Wie in jeder Offseason haben die Teameigner der 32 Teams der NFL auch für die kommende Spielzeit ein paar Regeländerungen beschlossen. SPOX gibt eine Übersicht und erklärt die Neuerungen.
Teams und das Wettbewerbskomitee dürfen in jedem Jahr neue Regeln beziehungsweise Regelanpassungen vorschlagen. Diese werden dann den 32 Teameignern nach erster Prüfung unterbreitet, diese stimmen anschließend darüber ab.
Die Abstimmung erfolgte unter der Woche. Zu großen Regel-Revolutionen kam es jedoch auch in diesem Jahr nicht. Ein Vorschlag der Baltimore Ravens für einem sogenannten "Sky Judge", also einem Videoschiedsrichter, der gewissermaßen von oben jederzeit korrigierend eingreifen dürfte, wurde etwa abgelehnt. Aber dem Replay Official wurde dennoch mehr Kompetenz als bislang eingeräumt. Zudem dürfen Spieler künftig freier ihre Trikotnummern wählen.
NFL: Die neuen Regeln für die Saison 2021 im Überblick
NFL: Mehr Verantwortung für den Replay Official
Man kennt es, der TV-Zuschauer hat meist einen besseren Blick auf knifflige Situationen auf dem Feld als einer der sieben Schiedsrichter auf dem Feld. Durch moderne TV-Technik - teilweise wird die NFL sogar schon mit 4k- und 8K-Kameras gefilmt und übertragen - sieht der Zuschauer jedes Detail.
So ist es dann auch einfacher, objektiv falsche Entscheidungen auf dem Feld zu entlarven, etwa wenn ein Ball vor dem Catch auf den Boden prallt oder ein ballführender Spieler auf die Auslinie tritt.
Bislang war es so, dass, wenn Schiedsrichter solche Calls falsch einschätzten, ein Coach eine Challenge-Flagge werfen musste, um so etwas zu korrigieren. Das wird nun anders.
Von nun an darf der Replay Official, der ohnehin auf der Pressetribüne in einer Kabine sitzt, in solchen Fällen von sich aus eingreifen und den Referee auf den Fehler aufmerksam machen. Allerdings nur, wenn ein Coach nicht zuvor die rote Flagge geworfen hat. Bislang war dies nur in den finalen zwei Minuten einer Halbzeit und in der Overtime als sogenannte "Booth Review" möglich.
Wichtig hierbei: Der Replay Official darf nur in "spezifische, objektive Aspekte eines Plays" eingreifen, "wenn klare und offensichtliche Videobeweise vorliegen". Hier geht es also wirklich nur um Dinge wie Ball am Boden, Fuß im Aus und dergleichen.
Es ist nicht so umfassend wie viele gerne hätten, doch wird es die eine oder andere Challenge weniger erforderlich machen. Zudem bleibt das Grundprinzip erhalten, dass über Spiele auf dem Feld gerichtet werden soll.
NFL: Anpassung des Onside Kicks
Der Onside Kick bleibt auch in diesem Jahr ein Politikum. Seit den letzten Anpassungen dieser Regel ist es kaum noch möglich, einen Onside Kick erfolgreich zurückzuerobern: Beim Kicking Team darf vor dem Kick kein Spieler mehr Anlauf nehmen, während sich das Receiving Team in einer sogenannten Setup Zone zwischen 10 und 25 Yards zum Ball aufstellen durfte. Das Ziel war es, schwere Kollisionen zu vermeiden.
Entsprechend wurden 2020 nur 3 von 67 Onside Kicks vom Kicking Team erobert.
In der kommenden Saison startet nun eine einjährige Testphase, in der nur noch maximal neun Spieler des Receiving Teams in der Setup Zone stehen dürfen. Basierend auf NFL-Tracking-Daten waren es zuletzt meist zehn bis elf.
Die NFL verspricht sich von dieser Anpassung, dass die Chance auf eine Eroberung des Onside Kicks durch das Kicking Team nun wieder größer wird.
Was dagegen erneut nicht zur Abstimmung kam, ist die Idee der Eagles, anstatt des Onside Kicks dem Team, das gerade gepunktet hat, die Option zu geben, von der eigenen 25-Yard-Linie ein Play zu bekommen, mit dem es mindestens 15 Yards erzielen müsste, um dadurch den Ball zu behalten. Andernfalls würde die andere Mannschaft an dem Punkt des Felds übernehmen.
gettyWarum das abgelehnt wurde, erklärte der Chairman des Wettbewerbskomitees, Rich McKay von den Atlanta Falcons: "Es ist nicht so, dass wir versuchen dem Onside-Kick-Team einen Vorteil zu verschaffen. Niemand will, dass diese Teams einen Vorteil erhalten." Gemeint ist damit die deutlich größere Chance, mit seiner Offense 15 Yards zu erzielen im Vergleich zum Erobern eines Onside Kicks.
