West Coast, Air Raid und Co.: Die Offense-Schemes aller 32 Teams im Überblick

Von Adrian Franke
10. August 202108:00
SPOX blickt auf die offensive Grundstruktur für alle 32 NFL-Teams vor der kommenden Saison.getty
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Wie funktionieren die 32 Offenses in der NFL? Was macht sie aus, wie wollen sie punkten und welche schematischen Wurzeln haben sie? Die ligaweite Taktik-Analyse zum Start in die Preseason.

SPOX liefert das offensive Hintergrundwissen für die nächsten sechs Monate: Welchen offensiven Kern haben die 32 Teams? Wie sehen die Schemes aus, was bedeutet das konkret für dieses Team, wie die jeweiligen Schemes als Basis nutzen? Und wie lässt sich das dann im Einzelfall auf die Spieler des jeweiligen Teams anwenden?

Zunächst zum allgemeinen Auffrischen nochmals die rudimentären Merkmale der drei zentralen Offense-Schemes, welche als Basis für diverse Offense-Mutationen die heutige NFL-Landschaft prägen:

West Coast Offense - Merkmale:

  • Fokus auf kurze und mittellange Pässe - horizontales statt vertikales Passspiel.
  • Rhythmus und Timing sind von zentraler Bedeutung.
  • Dropback des Quarterbacks ist präzise mit den Routes des Receivers synchronisiert.
  • Spiel soll mit einer Mischung aus (meist Zone) Run Game und Kurzpassspiel kontrolliert werden.
  • Viele In-Breaking-Routes, viel Pre-Snap-Motion, Tight Ends und Running Backs intensiv als Receiver eingesetzt.
  • Einst von Bill Walsh geprägt, gibt es heute keine "reine" West-Coast-Offense mehr. Kaum ein Team nutzt aber nicht zumindest einige Elemente aus dieser offensiven Philosophie.

Air Coryell - Merkmale:

  • Fokus auf ein vertikaleres Passspiel, das Downfield Passing Game ist prominenter als in anderen Offenses.
  • Spread Offense, die bewusst ein höheres Risiko im Passspiel eingeht.
  • Kombiniert in der Regel mit einem Power Run Game.
  • Der Tight End übernimmt häufig eine vergleichsweise große Rolle als Receiver.

Erhardt-Perkins Offense - Merkmale:

  • Fokus auf Route-Kombinationen als Konzepte und Kommunikation, statt auf eine grundsätzliche Philosophie.
  • Extrem wandelbar, passt sich stark an die Spieler an: Eine EP-Offense kann genauso eine Oldschool-Run-Offense wie eine vertikale Spread-Offensive sein.
  • So können aus unterschiedlichsten Formationen die gleichen Konzepte gespielt werden.
  • Die Offense ist dementsprechend auch beliebig erweiterbar, etwa mit Option-Plays, Option-Routes und dergleichen.

NFL: Die Offense-Schemes vor der Saison 2021 im Überblick

Arizona Cardinals

Stat to Know 2020: Kein Team spielte 2020 mehr 10-Personnel (1 RB, 4 WR) als die Cardinals, die 20 Prozent ihrer Offense-Snaps aus diesem Personnel Grouping heraus bestritten. Arizona warf den Ball daraus zumeist (74 Prozent Pässe), wirklich gefährlich war aber das Run Game: Die Cards verzeichneten aus 10-Personnel 7,1 Yards pro Run und 6,3 Yards pro Pass! Ein maßgeblicher Faktor dabei war Quarterback Kyler Murray, dessen 427 Scramble-Rushing-Yards nur von Russell Wilson (460) übertroffen wurden.

Offense Grundlage 2021: Air Raid Adaption mit Option-Elementen

Einige der besten Elemente der Cardinals-Offense 2020 findet man am Run Game. Einerseits in den vielseitigen Run-Designs, in der Art und Weise, wie leichte Boxes für die Running Backs kreiert werden und auch wie Kyler Murray mit guten Designs ins Run Game eingebunden wird (395 Rushing-Yards für Murray bei designten Runs). Aber schon hier fangen Teile der Kritik an, Arizona baute in der vergangenen Saison zu sehr darauf, dass Murray Yards am Boden kreiert, also insbesondere per Scramble ein Play selbst erst erschafft. Das kann ein Teil der Offense sein, wenn man Murrays Explosivität als "Read" im Passspiel aus den Spread Formationen nutzt; eine tragende Säule der Offense sollte es aber nicht sein. Murray hat sich in der Offseason selbst bereits kritisch dahingehend geäußert, dass die Offense sich nicht so sehr auf seine Beine verlassen darf. Damit das eintritt, muss im Passspiel mehr Kreativität her: Kingsburys Play-Calls sind dabei weniger das Problem als die eindimensionalen Play-Designs, welche teilweise Folge der Air-Raid-Wurzeln und des Wunsches, besonders viel aufs Tempo zu drücken, sind. Eine schnellere Abfolge von Spielzügen macht es schwerer, permanent an der Formation zu schrauben. Hopkins wird auch deshalb zu häufig isoliert auf einer Seite aufgestellt, die Mitte des Feldes wird zu wenig bespielt und die Screens waren auffallend ineffektiv. Die Screen-Problematik sollte sich mit Rondale Moore verbessern. Öffnet A.J. Green die Mitte des Feldes mehr? Und passt sich Kingsbury auf Kosten der Up-Tempo-Offense in puncto Formationen und Motion noch mehr an die NFL an?

Atlanta Falcons

Stat to Know 2020: Unter Arthur Smith hatte Ryan Tannehill 2020 die höchste Play-Action-Quote (36,4 Prozent laut PFF) in der NFL. Seine 9,7 Yards pro Play-Action-Pass rangierten unter allen Quarterbacks mit mindestens 350 Pässen auf dem dritten Platz. Auch Matt Ryan führte die Liga 2016 unter Shanahan in Play-Action-Nutzung (27,6 Prozent) an, mit 11,3 Yards pro Play-Action-Pass stand er sogar an der Spitze.

Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Die Verpflichtung von Arthur Smith als neuem Head Coach ist für die Falcons schematisch auch der Versuch, wieder an die erfolgreiche Shanahan-Episode anzuknüpfen. Smith ließ in Tennessee eine nicht unähnliche Variante dieser Offense spielen, mit klarem Fokus auf das Outside Zone Run Game und damit verknüpft ein Play Action Passspiel mit jeder Menge In-Breaking-Routes in der Mid-Range. Die Falcons haben für diese Grundidee noch immer einige Bausteine, allen voran wissen wir, dass Quarterback Matt Ryan sich darin wohlfühlt und diese Offense sehr gut umsetzen kann. Im Vergleich zu seiner 2020er Titans-Offense ist auch gut vorstellbar, dass Smith wieder etwas vertikaler gerade auch aus dem normalen Dropback Passing Game vorgeht. Absoluter X-Faktor ist darin Tight End Kyle Pitts, der schon als Rookie in dieser Offense eine gewaltige Mismatch-Waffe werden könnte. Passend dazu: Smith ließ zuletzt in Tennessee mehr 12-Personnel spielen als jedes andere Team - mit Pitts statt Julio Jones könnte auch Atlantas offensive Basis eine 2-Tight-End-Offense werden.

Baltimore Ravens

Stat to Know 2020: Dass die Ravens Run-lastig sind, dürfte an diesem Punkt kaum noch jemanden überraschen. Als einziger Nicht-Running-Back knackte Lamar Jackson in der vergangenen Saison die Marke von 1.000 Rushing-Yards, 57 seiner 108 Runs waren designte Run Plays, also keine Scrambles. In nur zwei Spielen (Cincinnati, Indianapolis), inklusive Playoffs, hatte er keinen Run über mindestens zehn Yards.

