Wer kann Patrick Mahomes angreifen? Wie hoch steht Tom Brady mit seinen 43 Lenzen? Wo stehen die jungen Quarterbacks, und welche etablierten Starter müssen sich dringend beweisen? SPOX-Redakteur Adrian Franke hat die 32 Starter für das Offseason-Ranking einsortiert.
Noch sind nicht alle Quarterback-Fragen geklärt, insbesondere in der Spitze: Bleibt Aaron Rodgers in Green Bay? Was wird aus Deshaun Watson? In den sportlich etwas tieferen Regionen stehen Fragen wie "wer startet in Denver?", oder "welche Rookies dürfen direkt ran?" im Raum.
Die Offseason-Position-Rankings lassen die Eindrücke der jüngeren Vergangenheit einfließen und kombinieren diese mit der Prognose für die kommende Saison. Mutmaßliche Rookie-Starter sind dementsprechend noch gesondert aufgelistet, bei Teams, bei denen der Starter noch offen ist, habe ich den Quarterback für das Ranking ausgewählt, den ich als Starter prognostiziere.
NFL: Quarterback Offseason Ranking
NICHT GEWERTET: TREVOR LAWRENCE, JACKSONVILLE JAGUARS
Das Generational Prospect, das diese Bezeichnung tatsächlich zumindest teilweise verdient hat - rein aus Pre-Draft-Sicht und in der Analyse von Lawrence als Prospect gesprochen, versteht sich. Jetzt liegt es an ihm, diesen Hype, dem man eigentlich kaum gerecht werden kann, halbwegs zu bestätigen - und zumindest was die Mitspieler angeht, sind die Umstände deutlich besser als man bei einem Team, das den Nummer-1-Pick hatte, befürchten müsste. Es gibt einen X-Receiver in D.J. Chark, eine YAC-Waffe in Laviska Shenault, und mit Marvin Jones haben sich die Jaguars in der Free Agency eine oftmals unterschätzte Nummer-2-Option gesichert. Dazu bekam er "seinen" Running Back Travis Etienne und die Offensive Line ist nicht in der Top 10, aber irgendwo im Liga-Mittelfeld zu finden. Lawrence ist so talentiert, dass er schnell auch in der NFL Fuß fassen kann; wie schnell es dann nach oben geht, hängt auch davon ab, was genau Urban Meyer und Darrell Bevell schematisch vorhaben.
NICHT GEWERTET: ZACH WILSON, NEW YORK JETS
Hier bin ich sehr, sehr gespannt. Die Jets werden eine Version der Shanahan-Offense installieren, und da gab es spannenden Diskurs bei Wilson vor dem Draft: Er ist exzellent einerseits in der Improvisation und Off-Platform, andererseits aber auch, wenn er innerhalb der Play-Struktur außerhalb der Pocket arbeiten durfte - etwa bei Rollouts. Diese sind bekanntermaßen ein großer Bestandteil der Shanahan-Offense und mit Wilson sollte sich das vertikale Passspiel auch schon als Rookie öffnen. Das große Aber lautet: Wilson hat noch echte Defizite, wenn es darum geht, die Mitte des Feldes zu bedienen - doch auch das ist ein elementarer Bestandteil dieser Offense. Und nicht nur das, es ist elementarer Bestandteil generell für Passspiel in der NFL. Wilson wird nicht nur zeigen müssen, dass er sich hier steigern kann, er wird auch zeigen müssen, dass er mit vergleichsweise schwächerer Pass-Protection als bei BYU klarkommt.
NICHT GEWERTET: JUSTIN FIELDS, CHICAGO BEARS
Andy Dalton wird den Posten mit Sicherheit nicht kampflos aufgeben, er kam nach Chicago, um zu starten - doch auch er muss die Offense und das Playbook lernen, es gibt in diesem Sinne keinen "Heimvorteil" für den Veteran. Und dennoch sehe ich bei den Top-4-Rookies bei Fields am ehesten die Chance, dass er die Saison als Backup beginnt: Die Bears könnten zu dem Schluss kommen, dass sie erst sehen wollen, wie stabil die Offensive Line ist; Fields wird sein Spiel beschleunigen müssen, in der NFL und erst recht hinter dieser Bears-Line wird dieser Prozess sehr schnell kommen müssen. Plus: Davon ausgehend, dass Matt Nagys Stuhl unter allen Head Coaches mit am stärksten wackeln dürfte, könnte Fields auch als letzte Reißleine für den Fall eines schlechten Saisonstarts herhalten.