NFL: Mehr Freiheit bei den Trikotnummern
Die NFL hat seit jeher klare Vorgaben, was die Verteilung von Trikotnummern an bestimmte Positionsgruppen betrifft. Das dient zum Beispiel dazu, die Spieler, die den Ball in der Offensive nicht ohne Weiteres bekommen dürfen - Offensive Linemen -, klar zu identifizieren - sowohl für Mitspieler als auch für die Defense und die Schiedsrichter.
Das gilt auch auf dem College, doch abgesehen davon ist die Nummernverteilung dort deutlich freier. Und so wird es nun auch in angepasster Form in der NFL der Fall sein, da der Vorschlag der Chiefs diesbezüglich angenommen wurde.
Künftig dürfen etwa Wide Receiver auch einstellige Nummer tragen, während Backs nun die Nummern 1 bis 49 haben können, Linebacker sogar von 1 bis 59.
Nicht alle sind damit zufrieden, gerade Bucs-Quarterback Tom Brady reagierte angefressen auf die Neuerung. Doch die große Mehrzahl der Spieler begrüßt diese neue Freiheit, zumal einige Spieler auf dem College einstellige Nummern tragen, die in der NFL bislang nur Quarterbacks und Kickern vorbehalten waren.
Allerdings kann nun nicht jeder NFL-Spieler einfach die Nummer tauschen. Eine Regel besagt, dass bei einem Nummern-Wechsel zur kommenden Saison der Spieler den Bestand an bereits produzierten Trikots aufkaufen muss, da diese sonst wertlos werden würden. Wer jetzt aber schon einen Trikottausch für 2022 ankündigt, darf die Nummer dann gewissermaßen kostenlos wechseln.
NFL: Zulässige Trikotnummern vor und nach der Regeländerung
Positionen | Nummern (Alt) | Nummern (Neu) |
Quarterback | 1-19 | 1-19 |
Running Backs | 20-49 | 1-49 |
Wide Receiver/Tight Ends | 10-19, 80-89 | 1-19, 80-89 |
Offensive Linemen | 50-79 | 50-79 |
Defensive Linemen | 50-79, 90-99 | 50-79, 90-99 |
Linebacker | 50-59, 90-99 | 1-59, 90-99 |
Defensive Backs | 20-49 | 1-49 |
Kicker/Punter | 1-19 | 1-19 |
NFL: Loss of Down nach zweitem Vorwärtspass
Eine Szene der Vorsaison sorgte für besonderes Aufsehen: Tom Brady hatte in Woche 11 im Spiel gegen die Rams einen Pass geworfen, der abgefälscht wurde und wieder bei ihm landete. Er warf ihn dann einfach nochmal für 8 Yards zu Wide Receiver Mike Evans.
Das Problem dabei: Zwei Vorwärtspässe hinter der Line of Scrimmage im selben Spielzug sind natürlich verboten. Da es sich aber um einen (erfolglosen) dritten Versuch gehandelt hatte, lehnte Rams-Coach Sean McVay die fällige Strafe ab, da er den Bucs sonst eine weitere Chance auf ein First Down eingeräumt hätte.
Die neue Regel nun hat auch ein Loss of Down, also den Verlust eines der vier Versuche für ein neues First Down, zur Folge. Gleiches gilt etwa auch für Intentional Grounding, also das absichtliche Wegwerfen eines Balls in eine Richtung, in der kein Passempfänger steht, während sich der QB noch innerhalb der Tackle-Box befindet.
Fun Fact: In der XFL sind zwei Vorwärtspässe hinter der Line of Scrimmage im Übrigen erlaubt und sorgen durchaus für Spektakel...
NFL: Keine Overtime in der Preseason
Eine Regel, die nie jemand wirklich gebraucht hat, wurde nun endgültig abgeschafft! Von nun an gibt es in der Preseason, die indes nur noch aus drei Spielen besteht, keine Overtime mehr.
Steht es nach 60 Minuten unentschieden, bleibt das auch so. In erster Linie verringert sich somit natürlich das Risiko von Verletzungen in Spielen, die ohnehin nicht zählen.
NFL: Mehr Aufmerksamkeit auf Taunting
Das sogenannte Taunting ist ein weites Feld. In erster Linie geht es darum, sich nicht über einen Gegenspieler lustig zu machen, keine respektlosen Gesten zu zeigen und dergleichen. Früher fiel auch das übermäßige Feiern von Touchdowns darunter. Letzteres wurde jedoch beizeiten abgeschafft.
Im Vorjahr nun gab es nur elf Flaggen wegen Taunting, 2019 waren es noch 34. Und da dies so manchem Coach und Regelhüter zu wenig war, werden die Schiedsrichter nun gewissermaßen darauf angesetzt, diese Respektlosigkeiten wieder gezielter zu beobachten und zu ahnden.
Unterm Strich bedeutet dies, dass mehr solcher Flaggen kommen werden. Ob diese am Ende auch sinnvoll sein werden, darf jedoch schon jetzt bezweifelt werden.