Offense Grundlage 2021: Run-lastige QB-Option-Offense mit vertikalem Passspiel

Dabei ist auffällig, wie sehr Baltimore nach wie vor auf Heavy Personnel setzt. Kein Team spielte mehr 22-Personnel (zwei Backs, zwei Tight Ends, ein Receiver) als Baltimore, das 16 Prozent seiner Offense-Snaps daraus bestritt - und aus 22-Personnel für 4,7 Yards pro Run sowie zehn Touchdowns lief. Die Ravens sind noch immer sehr fixiert darauf, die Defense eng zu machen, um daraus dann einerseits Runs nach außen, aber auch die Explosivität im Passspiel zu kreieren. Das Problem letztes Jahr war, dass das Passspiel schematisch zu eindimensional und individuell nicht gut genug war. Marquise Brown füllte seine Rolle dabei noch gut aus, doch auch bei ihm kam der Großteil der Production in der Mitte des Feldes. Eine Folge daraus war, dass das Feld immer enger wurde und Defenses die Outside-Receiver nur minimalst respektierten, was wiederum die im Vergleich zu 2019 wackligere Offensive Line stärker unter Druck setzte. Rashod Bateman und Sammy Watkins sollen helfen, dieses Problem zu beseitigen, die fast noch spannendere Frage aber lautet: Passt Coordinator Greg Roman seine Offense auch weiter an? Sehen wir eine bessere Mischung aus Spread-Elementen und den Kernelementen des Run- und Play-Action-Passspiels der Ravens-Offense?

SPOXNFL Gamepass

Buffalo Bills

Stat to Know 2020: Nach den Cardinals (20 Prozent) nutzten die Bills am zweithäufigsten 10-Personnel (15 Prozent) und gehen daraus häufig schnell in ein effizientes Kurzpasspiel. Das vertikale Passspiel kommt aus 11-Personnel, was Buffalo (71 Prozent) ebenfalls deutlich über Liga-Schnitt (60 Prozent) nutzt. Die Bills ziehen daraus auffallend häufig den Tight End ins Backfield zusätzlich zum Running Back, um so Mismatches zu kreieren - und ins Play-Action-Passspiel zu gehen: Josh Allen hatte die dritthöchste Play-Action-Quote (34,4 Prozent) und die drittmeisten Play-Action-Touchdown-Pässe (17) in der Regular Season.

Offense Grundlage 2021: Spread (Empty) Offense

In neutralen Spielsituationen hatten die Bills - auf geteiltem ersten Platz mit Kansas City - die höchste Pass-Quote (63,1 Prozent), Josh Allen verteilte den Ball sehr gut über die Mitte des Feldes und spielte in den vielen Spread-Formationen sicherer aus der Pocket. Zudem steigerte er sich im vertikalen Passspiel enorm. Die Bills verstehen es besser als nahezu jedes andere Team in der NFL, das gesamte Feld horizontal wie vertikal zu attackieren. So glänzend wie es letztes Jahr funktioniert hat und angesichts des Sprungs, den Allen in dieser Offense gemacht hat, gibt es kein Grund, eine gravierende Veränderung anzunehmen. Mit Emmanuel Sanders als neuer Nummer 3/Nummer 4 sollten sich noch mehr vorteilhafte Matchups anbieten. Einzig der Posten des Receiving Tight Ends bleibt dabei noch ein Fragezeichen. Falls Zach Ertz nicht doch noch kommt, könnten die Bills noch mehr auf 4-Receiver-Sets setzen.

Carolina Panthers

Stat to Know 2020: Kein Zweifel daran, über wen Joe Brady seine Offense aufbauen will: Die drei Receiver Anderson, Moore und Samuel hatten alle je über 90 Targets - kein anderer Spieler knackte Team-intern die Marke von 70. Samuel ist jetzt weg, falls die Panthers eine Receiver-Offense bleiben wollen, könnte Rookie Terrace Marshall früh eine prominente Rolle einnehmen.

Offense Grundlage 2021: Flexible West Coast Interpretation

Die Panthers-Offense ist schematisch noch mit am schwersten zu greifen. Joe Brady geht erst in sein zweites Jahr als Offensive Coordinator auf dem NFL-Level, und was er im Vorjahr zeigte, war bereits eine deutliche Veränderung zu vorherigen LSU-Tagen. Mehr Under Center als gedacht, mehr Vielfalt in den Personnel Groupings, ein klarer Fokus auf das Kurzpass-Timing-Spiel. Man kann hier einerseits interpretieren, dass man den Einfluss aus Bradys Saints-Tagen klar erkannt hat - andererseits könnte man auch sagen, dass er seine Offense auf beeindruckend umfassende Art und Weise an Teddy Bridgewater angepasst hat. Die Panthers setzten auffällig stark darauf, den Ball schnell über die Mitte zu verteilen und dann Yards nach dem Catch zu kreieren: D.J. Moore (5,9 Yards nach dem Catch pro Reception) und Robby Anderson (5,3) rangierten beide ligaweit in der Top 10 was Yards nach dem Catch angeht. Die spannende Frage für 2021 lautet dann: Inwieweit muss Brady seine Offense für Darnold anpassen, der nicht ansatzweise der konstante Kurzpass-Ballverteiler ist wie Bridgewater? Gut möglich, dass die 2021er Version der Panthers-Offense Bradys 2019er LSU-Offense näher ist als das, was die Fans in Carolina letztes Jahr gesehen haben.

Chicago Bears

Stat to Know 2020: Mitchell Trubisky war einer der schwächsten Deep Passer in der NFL letztes Jahr: Ganze sechs Pässe (bei 33 Versuchen) brachte er mit einer Target-Tiefe von mindestens 20 Yards an, warf dabei zwei Touchdown-Pässe und vier Picks. Auffällig war, wie sehr Matt Nagy die Play-Action-Quote hochschraubte: Trubisky warf 36 Prozent seiner Pässe via Play Action, der zweithöchste Wert.

Offense Grundlage 2021: West Coast/Spread Hybrid mit Bootleg-Play-Action-Elementen

Im Laufe der vergangenen Saison war bei den Bears eine klare Umstellung feststellbar: Im letzten Saisondrittel setzte Matt Nagy deutlich mehr auf Play Action Rollouts, um Mitch Trubisky aus der Pocket zu bewegen und ihm möglichst einfache Reads zu ermöglichen. Ab Woche 13 blieb seine durchschnittliche Target-Tiefe drei Mal unter 6,5 Yards, die Bears wurden offensiv effizienter - die Limitierungen aber blieben. Dennoch ist gut vorstellbar, dass diese grundsätzliche Umstellung beibehalten wird, auch wenn irgendwann Justin Fields das Ruder übernimmt. Fields bringt als Passer aus der Pocket deutlich mehr Potenzial mit als Trubisky, gerade auch im vertikalen Passspiel, und Rollouts und das Play Action Passpiel kennt er ebenfalls von Ohio State. Ich vermute, dass die Bears-Offense von der grundsätzlichen Identität weiter weg von der Andy-Reid- und noch stärker in die Shanahan-Richtung gehen wird.

Cincinnati Bengals

Stat to Know 2020: Unter allen Quarterbacks mit mindestens 350 Dropbacks wurde Joe Burrow den Ball im Schnitt am sechstschnellsten los (2,44 Sekunden) und warf prozentual die drittmeisten Pässe in enge Fenster (21,5 Prozent). Dennoch stand er bei einem Drittel seiner Dropbacks (32,2 Prozent) unter Druck.

