NFL: Das sind die zehn besten Verpflichtungen der bisherigen Free Agency

Jan Dafeld
19. März 202111:10
Kyle Van Noy kehrt zu den New England Patriots zurück.getty
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Die erste Welle der Free Agency ist vorüber, die meisten großen Namen sind bei einem Team untergekommen. Zeit, einen Blick auf die bisherigen Deals zu werfen. Diese zehn Verpflichtungen haben bislang am meisten überzeugt.

Kelvin Beachum (Offensive Tackle, Arizona Cardinals)

Vertrag: Zwei Jahre, 4 Mio. (2,1 Mio. garantiert)

Beachum geht in seine zweite Saison als absolutes Schnäppchen für die Cardinals. Im vergangenen Jahr unterschrieb der Veteran spät im Sommer für das Minimum in Arizona, 2021 erhält er nur geringfügig mehr. Doch Beachum ist kein Backup, er ist der Starting Right Tackle der Cardinals - und nicht mal ein schlechter.

Seit 2014 ließ der 31-Jährige in keiner Spielzeit mehr als vier Sacks zu. Beachum ist kein Elite-Blocker, aber doch eine sehr verlässliche und solide Option als Right Tackle - eine Option, die längst nicht jedes Team in seinen Reihen hat. Durch seine Fähigkeit, sowohl links als auch rechts in der Line spielen zu können, gibt Beachum seinem Team obendrein zusätzliche Variabilität. Für zwei Millionen im Jahr ist er somit ein eindeutiges Schnäppchen. Dass es ein zweites Vertragsjahr praktisch als Team-Option obendrauf gibt, ist die Kirsche auf dem Eisbecher der Cardinals.

Desmond King (Cornerback, Houston Texans)

Vertrag: Ein Jahr, 3,5 Mio.

Die Entwicklung von Kings Marktwert über das vergangene Jahr kommt durchaus überraschend. Der einstige Fünftrundenpick entpuppte sich früh in seiner Karriere als echter Steal und zählte gleich in seiner ersten NFL-Saison zu den besten Slot-Defendern der Liga. King zeigte sich als guter Cover-Spieler, brachte jedoch auch Qualitäten in der Box, insbesondere als Pass-Rusher, mit.

Während der vergangenen Spielzeit tradeten ihn die Chargers dann günstig zu den Titans - Probleme abseits des Feldes sollen dabei eine Rolle gespielt haben -, nun unterschrieb er einen spottbilligen Prove-It-Deal bei den Texans. Für Houston sollte King in der kommenden Saison mindestens ein solider Slot-Defender sein. Aufgrund seiner Variabilität verfügt der 26-Jährige jedoch über das Potenzial, um klar über diese Rolle hinauszuwachsen - und dann womöglich 2022 abkassieren zu können.

John Brown (Wide Receiver, Las Vegas Raiders)

Vertrag: Ein Jahr, 3,75 Mio. (5,5 Mio. Maximum)

Die Raiders fielen in den vergangenen Tagen mit der einen oder anderen fragwürdigen Entscheidung auf, die Verpflichtung von Brown gehört jedoch definitiv nicht dazu. Der 30-Jährige folgt in Las Vegas auf Nelson Agholor und hat die Qualität, um seinen Vorgänger sogar zu übertrumpfen - und das für einen Bruchteil des Geldes, für das Agholor zu Beginn der Woche bei den Patriots unterschrieb.

Brown ist kein Nummer-eins-Receiver, fit zählt er jedoch nach wie vor zu den gefährlichsten Deep Threats der Liga. Bei den Cardinals und Bills knackte er in seiner Karriere bereits die 1000-Yard-Marke, in Baltimore kam er 2018 in einer Run-First-Offense auf über 700 Yards und war Lamar Jacksons bester Receiver. Vergangene Saison verpasste Brown knapp die Hälfte der Spiele verletzungsbedingt. Bleibt er in diesem Jahr vom Verletzungspech verschont, kann er eine wichtige Rolle bei den Raiders einnehmen.

Jason Verrett (Cornerback, San Francisco 49ers)

Vertrag: Ein Jahr, 5,5 Mio.