NICHT GEWERTET: TREY LANCE, SAN FRANCISCO 49ERS
Die Niners haben nicht diesen Preis gezahlt, um Lance dann ein Jahr auf die Bank zu setzen - zumal ich davon ausgehe, dass die Offense von Kyle Shanahan den Übergang für Lance deutlich einfacher machen wird. Bootlegs, Half-Field-Reads, Zone Reads: Lance sollte sich nicht nur relativ schnell - verglichen mit seiner College-Offense - in mehreren Bereichen heimisch fühlen, sondern mit seiner Athletik auch den Lernprozess auf dem Feld beschleunigen können. Sofern er nicht im Training Camp komplett durchfällt, wäre es aus Niners-Sicht wenig verständlich, den Rookie rauszuhalten. Was bedeutet das für Garoppolo? Vielleicht findet sich rund um das Training Camp ein Trade-Partner - es wäre nicht das erste Mal, dass eine bittere Verletzung zu dieser Zeit des Jahres noch den Weg für einen Quarterback-Trade ebnet.
28. SAM DARNOLD, CAROLINA PANTHERS
Darnold hätte auf kaum einen besseren Verlauf dieser Offseason hoffen können. Nicht nur, dass er nach drei Jahren nochmals eine Chance als klarer Starter bekommt - er erhält diese Chance auch in der Panthers-Offense unter Joe Brady, in welcher er deutlich besser aussehen sollte als bei den Jets. Aber sehen seine Zahlen unter einem besseren Play-Caller nur besser aus? Oder geht jetzt tatsächlich seine Entwicklung mal nach oben? Denn bei Darnold komme zumindest ich in der Analyse früher oder später immer an den Punkt, an dem ich feststellen muss, dass er sich im Vergleich zum College kaum weiterentwickelt hat. Es sind die gleichen Probleme, die er auch schon bei USC hatte, und sein Spiel ist nach wie vor viel zu inkonstant. Die Upside und die High-End-Momente hat er zweifellos, aber wenn er sich nicht überall sonst steigert, wird er auf die Saison gesehen kein Upgrade gegenüber Teddy Bridgewater darstellen.
27. JALEN HURTS, PHILADELPHIA EAGLES
Der geschätzte Kollege Thomas Psaier hatte es jüngst so treffend formuliert: Ist Jalen Hurts überhaupt ein NFL-Quarterback? Und was provokativ klingt, hat durchaus eine sportliche Basis, denn das Profil von Hurts' Rookie-Saison - wenngleich in kleiner Sample Size - war in vielerlei Hinsicht eine Anomalie. Er war ein extrem ungenauer Passer, der die Mitte des Feldes im Liga-Vergleich extrem auffällig gemieden hat. Dazu kamen viele Fehlentscheidungen im Passspiel. Einiges davon ist damit zu erklären, dass er eben noch ein Rookie war und heute vor einem Jahr kaum jemand vermutet hätte, dass Hurts in seinem ersten Jahr überhaupt spielen wird. Doch die Zweifel daran, dass Hurts wirklich ein NFL-tauglicher Passer werden kann, waren durchaus schon in seinem College-Tape zu sehen. Jetzt bekommt er ein Jahr in Philly Zeit, um die Zweifler eines Besseren zu belehren, und zumindest die Rushing-Upside bringt er unbestreitbar mit. Andernfalls werden die Eagles im kommenden Draft bereits Hurts' Nachfolger suchen.
26. DREW LOCK, DENVER BRONCOS
Im Liga-Vergleich ist Locks Sample Size immer noch relativ klein. 656 Dropbacks stehen nach zwei NFL-Jahren auf seinem Konto, zum Vergleich: Exakt so viele Dropbacks hatte Deshaun Watson in der vergangenen Saison. Ein gewisses Maß an Geduld kann man also noch rechtfertigen, klar ist aber auch, dass er für den Moment noch ein extrem inkonstanter Quarterback ist, der aus einer unsauberen Pocket noch entschieden zu häufig komplett entgleist. Die Highlight-Plays geben seinen Befürwortern Argumente, aber auch die werden Lock nicht mehr allzu viel Zeit erkaufen. Ich würde an diesem Punkt nicht einmal mehr ausschließen, dass Teddy Bridgewater im Training Camp das interne Duell gewinnt und Lock aussticht.
