Cardinals holen Hudson und A.J. Green
Die Arizona Cardinals waren mit zahlreichen Baustellen in die Free Agency gegangen; ein Nummer-2-Receiver und ein High-End-Center standen auf der Prioritätenliste weit oben. Beide erfüllten die Cardinals an Tag 3 der Free Agency.
Der Kracher erfolgte dabei auf der Center-Position, wo Arizona beinahe schon am Montag den ersten großen Move hingelegt hätte: Damals überboten die Los Angeles Chargers die Cardinals noch im Wettbieten um Ex-Packers-Center Corey Linsley - bei Rodney Hudson wollte Arizona ganz offensichtlich verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt.
Hudson kam zwar nicht wie noch am Dienstag berichtet per Entlassung auf den Markt, wurde aber von den Raiders per Trade angeboten. Arizona überbot dabei ganz offensichtlich die Konkurrenz, indem ein Drittrunden-Pick auf den Tisch gelegt wurde. Hudson kommt zu den Cardinals, gemeinsam mit dem Siebtrunden-Pick der Raiders.
Aus Cardinals-Sicht war das ein enorm richtiger Schritt. Hudson, ligaweit in der Top-5-Center-Range, hatte letztlich seinen Preis und war mitnichten ein Schnäppchen. Doch die Center-Position war im Vorjahr ein konstantes Problem für die Cardinals. Das sollte jetzt der Vergangenheit angehören, was Murrays Arbeit signifikant erleichtern dürfte. Auch wenn es darum geht, Blitzer und Rusher vor dem Snap zu identifizieren.
Bei der Receiver-Baustelle wählte Arizona dagegen den günstigeren Weg: A.J. Green unterschreibt für ein Jahr und sechs Millionen Dollar (Maximum: 8,5 Mio.) in Arizona. Er gibt den Cardinals eine zweite Outside-Option, was es Christian Kirk erlauben sollte, mehr in den Slot zu rücken, wo er deutlich effektiver ist. Allerdings steht nach einer ganz schwachen Vorsaison die berechtigte Frage im Raum, wie viel der 32-jährige Green noch im Tank hat.
Angesichts des finanziellen Umfangs lässt diese Verpflichtung in jedem Fall die Tür für weitere Investitionen - per Free Agency oder Draft - ins Wide Receiver Corps offen.
Carolina Panthers verpflichten Haason Reddick
Drei Jahre lang haben die Cardinals es nicht geschafft, die richtige Rolle für Haason Reddick zu finden. In der vergangenen Saison wurde der einstige Erstrunden-Pick schließlich als Edge-Rusher aufgestellt - und spielte seine mit Abstand beste Saison. 12,5 Sacks, 56 Quarterback-Pressures, Reddick hatte im Laufe der Saison mehrere dominante Pass-Rush-Spiele. Jetzt darf er in Carolina zeigen, dass das kein Zufall war.
Es ist ein Prove-It-Deal, aber zu sehr günstigen Konditionen: Reddick erhält für das eine Jahr nur 6 Millionen Dollar garantiert, maximal kann er 8 Millionen kassieren. Und eine gewisse Vertrautheit ist auch da, Reddick hat bereits unter Panthers-Coach Matt Rhule im College gespielt.
Gemeinsam mit Brian Burns und Vorjahres-Zweitrunden-Pick Yetur Gross-Matos sollte Carolina ein hohes Maß an Flexibilität im Pass-Rush aufs Feld bringen, mit Derrick Brown dazwischen im Zentrum. Von den Chargers kommt außerdem für die Front Denzel Perryman, um den Middle-Linebacker-Spot von Tahir Whitehead zu besetzen, von den Rams kommt Defensive Lineman Morgan Fox.
Washington schnappt sich Curtis Samuel
Das Washington Football Team setzt eine interessante Free Agency fort. Nachdem sich das Team aus der Hauptstadt bereits die Dienste von Cornerback William Jackson und Quarterback Ryan Fitzpatrick gesichert hatte, folgte am Mittwoch die dringend benötigte Hilfe für das Receiving-Corps: Slot-Receiver/Running Back/Gadget-Waffe Curtis Samuel unterschreibt in Washington.
Der Vertrag beläuft sich auf 3 Jahre und bis zu 34,5 Millionen Dollar für den Ex-Panther. Gemeinsam mit Receiver-Running-Back-Hybrid Antonio Gibson könnte Samuel ein echtes Matchup-Problem für Defenses darstellen und sollte so dabei helfen, Nummer-1-Receiver Terry McLaurin zu entlasten.
Was passiert mit Kenny Golladay?
Die Top-Free-Agents kamen entweder via Franchise Tag gar nicht auf den Markt, oder sind wie Trent Williams, Corey Linsley, Carl Lawson, Hunter Henry, Joe Thuney, Shaq Barrett, William Jackson oder John Johnson inzwischen vom Markt.
