Es ist soweit, Super Bowl LV ist nur noch einen Tag entfernt. Welcher Spieler wird in dem Duell zwischen den Kansas City Chiefs und den Tampa Bay Buccaneers mitentscheidend sein? Welche Rolle spielt der Heimvorteil? Wer wird Super Bowl MVP? Und wer gewinnt den Super Bowl? SPOX-Redakteur Jan Dafeld diskutiert mit DAZN-Kommentator Günter Zapf, PFF-Statistiker Timo Riske und Christian "Detti" Detterbeck von der Footballerei.
Hat der Super Bowl überhaupt noch einen Einfluss auf Bradys Legacy?
Christian "Detti" Detterbeck (NFL-Experte, Footballerei): Selbstverständlich! Die Tatsache, dass sich Brady nach sechs Ringen und 20 Jahren in New England dazu entschloss, mit damals 42 Jahren nicht in Rente zu gehen und in Tampa seine Erfolgsstory weiter zu schreiben, nötigt viel Respekt ab. Die Tatsache, dass er sicherlich ein absolut entscheidender Faktor war, aus einem 7-9-Team (dem es natürlich schon letztes Jahr nicht an jungem Talent gemangelt hat) einen Super-Bowl-Finalisten zu machen, umso mehr. Sollte der GOAT nun tatsächlich seinen siebten Titel holen, wird er nicht nur der größte Quarterback der NFL-Geschichte sein (der er wohl ohnehin schon als Patriot war), sondern auch sportartenübergreifend in der Diskussion stehen, der bedeutendste (Mannschafts-)Sportler der Historie zu sein. Meine Stimme hierfür wäre ihm sicher. Weil er sich eben in Florida nicht in ein gemachtes Nest setzen durfte, dem nur noch ein Puzzleteil zum Super Bowl fehlt, sondern aus einem Verliererteam einen absoluten Contender machen konnte.
Günter Zapf (NFL-Kommentator DAZN): Ja und Nein. Brady ist und bleibt, zumindest für absehbare Zeit, der mit Abstand erfolgreichste und damit beste Quarterback der NFL-Geschichte. Daran wird der Ausgang dieses Spiels nichts ändern. Er kann aber seine Position als Legende und GOAT nochmal festigen und bestärken, wenn er diesen, seinen sage und schreibe zehnten Super Bowl, gewinnt. Damit wäre er der zweite Quarterback nach Peyton Manning, der diesen mit zwei verschiedenen Franchises gewann. Wenn man ehrlich ist, hat Manning seinen zweiten Erfolg allerdings fast ausschließlich der Verteidigung zu verdanken gehabt - er selbst musste nur das Spiel verwalten (was er aber großartig gemacht hat). Brady auf der anderen Seite ist sehr stark am Aufschwung der Bucs beteiligt und ohne ihn wäre diese Saison nicht möglich gewesen. Auch wenn die Bucs-Defense extrem stark spielt, war doch Brady und seine Fähigkeit, sich komplett neu zu erfinden, ausschlaggebend für den Super-Bowl-Einzug. Wenn er den jetzt auch noch gewinnt, legt er eindeutig das Vorurteil ab, er wäre doch nur ein "System-QB", der ohne Belichick nie etwas geworden wäre.
Jan Dafeld (NFL-Redakteur SPOX): Ich denke auch, dass der Super Bowl definitiv noch Einfluss auf Bradys Legacy hat. Wie Günter bereits angedeutet hat, werden Bradys und Belichicks Erfolge meist noch zusammen gedacht: Belichick profitierte also von einem der besten Quarterbacks aller Zeiten und umgekehrt. Gelingt es Brady nun auch noch ohne Belichick - in seinem ersten Jahr bei den Bucs wohlgemerkt - den Super Bowl zu gewinnen, würde das seiner Karriere nochmal eine ganz neue Dimension hinzufügen. Dazu kommt natürlich die reine Anzahl an Titeln. Ich bin kein Freund davon, Spieler einzig durch ihre Meisterschaften zu bewerten, die Anzahl der Ringe ist aber nun mal Teil jeder GOAT-Debatte. Gewinnt Mahomes in diesem Jahr, würde er in seinem dritten Jahr bereits auf vier Titel heranrücken und könnte vielleicht tatsächlich mal in ähnliche Sphären vorstoßen. Verliert er, hat er beinahe uneinholbare sechs Titel Rückstand auf Brady.