25. CARSON WENTZ, INDIANAPOLIS COLTS
Wenn ich meine Twitter-Mentions der letzten Wochen als Gradmesser anwende, komme ich zu dem Schluss, dass kein Quarterback in dieser Offseason kontroverser diskutiert wird. Da sind einerseits diejenigen, die der Meinung sind, dass Frank Reich Wentz wieder in die Nähe seiner 2017er-MVP-Saison bringen kann - während andere wiederum auf Wentz' komplett desolate Vorsaison verweisen. Wie so häufig sind beide Extreme nicht der empfehlenswerte Gradmesser, was bei Wentz unweigerlich zu der Frage führt: Was ist eigentlich gemeint, wenn man vom "alten Carson Wentz" spricht, den Reich wieder aus seinem Kokon zaubern soll? Oder besser formuliert: Wer ist der echte Carson Wentz? Mit Blick auf die Dinge, die ihn 2017 so ausgezeichnet haben, liegt es nahe, zu sagen, dass diese Version von Wentz mehr Strohfeuer als zu erhoffender Standard war. Nicht nur, weil er dieses Level nie wieder erreicht hat, sondern auch, weil er damals in Bereichen gegen Pressure, Third Down und Downfield Passing Game herausragend spielte - all diese Dinge sind selten von Jahr zu Jahr konstant auf derartigem Level, nicht nur bei Wentz. Fair ist auch, zu sagen, dass Wentz nicht mehr so desolat auftreten wird wie 2020, und hier kommen mit Sicherheit auch softe Faktoren mit ins Spiel. In Indianapolis in deutlich stabilere Umstände zu kommen, hinter eine gute Line, in eine Quarterback-freundliche Offense und zu einem Head Coach, dem er vertraut und umgekehrt, wird ihn vermutlich schon stabilisieren. Ich sehe eine realistische Erwartung für Wentz im Laufe der Saison zwischen Quarterback 16 und 22.
24. JAMEIS WINSTON, NEW ORLEANS SAINTS
Abgesehen von den Rookies ist Winston mit die größte Wildcard mit Blick auf die kommende Saison. Und selbstredend könnte auch Taysom Hill starten, der die Rushing-Upside mitbringt, aber als Passer deutlich limitierter ist als Winston. Meine Vermutung ist, dass der bessere Passer im Endeffekt den Posten erhält, so sehr Coach Sean Payton sich auch über die letzten Jahre in der Öffentlichkeit als Taysom-Hill-Fan-Nummer-1 positioniert hat. Winston würde den Saints aber vor allem eine vertikale Dimension im Passspiel geben, die mit Brees über die letzten Jahre zunehmend weniger wurde, und die Hill so nicht in seinem Arsenal hat. Letztlich wissen wir, was Winston ist: Ein risikofreudiger Quarterback, der ein Team mit Big Plays immer in ein Spiel zurückbringen kann, aber auch mit einem Turnover eine Führung aus der Hand geben kann. Schafft es Payton, Letzteres zu reduzieren? Dann ist Winston ein Kandidat, um wieder Richtung Liga-Mittelfeld zu klettern.
23. TUA TAGOVAILOA, MIAMI DOLPHINS
Tua ist noch immer relativ nah an der "nicht gewertet"-Kategorie dran: 326 Dropbacks bieten sehr wenig Substanz für eine Bewertung. Gleichzeitig aber lässt sich auch nicht von der Hand weisen, dass einige der Bedenken aus Tagovailoas College-Tape auch in seiner Rookie-Saison ein Thema waren. Das wacklige Anspielen enger Passfenster, die durchschnittliche Armstärke, klare Anfälligkeit gegen Pressure. Und einige dieser Themen werden ihn vermutlich immer begleiten, die Kernfrage für die kommende Saison lautet: Kann er in seinen Qualitäten in puncto Präzision und Antizipation so dominant werden, dass er einer der besseren Pocket-Passer in der NFL werden kann? Die Protection ist nach wie vor ein Thema in South Beach, das Waffenarsenal aber sollte eine klare Stärke sein. In der vergangenen Saison war klar zu sehen, dass Ryan Fitzpatrick in den gleichen Situationen und teilweise gegen die gleichen Gegner meist signifikant besser gespielt hat. Inwieweit kann Tua diese Lücke - mit seinem eigenen Spielstil, versteht sich - schließen?
