Die spannende Diskussion, wenn es generell um Skill-Position-Groups - also Wide Receiver, Tight Ends und Running Backs - geht, ist die nach der Gewichtung. Zwei Top-Receiver, oder auch ein Elite-Receiver und ein Elite-Tight-End, können eine Offense lange maßgeblich tragen. Aber gerade in den Playoffs, wo es tendenziell auch mit höherer Frequenz gegen starke Secondaries geht, kann die Tiefe einer Offense getestet werden.
Was ist, wenn die Nummer-1-Waffe weitestgehend aus dem Spiel genommen wird? Wie effektiv ist die Nummer 2 dann noch? Oder was passiert gar, wenn die gegnerische Defense zwei Top-Receiver über weite Strecken ausschalten kann?
Um die Frage auf den Punkt zu bringen: Ist es besser, eine breite Gruppe ohne die absoluten Top-Spieler zu haben, wie wir es beispielsweise in Pittsburgh sehen? Die Steelers sind mit Claypool, Smith-Schuster, Diontae Johnson, Ebron und den Rookies Pat Freiermuth sowie Najee Harris sehr breit aufgestellt; in der Spitze fehlt aber der absolute Top-Impact-Spieler.
Das macht es einerseits schwieriger, spezifisch einen Aspekt der Offense aus dem Spiel zu nehmen - auf der anderen Seite wird eine durch die Bank weg solide Secondary diese Art Offense vor deutlich größere Probleme stellen als eine Offense wie die der Chiefs, die einen der besten Tight Ends in Travis Kelce sowie einen der gefährlichsten Receiver der Liga in Tyreek Hill in ihren Reihen hat.
Ich sehe das "Chiefs-Modell" in dieser Rechnung auch klar im Vorteil; in der Theorie ist es klarer, welche Waffen man ausschalten muss, aber diese defensive Qualität muss man erst einmal haben. Nicht viele Teams können das von sich behaupten.
Wichtig ist in meinen Augen für diese Top-heavy-Teams, bei denen nach der Nummer 2 ein krasser Drop-Off kommt, dass sie dahinter Spezialisten haben, um spezifische Rollen auszufüllen. Einen Possession-Receiver vielleicht, der als dritte Option die Mitte des Feldes bearbeiten kann, oder - spezifisch im Chiefs-Fall - einen verlässlichen Outside-Receiver, der einen Safety auf seiner Seite halten kann.
NFL Offseason Position Ranking: Die Top-10-Waffenarsenale
Knapp die Liste verpasst: Denver Broncos, Los Angeles Chargers, Pittsburgh Steelers, New York Giants, Cincinnati Bengals
10. Miami Dolphins
- Gefährlichste Waffe: Wide Receiver Will Fuller
- Größtes Fragezeichen: Welchen Impact hat Jaylen Waddle in Jahr 1?
Die Dolphins haben einen gewaltigen Sprung in dieser Offseason gemacht und trumpfen insbesondere mit einer potenziell eindrucksvollen Tiefe auf.
Ein großes Problem im Vorjahr war die Tatsache, dass die Dolphins Downfield keine Separation kreiert haben. Es fehlte an Speed, an Explosivität. Mit den Neuzugängen Will Fuller und Jaylen Waddle sollte das der Vergangenheit angehören: Fuller ist seit Jahren einer der besten Deep Threats in der NFL, während Waddle im College - wenn auch in relativ kleiner Sample Size - Tyreek Hill näher kam als jeder andere Receiver im Draft über die letzten Jahre.
Dazu hat Miami in DeVante Parker einen klassischen X-Receiver, Mike Gesicki ist ein solider Tight End und es gibt jede Menge Gadget-Spieler (Lynn Bowden, Jakeem Grant allen voran) sowie Nummer-3- und Nummer-4-Receiver (Preston Williams, Allen Hurns, Albert Wilson) dahinter. Im Backfield hat Myles Gaskin letztes Jahr gezeigt, dass er eine größere Rolle verdient.
Das größte Fragezeichen ist vermutlich die Ungewissheit, angefangen mit Erstrunden-Pick Jaylen Waddle. Kann der explosive Speedster direkt als Rookie eine ausgeprägte Rolle spielen? Macht dahinter Preston Williams vielleicht noch einen Schritt? Oder auch Lynn Bowden? Und kann Hunter Long schon als Nummer-2-Tight-End eine echte Option in 12-Personnel sein?