Timo Riske (Data Scientist PFF): Kurzfristig würde eine Niederlage der Tampa Bay Buccaneers und Tom Brady sicher zu der gewohnten Häme in den sozialen Medien führen, aber langfristig bleibt Bradys Legacy von negativen Einflüssen unangetastet, der Meinung war ich auch schon vor Super Bowl LIII gegen die Los Angeles Rams. Im Gegenteil: Er kann eigentlich nur gewinnen, weil er mit einem Sieg Patrick Mahomes im Rennen um die meisten Super-Bowl-Siege auf vorerst sicherem Abstand halten könnte. Zudem wäre er nicht nur zusammen mit Peyton Manning der einzige QB, der mit verschiedenen Teams einen Ring gewänne, er könnte mit entsprechender Leistung der erste QB werden, der mit zwei Teams Super Bowl MVP wird.
Welcher Spieler unter dem Radar wird für die Chiefs und Bucs mitentscheidend sein?
Timo Riske (Data Scientist PFF): Bei den Bucs ist es Right Guard Aaron Stinnie. Wir wissen, was Brady und das Receiving Corps der Bucs leisten und wir wissen auch, dass Steve Spagnuolo wahrscheinlich wieder viel Druck auf Brady machen wird (50 Prozent Blitz Rate in Woche 12). Die eine Sache, die sich die Bucs-Offense nicht erlauben kann, ist zusätzlich zum Druck des Blitzes auch noch regelmäßig Interior Pressure durch Chris Jones zuzulassen - und genau dort kommt Stinnie ins Spiel. Die Bucs werden natürlich versuchen ihm so viel Unterstützung durch Ryan Jensen und Tristan Wirfs wie möglich zu gewähren, aber Spagnuolo weiß, was er tun muss, um ihn von Zeit zu Zeit auf eine Insel mit Jones zu schicken.
Günter Zapf (NFL-Kommentator DAZN): Ich werde ganz genau auf Leonard Fournette achten, dem eine entscheidende Rolle zufallen wird. Tampa wird sicher bemüht sein, die Chiefs-Offense so lange wie möglich auf der Bank zu halten. Dazu dient vor allem das Laufspiel. Fournette wurde ja mal an vierter Stelle von Jacksonville gedraftet (vor McCaffrey, Mahomes und Watson!), er ist also ein Mega-Talent. Das wird er unter Beweis stellen wollen und seine gefürchteten Power-Läufe zeigen. Gelingt das, hat es auch Brady einfacher tief zu werfen. Bei Kansas City fällt Sammy Watkins eine ganz wichtige Rolle zu. Er ist der "vergessene" Receiver im Team, der oft gegen den fünften oder sechsten Defensive Back spielt und das auszunutzen weiß. Achtet bei Third Down oder anderen wichtigen Situationen auf den erfahrenen Ballfänger, denn Patrick Mahomes vertraut ihm zu 100 Prozent und wird sicher immer in seine Richtung schauen. Watkins kennt das Playbook lange genug, er hat die Erfahrung und auch die Geschwindigkeit, um stets anspielbar zu sein. Hoffentlich ist er auch wirklich fit, denn er könnte zum Zünglein an der Waage werden.