22. JARED GOFF, DETROIT LIONS
Die spannende Frage bei Goff lautet: Was bekommen wir getrennt von Sean McVay? Das haben wir zuletzt in Goffs desolater Rookie-Saison gesehen, in der aber diverse Dinge schiefliefen. Goff hat sich seitdem weiterentwickelt und in Detroit sollte er zumindest vergleichsweise wenig Pressure bekommen, nach wie vor ein größeres Problem in seinem Spiel. Goff ist ein solider Ballverteiler, der die Mid-Range-Distanz konstant gut bedient und der auch eine vertikale Offense umsetzen kann. Gleichzeitig ist er aber eben limitiert in dem was er leisten kann, wenn die Umstände nicht gut bis sehr gut sind.
21. DANIEL JONES, NEW YORK GIANTS
Jones hat in der vergangenen Saison fast ein wenig unter dem Radar einige nette Fortschritte gezeigt. Er ist ein guter Deep Passer, er hat sich aus sauberer Pocket stabilisiert, er kann Big Plays auflegen, seine Athletik überträgt sich auf eine merkliche Rolle im Run Game. Sein Spiel ist nach wie vor zu inkonstant, sein Pocket-Verhalten ist ein Problem und er macht noch immer zu viele Fehler. Gerade sein Verhalten gegen Druck und seine Awareness für den Pass-Rush wird 2021 hinter einer potenziell anfälligen Line getestet werden - in einer Saison, die für Jones kritisch sein wird. Wenn er sich als Passer noch weiter steigern kann, könnte er ins Liga-Mittelmaß klettern.
20. CAM NEWTON, NEW ENGLAND PATRIOTS
Dass Newton letztes Jahr nicht gut war, steht außer Frage - ich würde dem 32-Jährigen allerdings ein wenig Spielraum mit Blick auf 2020 geben. Er war in einer neuen Offense, er erkrankte im Laufe der Saison an Corona und er hatte das ohne Zweifel schwächste Waffenarsenal in der NFL. All das ist jetzt deutlich anders: Er ist jetzt im zweiten Jahr in der Offense von Josh McDaniels, die Patriots haben signifikant in ihre Receiving-Gruppe investiert und New England sollte eine Top-5-Line aufs Feld bringen. Das wird sein Spiel auch deutlich stabilisieren. Newton war nie der akkurateste Passer und sein Arm hat nicht mehr die Qualität wie vor fünf Jahren, aber er ist immer noch gut im Intermediate-Passing-Game und ein klarer Faktor als Runner: Seine 407 Rushing-Yards aus designten Runs waren ligaweit Platz 1 letztes Jahr unter allen Nicht-Running-Backs, genau wie seine zwölf Rushing-Touchdowns.
19. BEN ROETHLISBERGER, PITTSBURGH STEELERS
Roethlisbergers vergangene Saison stilistisch war deutlich näher an Teddy Bridgewater als an den alten Big-Ben-Zeiten. Der Ball war extrem schnell raus, er ging wenige Risiken ein, vieles fand im Kurzpassspiel statt. Dennoch waren trotz dieser Spielweise zu viele Wackler in seinem Spiel und gegen Pressure hatte er enorme Probleme. Die spannende Frage lautet jetzt, inwieweit er vielleicht in einer etwas veränderten Offense noch anders auftreten kann; alarmierend ist, dass seine Accuracy immer wieder inkonstant war. Big Ben ist mit mittlerweile 39 Jahren klar im Bereich der Game Manager und des Liga-Mittelfelds angekommen.
18. RYAN FITZPATRICK, WASHINGTON FOOTBALL TEAM
Wir alle wissen an diesem Punkt, was Fitzpatrick ist: Ein höchst unterhaltsamer Quarterback, der mit seinem aggressiven Stil Big Plays kreieren, aber auch den eigenen Head Coach zur Verzweiflung bringen wird. Letztes Jahr in Miami spielte er gut und verlor seinen Startplatz - nach allem, was wir von außen sagen können - nicht aus sportlichen Gründen, sondern weil Tua Tagovailoa Erfahrung sammeln sollte. Insofern stellt sich einmal mehr die Frage: Wie lange kann Fitzpatrick sein "gutes Gesicht" zeigen, wenn er über eine komplette Saison startet? In Washington mit der verbesserten Offensive Line und der signifikant verbesserten Receiver-Gruppe sind die Umstände gut, umso mehr, da die Offense von einer exzellenten Defense profitieren sollte. Wenn Fitzpatrick das Level, das er letztes Jahr in Miami hatte, auf eine gesamte Saison konservieren kann, ist Washington ein legitimer Playoff-Anwärter. Doch diese Frage steht mit Fitzpatrick eben immer im Raum.
