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Top 10: Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Divisional-Playoff-Runde

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6. Die Browns machen einiges richtig - und zu viel falsch

Die Verletzung von Patrick Mahomes sowie der finale Play-Call von Andy Reid sind natürlich die großen Themen nach dem Chiefs-Browns-Spiel. Bei mir ist einerseits aus Browns-Sicht hängen geblieben, wie Cleveland gerade mit dem verheerenden letzten eigenen Drive die Chance auf den späten Sieg weggeworfen hat; generell war Kevin Stefanskis Clock Management im Schlussviertel nicht gut und die Browns verbrannten elementar wichtige Timeouts. Cleveland unterliefen in diesem Spiel schlicht zu viele Fehler, allen voran der Fumble zum Touchback, aber eben auch Drops und Strafen in kritischen Momenten.

Gegen die Chiefs hat man nur sehr wenig Spielraum für Fehler; und trotzdem gab es auch durchaus positive Punkte bei den Browns. Baker Mayfield spielte eine gute Partie, fand und attackierte mehrfach enge Eins-gegen-Eins-Matchup und seine Big Plays retteten die Offense, als das Run Game nicht funktionierte, mehrfach.

Und auch der defensive Ansatz war lobenswert diszipliniert. Cleveland hatte sich ganz offensichtlich fest vorgenommen, Mahomes nicht zu blitzen, die Big Plays mit entsprechend vorsichtiger Coverage zu limitieren und die Chiefs dazu zu zwingen, lange Drives hinzulegen. Und obwohl Kansas City offensiv eindrucksvoll loslegte, blieben die Browns bei ihrem Game Plan und so schafften sie es trotz der Verletzung von Myles Garrett mehrfach, die Chiefs auf Field Goals zu halten. 19 Punkte standen zu Buche, als Mahomes spät im dritten Viertel verletzt raus musste. Das hätten die Browns im Vorfeld wohl jederzeit unterschrieben.

Gegen die Chiefs defensiv nicht in Coaching-Panik zu verfallen, spricht für den Trainerstab. Stefanski wird aus diesem Spiel lernen, Mayfield geht mit zwei guten Playoff-Spielen auf dem Konto in die Offseason. Die Browns sind auf einem guten Weg.

7. Wie geht's weiter für die AFC-Verlierer?

Baltimore Ravens: Welchen Receiver können die Ravens an Land ziehen? Ich weiß nicht, wie realistisch es ist, dass Greg Roman mit einem "starken" Passing Game Coordinator zusammenarbeitet - oder dass die Ravens gar Roman komplett entlassen. Aber unabhängig davon braucht diese Offense einen echten Nummer-1-Receiver, davon bin ich überzeugt. Sollte jemand wie Allen Robinson oder Kenny Golladay - beide angehende Free Agents - tatsächlich auf den Markt kommen, sollten die Ravens bereit sein, sehr viel Geld in die Hand zu nehmen. Was auch immer es kostet, einen solchen Spieler an Land zu ziehen.

Cleveland Browns: Von der Rookie-Head-Coach-Saison von Kevin Stefanski kann man nur beeindruckt sein. Nicht nur, dass er dieser Franchise derart schnell eine 180-Grad-Drehung verpasst und eine komplett neue Kultur in Cleveland installiert hat; er hat es auch geschafft, der Offense trotz aller Widrigkeiten der vergangenen Offseason glasklar seinen Stempel aufzudrücken. Für mich ist er auch der Coach des Jahres. Wie können die Browns darauf aufbauen? Welche offensiven Anpassungen sind notwendig, jetzt, wo Teams eine Offseason Zeit haben, um die Offense zu studieren? Oder steht die kommende Offseason eher im Zeichen der Defense, die noch deutlich mehr Potenzial für Verbesserungen hat? Die Browns hatten eine tolle Saison, jetzt gilt es, darauf aufzubauen.