Offense Grundlage 2021: West Coast Adaption, gespielt aus einer Spread Shotgun

Schematisch kommen die Bengals unter Zac Taylor häufig etwas eindimensional und statisch daher. Es ist eine klare 11-Personnel-Offense, häufig mit zwei Wide Receivern auf der einen, sowie einem Outside Receiver und dem Tight End auf der anderen Seite der Formation. Der Ball soll dann schnell im Kurzpassspiel verteilt werden, der Quarterback muss einerseits bereits Pre-Snap ein hohes Spielverständnis mitbringen, andererseits aber auch schnell in seinen Entscheidungen nach dem Snap sein. Joe Burrow sah gemessen an diesen Erwartungen als Rookie bereits erstaunlich gut aus, ehe er sich schließlich verletzte. Die Offense etwas mehr zu öffnen - beispielsweise indem Run Pass Options eine größere Rolle spielen, da Play Action schon vergleichsweise wenig genutzt wird - und mit Motion und mit verschiedenen Formationen mehr zu experimentieren, würde Burrow hinter einer verbesserten Offensive Line zusätzlich helfen.

Cleveland Browns

Stat to Know 2020: Baker Mayfields Pässe bei Play Action generierten im Schnitt drei Yards pro Pass mehr als seine Pässe ohne Play Action - die ligaweit zweitgrößte Diskrepanz.

Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Die Transformation der Browns-Offense im ersten Jahr unter Kevin Stefanski war eindrucksvoll. Cleveland lief den Ball viel und gut, kombinierte aber vor allem seine Play-Designs im Run Game mit dem Rollout Play Action Passspiel. Das lag Baker Mayfield, der im Laufe der Saison immer besser wurde und einerseits von der Struktur der Offense profitierte, andererseits aber auch im Dropback Passing Game immer sicherer wurde. Die Browns haben eine Top-3-Line in der NFL, mindestens. Die wird das Rückgrat der Offense bleiben bleiben. Passend zu diesem Ansatz und zu diesem Scheme waren die Browns auch eines der Teams, das Personnel Groupings mit mehreren Tight Ends mit sehr hoher Frequenz nutzte: Sowohl 12-Personnel (26 Prozent), als auch 22-Personnel (8 Prozent) und 13-personnel (14 Prozent) waren fixe Bestandteile der Offense. 11-Personnel (ein Running Back, ein Tight End) nutzten derweil nur die Titans und Vikings mit einer niedrigeren Quote als Cleveland (44 Prozent). Diese Balance könnte sich mit der Rückkehr von Odell Beckham und Rookie Anthony Schwartz ein wenig verschieben, im Kern aber bleiben die Tight Ends ein elementarer Teil des Plans.

Dallas Cowboys

Stat to Know 2020: Obwohl CeeDee Lamb über 93 Prozent seiner Snaps im Slot verbrachte, wurde er im Schnitt tiefer angespielt (10,3 Yards durchschnittliche Target-Tiefe) als Amari Cooper (9,5). Beide Receiver beendeten die Saison laut PFF exakt gleichauf mit 1,81 Yards pro gelaufener Route.

Offense Grundlage 2021: Vergleichsweise Oldschool West Coast Offense Interpretation

Nach einer Offseason als vermeintlich neue Analytics-Galionsfigur ist in der Betrachtung von Mike McCarthy etwas Ernüchterung eingekehrt. Sicher, die Ausfälle von Dak Prescott und nahezu allen Leistungsträgern in der Offensive Line limitierte ihn in seinen Möglichkeiten - gleichzeitig aber lässt sich auch festhalten, dass McCarthy eben keine schematischen Lösungsansätze fand und stattdessen in vielerlei Hinsicht ein altbekanntes Bild bot. Viel 11-Personnel, viele Slants, Comebacks und Out Routes, schnelle Screens als ein konstanter Teil der Offense - innovative Neuerungen suchte man hier vergebens. Auffällig war, dass McCarthy bei Early Down mehr auf den Run setzte als erwartet. Dabei waren die Cowboys eines der ineffizientesten Early-Down-Rushing-Teams in der NFL: Nur Houston produzierte letztes Jahr weniger Expected Points Added pro Run bei Early-Down-Runs. Dallas hat eines der besten Wide Receiver Trios in der NFL, und die Cowboys setzen Cooper, Gallup und Lamb auch gerne auf eine Seite der Formation, um daraus dann Matchups zu kreieren. Das zumindest sollten sie mit Prescott beibehalten.

Denver Broncos

Stat to Know 2020: Kein Quarterback warf in der vergangenen Regular Season mehr Bälle tief (mindestens 20 Yards Target-Tiefe) als Drew Lock: 16 Prozent seiner Pässe erfüllten dieses Kriterium. Allerdings resultierten daraus neben drei Touchdowns auch sieben Interceptions.

Offense Grundlage 2021: Hybrid aus West Coast Offense mit Spread- und Air-Coryell-Elementen

Man kommt nicht umhin, bei Denver über die Extreme der beiden Quarterback-Optionen zu stolpern. Spielt Drew Lock, dieser Gunslinger, der furchtlos auch Double Coverage attackiert, aber dem nach wie vor ganz klar die Konstanz fehlt, auch in puncto Reads und Antizipation? Oder spielt Teddy Bridgewater, ein Musterbeispiel für einen Game Manager, der wenige Risiken eingeht, weniger gefährliche Pässe wirft, aber der auch mehr Punts "produziert"? Davon ausgehend, dass die Broncos Lock noch eine echte Chance geben wollen, sich als Franchise-Quarterback zu entpuppen, dürfte er der Favorit sein - was eine Offense schematisch ähnlich der nahelegt, die Pat Shurmur letztes Jahr installiert hat. Primär aufgezogen aus 11- und 12-Personnel, wird viel aus der Shotgun gespielt und im Run Game eine kräftige Dosis an Power-Konzepten eingebaut. Shurmur zieht seine Formation gerne enger zusammen, um dann daraus vertikal auch nach außen zu attackieren. Das ist die große Stärke in Locks Spiel, die vertikalen Shot Plays nach außen. Shurmur ist ein guter Play-Caller, seine Offense wirkte letztes Jahr aber teilweise auch schematisch zu limitiert, schaffte es häufiger nicht, vorteilhafte Matchups zu kreieren und kein Team warf so selten Screens wie Denver. Oftmals fand das Passspiel nur im sehr schnellen Kurzpassspiel und in Shot Plays statt.

Detroit Lions

Stat to Know 2020: Letztes Jahr sah T.J. Hockenson bereits 96 Targets (67 Catches), Team-intern getoppt nur von Marvin Jones. Seine Rolle in der neuen Lions-Offense könnte noch prominenter werden - genau wie die von D'Andre Swift. Dessen 56 Targets sollten deutlich übertroffen werden, zumal Anthony Lynn in der Vergangenheit bereits 2-Back-Sets ohne Fullback gespielt hat, um einen seiner Running Backs als Matchup-Waffe im Passspiel in den Mittelpunkt zu rücken.