17. JOE BURROW, CINCINNATI BENGALS
Dass Burrow mit seinem Arm gewisse Limitierungen hat, war auch Pre-Draft kein Geheimnis und insbesondere im vertikalen Passspiel war das in seiner Rookie-Saison ebenfalls überdeutlich. Da fehlte ihm die Power, aber häufig auch die Accuracy und das Timing - gut möglich, dass die Wiedervereinigung mit seinem College-Receiver Ja'Marr Chase hier zu einer Steigerung führt. Generell war die Accuracy noch inkonstant. Aber gleichzeitig war es eindrucksvoll zu sehen, wie weit Burrow als Quarterback schon war. Wie sicher er den Ball verteilte, wie er die Mitte des Feldes bediente, wie er generell den Intermediate-Bereich bediente und wie gut er durch die Pocket arbeitete. Ich bin gespannt zu sehen, wo Burrows Ceiling in der NFL liegt, aber das was er als Rookie gezeigt hat lässt hoffen, dass er einer der nächsten Top-Pocket-Passer werden kann.
16. JUSTIN HERBERT, LOS ANGELES CHARGERS
Herbert hatte eine fantastische Rookie-Saison, in welcher er sehr viele Draft-Takes ziemlich schlecht aussehen ließ - so groß war die Diskrepanz zwischen dem, was er im College gezeigt hatte, und der Art und Weise, wie er in der NFL als Rookie glänzte. Die große Frage für die nächste Prognose lautet: Kann Herbert den nächsten Schritt machen und seinem Spiel so mehr konstante Basis verleihen? Als Rookie war er mit seiner Athletik und seinem gefährlichen Arm fantastisch gegen Druck und im vertikalen Passspiel, und das trug ein Chargers-Team, welches Woche für Woche eine desolate Offensive Line aufs Feld führte, maßgeblich. Die Line wurde dramatisch verbessert, kann sich Herbert jetzt auch aus einer sauberen Pocket schrittweise verbessern?
15. DEREK CARR, LAS VEGAS RAIDERS
Carrs vergangene Saison hat mich überrascht, weil Jon Gruden es geschafft hat, ihn aggressiver im vertikalen Passspiel auftreten zu lassen - das war insbesondere deshalb erfreulich, weil Carr in diesem Bereich eigentlich sehr gut ist. Unverändert ist, dass Carr vergleichsweise wenig kreiert, wenn er unter Druck gerät und wenn die Umstände wackeln - was in der kommenden Saison hinter der neu zusammengestellten Offensive Line häufiger der Fall sein könnte. Carr ist das, was ich mir unter einem "Game Manager Plus" vorstelle: Er setzt die Offense verlässlich um, solange die Strukturen greifen, und er ist gut genug, um das System hier und da noch besser zu machen. Aber für die Spitzengruppe reicht es einfach nicht ganz.
14. MATT RYAN, ATLANTA FALCONS
Ryan war 2020 doch auffällig inkonstant - das High-Level-Potenzial ist aber noch immer da, auch das war in der vergangenen Saison nach wie vor zu sehen. Er hat nach wie vor klar sichtbare Qualitäten im vertikaleren Passspiel, er ist ein akkurater Passer und sein Arm ist nach wie vor auf einem guten Level. Ähnlich wie Carr braucht auch Ryan zunehmend gute Protection, dann aber ist er nach wie vor ein Quarterback, der das ganze Feld bedienen und eine explosive Offense umsetzen kann.