8. Wie geht's weiter für die NFC-Verlierer?

Los Angeles Rams: Das Gerüst dieses Teams ist noch immer stark. L.A. hat eine individuell spektakulär besetzte Defense, sie haben gute Wide Receiver, Tight Ends und Running Backs sowie eine Offensive Line, die sich im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich stabilisiert hat. Aber wie lange können die Rams diesen Kader noch zusammenhalten? Inwieweit kann der Kader signifikant verbessert werden, wenn jetzt der teure Part des Goff-Vertrags greift? Die Rams könnten ein Titelfenster aufstoßen, wenn sie mehr vom Quarterback bekommen. Wie geht McVay die Position jetzt auch perspektivisch an? Und landet er mit der Auswahl seines Defensive Coordinators erneut einen Treffer?

New Orleans Saints: Die Saints stehen laut Over the Cap Stand heute 95 Millionen Dollar über dem Cap für 2021. Die Quarterback-Frage scheint ziemlich offen und die Verträge von unter anderem Marcus Williams, P.J. Williams, Jameis Winston, Sheldon Rankins, Jared Cook und Trey Hendrickson laufen aus. Kurzum: New Orleans steht vor einer gigantischen Aufgabe was die Kaderzusammenstellung angeht und wird dabei viele schwierige Entscheidungen treffen müssen. Die Art und Weise, wie New Orleans finanziellen Spielraum kreieren wird, wird ein gutes Beispiel für Möglichkeiten im Cap-Management sein.

9. Erster Blick NFC Championship Game - Packers vs. Bucs

Zwei Storylines werden die Vorberichte auf das NFC Championship Game prägen: Brady vs. Rodgers - und jenes direkte Duell in Woche 6. Als die Bucs die Packers mit 38:10 zerlegten, Rodgers zu dessen schwächstem Spiel dieser Saison blitzten und Tampa nach frühem Rückstand zur Halbzeitpause bereits auf 28:10 davongezogen war.

Seitdem ist natürlich viel Zeit vergangen. Die Packers wurden nicht mehr ansatzweise derart physisch dominiert, die Bucs auf der anderen Seite - auch wenn das Saints-Spiel in dieser Hinsicht ein ganz bitterer Rückfall in vermeintlich überwundene Zeiten war - haben sich offensiv angepasst und deutlich flexibler agiert, um mehr Matchups zu kreieren und weniger davon abhängig zu sein, dass Brady lange Third Downs retten kann.

Können die Bucs das gegen Green Bay wieder zeigen? Kann Tampa Rodgers erneut derart aus dem Konzept bringen? Und falls Letzteres nicht eintritt: Wer kann einen Shootout eher gewinnen, vor allem, falls es am kommenden Sonntag in Lambeau wirklich so kalt und ungemütlich wird, wie aktuell die Berichte prognostizieren?

10. Erster Blick AFC Championship Game - Chiefs vs. Bills

Selbstredend wird ganz Kansas City die Woche nahe am F5-Knopf verbringen, um herauszufinden, wie sich der Gesundheitsstatus von Patrick Mahomes entwickelt. Sollte er tatsächlich Glück im Unglück gehabt haben und nicht durch einen direkten Kopftreffer ausgeknockt worden sein, dürfte berechtigte Hoffnung herrschen, dass er spielen kann. Auch Andy Reid zeigte sich kurz nach Spielende optimistisch. Gleichzeitig kann es dafür keinerlei Garantie geben.

Wenn Mahomes spielt, erwartet uns hier ein offensives Feuerwerk, alles andere wäre eine enorme Überraschung. Das sind vermutlich die beiden besten reinen Passing-Offenses in der NFL, die beiden Offenses mit der größten Anzahl an gefährlichen Playmakern und vielleicht die beiden Quarterbacks mit dem aktuell größten Armtalent in der NFL. Welche Defense kann vielleicht ein, zwei Big Plays machen? Können die Bills in ihren Zone Coverages flexibel genug agieren, sodass der 4-Men-Rush eine Chance hat?

Oder wiederholen sie ihre Taktik aus dem Regular-Season-Duell, als die Bills die Chiefs-Runs mit sehr vielen sehr leichten Boxes förmlich einluden, und sich klar darauf fokussierten, keine Big Plays im Passspiel zuzulassen? Buffalo verlor das Spiel damals, blieb aber auffallend strikt bei dieser Taktik - und ließ defensiv angesichts des Gegners auch vergleichsweise wenige Punkte zu. Inwieweit sind sie gewillt, das zu wiederholen? Und kann dann die eigene Offense diese Vorlage dann nutzen?