Christian "Detti" Detterbeck (NFL-Experte, Footballerei): Auch ich sehe bei den Chiefs einen Receiver im Fokus - allerdings nicht Watkins. Es würde mich nicht überraschen, wenn Mecole Hardman ein paar Big Plays aufs Brett zaubert. Ob End Arounds, Jet Sweeps oder ein kurzer Pass, bei dem Hardman durch seinen Speed immer massig Yards nach dem Catch generieren kann - sollte die Defense der Bucs zu viele Ressourcen auf Tyreek Hill und Travis Kelce konzentrieren, wird Andy Reid sie bestrafen. Ein 42-Yard-Catch-and-Run gegen die Browns und ein 50-Yard-Rush gegen Buffalo zeigen, wie gefährlich der junge Receiver sein kann. Bei den Buccaneers stehen für mich zwei Spieler im Fokus, die im "Hinspiel" zwischen beiden Teams in Week 12 fehlten: Defensive Tackle Vita Vea und Cornerback Jamel Dean. Ersterer hat bei seiner Rückkehr gegen die Packers bewiesen, dass er sofort wieder ein absolutes Mismatch für die gegnerische Offensive Line darstellt (Green Bay stellte oft zwei Mann gegen ihn ab) und vor allem für das Laufspiel der Chiefs ein Problem sein wird. Dean könnte in der Defense der Bucs entscheidend sein, der Geschwindigkeit von Hill, Hardman und Watkins (sofern er fit wird) etwas entgegenzusetzen.
Jan Dafeld (NFL-Redakteur SPOX): Stinnie, der in seinem dritten Start in der NFL gleich Chris Jones blocken muss, sehe ich ebenfalls im Fokus. Er könnte im Duell zwischen der Chiefs-Defense und der Bucs-Offense mitentscheidend werden. Auf der Gegenseite, also im Duell der Chiefs-Offense gegen die Bucs-Defense, sehe ich Tampa Bays Pass-Rush, insbesondere Shaq Barrett, in einer Schlüsselrolle. Die Bucs werden weniger blitzen können als in der Regular Season, ohne von Mahomes zerlegt zu werden, der Four-Men-Rush muss das Duell an der Line of Scrimmage also gewinnen. Und die Voraussetzungen sind gut: Bei den Chiefs spielen mit Mike Remmers und Andrew Wylie zwei Backup-Tackles. Da Vita Vea in der Mitte selbst für Double-Teams sorgen dürfte, wird Barrett außen also zahlreiche Eins-gegen-eins-Duelle erhalten. Barrett muss Druck auf Mahomes ausüben und diesen gleichzeitig in der Pocket halten und so die brandgefährlichen Scramble-Plays unterbinden. Wylie wird alle Hände voll mit ihm zu tun haben. Ist er dieser Aufgabe gewachsen?
Gibt es einen Heimvorteil und wenn ja: Wie stark ist der?
Timo Riske (Data Scientist PFF): Der Super Bowl findet bekanntlich mit Zuschauern statt - bei geringer Auslastung mit 22000 Fans. Nichtsdestotrotz ist der klassische Heimvorteil durch Fans nicht zu erwarten, da das Publikum insgesamt wahrscheinlich recht neutral sein wird. Wenn ein Heimvorteil existiert, dann ist es die ausbleibende Flugreise sowie die Tatsache, dass die Bucs in der Woche vor dem Super Bowl ihrer gewohnten Routine eines Heimspiels nachgehen können, während die Chiefs erst am Tag vor dem Spiel anreisen dürfen und so die Routine eines Auswärtsspiel durchleben. Das ist der wesentliche Unterschied zu sonstigen Super Bowls, zu denen beide Teams bereits eine Woche vorher anreisen. Insgesamt waren die Reisestrapazen für Auswärtsteams diese Saison jedoch kein Problem, ihre Bilanz in dieser Saison ist 134-133-1. Von daher ist ein eventueller Heimvorteil höchstens marginaler Natur, mehr als einen halben Punkt würde ich da nicht vergeben wollen. Das ist circa ein Fünftel des üblichen Heimvorteils vor 2020.