13. KIRK COUSINS, MINNESOTA VIKINGS
Cousins und Carr sind für mich derzeit die Definition von "grundsoliden Quarterbacks". Auch bei Cousins sollte man nicht erwarten, dass er eine Offense trägt, gleichzeitig kann man sich relativ sicher sein, dass man Top-10-QB-Play bekommt, wenn die Umstände passen. Cousins überzeugte auch 2020, wenn er eine saubere Pocket bekam, er ist nach wie vor ein guter Deep-Passer, hat aber auch ein gutes Timing Underneath und Intermediate. Das macht ihn insgesamt zu einem effizienten Pocket Passer, der zudem aus der Bewegung bei Rollouts glänzt. Auch er ist limitiert, athletisch, genau wie wenn er selbst kreieren muss. Carr, Cousins und Ryan sind für mich an diesem Punkt ein in sich mehr oder weniger komplett austauschbares Tier.
12. KYLER MURRAY, ARIZONA CARDINALS
Als Passer hat Murray in seinem zweiten Jahr den Schritt ins Liga-Mittelfeld geschafft: Effizient im Kurzpassspiel, solide aus sauberer Pocket, relativ wenige gravierende Fehler und einer der besten Deep-Passer in der NFL. Das in Kombination mit seiner Athletik und seinem Potenzial als Runner lässt ihn am oberen Drittel kratzen; Murray wurde gut ins designte Run Game eingebaut, nutzte aber auch die Räume in der Cardinals-Offense mit seinem explosiven Laufstil. Lediglich Lamar Jackson (1.005) hatte unter allen Nicht-Running-Backs mehr Rushing-Yards als Murray (822), beide verzeichneten je 32 Runs über mindestens zehn Yards und nur Cam Newton (12) hatte mehr Rushing-Touchdowns als Murray (11). Das Potenzial ist da, um im dritten Jahr auf die Top 10 zu schielen, dafür aber muss Murray im so wichtigen Intermediate-Level sowie aus der Pocket als Passer noch eine ganze Schippe drauf packen.
11. BAKER MAYFIELD, CLEVELAND BROWNS
Das erste Jahr in der Stefanski-Offense hat eindrucksvoll gezeigt, welche Art Quarterback Mayfield sein kann: Eine Art etwas aggressiverer Kirk Cousins, etwas überspitzt formuliert. Mayfield war in der vergangenen Saison extrem gut darin, Big Plays aufzulegen, wenngleich er dabei fraglos von jeder Menge Play Action und Screens profitierte. Steigerte sich aber in der Folge auch enorm aus sauberer Pocket und machte deutlich weniger Fehler als in der schwachen 2019er Saison und bediente gerade die Mitte des Feldes exzellent, auch im Kurzpassspiel. Mayfield wird vielleicht nie der Quarterback sein, der die Offense trägt und jedes System umsetzen kann; aber in der aktuellen Browns-Offense ist er aktuell so etwas wie der beste "Game Manager Plus".
10. RYAN TANNEHILL, TENNESSEE TITANS
Vor der vergangenen Saison hatte ich vermutet, dass wir bei Ryan Tannehill eine klare Regression bekommen würden - und, das muss man ganz klar sagen, die blieb weitestgehend aus. Die Offense für sich betrachtet war aus Sicht der Würfe, die von Tannehill gefordert wurden, schon anders aufgebaut; gerade das Deep Passing Game nahm eine deutlich geringere Rolle ein als noch 2019, Tannehill warf viel weniger tief und bekam so deutlich mehr "einfache" Completions im Kurzpassspiel. Er musste weniger Risiko gehen und weniger schwere Würfe anbringen, was seinem Spiel fraglos half. Und nach wie vor hilft ihm die Struktur der Offense, mit viel Play Action und daraus folgend offenen Würfen allen voran. Aber Tannehill hat jetzt in Tennessee über einen längeren Zeitraum gezeigt, dass er auch im Dropback Passing Game eine mehr als solide Option darstellt, er ist sehr gut in der Mitte des Feldes und war unter dem Strich einer der besten Passer ligaweit aus sauberer Pocket.
9. MATT STAFFORD, LOS ANGELES RAMS
Noch immer einer der besten Deep Passer der Liga und er kann eine Offense auch gegen Pressure umsetzen. Beides bestätigte er auch 2020, und es wird spannend sein zu sehen, wie diese Elemente die Rams-Offense im Vergleich zu Goff verändern. Obwohl er auch letztes Jahr häufig tief attackierte, hatte er relativ wenige gravierende Fehlwürfe in seinem Spiel. Stafford hat nach wie vor einen Top-Arm, die größte Aufgabe für ihn wird sein, seinen Floor noch etwas nach oben zu schieben, während er gleichzeitig die Big-Play-Kapazitäten beibehält. Dann kann er im Laufe der Saison auch in die Spitzengruppe klettern.
