Mit zwei Trades haben die San Francisco 49ers, die Miami Dolphins und die Philadelphia Eagles die Draft-Reihenfolge 2021 mächtig durcheinander gewirbelt. Doch was bedeuten die Trades für die einzelnen Teams? Und was haben die New York Jets damit zu tun? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
NFL: Was ist passiert?
Für den Fall des ersten Dominosteins sorgten am Freitagabend die 49ers. San Francisco hatte sich offenbar aktiv um einen Trade bemüht, um im Draft weiter nach oben zu kommen. Mit den Dolphins einigte man sich schließlich auf einen Deal.
Die 49ers schickten ihren Erstrundenpick 2021 (#12), einen Erst- und einen Drittrundenpick 2022 sowie einen Erstrundenpick 2023 zu den Dolphins. Im Gegenzug erhielten die Niners den dritten Pick im kommenden Draft von Miami.
Der dritte Pick ist der ursprüngliche Pick der Houston Texans. Im Trade von Laremy Tunsil, der vor zwei Jahren von den Dolphins zu den Texans wechselte, ging der Pick damals an die Dolphins.
Nur wenige Minuten später folgte dann der zweite Trade des Abends: Nach dem Deal mit den 49ers einigten sich die Dolphins gleich mit den Eagles auf einen weiteren Trade. Miami gab den Erstrundenpick der 49ers darin gleich wieder ab. Zudem schickte die Franchise aus Florida den 123. Pick im diesjährigen Draft sowie den eigenen Erstrundenpick 2022 zu den Eagles.
Im Gegenzug gab Philadelphia seinen Erstrundenpick (#6) sowie den 156. Pick 2021 an die Dolphins ab. Die Eagles sammelten also einen zusätzlichen Erstrundenpick, gingen dafür jedoch einige Plätze in der ersten Runde 2021 nach unten.
NFL: Die Trades im Überblick
NFL: Das haben die Teams abgegeben
San Francisco 49ers | Miami Dolphins | Philadelphia Eagles |
Erstrundenpick 2021 (#12) | Erstrundenpick 2021 (#3., von den Texans) | Erstrundenpick 2021 (#6) |
Erstrundenpick 2022 | Viertrundenpick 2021 (#123) | Fünftrundenpick 2021 (#156) |
Drittrundenpick 2022 | Erstrundenpick 2022 | |
Erstrundenpick 2023 |
NFL: Das haben die Teams erhalten
San Francisco 49ers | Miami Dolphins | Philadelphia Eagles |
Erstrundenpick 2021 (#3, von den Texans) | Erstrundenpick 2021 (#6) | Erstrundenpick 2021 (#12) |
Fünftrundenpick 2021 (#156) | Viertrundenpick 2021 (#123) | |
Erstrundenpick 2022 (49ers) | Erstrundenpick 2022 (Dolphins) | |
Drittrundenpick 2022 (49ers) | ||
Erstrundenpick 2023 (49ers) |
NFL: Was bedeuten die Trades für die 49ers?
San Francisco ist ganz offensichtlich auf Quarterback-Suche! Die Ereignisse vom Freitagabend lassen keinen anderen Schluss zu. Für keine andere Positionsgruppe schnüren Teams ein derartiges Tradepaket - zumindest in der modernen NFL.
Dass die 49ers im kommenden Draft einen Quarterback in der ersten Runde ziehen werden, darf ab sofort also als praktisch sicher angesehen werden. Gleichzeitig zeigt der Trade mit den Dolphins auch: San Francisco hat (mindestens) drei Quarterbacks im Draft 2021 sehr hoch auf seiner Liste und wäre somit mit verschiedenen Optionen an der dritten Position des Drafts zufrieden.
Wäre dem nicht so - hätten die Niners beispielsweise Justin Fields oder Zach Wilson als klaren Favoriten -, wäre für das Team nur ein Trade an Position eins oder Position zwei im Draft infrage gekommen. Oder General Manager John Lynch hätte bis zum Draft Day warten müssen, um zu schauen, ob der eigene Favorit bis an die dritte Position im Draft fällt.
Welchen Quarterback die 49ers favorisieren, ist zum jetzigen Zeitpunkt somit unmöglich festzustellen. Fields und Wilson gelten beide als große Quarterback-Talente, die früh im Draft gezogen werden dürften. Auch Trey Lance, der als roh, aber auch als hochtalentiert gilt, wird als mögliche Option gehandelt.
Eine weitere Alternative brachte zudem Chris Simms von CBS ins Spiel: Laut Simms müssten die 49ers mit ihrem stark besetzten Kader im Draft auf den besten Quarterback - und nicht auf das größte Talent - aus sein. Simms schließt daraus, dass auch Mac Jones ein Kandidat für San Francisco sein könnte.
Durch den Trade wird gleichzeitig auch klar, dass Jimmy Garoppolos Tage in der Bay Area gezählt sein dürften. Der 29-Jährige wurde 2017 per Trade von den New England Patriots geholt und war seitdem Starting Quarterback der 49ers gewesen.
2019 hatte Garoppolo die Niners noch in den Super Bowl geführt. Restlos überzeugen konnte der Quarterback trotz dieses Erfolgs allerdings nur selten.
Jimmy G plagten immer wieder Verletzungsprobleme: 2018 verpasste Garoppolo aufgrund eines Kreuzbandrisses große Teile der Saison, in der vergangenen Spielzeit bereitete ihm ein stark lädierter Knöchel Probleme.
Darüber hinaus konnte sich Garoppolo nie wirklich den Ruf eines echten Franchise-Quarterbacks erarbeiten. Der einstige Drittrundenpick galt eher als solider Game-Manager und allenfalls durchschnittlicher Starting Quarterback.
