Chiefs-Field-Goal knapp sechs Minuten vor Ende nochmal nach einem schnellen Drive mit einem 8-Yard-Touchdown-Catch von Cole Beasley, doch anschließend übernahm Mahomes und reihte ein kritisches First Down ans nächste und führte KC noch zum entscheidenden Field Goal nach der Two-Minute Warning. Anschließend beendete KC-Safety Daniel Sorensen die Party mit einer Interception.
Buffalo Bills (4-2) - Kansas City Chiefs (5-1)
Ergebnis: 17:26 (3:7, 7:6, 0:7, 7:6) BOXSCORE
Bills vs. Chiefs - die wichtigsten Statistiken
- Der Touchdown-Pass von Allen auf Diggs in der ersten Hälfte war Allens 15. Touchdown-Pass in dieser Saison. Damit ist er erst der zweite Quarterback überhaupt mit 15 Touchdown-Pässen und 3 Rushing Touchdowns in den ersten sechs Spielen einer Saison. Der erste, dem dies gelang, war Hall-of-Famer Steve Young.
Patrick Mahomes (21/26, 225 YDS, 2 TD) warf im Spiel seinen 90. Touchdown-Pass in der NFL in seinem 37. Spiel. Damit bricht er den bisherigen Rekord von Dan Marino, der seinen 90. Touchdown im 40. Spiel warf.
Noch eine Mahomes-Bestmarke: Er und Travis Kelce haben nun zusammen für 24 Touchdowns seit der Saison 2018 gesorgt. Das sind die meisten eines QB-Receiver-Duos in diesem Zeitraum.
Edwards-Helaire sah sich hauptsächlich sogenannten "Light Boxes" gegenüber - bei 18 seiner 26 Carrys -, also sechs oder weniger Verteidiger an der Front, und dominierte diese. Er kam dabei laut Next Gen Stats auf 109 Expected Rush Yards, was die meisten gegen Light Boxes in den vergangenen zwei Jahren in der NFL waren.
Der Star des Spiels: Offensive Line der Chiefs
Die ohnehin schon ersatzgeschwächte O-Line der Chiefs verlor früh im Spiel auch noch Right Tackle Mitchell Schwartz, für den Mike Remmers übernahm. Und dennoch dominierte die Unit das Spiel an der Line of Scrimmage fast durchweg. Sie halten Mahomes' Pocket weitestgehend zusammen, brillierten aber vor allem im Run Game, das letztlich der entscheidende Faktor war. Rookie-Running-Back Clyde Edwards-Helaire führte die Truppe mit 161 Rushing Yards und überragenden 6,2 Yards pro Carry an, insgesamt lief KC für 247 Yards (5,6 pro Carry) und kontrollierte damit das Spiel.
Der Flop des Spiels: Josh Allen (Bills)
Das Spiel war in Reichweite für die Bills, denen es über weite Teile gelang, die explosive Chiefs-Offense in Schach zu halten und Big Plays größtenteils zu verhindern. Doch die eigene Offense spielte nicht mit. Ein Grund dafür war die schwache Vorstellung von Allen (14/27, 122 YDS, 2 TD, INT), der kaum einen Pass über mittlere und längere Distanzen anbrachte und speziell Deep Balls ohne jeglichen Touch warf. Am Ende drehte er zwar nochmal auf, doch da war das Spiel eigentlich schon entschieden.
Analyse: Bills vs. Chiefs - die Taktiktafel
- Die finalen 1:13 Minuten vor der Pause waren ein Beispiel an schlechtem Zeitmanagement seitens Andy Reid. Anstatt nach dem Punt der Bills aufs Tempo zu drücken, um nochmal Punkte zu erzielen, ging es gemächlich zu, ohne wirkliche Dringlichkeit. Dann verlor man auch noch einen Fumble und setzte seine Lethargie defensiv fort: Die Bills kamen nochmal in Field-Goal-Reichweite, weil Allen einen völlig offenen Diggs fand, der keinen Gegenspieler irgendwo in Sichtweite hatte. Die Chiefs spielten Prevent und zogen sich mit ihren Defensive Backs bis kurz vor die Endzone zurück, sodass Diggs locker noch einige Yards rausholen durfte. Dass Bass dann das Field Goal aus 52 Yards vergab, war aus Reids Sicht reines Glück.
Die Chiefs-Defense war darauf bedacht, den Run durch die Mitte zu stoppen, allerdings ohne dafür ihre Secondary zu kompromittieren. Nur die Front-Six machten die Mitte dicht. Darüber hinaus zeigte Defensive Coordinator Steve Spagnuolo häufig ein gutes Händchen beim Blitz. Beispielhaft war der Tackle for Loss von Cornerback Bashaud Breeland gegen Singletary kurz vor der Pause für einen beträchtlichen Raumverlust. Bemerkenswert war allerdings, dass man gegen Diggs häufig Man Coverage spielte, was stets riskant ist und durchaus bestraft wurde.
Offensiv präsentierten sich die Chiefs überraschend Lauf-lastig. Das führte häufig dazu, dass sie mit 12-Personnel auftraten und häufiger einen Tight End zum Running Back als H-Back oder Fullback ins Backfield stellten. Und größtenteils liefen sie dann auch tatsächlich, was die Bills nur bedingt stoppten. Sie waren augenscheinlich darauf bedacht, mit zwei Deep Safetys die Deep Routes der Chiefs zu verhindern.
Die Bills machten es offensiv ähnlich, setzten aber eher auf 11-Personnel, wobei gerade der robuste Rookie-Wide-Receiver Gabriel Davis häufig im Backfield aufgestellt war, sei es als H-Back oder eben Fullback, um sowohl in der Pass-Protection als auch im Run-Blocking auszuhelfen. Das war sicherlich der Tatsache geschuldet, dass die Personaldecke auf Tight End ein wenig dünn war mit dem Ausfall von Dawson Knox. Wirklich effektiv war das Run Game der Bills aber nicht. Lediglich Allen gelang es mit designten und improvisierten Runs für halbwegs explosive Plays zu sorgen.