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Top 10: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 6 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück mit seinen Top-Takeaways zum vergangenen NFL-Sonntag.
© imago images/Douglas R. Clifford
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4. Der Meltdown von Baker Mayfield gegen Pittsburgh

Die Cleveland Browns sind ein Paradebeispiel dafür, wie elementar wichtig die offensiven Umstände sind, insbesondere, solange man keinen Elite-Quarterback hat. Wer über diesen Luxus nicht verfügt, kann trotzdem von einem Jahr zum nächsten enorme offensive Sprünge machen, solange er die Umstände signifikant verbessert.

Cleveland hat genau das gemacht. Die Offensive Line ist eine Top-5-Line in dieser Saison, nachdem gerade die Tackle-Spots letztes Jahr ein erhebliches Problem waren. Dazu kam mit Kevin Stefanski ein neuer Head Coach mit einem klaren offensiven Plan, und was letztes Jahr eine Offense ohne Zusammenhang, ohne Struktur und ohne erkennbare Idee war, wurde um 180 Grad gedreht.

Das ließ Baker Mayfield signifikant besser aussehen - obwohl er für sich betrachtet gar nicht bedeutend besser spielte als im Vorjahr. Alles um ihn herum funktionierte besser und trug ihn mit, doch sobald Mayfield über das System hinausgehen musste, wurde es deutlich häufiger wacklig, als den Verantwortlichen in Cleveland lieb sein kann.

Gegen Pittsburgh war das auf dem vorübergehenden Tiefpunkt. Und ja, Mayfield ging angeschlagen mit einer Rippenverletzung in die Partie, das sollte man hier erwähnen, und er steckte auch einige Hits ein. Doch die Fehler passierten auch fernab davon.

Der Pick Six zu Minkah Fitzpatrick war ein furchtbarer Wurf über die Mitte, viel zu spät und offensichtlich hatte Mayfield nach dem Snap nicht richtig gelesen, dass die Steelers Cover-1-Cross spielen, also den Safety aus einer tiefen Position Underneath in eine Zone nach vorne kommen lassen. Mayfield war abermals nicht gut in der Pocket, und auch das konnte man in den vergangenen Wochen bereits beobachten, eine weitere Interception kam spät im Down, eine weitere desolate Entscheidung.

Mayfield hat jetzt seinen vierten Head Coach in drei NFL-Jahren und hat mindestens drei sehr unterschiedliche Offenses (Hue Jackson, Freddie Kitchens, jetzt Stefanski) dabei gelernt. Das hat seine Entwicklung fraglos gehemmt, und die Tendenz, aus einer sauberen Pocket zu flüchten, hat sich über die letzten beiden Jahre signifikant intensiviert.

Cleveland wird in dieser Saison nicht viele Defensive Lines wie die der Steelers treffen, die Browns werden den meisten Spielen mit ihrer Offensive Line einen Stempel aufdrücken können. Doch für was genau reicht das? Und dann weiter gedacht: Wird Mayfield ultimativ als Quarterback nicht mehr als Kirk Cousins sein - und will Stefanski um diese Qualität, aber auch diese Limitierung (dazu im nächsten Punkt mehr) langfristig herum arbeiten?

5. Wie geht es weiter bei den Vikings?

Sicher gab es bei dem einen oder anderen Vikings-Fans noch einen ganz zarten Hauch von Playoff-Hoffnungen. Der Sieg über Houston, ein sehr guter Auftritt bei der knappen Pleite in Seattle und einige durchaus machbare Gegner in den nächsten sieben Spielen - in diese Kategorie hätte man im Vorfeld dieser Partie auch die Falcons gezählt.

Die Realität war, dass die Falcons phasenweise nach Belieben durch die Defense von Mike Zimmer marschierten, dass das offensive Play-Calling abermals sehr eindimensional daherkam. Viele Runs bei Early Downs, die zu nichts führten, und dazu zwei horrende Interceptions von Kirk Cousins klar in Coverage.

Minnesotas Team hat zahlreiche Schwachstellen. Es gibt auch Lichtblicke, allen voran Justin Jefferson, während Zimmer etwa tatsächlich ernsthafte Fortschritte bei seinen Fourth-Down-Entscheidungen zeigt. Doch die Frage, die sich viele Vikings-Fans stellen, lautet: Wo geht die Reise hin?

Minnesota wird mehrere neue Starting-Linemen brauchen, auf Cornerback wird sich zeigen müssen, ob langfristiges Starter-Material bei den jungen Spielern dabei ist; und über allem ist das Ceiling, das unweigerlich mit Kirk Cousins einherkommt.

Cousins ist ein Quarterback mit einem hohen Floor, und der eine funktionale Offense sehr gut umsetzen kann, einen guten Deep Ball darin hat und mit konstanter Accuracy punktet. Doch dieser Floor bricht sofort ein, wenn einer dieser Faktoren mal fehlt, und dann gibt es für Cousins auch meist keinen Weg zurück in die Partie. Das sind die Limitierungen mit ihm.

Angesichts der Baustellen vermute ich, dass das Fenster, um mit Kirk Cousins etwas zu gewinnen, sich gerade schließt. Minnesota ist zu weit weg von den idealen Umständen, die es bräuchte, um mit Cousins wirklich erfolgreich zu sein und wer weiß, wann sie diese erreichen - wenn sie das überhaupt schaffen.

Dann geht es darum, den perspektivischen Nachfolger zu finden, der 2022 fix übernehmen könnte, wenn Minnesota aus dem Cousins-Vertrag kann - wofür es dann wiederum eine klare offensive Richtung braucht. Und hier ist der Knackpunkt, potenziell auch für die Zukunft von Mike Zimmer: Ich habe mehr und mehr Zweifel daran, dass Gary Kubiak der richtige Coach dafür ist und das Ende der Cousins-Ära könnte der richtige Zeitpunkt für den kompletten Umbruch sein.

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