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Impfungen gegen Corona in der NFL: Darum sorgen die neuen Richtlinien für Streit

Von Jan Dafeld
Cole Beasley hat die neuen Regelungen der NFL heftig kritisiert.
© getty

Die NFL hat neue Richtlinien im Umgang mit der Coronapandemie verkündet. Während geimpfte Spieler praktisch zur Normalität zurückkehren können, bleiben für Nicht-Geimpfte harte Einschränkungen. Bills-Receiver Cole Beasley kritisierte die neuen Regelungen daher scharf. Für einige Teams könnten die Impfungen sogar zu Wettbewerbsvorteilen führen.

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Nach vielen von Corona geplagten Monaten scheint den USA ein angenehmer und entspannter Sommer bevorzustehen. Die Menschen treffen sich mittlerweile wieder in großen Gruppen, Restaurants und Freizeitparks haben geöffnet. In den letzten Tagen verzeichneten die USA täglich rund 10.000 neue Coronafälle. Im Januar - in der Hochphase der Pandemie in den Vereinigten Staaten - hatte dieser Wert zeitweise bei über 300.000 gelegen.

Doch diese eigentlich so erfreulichen Nachrichten haben die Impfkampagne in den USA ins Stocken gebracht. Obwohl die Impfungen in rasendem Tempo angelaufen waren, ist mehr als die Hälfte der US-Gesamtbevölkerung noch immer nicht vollständig geimpft. Wieso sollte man sich impfen lassen, wenn doch auch ohne den Piks in den Arm mittlerweile alles wieder möglich ist, fragen sich einige. Manche glauben, die Pandemie sei bereits vorüber, die Impfung daher nicht mehr so wichtig.

Doch auch in den USA warnen Experten vor einer neuen Welle. Die besonders ansteckende Delta-Variante, die in Großbritannien für einen erneuten Anstieg der Fallzahlen gesorgt hat, bereitet Beobachtern Sorge. Die Impfungen seien daher nach wie vor sehr wichtig, warnen viele Politiker und Mediziner.

Impfungen gegen Corona in der NFL: Montez Sweat "kein Fan"

Doch es ist ein Ruf, der in weite Teile de Bevölkerung nicht vorzudringen scheint. Das gilt für Büroangestellte, Lagerarbeiter, Farmer, Anwälte - und auch für NFL-Profis.

Er sei "kein Fan" davon, dass das Washington Football Team Experten eingeladen habe, um Fragen rund um die Impfung zu beantworten, erklärte beispielsweise Montez Sweat. "Ich werde mich wahrscheinlich nicht impfen lassen, bis ich mehr Fakten kriege", sagte der Pass-Rusher. "Ich habe mir bis jetzt kein COVID eingefangen, also sehe ich nicht, dass ich mich gegen COVID behandeln lasse, ehe ich tatsächlich COVID kriege", so seine fragwürdige Argumentation.

Für die NFL ist die Haltung von Spielern wie Sweat ein Problem. Die Liga plant für die kommende Saison bereits wieder mit voll ausgelasteten Stadien. Sicherheitsabstände in der Kabine und Medienrunden als Videokonferenzen sollen der Vergangenheit angehören. In diesem Plan nehmen Impfungen eine zentrale Rolle ein.

Impfungen gegen Corona: NFL verkündet neue Richtlinien

Um die Sicherheit von Spielern, Coaches und weiteren Mitarbeitern zu garantieren, verkündete die NFL in der vergangenen Woche neue Richtlinien für die Training Camps und die Preseason-Spiele vor der anstehenden Saison. Richtlinien, die in allen Punkten deutlich mehr Freiheiten für voll geimpfte Spieler vorsehen.

Nicht-geimpfte Spieler müssen demnach nach wie vor jede Menge strikte Regeln in Kauf nehmen. So müssen die Athleten sich beispielsweise jeden Tag testen lassen, sie müssen auf dem Trainingsgelände und auf Reisen eine Maske tragen und sie müssen Abstandsregeln einhalten.

Während für geimpfte Spieler wieder weitgehend ähnliche Richtlinien wie in den Saisons vor der Pandemie gelten sollen, bleibt für Nicht-Geimpfte also der Status der vergangenen Spielzeit bestehen: Die Spieler dürfen das Hotel bei Auswärtsspielen nicht verlassen, sie dürfen nicht mit ihren Mitspielern essen und müssen sich nach einer Risikobegegnung in Quarantäne begeben.