Jan Dafeld (NFL-Redakteur SPOX): Ich war lange der Überzeugung, dass Faktoren wie die Anreise oder die Gewohnheit des eigenen Stadions beim Heimvorteil mindestens eine genau so große Rolle spielen wie die Fans auf der Tribüne. Da hat uns Corona tatsächlich ein wenig Untersuchungsmaterial geliefert. Wie Timo bereits gut veranschaulicht hat, hat sich gezeigt, dass die Fans offenbar doch die größte Rolle spielen, der Heimvorteil in diesem Jahr also kaum existent ist. Der durchschnittliche Football-Fan hätte sich vermutlich aber ohnehin nicht mal eben ein Super-Bowl-Ticket leisten können. Mit den Kanonenschüssen im Hintergrund hätten die Bucs vielleicht doch einen kleinen Heimvorteil genießen können. Da diese aber nicht erlaubt wurden, sehe ich die Spielstätte nicht als einflussreichen Faktor.
Günter Zapf (NFL-Kommentator DAZN): Ich denke auch, dass der Heimvorteil in diesem ganz besonderen Jahr keine Rolle spielt, was natürlich schade ist. Da findet, nach 54 Anläufen endlich mal ein "Super Bowl dahoam" statt und es fühlt sich überhaupt nicht danach an. Die beiden Teams bereiten sich vor wie sonst auch. KC reist am Freitag oder Samstag vor dem Spiel erst an und in der Stadt findet nichts statt, was die Super-Bowl-Woche sonst so besonders macht. Natürlich kennen die Buccaneers das Stadion besser als ihre Gegner, aber das wird keine Rolle spielen, da es doch neutral gestaltet wird und die Fans leider auch keinen großen Einfluss haben werden. Wenn, dann haben die Buccaneers sogar einen Nachteil, weil sie sich vielleicht doch ablenken lassen von der Stimmung in der Stadt, die ja trotzdem zu spüren ist.
Christian "Detti" Detterbeck (NFL-Experte, Footballerei): Einen Heimvorteil, der sich in der Unterstützung der eigenen Fans niederschlägt, wird es aus bekannten Gründen in dieser Form dieses Jahr nicht geben, das sehe ich genau so. Allerdings wäre das Spiel aufgrund der Verteilung der Tickets beim Super Bowl auch bei voller Kapazität nicht mit einem klassischen Home Game in Tampa vergleichbar gewesen. Ich kann mich persönlich nur an einen Super Bowl erinnern, der einem Heimspiel in der NFL nahekam: Ausgabe 40 in Detroit im Jahr 2006, als unfassbar viele "Terrible Towels" von Steelers-Fans zu sehen waren und gegen Seattle zu einer Atmosphäre wie im Heinz Field führten. Die Buccaneers werden in diesem Jahr aber immerhin den Vorteil einer vertrauten Umgebung haben. Für Tom Brady wird dies keinen Unterschied machen, den Nerven vieler junger Spieler wie Devin White und der kompletten Secondary der Buccaneers gegen Patrick Mahomes wird das aber sicher nicht schaden.
Wer gewinnt den Super Bowl - und warum?
Günter Zapf (NFL-Kommentator DAZN): Normalerweise verbietet es sich ja als Kommentator auf ein Spiel zu tippen, das man selbst überträgt, aber ich denke, ich habe bewiesen, dass ich trotzdem völlig neutral bleiben kann. Ich traue den Chiefs die Titelverteidigung zu, weil sie noch gereifter in dieses Endspiel gehen. Dazu haben sie mehrfach bewiesen, dass sie sowohl in knappen Spielen als auch in Rückstand nie nervös werden. Sie haben eine Armada an Playmakern, die ihresgleichen sucht, und einen Quarterback, der damit gut umgehen kann. Nicht zu vergessen das Playcalling von Andy Reid, das auf jede Situation eine Antwort hat. Sollte das doch mal nicht greifen, kann Patrick Mahomes immer noch ein "Zauber-Play" raushauen und die entscheidenden Yards erzielen. Sorgen müssen sich die Chiefs nur um ihre Offensive Tackles machen, die ja beide nur Ersatz sind. Aber auch da wird den Coaches der Chiefs etwas einfallen, da bin ich mir sicher.