Wieso viele Teams bei Verrett eher vorsichtig vorgegangen sein dürften, liegt auf der Hand: Von 2016 bis 2019 machte der Cornerback in drei Jahren gerade mal sechs Spiele. Verletzungen warfen Verrett immer wieder aus der Bahn und schienen ihn bereits zum Karriereende zu zwingen. Klar ist allerdings auch, dass der 29-Jährige ein sehr guter Starting Cornerback sein kann. In der Vorsaison konnte er dies endlich mal wieder beweisen.

Für die Niners startete Verrett in der vergangenen Spielzeit in 13 Spielen und präsentierte sich dabei auf konstant hohem Niveau. Bleibt Verrett auch 2021 weitestgehend von Verletzungen verschont, hat San Francisco erneut einen Top-Corner zum Schnäppchenpreis im Team. Angesichts von Verretts Vertragsstruktur überwiegen die Chancen aus Teamsicht eindeutig die Risiken.

Kyle Van Noy (Linebacker, New England Patriots)

Vertrag: Zwei Jahre, 12 Mio. (6 Mio. garantiert)

Der "Patriot Way" sieht in dieser Saison deutlich anders aus, als man es in den vergangenen Jahren noch gewohnt war. Das Vorgehen bei Van Noy entspricht jedoch nach wie vor dem Vorgehen der Patriots, wie man es seit Jahren kennt. Der einstige Zweitrundenpick spielte 2019 seine bislang beste Saison und staubte in der Free Agency einen hochdotierten Vertrag ab. In Miami spielte er in einer neuen Rolle jedoch weniger spektakulär und wurde aus Cap-Gründen entlassen. Nun ist er - deutlich günstiger - zurück in New England, obendrauf gab's für das Team einen Compensatory Pick.

Die Patriots bekommen Van Noy für rund die Hälfte des Geldes, das Miami in der vergangenen Offseason noch für den variablen Linebacker bezahlt hatte. Gut möglich, dass der 30-Jährige in New England, wo er wieder mehr als Pass-Rusher eingesetzt werden dürfte, wieder aufblüht. Und selbst wenn nicht: Mit diesem Vertrag könnten sich die Patriots nach nur einer Saison wohl wieder günstig von ihm trennen.

Jameis Winston (Quarterback, New Orleans Saints)

Vertrag: Ein Jahr, 5,5 Mio. (12 Mio. Maximum)

Cam Newton, Ryan Fitzpatrick - Winston ist einer von mehreren Quarterbacks, die in den vergangenen Tagen einen relativ günstigen Einjahresvertrag unterschrieben. Und aus Teamsicht weiß der Deal des Saints-Quarterbacks am besten zu gefallen. Winston ist nach wie vor erst 27. Dass er über das physische Talent verfügt, um ein NFL-Quarterback zu sein, steht außer Frage. Nun kann er in New Orleans beweisen, dass er auch mental dazu gelernt hat.

Aus Sicht der Saints tendiert das Risiko bei diesem Deal gegen Null. Winstons Cap Hit beträgt 2021 geradezu lächerliche 2,5 Millionen Dollar. Spielt er nicht oder kaum, kostet er das Team nicht mehr als ein Backup-Quarterback. Ruft Winston sein Potenzial in einem neuen Scheme und unter neuen Coaches aber doch noch ab, wären die Saints der große Gewinner. Winston mag vorerst nur einen Einjahresvertrag unterschrieben haben, durch den Franchise Tag hielte das Team aber weiterhin alle Zügel in der Hand.

Kevin Zeitler (Guard, Baltimore Ravens)

Vertrag: Drei Jahre, 22,5 Mio. (16 Mio. garantiert)

Zeitler unterschrieb bereits vor Beginn der Legal Tampering Period, also vor der "echten" Free Agency. Knapp eine Woche später wirkt der Deal auch im Vergleich mit anderen Signings in diesem Jahr aber nach wie vor sehr gut. Zeitler mag kein Elite-Guard (mehr) sein, ist allerdings nach wie vor ein klar überdurchschnittlicher Starter. Auch schematisch dürfte er zudem gut zu seinem neuen Team passen.