Offense Grundlage 2021: Run-Heavy Play-Action-Offense

Bei Teams mit neuem Trainerstab ist es häufig an diesem Punkt noch ein Rätselraten. Manche Coaches kommen ganz offensichtlich, um eine bestimmte Offense zu installieren - in Detroit ist die Suche nach dieser Blaupause deutlich schwieriger. Der neue Head Coach Dan Campbell wird fraglos in Teilen die philosophische Richtung vorgeben, primär aber dürfte Anthony Lynn die Entscheidungen treffen. Der hat schon ganz unterschiedliche Offense gespielt, es liegt aber nicht allzu fern, hier einen Fokus auf das Run Game zu vermuten. Lynn hat nicht nur selbst den entsprechenden Hintergrund als ehemaliger Running Back, wir haben diese Art Offense von ihm in Buffalo auch schon gesehen. Das, in Kombination mit den Voraussetzungen in Detroit - eine potenziell exzellente Offensive Line, große Fragezeichen bei den Wide Receivern - lässt darauf schließen, dass die Lions eine Run-Heavy-Offense spielen werden. Gerade Lynn hat über die letzten vier Jahre bei den Chargers auch einige durchaus Pass-lastige Offenses gespielt, doch war er dabei flexibel darin, sich an die Stärken und Schwächen des Kaders anzupassen. Etwas, das Campbell betont, seit er in Detroit ist. Ich erwarte eine vielseitige Rushing-Offense mit einer Vielzahl an Elementen zur Ablenkung und Täuschung der Defense, in der mit Tempo gespielt wird, und in welcher das Passspiel idealerweise vor allem via Play Action aufbauend auf den Run-Designs für die Big Plays sorgt. Das zumindest wäre auch der bestmögliche Ansatz für Jared Goff.

Green Bay Packers

Stat to Know 2020: Die Mischung aus "einfacher" Production und Aaron Rodgers' individueller Klasse war ein maßgeblicher Faktor für die herausragende Packers-Offense 2020. Rodgers beendete die Regular Season mit über 43 Prozent seiner Pässe via Play Action oder Screen, dazu hatte Green Bay eine der höchsten RPO-Quoten in der NFL. Rodgers legte bei Play Action 21 Touchdown-Pässe auf - ohne eine einzige Interception. Absurd.

Offense Grundlage 2021: Moderne West Coast-/Bootleg Play Action Interpretation

Von wegen simple Rushing-Offense: Nur sieben Teams waren 2020 in neutralen Spielsituationen bei First und Second Down Pass-lastiger als die Packers. Green Bay hatte eine exzellente Mischung aus seinen Outside Zone Run Designs, welche in puncto Play-Design hervorragend insbesondere mit den Play-Action-Shots im Passspiel harmonierten. Tight End Robert Tonyan fing zwölf Touchdown-Pässe, dabei musste er selten einen Verteidiger mit einer spektakulären Route aussteigen lassen. Rodgers wirkte extrem komfortabel in der Offense, seine Accuracy war wieder deutlich konstanter. Dabei ist auffällig, wie deutlich LaFleur die Offense an Rodgers' Präferenz anpasste, eher außen als über die Mitte zu attackieren. In den Rollouts, im Passspiel nach außen, und über Screens, Jet Sweeps und dergleichen im Kurzpassspiel findet diese Offense statt. Green Bay ist eines der Teams, bei dem ich eine noch prominentere Roll von Jet Motion als ein Kernelement der Offense erwarte. Dieser Trend ist ligaweit zunehmend festzustellen - gerade die Outside-Zone-/Play-Action-Teams bauen das mehr und mehr in ihre Kernstruktur ein -, die Packers nutzten Jet Motion als Teil eines Plays 2020 bereits auffällig häufig und waren eines von drei Teams, das Jet Motion bei mindestens zehn Prozent der eigenen Pass-Plays einsetzte. Tyler Ervin hatte diese Rolle bis zu seiner Verletzung, man kann fest davon ausgehen, dass Rookie Amari Rodgers die "Jet-Motion-Spieler"-Aufgabe erhält. Der ist wie gemacht für diese Funktion.

Houston Texans

Stat to Know 2020: Man mag die 2020er Texans nicht als 2-Tight-End-Offense auf dem Schirm haben, tatsächlich aber spielten nur vier Teams mehr 12-Personnel als Houston: 28 Prozent der eigenen Offense-Snaps kamen aus dieser Personnel-Gruppe - und das durchaus ansehnlich (9 TD, 1 INT, 8,7 Yards/Pass). Mit Blick auf den aktuellen Kader könnte das auch 2021 ein Thema bleiben.

Offense Grundlage 2021: Erhardt-Perkins-Variante mit flexiblem Option Run Game

Ich hatte hier überlegt, einfach ein "?" bei der Grundlage einzusetzen - es ist ein großes Rätselraten bei den Texans, beginnend mit der offensichtlichen Quarterback-Frage. Sehen wir Deshaun Watson 2021 im Trikot der Texans? Wird er gesperrt? Oder noch getradet? Ist es eine Tyrod-Taylor-Offense? Und was machen die Texans mit vier Running Backs? Grundsätzlich ist offensichtlich, dass die Texans für ein Übergangsjahr planen. Da der Offensive Coordinator vom neuen Trainerstab übernommen wurde, wäre es wohl mit Watson weiterhin eine vertikale Variante einer Erhardt-Perkins-Offense, die ohne Will Fuller eine maßgebliche Säule verloren hat. Versucht man, aus dem aktuellen Kader etwas heraus zu lesen, dann könnte man zu dem Schluss kommen, dass das Kreieren von Matchups und die Flexibilität innerhalb der Konzepte - welche ohnehin ein Kernelement der EP-Offense ist - stärker in den Mittelpunkt gerückt werden soll. Das könnte dann auch über David Johnson, Rex Burkhead und Co. aus dem Backfield laufen, aber auch eine noch stärkere Fokussierung auf die 2-Tight-End-Sets ist denkbar: Jordan Akins hat letztes Jahr Potenzial angedeutet, seine 49 Targets wurden nur von Cooks und Fuller übertroffen. Dazu haben die Texans mit Brevin Jordan einen der spannenderen Receiving-Tight-Ends der diesjährigen Klasse gedraftet. Spielt Tyrod Taylor, würde ich zudem ein Option Run Game als Teil davon erwarten.

Indianapolis Colts

Stat to Know 2020: Einzig Ben Roethlisberger hielt den Ball im Schnitt noch kürzer (2,17 Sekunden) als Philip Rivers (2,39 Sekunden). Wenn Rivers den Ball 2020 in weniger als 2,5 Sekunden warf, legte er laut PFF 17 Touchdowns auf, bei zwei Interceptions, und brachte 74,6 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler. Neu-Colt Carson Wentz in den gleichen Parametern: 6 TD, 5 INT, 68 Prozent Completions.

Offense Grundlage 2021: West Coast Variante mit hohem RPO-Anteil

Über allem in Indianapolis steht ein Leitmotiv: Carson Wentz soll wieder in die Spur gebracht werden. Die Hoffnung, irgendwann einen konstanten Top-16-Quarterback aus Wentz herauskitzeln zu können, war der Grund für den Trade und könnte die Weichen für die mittelfristige Zukunft in Indianapolis stellen - in die eine oder andere Richtung. Also lautet die Frage: Wie plant Head Coach Frank Reich, der Wentz noch aus Philadelphia kennt, das? Die West Coast Offense ist und bleibt der Kern in Reichs Offense, daraus wird sich nichts ändern und Wentz sollte damit auch vertraut sein. Ich erwarte eine auf schnelle Pässe ausgelegte Offense, die es Wentz schematisch ermöglicht - und ihn ein Stück weit auch dazu zwingt - den Ball schnell loszuwerden. Run Pass Options sollten ein adäquates Mittel sein, welches Philly auch sehr früh mit Wentz schon einbaute, genau wie das gezielte Kreieren von Matchups im Underneath Passing Game. Nyheim Hines sollte eine wichtige Schachfigur dafür sein, letztes Jahr sah er bereits Team-intern die zweitmeisten Targets. Die Colts könnten ihn noch mehr herumschieben (nur 78 seiner 424 Offense-Snaps letztes Jahr kamen im Slot oder Outside). Vielleicht die größte schematische und Personnel-Frage ist, wie viel über die Tight Ends laufen soll: Die Eagles 2017 waren extrem Tight-End-lastig, attackierten Defenses auch gerne aus 2- und 3-Tight-End-Sets, gerade bei Early Down, um so vorteilhafte Matchups zu erreichen. Überträgt das Reich auf die 2021er Colts mit Jack Doyle und Mo Alie-Cox? Rookie Kylen Granson könnte dann eine Überraschung werden.