Christian "Detti" Detterbeck (NFL-Experte, Footballerei): Ich gehe davon aus, dass wir einen Shootout sehen werden. Egal, was sich Defensive Coordinator Todd Bowles einfallen lassen wird - die Offense der Chiefs wird punkten. So wird ein Sieg der Buccaneers von zwei Punkten abhängen: Hat ihre Offense ausreichend Firepower, um in einem Shootout mithalten zu können? Spieler wie Evans, Godwin, Gronkowski und natürlich Brady hinter einer sehr guten Offensive Line stimmen mich zuversichtlich. Und: Kann die Defensive Line genügend Druck auf Patrick Mahomes ausüben und ihn zu Fehlern zwingen, ohne allzu oft blitzen zu müssen? Spielentscheidend könnte letztlich das Turnover-Battle werden. Und wenn die Buccaneers in den Playoffs etwas bewiesen haben, ist es die Fähigkeit, Kapital aus Takeaways zu schlagen. Massive 45 Prozent ihrer Punkte kamen nach Ballverlusten des Football Teams, der Saints und Packers zustande. Und bereits während der Regular Season generierte Tampa die drittmeisten Punkte der NFL nach Takeaways. Vorteil Defense, Vorteil Bucs, Sieg Bucs.
Jan Dafeld (NFL-Redakteur SPOX): Die Chiefs gewinnen, weil sie das klar beste Team der Liga sind. Sicher, auch die Bucs verfügen über eine sehr gute - in der Tiefe sogar über eine bessere - Mannschaft, über die vergangenen zwei, drei Jahre ist Kansas City allerdings das vielleicht beste Team der NFL-Geschichte. Natürlich ist ein Super Bowl immer auch von der Tagesform abhängig, es können immer Dinge schief gehen, die normalerweise im Schlaf klappen - man denke nur an die Denver Broncos im Super Bowl gegen die Seattle Seahawks -, ohne zu viele individuelle Aussetzer sehe ich die Chiefs allerdings klar in der Favoritenrolle. Die Bucs brauchen Fehler von Kansas City, um das Spiel zu gewinnen. Den Chiefs hingegen reicht ihre Normalform, um jeden Gegner zu schlagen.
Timo Riske (Data Scientist PFF): Ich sehe die Secondary der beiden Teams ungefähr auf gleichem Niveau und die Buccaneers haben einen klaren Vorteil in der Front Six, der Offensive Line sowie der Tiefe des Receiving Corps. Nichtsdestotrotz gewinnen die Chiefs, weil sie den besten Receiver, den besten Tight End, den besten Quarterback und den besten Coach der Liga haben. Solch eine brutale Qualität auf den wichtigsten Positionen ist nur mit viel Glück wettzumachen, wie die Saison uns gezeigt hat. Kansas City ist bekannt für seine Explosivität, sobald du ihnen tiefe Räume gibst, aber viel beeindruckender ist, wie sie auch gegen Coverages, die die tiefen Pässe wegnehmen, wie ein Uhrwerk funktionieren. Um Mahomes oft genug zu stoppen, müssten die Bucs tatsächlich ihren Vorteil an der Line of Scrimmage ausspielen, dann hoffen, dass sie Mahomes zwingen können, den Ball lang genug zu halten und dann noch hoffen, dass die gefürchteten Scramble Drills der Chiefs nicht klappen, sobald Mahomes die Pocket verlässt. Ach, und dann müssten sie aufhören sich auf der anderen Seite des Balles bei First Down selbst im Weg zu stehen. Das sind dann irgendwann zu viele Rädchen, die ineinander greifen müssen - daher tippe ich auf den Repeat der Chiefs.
Super Bowl LV: Wer wird Super Bowl MVP?