8. DAK PRESCOTT, DALLAS COWBOYS
Vielleicht das größte Argument für Prescott war die Phase in der vergangenen Saison, in welcher ihn Andy Dalton - alles andere als ein schlechter Quarterback - verletzungsbedingt vertreten musste. Prescotts Value wurde dort eindrucksvoll unterstrichen, für mich hat er sich 2019 in der Quarterback-Top-10 festgespielt. Dort hat er sich aus unsauberer Pocket stabilisiert, er hat nochmal einen Schritt als Passer gemacht, er spielt überlegt und effizient, gleichzeitig kann er auch Offense kreieren. Prescott ist die Art moderner Pocket Passer, die wir zunehmend als neuen Standard in der NFL sehen: Sehr konstant, wenn er eine gute Plattform hat, aber er kann notfalls auch zu Fuß ein Play retten.
7. LAMAR JACKSON, BALTIMORE RAVENS
Jackson hatte einen wackligen, inkonstanten Saisonstart, stabilisierte sich dann aber in der zweiten Saisonhälfte zunehmend auf einem guten Level und das in einer Ravens-Offense, die insgesamt längst nicht so stark auftrat wie 2019, als Jackson den MVP-Titel gewann. Ich sehe in Jackson nach wie vor einen guten bis sehr guten Deep- und Intermediate-Passer, der in seiner Accuracy Wackler hat, dafür aber auch aus schwieriger Pocket Plays macht und natürlich einen immensen Faktor als Runner darstellt. Er war der einzige Nicht-Running-Back, der letztes Jahr mehr als 1.000 Rushing-Yards aufstellte und dabei laut PFF mehr als 20 verpasste Tackles forcierte - Jackson beendete die Saison bei derer 34, gefolgt von Deshaun Watson (18) und Kyler Murray (17). Er ist einer der explosivsten Playmaker in der NFL, und auch mit den Anfälligkeiten im Passspiel, die man nicht komplett unterschlagen sollte, gehört Jackson im Gesamtpaket für mich klar in die Top 8.
6. RUSSELL WILSON, SEATTLE SEAHAWKS
Nach acht Spielen schien Russell Wilson einer der heißesten Anwärter auf den MVP-Award zu sein - doch von da an entgleiste seine Saison ein wenig. Wilson hatte mehrere ganz schwache Spiele in der zweiten Saisonhälfte und phasenweise wirkte es, als hätten Defenses einige Schlüssel gefunden, um Wilson spezifisch das Leben schwer zu machen. Ob das stimmt, wird sich in der kommenden Saison weiter zeigen; für den Moment gehört er nach wie vor in die Quarterback-Elite. Vielleicht der beste Deep-Passer in der NFL und zudem einer der besten Quarterbacks ligaweit wenn es darum geht, zu improvisieren und Plays zu kreieren. Dass das gelegentlich auch nach hinten losgeht, liegt in der Natur der Sache - findet Wilson unter neuem Offensive Coordinator hier 2021 noch eine bessere Balance? Auch im Alter von mittlerweile 32 Jahren gilt für Wilson, dass er aus der Pocket und in seinem Timing insgesamt noch konstanter spielen muss.
5. TOM BRADY, TAMPA BAY BUCCANEERS
Vereinzelt sah man in der Frühphase der vergangenen Saison noch die Abstimmungsprobleme und den Lerneffekt bei Brady; ab dem letzten Saison-Drittel war davon aber quasi nichts mehr zu sehen. Er war letztlich einmal mehr einer der besten Pocket Passer in der NFL, er legte eine enorme Anzahl an Big Plays auf und hielt gleichzeitig - abgesehen von den angesprochenen Abstimmungsproblemen - die Fehler auf ein Minimum. Nach der durchwachsenen 2019er Saison in New England stand, wieder einmal, die Frage im Raum, ob Brady sich jetzt vielleicht schließlich doch auf dem absteigenden Ast befindet. Jetzt, kurz vor seinem 44. Geburtstag, muss man stattdessen einmal mehr feststellen: Brady ist wieder fest etabliert in der Quarterback-Spitzengruppe.