Jacksonville Jaguars

Stat to Know 2020: Die Jaguars spielten 2020 ligaweit mit am meisten 11-Personnel (73 Prozent der eigenen Offense-Snaps/Liga-Schnitt: 60 Prozent) und waren daraus extrem Pass-lastig (Pass-Quote: 75 Prozent/Liga-Schnitt aus 11-Personnel: 67 Prozent).

Offense Grundlage 2021: Shotgun Spread Offense mit Fokus auf Matchups

Urban Meyer hat früh klargemacht, dass er nicht der offensive Play-Caller sein wird - gleichzeitig aber war für ihn eine wichtige Qualität bei seinem neuen Offensive Coordinator Darrell Bevell, dass der sich an Meyers Vision der Offense anpassen kann. Mit Meyer, Bevell und Brian Schottenheimer stehen in Jacksonville drei Köche am Brei, die allesamt viel Erfahrung mitbringen. Irgendeine Art Mix muss man somit fast vermuten, doch im Kern erwarte ich Meyers Offense: Eine Shotgun Spread Offense, in der die Defense horizontal gestreckt wird und so Matchups leichter zu isolieren sind, mit jeder Menge "Eye Candy" für die Defense: Option Plays, Jet Motion, Zone Reads Runs mit dem Quarterback, und so weiter. Spieler wie Travis Etienne und Laviska Shenault könnten darin ausgeprägte Rollen erhalten und Teil der Idee ist auch, dass man so gegen mehr leichte Boxes den Ball laufen kann. Mit den großen Outside-Receivern dürfte Meyer versuchen, Eins-gegen-Eins-Matchups im vertikalen Passspiel zu kreieren - eine der spektakulären Kernkompetenzen von Rookie-Quarterback Trevor Lawrence.

Kansas City Chiefs

Stat to Know 2020: Patrick Mahomes warf im Vorjahr die fünftmeisten Pässe (588) - und prozentual die drittwenigsten ligaweit in enge Fenster. Nur 11,4 Prozent seiner Pässe waren laut Next Gen Stats sogenannte "Tight Window Throws". Zudem warf kein Quarterback ansatzweise so viele Touchdowns bei Screens wie Mahomes (7).

Offense Grundlage 2021: West Coast/Air Raid Hybrid mit einem Power Run Game

Die oben aufgeführte Statistik unterstreicht: Kaum ein Team versteht es besser, seinen Quarterbacks "leichte" und offene Würfe anzubieten, und so dessen Ausnahme-Qualitäten außerhalb der Struktur als "Kirsche auf der Sahne" und nicht als kritischen Bestandteil der Offense einzugliedern. Fast 40 Prozent aller Pässe von Mahomes waren laut PFF entweder Screens oder kamen via Play Action. Kansas City hat über die letzten Jahre konstant an seinem Hybrid aus der West Coast Offense - welche immer Andy Reids Prägung war und welche man dementsprechend auch in seiner Herangehensweise wiederfindet - und Elementen der Air Raid und generell von Spread-Offenses gearbeitet. Die Chiefs nutzen etwa Run Pass Options und Jet Sweeps intensiv, außerdem isolieren sie gerne Tight End Travis Kelce auf einer Seite der Formation in 3x1 Sets, mehr als jedes andere Team. Daraus attackiert Kansas City auch gerne den mitteltiefen und den tiefen Bereich im Zentrum des Feldes. All das stresst Defenses in mehreren Bereichen und kreiert Räume. Die Investments in die Offensive Line, insbesondere in Joe Thuney und Orlando Brown, könnten ein Hinweis darauf sein, dass die Chiefs im Run Game eine klarere Identität in mehr Power-Konzepten finden wollen.

SPOXNFL Gamepass

Las Vegas Raiders

Stat to Know 2020: 140 Targets sah Tight End Darren Waller in der vergangenen Regular Season - einzig Stefon Diggs, DeAndre Hopkins, Allen Robinson und Davante Adams lagen vor ihm. Team-intern kamen Henry Ruggs (43 Targets) und Nelson Agholor (82) zusammengerechnet nicht einmal auf Wallers Zahl.

Offense Grundlage 2021: West Coast Offense

Jon Grudens Prägung in der West Coast Offense lässt sich nicht von der Hand weisen. Die Raiders nutzen Pre-Snap-Motion, sie spielen primär Under Center, und sie attackieren bevorzugt die Mitte des Feldes mit einem gut getimten Kurzpassspiel und vielen Pässen auch zu den Running Backs. Waller ist dabei der Motor der Offense, 20 Prozent seiner Pass-Play-Snaps verbrachte er letztes Jahr im Slot. Gemeinsam mit Slot-Receiver Hunter Renfrow treibt er das Kurzpassspiel voran. Auffallend war, dass die Raiders letztes Jahr eine deutlich größere vertikale Komponente mit einbauten - die Rolle von Nelson Agholor soll dabei jetzt John Brown, und in zunehmend größeren Teilen Henry Ruggs übernehmen. Es ist eine präzise Offense mit einem akkuraten Quarterback; allerdings wird Gruden womöglich mehr Alternativpläne in der kommenden Saison brauchen, falls die Offensive Line die durchaus denkbaren Probleme bekommt.

Los Angeles Chargers

Stat to Know 2020: Einzig Russell Wilson warf 2020 mehr Touchdowns gegen Pressure (14) als Justin Herbert (13). Wilson aber warf unter Druck auch sechs Interceptions, Herbert nur zwei. Eine vergleichbare Quote unter Druck hatte nur Aaron Rodgers (8:1).

Offense Grundlage 2021: Flexible West Coast Offense mit mehr Fokus auf Deep Shots

Eine deutliche schematische Veränderung erwarte ich in der Art und Weise, wie die Chargers die Mitte des Feldes bespielen. Blickt man auf die Route-Verteilung letztes Jahr, bietet sich ein sehr ungewöhnliches Bild: Die Chargers waren schematisch kaum daran interessiert, ein Kurzpassspiel über die Mitte aufzuziehen. Stattdessen prägten Screens und kurze Dumpoffs auf der einen, sowie tiefe Shot-Plays nach außen auf der anderen Seite des Spektrums die Offense. Hier sieht man deutlich eine Parallele zu der Art und Weise, wie Herbert im College eingesetzt wurde - nur dass er in seiner Rookie-Saison bei den Chargers kurioserweise im vertikalen Passspiel deutlich besser war und mit Druck wesentlich sicherer umging. Das allerdings sind auch Argumente dafür, dass ein wenig Zurückhaltung vor Herberts zweiter Saison vielleicht doch angebracht ist. Kann er das jetzt auf diesem Level konservieren?