Jan Dafeld (NFL-Redakteur SPOX): Ich rechne mit einem Shootout oder zumindest mit knapp 50 Punkten. Eine Defensivschlacht können wir im diesjährigen Super Bowl wohl ausschließen. Dementsprechend dürfte ein defensiver Spieler nicht als MVP in Frage kommen, selbst mehrere Sacks oder Interceptions wären bei einem solchen Spielverlauf wohl zu wenig. Der Weg kann auf beiden Seiten somit nur über die Quarterbacks gehen. Reißt ein Tyreek Hill oder ein Mike Evans das Spiel mit 250 Receiving Yards und zwei Touchdowns komplett an sich, könnten sie sich den Titel natürlich schnappen, Mahomes und Brady, die in einem Sieg beide Monster-Zahlen auflegen könnten, haben allerdings die eindeutig besten Karten. Ich habe auf einen Sieg der Chiefs getippt, mein Super-Bowl-MVP ist somit eindeutig Mahomes.
Christian "Detti" Detterbeck (NFL-Experte, Footballerei): Ich denke auch, dass einer der beiden Quarterbacks zum Super Bowl MVP gekrönt werden wird. Damien Williams hätte es im letzten Jahr mehr als verdient gehabt, diese individuelle Auszeichnung mit nach Hause zu nehmen (133 Scrimmage Yards, zwei Touchdowns), gewonnen hat sie dennoch Mahomes. Ich tippe neben einem Sieg der Buccaneers am Sonntag aber auf ein großes Spiel von Receiver Mike Evans. In den letzten beiden Spielen musste sich der Superstar erst mit seinem Kryptonit Marshon Lattimore (Saints) und danach Jaire Alexander (Packers) herumschlagen. Im Wildcard-Game gegen Washington hingegen zeigte Evans mit 6 Catches für 119 Yards, zu was er nach sieben (!) 1000-Yard-Seasons in Folge imstande ist. Zwei Wochen Pause werden seinem lädierten Knie gut tun. Vermutlich wird sich im Super Bowl hauptsächlich Bashaud Breeland mit ihm beschäftigen. Ein physisch starker Cornerback, aber niemand, der Evans ausschalten kann. Gerade in der Redzone ist dieser eine absolute Waffe. Und kann spielentscheidend sein.
Timo Riske (Data Scientist PFF): Ich habe schon auf die Chiefs getippt, daher gibt es hier abgesehen von der minimalen Chance, dass Sammy Watkins seine übernatürlichen Kräfte ausspielt, genau drei Möglichkeiten: Patrick Mahomes, Tyreek Hill und Travis Kelce. Wir haben bereits ein Spiel zwischen den beiden Mannschaften gesehen, in dem womöglich Hill MVP geworden wäre und ich halte es für unwahrscheinlich, dass Todd Bowles sich das nochmal antun wird. Von daher wird Mahomes den Ball vermutlich mehr verteilen müssen und dann ist die Frage, ob Kelce einen entsprechend großen Teil des Kuchen abbekommt, um sich deutlich von seinen Kollegen abzuheben. Möglich ist es allemal, aber der wahrscheinlichste Ausgang ist natürlich, dass Mahomes MVP wird - und wer wäre ich, wenn ich nicht auf den wahrscheinlichsten Ausgang tippen würde?
Günter Zapf (NFL-Kommentator DAZN): Der wertvollste Spieler dieses Endspiels wird Tyreek Hill, der schnellste und wendigste Spieler der gesamten NFL. Er wird sicher nicht noch einmal 200 Yards in nur einem Viertel gegen Tampa erzielen, aber insgesamt ist das vorstellbar. Darüber hinaus werden die Coaches sicher den einen oder anderen Trickspielzug für den Cheetah vorbereiten, alles mit dem Ziel, ihn zum Laufen zu bringen. Wenn er den Ball mal hat, wird es extrem schwer ihn zu stoppen. Damit sind wir beim letzten Punkt meiner Argumentation: Ich erwarte Tyreek Hill, sollte es eng zugehen, auch als Returner im Einsatz und dann heißt es: Zurücklehnen, Genießen und Staunen.
Super Bowl: Die Sieger der vergangenen Jahre
Jahr | Sieger | Gegner |
2020 | Kansas City Chiefs | San Francisco 49ers |
2019 | New England Patriots | Los Angeles Rams |
2018 | Philadelphia Eagles | New England Patriots |
2017 | New England Patriots | Atlanta Falcons |
2016 | Denver Broncos | Carolina Panthers |