Ein Trade von Garoppolo ist somit nun definitiv im Bereich des Möglichen. Sollten die 49ers allerdings keine zufriedenstellenden Angebote erhalten - oder Garoppolo von seiner No-Trade-Klausel Gebrauch machen - könnte er allerdings auch noch eine weitere Saison bei den Kaliforniern bleiben. Der neue Rookie-Quarterback könnte dann entweder während oder nach der Saison von Garoppolo übernehmen.
NFL: Was bedeuten die Trades für die Dolphins?
Während die 49ers nach dem Trade im Draft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Quarterback picken werden, lässt das Geschäft bei den Dolphins nur den gegenteiligen Schluss zu: Miami wird keinen Quarterback auswählen.
Die drei besonders hoch gehandelten Quarterbacks (Lawrence, Wilson, Fields) werden nun wohl mit den ersten drei Picks im Draft ausgewählt werden. Ein vierter (Lance oder Jones) könnte ebenfalls noch vor Miamis Pick an Position sechs von Bord gehen. Hätten die Dolphins einen Quarterback draften wollen, hätten sie ihren Pick also nicht abgeben dürfen.
Diese Entwicklung ist eine gute Nachricht für Tua Tagovailoa. Nach einer wackligen Rookie-Saison des Youngsters war spekuliert worden, dass Miami mit dem dritten Pick im Draft einen anderen jungen Quarterback auswählen könnte. Das wird nun offensichtlich nicht passieren.
Die Dolphins dürften somit andere Kandidaten im Auge haben. Die wahrscheinlichste Option ist dabei, dass die Dolphins Tagovailoa Verstärkung an die Seite stellen wollen, um ihren Quarterback bestmöglich zu unterstützen.
Optionen dafür gibt es im Draft einige: Offensive Tackle Penei Sewell, Tight End Kyle Pitts und die beiden Receiver Ja'Marr Chase und DeVonta Smith gelten allesamt als hochtalentiert. Durch seine beiden Trades hat General Manager Chris Grier wohl sichergestellt, dass die Dolphins einen dieser Spieler holen können und gleichzeitig noch zusätzliches Draft-Kapital eingesammelt.
Da davon auszugehen ist, dass mit den ersten drei Picks drei Quarterbacks gedraftet werden, müssten mindestens zwei Vertreter aus dem oben genannten Quartett mit dem sechsten Pick im Draft noch verfügbar sein. Miami könnte also dennoch einen seiner Wunschkandidaten holen, stellt sich aber gleichzeitig noch besser für die Zukunft auf.
NFL: Was bedeuten die Trades für die Eagles?
Auch bei Philadelphia steht die Quarterback-Frage im Zentrum: Die Eagles haben erst kürzlich Carson Wentz zu den Indianapolis Colts getradet. Jalen Hurts wäre Stand heute der Starting Quarterback des Teams. Ob die Eagles tatsächlich ihren Franchise Quarterback in ihm sehen, ist jedoch fraglich.
Durch den Downtrade von Position sechs an Position zwölf dürfte Hurts - zumindest für die kommende Saison - aber fester im Sattel sitzen. Es ist gut möglich, dass die ersten vier oder sogar fünf Quarterbacks im Draft früher vom Board gehen werden. Die Eagles müssten also darauf hoffen, dass einer der QB-Kandidaten fällt.
Wahrscheinlicher ist, dass General Manager Howie Roseman Hurts in der kommenden Saison weiter unter die Lupe nehmen und erst anschließend entscheiden wird, ob der 22-Jährige die Zukunft des Teams sein soll oder nicht.
Gänzlich unumstritten scheint Hurts in der Stadt der brüderlichen Liebe jedoch auch nicht zu sein. Wie Ian Rapoport vom NFL Network berichtet, zeigte die Franchise ebenfalls Interesse an einem Trade für den 3. Pick der Dolphins. Philadelphia wollte demnach jedoch sichergehen, durch den Trade Zach Wilson bekommen zu können - und dementsprechend bis zum Draft-Day warten.
Durch den Downtrade mit den Dolphins sammeln die Eagles nun also Draft-Munition für den Draft im nächsten Jahr. Auch das deutet darauf hin, dass Hurts 2021 unter besonderer Beobachtung stehen wird: Mit zwei Erstrundenpicks hätte Philadelphia im kommenden Jahr genug Munition, um selbst nach oben zu traden und seinen Wunsch-Quarterback auszuwählen.
NFL Was bedeuten die Trades für die Jets?
Die Jets waren an den Tradegeschäften am Freitagabend nicht direkt beteiligt. Dennoch lassen die Vorkommnisse durchaus auch Rückschlüsse auf die Pläne von Gang Green zu.
Dass New York im Draft einen neuen Quarterback ziehen und somit fortan nicht mehr auf Sam Darnold setzen würde, galt zwar als wahrscheinlich, jedoch nicht als gesichert. Der Trade der 49ers ist nun ein weiteres, starkes Indiz dafür, dass New York fortan auf einen neuen Quarterback setzen wird.
Denn: San Francisco wird New York das gleiche - oder ein ähnliches - Angebot unterbreitet haben wie den Dolphins. Die 49ers hätten sich schließlich sicher noch lieber den zweiten als den dritten Pick im Draft gesichert.
Ein so starkes Angebot wie das der 49ers abzulehnen und anschließend keinen neuen Franchise Quarterback zu draften, wäre unerklärlich. Es kann somit fortan davon ausgegangen werden, dass die Jets in der ersten Draftrunde ebenfalls einen Quarterback ziehen werden.
Für welches der Top-Talente sich New York am Ende entscheiden wird, kann fortan mit Spannung erwartet werden. Das gilt für neutrale NFL-Fans. Nach ihrem Trade mit den Dolphins gilt dies allerdings insbesondere für die 49ers.