Miami hat eine größere Bandbreite an denkbaren Szenarien für die kommende Saison, das muss man in den Erwartungen berücksichtigen. Aber das Potenzial in dieser Gruppe ist nicht von der Hand zu weisen.
9. Seattle Seahawks
- Gefährlichste Waffe: Das Deep Passing Game auf Lockett und Metcalf
- Größtes Fragezeichen: Kann sich D'Wayne Eskridge als Nummer 3 etablieren?
Hier geht die bereits erwähnte Diskussion weiter, und sie wird uns noch bei einigen anderen Teams begleiten. Spezifisch auf die Seahawks angewandt: Seattle hat eines der besten Receiver-Duos der Liga mit Metcalf und Lockett, und beide gerade mit ihrer Dominanz im vertikalen Passspiel - Metcalf mit seiner Physis und seinem Speed, Lockett mit seinem Route-Running auch aus dem Slot - passen auch exzellent zu Russell Wilson.
Doch bei den Seahawks sehe ich, verglichen mit den anderen Top-Receiver-Duo-Teams wie Tennessee oder Minnesota, den Drop-Off danach am extremsten. Rookie D'Wayne Eskridge soll die Rolle des Nummer-3-Receivers übernehmen, zumindest für Jet Sweeps und Gadget-Plays sollte er früh aufs Feld kommen.
Doch auch dahinter gibt es relativ wenige Optionen, die sonderlich viel Upside versprechen. Vielleicht schafft einer der Undrafted Free Agents wie Cade Johnson oder Tamorrion Terry dadurch das Team. Das Backfield zumindest ist tief aufgestellt, hinter dem klar besten Runner Chris Carson - der letztes Jahr auch als Receiver einige gute Momente hatte - gibt es mit DeeJay Dallas eine weitere Receiving-Option.
Gespannt bin ich in Seattle auf die Tight-End-Gruppe. Hier gab es letztes Jahr keine konstante Größe, Neuzugang Gerald Everett, der mit dem neuen Offensive Coordinator Shane Waldron von den Rams kam, sollte sich vor Will Dissly und Colby Parkinson etablieren können.
8. San Francisco 49ers
- Gefährlichste Waffe: Tight End George Kittle
- Größtes Fragezeichen: Bleiben Aiyuk und Samuel fit?
Wenn ich mir eine Matchup-Waffe für die nächsten drei Jahre auswählen dürfte, wahrscheinlich wäre es George Kittle.
Der Tight End der San Francisco 49ers ist ein guter Blocker und kann folgerichtig problemlos auch In-Line standhalten, wo er bei den Niners auch maßgeblich eingesetzt wird - um dann bei Play Action seinen Speed und seine Receiver-Fähigkeiten auszuspielen, um Big Plays aufzulegen.
In der vergangenen Saison verpasste er große Teile der Saison, 2019 führte er alle Receiver und Tight Ends (Minimum: 50 Targets) mit weitem Abstand in puncto Yards pro gelaufener Route an: Seine Marke von 3,12 war der einzige Wert jenseits der Marke von 2,9 Yards pro gelaufener Route.
Die Niners könnten am Ende der Saison ohne Frage in die Top 5 klettern, dann nämlich, falls die beiden Receiver fit bleiben und im Verbund den nächsten Schritt machen. Beide sind exzellente Yards-after-Catch-Receiver und passen sehr gut in die Offense.
Samuel allerdings hat den Großteil der vergangenen Saison verpasst und Aiyuk hat ohnehin eine gewisse Verletzungs-Vorgeschichte - und die Niners haben kaum Tiefe dahinter. Richie James, Mo Sanu, Trent Sherfield, das sind die Optionen dahinter. Auch Spieler wie Kendrick Bourne und Jordan Reed sind mittlerweile nicht mehr da.
Eher fast zu voll ist das Backfield, wo nochmals zwei Picks in diesem Draft investiert wurden. Raheem Mostert bringt seinen enormen Speed mit, aber auch Trey Sermon und Elijah Mitchell sind gute Scheme-Fits.