4. JOSH ALLEN, BUFFALO BILLS
Der Sprung, den Allen von 2019 auf 2020 hingelegt hat, ist absolut beeindruckend. Und ich erwarte nicht, dass das eine Eintagsfliege war. Sicher, er hat nach wie vor die einzelnen Aussetzer in seinem Spiel und leistet sich noch mehr Fehlwürfe als die anderen Top-5-Quarterbacks. Aber seine Accuracy ist deutlich besser geworden, beim Deep Ball hat er im Vergleich zu 2019 einen Quantensprung hingelegt. Und er war eben auch konstanter aus einer sauberen Pocket, er legte die Big Plays auf, während er gleichzeitig auch gegen Druck Plays machen konnte und seine Athletik als Runner ebenfalls nach wie vor eindrucksvoll anbringt. Der nächste Schritt für Allen muss jetzt darin bestehen, die Fehler noch weiter zu minimieren, aber vor seiner vierten NFL-Saison besteht für mich kein Zweifel daran, dass er zu den Top-Quarterbacks der Liga gerechnet werden muss.
3. DESHAUN WATSON, HOUSTON TEXANS
Das Sternchen, das man sich hinter Watsons Namen vorstellen muss, ist natürlich riesig. Wer weiß schon, ob und wie häufig wir Deshaun Watson in der kommenden Saison auf einem NFL-Feld sehen. Tyrod Taylor, der alternativ starten würde, wäre klar im unteren Viertel dieser Liste zu finden und es wäre der klarste Weg für die Texans zum Nummer-1-Pick im kommenden Draft. Denn: Selbst mit einem Watson in absolut herausragender Form war Houston unter dem Strich eines der schlechtesten Teams der vergangenen Saison. Watson legte eine enorme Menge an schwierigen, vertikalen Pässen auf, schraubte aber weiter die Risiko-Pässe runter - ein extrem schwieriger Spagat. Er kann außerhalb der Struktur kreieren, er kann scrambeln, die Accuracy ist in Ordnung und innerhalb der Struktur des Plays war er auffallend gut. Watson ist einer der echten Elite-Quarterbacks in der NFL. Zumindest auf dem Platz.
2. AARON RODGERS, GREEN BAY PACKERS
Wer weiß, wie die Situation um Aaron Rodgers ultimativ ausgeht - meine Prognose ist und bleibt, dass er nach einigem Hin und Her letztlich mit einem wie auch immer gestalteten neuen Vertrag in Woche 1 bei den Packers auf dem Platz stehen wird. Klar ist, dass er letztes Jahr eine herausragende Saison spielte; weil er einerseits noch immer sehr gut außerhalb der Pocket agierte und Defenses tief attackierte, gleichzeitig aber im zweiten Jahr unter Matt LaFleur auch sehr gut aus der Pocket und innerhalb der Play-Struktur spielte, im Timing der Offense agierte. Diese Mischung ist genau das, was wir bei Rodgers seit Jahren über einen längeren Zeitraum nicht mehr gesehen hatten, 2020 war dieser Aaron Rodgers wieder zu sehen. Er ist "erst" 37, wenn er diese Form noch konservieren kann, ist er der Quarterback, der Mahomes an der Spitze kurzfristig am ehesten herausfordert.
1. PATRICK MAHOMES, KANSAS CITY CHIEFS
Es gibt in meinen Augen keinen besseren Playmaker in der NFL. Ein exzellenter Passer innerhalb und außerhalb der Pocket, der mit einem herausragenden Arm jeden Wurf von jeder Plattform kann. Legt unheimlich viele Big Plays auf, kreiert Offense, während er gleichzeitig aber auch stark in der - zweifellos sehr guten - Struktur der Chiefs-Offense spielt. Bedient die Mitte des Feldes unheimlich gut, Accuracy ist gut, das Timing häufig sehr gut. Der eine zentrale Kritikpunkt, der in meinen Augen fair ist, liegt darin, dass Mahomes die Tendenz hat, aus der Pocket zu driften, zu schnell seine Fußarbeit über den Haufen zu werfen und gelegentlich in die Improvisations-Schiene rutscht, um ein Big Play zu forcieren. Hierauf werde ich bei ihm 2021 am meisten schauen, wobei es gut möglich ist, dass diese Tendenz durch die generalüberholte Offensive Line ohnehin deutlich weniger durchsickern wird.