Bei den Ravens stopft der 31-Jährige einen klaren Need: Die Interior Offensive Line zählte im Vorjahr zu den größten Schwächen des Teams, Zeitler stellt hier ein klares Upgrade dar. Für Baltimore, das bekanntlich großen Wert auf Compensatory Picks legt und in der Free Agency Matt Judon und Yannick Ngakoue ziehen ließ, außerdem ebenfalls wichtig: Als zuvor entlassener Spieler ist Zeitler in der Comp-Pick-Formel kein Faktor.

John Johnson III (Safety, Cleveland Browns)

Vertrag: Drei Jahre, 33,8 Mio. (24 Mio. garantiert)

Aufgrund teilweise großer schematischer Unterschiede in verschiedenen NFL-Schemes können Neuverpflichtungen von Safeties besonders risikobehaftet sein. Das zeigten Deals wie die für Landon Collins oder Jamal Adams in der Vergangenheit. Wie wichtig ein neuer, sehr guter Safety für eine Defense sein kann, unterstrichen jedoch Spieler wie Tyrann Mathieu oder Adrian Amos in den vergangenen Jahren.

Johnson war der wohl beste und variabelste Safety auf dem freien Markt, er hat die Qualität, um für die Browns zu genau so einer Verpflichtung zu werden. Und: Das Risiko hält sich für Cleveland in Grenzen. Mit etwas mehr als elf Millionen pro Jahr wurde der 26-Jährige klar unter der Spitze des Safety-Markts bezahlt. Johnson könnte für die Browns - insbesondere mit dem neuen TV-Deal im Auge - in den kommenden Jahren ein echtes Schnäppchen werden. Schlägt er nicht ein, wäre eine Entlassung nach zwei Saisons zudem schmerzlos möglich.

Corey Linsley (Center, Los Angeles Chargers)

Vertrag: Fünf Jahre, 62,5 Mio. (26 Mio. garantiert)

Im Gegensatz zu einigen anderen Spielern auf dieser Liste ist Linsley kein echtes Schnäppchen. Der 30-Jährige unterschrieb für 12,5 Millionen Dollar pro Jahr und liegt damit minimal über der bisherigen Center-Bestmarke von Ryan Kelly (12,4 Mio.). Doch Linsley ging auch als der klar beste Center in die diesjährige Free Agency, dementsprechend wurde er bezahlt. Die Chargers wollten ihre Offensive Line upgraden, um Justin Herbert zu unterstützen. Und das haben sie getan.

Linsley dürfte dem jungen Quarterback in einer entscheidenden Phase von dessen Karriere eine große Hilfe sein und die Offensive Line gemeinsam mit Matt Feiler klar besser machen. Und: Überbezahlt hat Los Angeles für seinen neuen Center auch nicht. Nur 27 Prozent von Linsleys Vertrag sind garantiert, nach zwei oder spätestens drei Jahren könnten die Chargers problemlos aus dem Vertrag aussteigen. Spielt er noch lange auf sehr hohem Niveau, könnte Linsley in einigen Jahren womöglich sogar doch noch zu einem Schnäppchen werden.

Shaquil Barrett (Edge Defender, Tampa Bay Buccaneers)

Vertrag: Vier Jahre, 68 Mio. (36 Mio. garantiert)

Chris Godwin. Lavonte David. Shaq Barrett. Die Bucs haben es tatsächlich geschafft, den Kern ihres Super-Bowl-Kaders trotz mehrerer auslaufender Verträge beisammen zu halten. Besonders positiv sticht dabei Barretts Deal ins Auge. Nach zwei Jahren, in denen er ohne jede Frage zu den besten Pass-Rushern der Liga zählte (27,5 Sacks), unterschrieb Barrett für 17 Millionen Dollar pro Jahr - deutlich unter vergleichbaren Spielern wie Joey Bosa oder Myles Garrett.

Offensichtlich hat der Bucs-Star für die Chance, beim Champion bleiben zu können, auf Geld verzichtet. Barrett ist erst 29 Jahre alt, gut möglich, dass er seinen Vierjahresvertrag auf hohem Niveau ausspielen kann. In einigen Jahren dürfte Tampa Bay aufgrund von Void Years und Dead Money einen Preis für seine Verträge aus diesem Jahr zahlen. Um seinen Super-Bowl-Kader noch mehrere Jahre beisammen halten zu können, dürfte dieser Preis aber absolut angemessen sein.