Was die Offense stilistisch angeht, so muss wird hier mit dem Einfluss von Joe Lombardi, der aus New Orleans kommt, mit Sicherheit ein anderes Spiel aufgezogen. Die Saints bearbeiten im Kurzpassspiel die Mitte des Feldes mit sehr hoher Frequenz, und für Herbert wird es dann wichtig sein, seine Accuracy konstanter abzurufen und das Timing aus sauberer Pocket zu verbessern. Hier hatte er als Rookie noch Probleme, und hier werden Lombardi und Herbert die richtige Balance finden müssen. Ebenfalls zu erwarten ist, dass Lombardi die Vielzahl an Personnel-Groupings, welche die Saints spielen, installiert. Die Chargers letztes Jahr waren ganz klar eine 11- und 12-Personnel-Offense.

Los Angeles Rams

Stat to Know 2020: Die Rams hatten eine der höchsten Play-Action-Quoten in der NFL (34 Prozent) - doch kein Quarterback warf den Ball bei Play Action im Schnitt so kurz wie Jared Goff (6,6 Yards durchschnittliche Target-Tiefe). Zum Vergleich: Zehn Quarterbacks - inklusive Neu-Ram Matt Stafford - warfen den Ball bei Play Action durchschnittlich mindestens zehn Yards tief.

Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Bei den Rams war über die letzten Jahre deutlich der Prozess zu beobachten, wie Sean McVay die Offense modifizierte, dabei gleichzeitig aber Goffs Limitierungen einberechnen musste. Defenses hatten sich schon während der Super-Bowl-Saison auf das vertikale Play Action Passspiel eingestellt, McVay machte seine Personnel-Groupings in der Folge flexibler und baute mehr auf 2-Tight-End-Sets, die Play Action Designs wurden ebenfalls flexibler. Letztes Jahr dann war die Offense extrem auf Screens, auf Jet Sweeps und Jet Motion und auf sehr kurze, sichere Pässe via Play Action ausgelegt. Und einiges davon wird auch bleiben, das Grundscheme funktioniert und ist gut. Doch mit Stafford sollten sich wieder mehr Möglichkeiten im vertikalen Dropback Passspiel öffnen. Ich vermute, dass die Offense in der Folge auch mehr Spread-Elemente erhält: Nachdem Los Angeles letztes Jahr mehr als 30 Prozent seiner Snaps mit zwei oder drei Tight Ends bestritt, ist jetzt Gerald Everett weg, dafür verstärken DeSean Jackson und Tutu Atwell die Receiver-Gruppe. Mehr 3- und vielleicht auch 4-Receiver-Sets als Erweiterung der Offense würde ich nicht ausschließen.

Miami Dolphins

Stat to Know 2020: Sowohl Ryan Fitzpatrick, als auch Tua Tagovailoa warfen letztes Jahr mehr als 20 Prozent ihrer Pässe in enge Fenster. Unter Quarterbacks mit mindestens 250 Pässen standen sonst nur Joe Burrow sowie das Bears-Duo Foles/Trubisky über dieser Marke.

Offense Grundlage 2021: West Coast mit hohem RPO-Anteil

Ganz leicht ist es nicht, ein Gefühl für das zu bekommen, was die Dolphins offensiv machen wollen. Nach Chad O'Shea und Chan Gailey gibt es im dritten Jahr unter Brian Flores den dritten Offensive Coordinator - und das im Verbund: Running Backs Coach Eric Studesville und Tight Ends Coach George Godsey übernehmen die Offense gemeinsam. Am besten fährt man vermutlich mit der Annahme, dass in jedem Fall eine Offense installiert werden soll, die maßgeschneidert für Tua Tagovailoa ist. Ich erwarte dementsprechend eine Offense, in der Tuas Timing und seine Qualitäten im Kurzpassspiel stark zum Tragen kommen, mutmaßlich mit einem ausgeprägten RPO-Anteil, wie er es bei Alabama auch gespielt hat. Das vertikale Passspiel muss mehr über Antizipation funktionieren als über Pässe in enge Fenster. Dafür haben sich die Dolphins den ganzen Speed ins Team geholt und das sollte es ihnen auch erlauben, mit Tagovailoa das tiefe Passspiel zu öffnen.

Minnesota Vikings

Stat to Know 2020: 11-Personnel (ein RB, ein TE) ist ligaweit die klare Standard-Formation in der NFL; die Vikings sind da der krasseste Ausreißer. Nur 29 Prozent ihrer Offense-Plays letztes Jahr fanden aus 11-Personnel statt, 21-Personnel mit zwei Backs (26 Prozent) war in Minnesota genauso Standard wie 11-Personnel. In diesem extremen Verhältnis können nicht einmal die Patriots und 49ers mithalten.

Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Klint Kubiak übernimmt zwar die Offense von seinem Vater; eine tiefgreifende Veränderung erwarte ich deshalb aber nicht. Die Vikings sind komplett darauf ausgerichtet, den Ball mit Dalvin Cook und über ihr Outside Zone Blocking Scheme zu laufen, und dann Kirk Cousins via Play Action vertikal attackieren zu lassen. Mit einer verbesserten Offensive Line könnte das insgesamt betrachtet 2021 sogar noch besser funktionieren. Eine Veränderung könnte es in der Personnel-Grouping-Aufteilung geben, mit dem Abgang von Tight End Kyle Rudolph werden womöglich einige 2-Tight-End-Sets geopfert, um etwas häufiger drei Wide Receiver aufbieten zu können. Rookie Ihmir Smith-Marsette könnte eine interessante Ergänzung zu Jefferson und Thielen darstellen, gerade im Downfield Passing Game. Was das grundsätzliche Scheme angeht, erwarte ich aber wenig Neues in Minnesota.

New England Patriots

Stat to Know 2020: Die Patriots spielten 2020 ganze 2 Prozent ihrer Offense-Plays aus 12-Personnel, also mit einem Running Back und zwei Tight Ends (Liga-Schnitt: 20 Prozent). Dafür führten sie die Liga in der Nutzung von 21-Personnel, also mit zwei Backs und einem Tight End an (37 Prozent).

Offense Grundlage 2021: Erhardt-Perkins-Offense, aufgebaut über 2-TE-Sets und ein Option Power Run Game

31 Targets, 18 Catches, 254 Yards: Das ist sie, die kombinierte Gesamt-Stat-Line aller Patriots-Tight-Ends in der vergangenen Saison. New England war letztes Jahr verzweifelt auf der Suche nach einer offensiven Identität, welche weder die jungen Tight Ends, noch ein schwaches Wide Receiver Corps kreieren konnten. Das haben auch die Patriots gemerkt, und in der Folge die aggressivste Offseason der letzten Jahre hingelegt. Und die lässt eine klare Umstellung vermuten: Die Pats haben nicht Hunter Henry und Jonnu Smith teuer bezahlt, um dann einen der beiden regelmäßig raus zu nehmen. Letztes Jahr führten die Eagles und Titans die Liga in puncto 12-Personnel-Nutzung an (35 Prozent). Die vergangene Offseason legt nahe, dass die Patriots diese Marke 2021 noch übertreffen könnten. Das dürfte abermals mit einem Option Run Game kombiniert werden, zumindest solange Cam Newton spielt: Newton führte alle Nicht-Running-Backs in Runs (117) und Rushing-Touchdowns (12) an.