Impfungen gegen Corona: Cole Beasley kritisiert NFLPA

Es sind Regeln, die nicht bei jedem auf Begeisterung stoßen. Als besonders lauter Kritiker der Maßnahmen trat in den vergangenen Tagen Cole Beasley von den Buffalo Bills auf. Die neuen Richtlinien seien "verrückt", schrieb Beasley auf Twitter. Die Spielergewerkschaft sei "ein Witz" und würde sich nicht für die Belange der Athleten einsetzen, so der Receiver.

"Ich verstehe vollkommen, wieso die NFL das macht. Sie bekommt dadurch Freiheiten, um wieder so viel Geld wie möglich zu verdienen", meint Beasley. "Aber wird irgendjemand für die Rechte der Spieler kämpfen?" Beasleys Wutausbruch führte über die vergangenen Tage zu hitzigen Diskussionen in den sozialen Medien, an denen sich der 32-Jährige selbst ausgiebig beteiligte und dabei einige wirre Positionen offenbarte.

"Jeder sagt mir, dass 98 Prozent der Geimpften COVID nicht mehr bekommen. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass ich es in die NFL schaffe und dort zehn Jahre spiele, ist noch niedriger und trotzdem bin ich hier", schrieb Beasley beispielsweise. Oder: "Auf einmal fahren alle so auf die Wissenschaft ab. Das habe ich so noch nie gesehen. Was ist aus dem Willen Gottes geworden?"

NFL: Mehr als die Hälfte aller Spieler gegen Corona geimpft

Spieler wie Sweat und Beasley sind in der NFL in der Minderheit. Laut der Washington Post sind mehr als die Hälfte aller Spieler mindestens einmal geimpft. Bei drei Teams seien sogar bereits mehr als drei Viertel der Spieler geimpft. Einzig die Colts, Jaguars, Cardinals und Chargers hinken dem Bericht zufolge bei der Impfquote hinterher.

Doch in den Augen der NFL - und der meisten Experten - sind diese Zahlen noch nicht hoch genug. Erst wenn mindestens 85 Prozent der Spieler in einem Team vollständig geimpft sind, dürfen die Corona-Vorkehrungen deutlich gelockert werden.

Welche Spieler bereits geimpft sind und welche nicht, ist dabei weitgehend unbekannt. Die meisten Athleten - beispielsweise Christian McCaffrey oder Lamar Jackson - wollten bislang keine Angaben dazu machen, ob sie geimpft wurden oder nicht, um zu verhindern, dass Mitspieler womöglich zu "schwarzen Schafen" gemacht werden.

Doch es gibt auch Spieler, die öffentlich erklärt haben, bereits geimpft worden zu sein. Dazu zählen Patrick Mahomes, Russell Wilson oder auch Marlon Humphrey. Auch Travis Kelce, der sich in Bezug auf die Impfung zunächst skeptisch gezeigt hatte, hat sich mittlerweile dafür ausgesprochen.

"Ich liebe es, mit meiner Familie zusammen zu sein, daher war es praktisch eine Familienentscheidung, dass wir uns alle impfen lassen, sodass wir uns untereinander sicher und wohl fühlen", erklärte der Star der Kansas City Chiefs. "Ich war definitiv zurückhaltend, aber die Impfung soll uns nur helfen. Deshalb möchte ich jetzt jeden ermutigen, es ebenfalls zu tun."

NFL: Impfungen gegen Corona als Wettbewerbsvorteil?

Noch ist unklar, welche Auswirkungen die Coronapandemie und die damit verbundenen Impfungen auf die kommende Saison haben werden. Die zuletzt veröffentlichten Richtlinien gelten schließlich zunächst nur für die Preseason-Spiele. Ob sie vor dem Saisonstart gelockert oder nochmal verschärft werden, bleibt abzuwarten.

Doch es ist durchaus denkbar, dass die Pandemie in der kommenden Saison zu Wettbewerbsvorteilen und -nachteilen führen wird, womöglich noch stärker als in der vergangenen Saison. Teams, bei denen (fast) alle Spieler bereits geimpft sind, werden zum Beispiel deutlich unbeschwerter reisen und auch trainieren können als andere.

Selbst bei der Kaderzusammenstellung könnte die Impfung letztlich eine wichtige Rolle spielen. Dass sich ein Team bei der Entscheidung zwischen einem ungeimpften und einem geimpften Spieler für Letzteren entscheiden wird, ist möglich. Erst recht, wenn dadurch die bereits genannte magische Grenze von 85 Prozent innerhalb des Teams erreicht werden kann.

Offiziell darf der Impfstatus eines Spielers zwar nicht zu einer Entlassung führen - die NFL betont, dass die Entscheidung von jedem Spieler frei getroffen werden soll -, in der Praxis dürfte diese Regel von der Liga aber kaum zu kontrollieren sein.

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