Bei den Receivern sieht das anders aus, angefangen mit Kenny Golladay. Der Ex-Lions-Receiver ist eine echte Nummer 1, er ist der beste Receiver auf dem Markt - und dennoch war es lange auffallend ruhig um den 27-Jährigen. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass sich der Markt für ihn nicht wie er hofft entwickelt hat.
Dieser Eindruck wurde am Mittwoch weiter bestätigt. Die New York Giants haben Golladay für ein Treffen eingeladen, etwas, das sonst nahezu kein Free Agent in der bisherigen Free Agency gemacht hat, ehe er einem Vertrag zustimmte. Die Alternative scheint ein Einjahresvertrag bei den Cincinnati Bengals zu sein, die Golladay ebenfalls ein Angebot vorgelegt haben. Berichten zufolge kann sich Golladay die Giants sehr gut vorstellen, doch offensichtlich wollen sich beide Seiten noch besser kennenlernen.
Angesichts der Tatsache, dass der Salary Cap schon bald wieder deutlich hochgehen sollte, könnte ein kurzfristiger Deal ohnehin der beste Weg für Golladay sein, um dann 2022 abzukassieren. Gleichzeitig aber hat er den Großteil der vergangenen Saison verletzt verpasst, und sollte er sich dann unter einem Einjahresvertrag 2021 erneut verletzen, könnte ihn trotz des steigenden Caps ein schwieriger Markt erwarten.
Brown, O-Line, Thomas: Wilder Tag in Las Vegas
Für die Las Vegas Raiders war es ein überaus ereignisreicher Tag. Die großen Schlagzeilen gehörten Rodney Hudson, um Hudson herum aber hielt Las Vegas letztlich doch mehrere Bestandteile seiner Offensive Line: Die Guards Denzelle Good und Richie Incognito erhielten jeweils neue kurzfristige Verträge.
Bereits am Montag hatten die Raiders Nelson Agholor an die New England Patriots verloren, wo der Speedster nach seinem einjährigen, unerwartet erfolgreichen Raiders-Gastspiel einen teuren Vertrag erhielt. Las Vegas hat jetzt günstigen Ersatz gefunden: John Brown unterschreibt für ein Jahr und maximal 5,5 Millionen Dollar.
Ansonsten stand die Defensive Line klar im Fokus und auch hier gelangen Las Vegas einige gute Deals: Von den Niners kommt Solomon Thomas, der einstige Top-5-Pick erhält einen Einjahresvertrag über maximal fünf Millionen Dollar und sollte den Raiders mehr Interior-Pass-Rush geben. Das gilt auch für Quinton Jefferson, der für ein Jahr aus Buffalo kommt. Jefferson hatte letztes Jahr für die Bills laut PFF 30 Quarterback-Pressures.
Free Agency: Weitere Wechsel im Schnelldurchlauf
- Die großen Splash-Deals sind in Miami bislang ausgeblieben, dafür gelangen den Dolphins zwei interessante Verpflichtungen die etwas unter dem Radar fliegen dürften: Von den Lions kommt Slot-Cornerback Justin Coleman zum Spottpreis von 2,75 Millionen Dollar für ein Jahr. Coleman hatte in Detroit ein Tief, Dolphins-Coach Brian Flores kennt ihn noch aus New England. Für die Offense kommt Speedster-Receiver Robert Foster, der von Washington keinen Restricted-Free-Agent-Tender erhalten hatte.
- Die New England Patriots haben Cornerback JC Jackson "nur" den Second-Round-Restricted-Free-Agent-Tender gegeben. Heißt: New England kann zwar auf jedes Angebot, das Jackson von einem anderen Team womöglich erhält, reagieren - doch falls die Patriots bei einem Angebot finanziell nicht mehr mitgehen können oder wollen, wäre Jackson weg und lediglich ein Zweitrunden-Pick als Kompensation fällig. Angesichts der Leistungen, die Jackson gezeigt hat, könnte es ein Team geben, dass diese Route mal zumindest testet.
- In San Francisco wurde am Mittwoch gleich doppelt in die Offensive Line investiert: Neben dem Rekord-Vertrag für Trent Williams sicherten sich die Niners auch Center Alex Mack. Der erhält einen Einjahresvertrag über 5,5 Millionen Dollar und bietet eine ideale Übergangslösung in der Bay. Mack hatte bereits in Cleveland sowie später in Atlanta unter Kyle Shanahan gespielt.
- Seattles neuer Offensive Coordinator Shane Waldron hat ein Spielzeug aus Los Angeles mitgebracht: Ex-Rams-Tight-End Gerald Everett unterschreibt für ein Jahr und 6 Millionen Dollar bei den Seahawks. Everett gibt Seattle eine dynamische Receiving-Präsenz auf der Tight-End-Position und dürfte eine größere Rolle in Waldrons Play-Action-Offense einnehmen.
- In Philadelphia wurden zwei erwartete Cuts offiziell: Alshon Jeffery und Malik Jefferson wurden am Mittwoch entlassen.