New Orleans Saints

Stat to Know 2020: Unter allen Quarterbacks mit mindestens 400 Dropbacks warf Drew Brees mit Abstand die wenigsten Pässe mindestens 20 Yards Downfield (6,7 Prozent seiner Pässe). Brees hatte auch insgesamt die geringste durchschnittliche Target-Tiefe ligaweit (6,6 Yards)

Offense Grundlage 2021: Extrem vielseitige West Coast Offense

Eine der Kernkompetenzen der Saints-Offense in den letzten Jahren war es, Matchups zu kreieren und Defenses zu testen, indem man ihr eine Vielzahl an Personnel Groupings und Formationen entgegenwirft. Brees gewann so nicht selten schon vor dem Snap. Einige der Säulen der Offense - wie etwa auch, dass es im Kern Sean Paytons Interpretation der West Coast Offense sein wird - werden bleiben; doch darüber hinaus gibt es eine klare Weggabelung: Wollen die Saints mit Jameis Winston oder mit Taysom Hill in die Saison gehen? Letztes Jahr wurde Winston als Backup eingeplant, falls Brees während eines Spiels raus muss, und Hill als Alternative, sollte es einen anderen Starter brauchen, also wenn spezifisch ein Game Plan um seine Stärken entwickelt werden kann. Mit Hill wäre die Offense deutlich mehr um das Option Run Game herum aufgebaut, mit Winston könnte man deutlich eher eine Variante der Payton-Passing-Offense umsetzen. Auch wenn dann im Vergleich zu den letzten Brees-Jahren deutlich mehr Shot Plays und deutlich weniger konstante Präzision im Kurzpassspiel Treiber der Offense wären.

New York Giants

Stat to Know 2020: Den Giants fehlte 2020 eine verlässliche Outside-Receiver-Präsenz: Sieben Spieler erhielten je mindestens 20 Targets, einzig Darius Slayton wurde dabei im Schnitt tiefer als 9,5 Yards angespielt. Selbst die chronische Kurzpass-Offense von Division-Rivale Washington hatte zwei solcher Spieler.

Offense Grundlage 2021: Eine Variante der Air Coryell Offense

Keine Frage, die Offense von Jason Garrett ließ einiges zu wünschen übrig. Es war zu häufig eine statische, eindimensionale Offense, und Garrett muss erst einmal zeigen, dass er eine Waffe wie Kadarius Toney - oder auch Saquon Barkley spezifisch im Passspiel - richtig einsetzen kann. Gleichzeitig aber muss man ihm zugute halten, dass ein wichtiger Bestandteil für die Art Offense, die er spielen lassen will, fehlte: Der Nummer-1-Outside-Receiver. Mit Kenny Golladay ist der jetzt da, und das sollte sich auch insbesondere in einem vertikaleren Dropback Passing Game bemerkbar machen, was wiederum besser zu den Stärken von Daniel Jones passen würde. Die unweigerliche Anschlussfrage lautet jedoch: Haben die Giants überhaupt die Offensive Line, um Garretts Offense umzusetzen - und um Jones den nächsten Schritt zu ermöglichen?

New York Jets

Stat to Know 2020: Sam Darnold war 2020 der einzige Quarterback mit mindestens 300 Dropbacks, der keinen einzigen Touchdown-Pass via Play Action warf.

Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Es ist eine neue Zeitrechnung in New York - mal wieder. Robert Saleh soll den Umbruch einleiten, und er bringt auch die Offensiv-Idee aus San Francisco mit. Für Mike LaFleur ist es der erste Offensive-Coordinator-Posten in der NFL, insofern ist er zumindest ein Stück weit eine Unbekannte; die Vermutung liegt aber mehr als nahe, dass er nach Jahren unter Kyle Shanahan (in Cleveland, in Atlanta und seit 2017 in San Francisco) sich auch eng an dessen Offense orientieren wird. Die Zeiten, in denen ein Jets-Quarterback bei Play Action keinen Touchdown-Pass wirft und gerade einmal 57,7 Prozent seiner Pässe anbringt, sollten also der Vergangenheit angehören: Ein intensives Bootleg Play Action Passspiel, harmonierend mit einem Outside Zone Run Game, wird den neuen Kern der Offense darstellen.

Philadelphia Eagles

Stat to Know 2020: Jalen Hurts lief letztes Jahr 39 Mal für 349 Yards. Davon kamen nur 180 Yards bei designten Runs zustande, 169 bei Scrambles. Damit die Offense mit Huts funktionieren kann, wird er vermutlich noch deutlich besser ins designte Run Game eingebunden werden müssen.

Offense Grundlage 2021: West Coast Offense mit Option Run Game

Philadelphia hat sich bewusst in ein Testjahr auf der Quarterback-Position manövriert: Jalen Hurts bekommt die Chance, sich als Starter zu beweisen - geht das schief, hätte man im kommenden Draft die Munition, um für einen Quarterback hoch zu traden. Das soll zudem mit einem neuen Head Coach funktionieren, der aus schematischer Sicht eine ungewöhnliche Wahl ist: Sirianni, als ehemaliger Assistent von Frank Reich, ist alles andere als eine schematische Abkehr von Doug Pederson, der gerade entlassen wurde. Viele designte Pässe im Kurzpassspiel zu Tight Ends und Running Backs dürften genauso auf der Tagesordnung stehen wie auch eine gewisse Dosis Run Pass Options - auch wenn Sirianni sich hier noch zögerlich gibt. Vielleicht kann Rookie-Receiver DeVonta Smith die Offense etwas mehr öffnen? Klar ist: Damit Hurts, der als Passer doch deutliche Defizite an den Tag legte und noch lange nicht auf NFL-Level in puncto konstanter Accuracy ist, funktionieren kann, wird das designte Run Game noch deutlich mehr um ihn herum aufgebaut werden müssen.

Pittsburgh Steelers

Stat to Know 2020: Kein Quarterback wurde den Ball letztes Jahr schneller los als Ben Roethlisberger: Der Wurf erfolgte im Schnitt in nur 2,14 Sekunden. Einzig Andy Dalton (2,34) war ansonsten schneller als 2,35 Sekunden.

Offense Grundlage 2021: Quick Pass Spread Offense

Die Offense der Steelers wird einiges an Anpassungen benötigen, will man 2021 wieder um die Playoffs und mehr mitspielen. Die 2020er Version war zu eindimensional: Eine extrem hohe Pass-Frequenz aus Spread-Formationen, bei denen der Ball schnell und kurz gespielt werden sollte, um so möglichst viele positive Plays aneinander zu reihen. Damit gingen mehrere Probleme einher, vielleicht am auffälligsten war, wie isoliert Pass- und Run-Designs in der Folge voneinander waren, was zusätzlich dazu beitrug, dass das Run Game häufig wie ein Fremdkörper daherkam. Auch war der Spielraum für Fehler minimal. Eine Statistik unterstreicht die mangelnde Verzahnung von Run und Pass Designs besonders gut: Ben Roethlisberger warf laut PFF 9,6 Prozent seiner Pässe via Play Action - er war der einzige Quarterback in dieser Kategorie unter 17 Prozent. Die Steelers haben ein gut besetztes Receiving Corps, die Offensive Line dagegen kommt mit einigen Fragezeichen daher - und ein neuer Offensive Coordinator, Matt Canada, der im Vorjahr der QB-Coach war, schwingt das Zepter. Will man das Hall of Fame Game in irgendeiner Art und Weise berücksichtigen, könnte es ein Hinweis darauf sein, dass unter Canada zumindest deutlich mehr Motion Einzug erhält.

San Francisco 49ers

Stat to Know 2020: Es gab 2020 sechs Quarterbacks, die mindestens 150 Dropbacks verzeichneten und dabei den Ball im Schnitt nicht tiefer als sieben Yards warfen. Zwei davon spielten für die 49ers - Jimmy Garoppolo (6,5) und Nick Mullens (6,9).

Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

San Franciscos offensives Scheme dürfte mittlerweile für die meisten Fans auch ein Begriff sein - einerseits, weil Shanahan über die letzten Jahre so viel Erfolg damit hatte, andererseits aber auch, weil immer mehr Teams es kopieren und man inzwischen unter anderem in Minnesota, Green Bay, Cleveland, Los Angeles und Tennessee Varianten davon sieht. Das Outside Zone Blocking Scheme ist der Motor, darauf bauen die Designs im Play Action Passspiel - insbesondere in Form von Rollouts - auf. Mittlerweile werden auch Jet Sweeps und dazugehörig Jet Motion ein immer größerer Faktor, aber der Kern der Offense ist so in sich schlüssig und effektiv, dass Shanahan Jahr für Jahr meist an einzelnen Schrauben dreht, die Grundstruktur aber immer intakt bleibt. Spannend ist spezifisch bei den Niners die Frage: Wann übernimmt Rookie Trey Lance? Dann könnte man eine größere Anpassung erleben, wenn Shanahan nämlich - wie einst für RG3 in Washington - seine Offense um ein Option Run Game erweitert, welches mit Lance fraglos kommen und noch eine weitere Dimension hinzufügen wird.

Seattle Seahawks

Stat to Know 2020: Kein Quarterback warf letztes Jahr mehr Touchdown-Pässe gegen Druck als Russell Wilson (14), oder mehr Touchdowns bei Pässen mit einer Target-Tiefe von mindestens 20 Yards als der Seahawks-Quarterback (13).

Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Mit Ex-Rams-Assistent Shane Waldron sind die Seahawks das nächste Team, das sich eine Variante der Shanahan-Offense ins Haus holt. Sean McVay hat seine eigene Interpretation davon, die Kernsäulen aber sind das Zone Blocking Scheme und damit harmonierend Play Action. Das könnte gerade für Seattle sehr positive Effekte haben: Es sollte Wilson erlauben, innerhalb der Play-Struktur außerhalb der Pocket zu arbeiten, und gleichzeitig Pete Carrolls Wunsch nach dem Run Game als eine Basis der Offense entsprechen. Ein Kernproblem in Seattles Offense, welches auch letztes Jahr sichtbar war, ist der permanente Drahtseilakt, wenn die Offense maßgeblich darüber funktioniert, was Wilson gegen Druck und mit Big Plays kreiert. Das kann für einige Zeit gut gehen, und dann ist es spektakulär - aber zu häufig fehlte der Offense die sichere Baseline, auf die sie gegebenenfalls zurückfallen kann. Im Idealfall kann Waldron diese installieren und gleichzeitig sowohl Wilson, als auch Carroll zufriedenstellen.

Tampa Bay Buccaneers

Stat to Know 2020: Inklusive Playoffs beendete Brady die Saison mit einer durchschnittlichen Target-Tiefe von 9,8 Yards - Platz 1 in der NFL und für Brady der höchste Wert seit 2003. Seine 1.233 Passing-Yards im vertikalen Passspiel (Pässe mit einer Tiefe von mindestens 20 Yards) in der Regular Season wurden nur von Aaron Rodgers (1.242) übertroffen.

Offense Grundlage 2021: Flexible Air Coryell Interpretation

Bruce Arians' Offense ist seit Jahren bekannt dafür, gnadenlos vertikal zu attackieren, unabhängig davon, wer gerade Quarterback spielt. Das war zuletzt in Arizona zu beobachten, selbst wenn Starter Carson Palmer ausfiel, und man sah es letztes Jahr auch mit Brady, der in erster Linie nicht gerade für sein vertikales Passspiel bekannt ist. Wenn der Quarterback sie umsetzen kann - was Brady spätestens ab der zweiten Saisonhälfte immer besser gelang -, ist Arians' Offense eine der unterhaltsamsten in der NFL. Pre-Snap-Motion und Empty Backfield einerseits, viele Play Action Shot Plays aus engen Formationen und 2-Tight-End-Sets, all das sind immer sichtbare Teile der Offense, genau wie das Kreieren von Matchups über Motion und Formationen. Im Laufe der Saison passten die Bucs die Offense auch merklich an, waren weniger eindimensional in ihrer Herangehensweise, etwa was das Early Down Run Game angeht.

SPOXNFL GamepassEines der Shot-Plays, welches Arians häufiger nutzt, insbesondere gegen Man Coverage/Single High Strukturen

Tennessee Titans

Stat to Know 2020: Kein Team warf den Ball bei Early Down in neutralen Situationen (First und Second Down, Siegwahrscheinlichkeit zwischen 20 und 80 Prozent, letzte zwei Minuten beider Halbzeiten herausgerechnet) seltener als die Titans: Bei gerade einmal 43 Prozent dieser Plays warf Tennessee einen Pass. Das dafür umso besser, wenn Ryan Tannehill in diesen Situationen in den Dropback ging, produzierte Tennessee mehr Expected Points Added pro Play als jedes andere Team.

Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Unter Arthur Smith war die Marschrichtung klar: Eine mehr als kräftige Dosis Derrick Henry bei Early Down, Dropback-Situationen bei Third Down und Shot Plays via Play Action bei First und Second Down, schematisch das Ganze verpackt mit dem Outside Zone Blocking Scheme. Smith ist jetzt weg und Todd Downing übernimmt, der bei seiner letzten Coordinator-Station - die Raiders 2017 - keine derart klare schematische Handschrift hatte. Die letzten beiden Jahre verbrachte er als Tight-Ends-Coach in Tennessee, er hat also Smiths Offense hautnah miterlebt, dennoch könnten sich einige Dinge ändern. Beispielsweise liegt die Vermutung nahe, dass Tennessee nach dem Abgang von Jonnu Smith und mit den Neuzugängen Julio Jones, Josh Reynolds und Dez Fitzpatrick mehr 3-Receiver-Sets spielen werden. Letztes Jahr spielten die Titans nur 38 Prozent ihrer Snaps aus 11-Personnel, lediglich Minnesota lag noch darunter - die 12-Personnel-Quote dagegen lag bei 35 Prozent, und hieraus kamen auch viele der Shot Plays. Behält die Offense also ihre Effizienz, wenn Downing an einigen Stellschrauben dreht, selbst wenn der Kern weiter gleich bleibt?

Washington Football Team

Stat to Know 2020: Alex Smith' durchschnittliche Target-Tiefe von 5,4 Yards war mit weitem Abstand der niedrigste Wert in der NFL. Smith warf auch lediglich 13,5 Prozent seiner Pässe in enge Fenster. Washingtons neuer Quarterback Ryan Fitzpatrick führte die Liga in dieser Kategorie an (21,7 Prozent), während kein Quarterback ligaweit den Ball bei tiefen Pässen schneller loswurde als Fitz.

Offense Grundlage 2021: Air Coryell Spread-Interpretation

Washingtons Offense mit dem "Fitzpatrick-Upgrade" wird sehr spannend zu beobachten sein. Das Team aus der Hauptstadt setzte 2020 bereits häufiger auf Spread-Elemente, damals maßgeblich mit dem Ziel, den Ball schnell im Kurzpassspiel zu verteilen: Tight End Logan Thomas sah in der Folge 114 Targets, gefolgt von Running Back J.D. McKissic (109). Einzig Terry McLaurin (135) war Team-intern noch über den beiden Kurzpass-Spezialisten. Washington dürfte weiter eine Spread-Offense umsetzen, was auch Fitzpatrick als schnellem Ballverteiler entgegenkommt. Gleichzeitig dürften mehr vertikale Elemente Einzug erhalten, mit Dyami Brown als neuer Outside-Option, dem der Routinier Eins-gegen-Eins-Shots geben wird. Das häufig ineffiziente Run Game dürfte auch dank Curtis Samuels Rolle bei Jet Sweeps einen Boost bekommen.