NFL Preview 2021: Für diese 10 Quarterback steht viel auf dem Spiel
Tua Tagovailoa, Miami Dolphins
Manch einem mag es zu harsch erscheinen, dass Tua hier gelistet ist, kam er doch im Vorjahr von einer schweren Verletzung zurück und hatte durch die Corona-Pandemie keine vernünftige Offseason. Doch die Realität in der heutigen NFL ist, dass Quarterbacks nur sehr selten ein drittes Jahr als Starter bekommen, wenn sie sich das in den ersten beiden Jahren nicht zumindest ansatzweise verdient haben; und hier hat Tua nach seiner Rookie-Saison noch Aufholbedarf.
Im Vergleich zu den Rookie-Kollegen Justin Herbert und Joe Burrow fiel er deutlich ab, teamintern war sichtbar, dass Ryan Fitzpatrick unter den gleichen Umständen bessere Leistungen ablieferte. Insbesondere Letzteres lässt sich einigermaßen leicht erklären: Fitzpatrick hat selbstredend viel mehr Erfahrung, und kam in der Folge hinter der wackligen Dolphins-Line auch wesentlich besser mit Druck und mit den engen Passfenstern resultierend aus dem notwendigen schnellen Release zurecht.
Jetzt ist Fitzpatrick weg, Tua der klare Starter - die Probleme in der Offensive Line könnten allerdings auch in der kommenden Saison noch ein Thema in South Beach sein. Hat Tua sich in diesem Aspekt gesteigert? Hat er die die Offense besser im Griff und kann das Playbook dementsprechend flexibler genutzt werden als es letztes Jahr den Anschein hatte? Kann er das vertikale Passspiel öffnen, welches letztes Jahr fast nicht existent mit ihm war? Und wie wirkt es sich auf ihn aus, dass Miami sich schon wieder von seinem Offensive Coordinator getrennt hat und jetzt mit einem Coordinator-Zweigespann an den Start geht?
Das Dolphins-Regime ist in der jüngeren Vergangenheit damit aufgefallen, sich mitunter auch sehr schnell von Spielern zu trennen, die nicht wie erhofft ins Konzept passen oder nicht die erhoffte Leistung zeigen. Die Quarterback-Wechselspielchen letztes Jahr könnte man durchaus in diese Kategorie unorthodoxer Entscheidungen dazuzählen. Die Dolphins haben einen klaren Umbruch vorangetrieben, und hatten dabei mehr Zug in ihren Aktionen als andere Teams, die über die letzten Jahre derart drastische Kader-Umbaumaßnahmen vorgenommen haben.
Das wiederum legt auch nahe, warum Tua keine allzu lange Leine unter Brian Flores erwarten sollte: Falls er in der kommenden Saison keine signifikanten Fortschritte zeigt, legt die bisherige Vorgehensweise des Dolphins-Regimes nahe, dass man sich schon 2022 nach einem neuen Quarterback umschauen könnte, nachdem das im diesjährigen Draft mit dem Nummer-3-Pick offensichtlich noch kein Thema war. Miami hat noch einen zusätzlichen Erstrunden-Pick im 2023er Draft, welcher in ein Trade-Paket involviert werden könnte, um 2022 hoch zu traden.
Daniel Jones, New York Giants
Die Giants sind in gewisser Weise noch eine Stufe weiter als die Dolphins: Daniel Jones geht in seine dritte Saison, und auch New York hat in dieser Offseason kräftig um seinen jungen Quarterback herum investiert: Kenny Golladay und Kadarius Toney sollen dabei helfen, Jason Garretts Offense besser umzusetzen und auch Daniel Jones beim Sprung auf das nächste Level helfen
Doch hat Jones diesen Sprung überhaupt in sich?
In einigen Aspekten zeigte er im zweiten Jahr Fortschritte, auch wenn die Total Stats das nicht unbedingt widerspiegelten. Was bleibt, sind insbesondere die Probleme in der Pocket: Jones' Gefühl für den Pass-Rush ist häufig nicht existent, daraus resultieren nach wie vor viel zu viele Fumbles. Er ist auch noch zu inkonstant aus sauberer Pocket. Wo er nach wie glänzt, ist im vertikalen Passspiel.
Das Problem für Jones ist: Während sein Waffenarsenal zwar deutlich verbessert wurde, ist die Offensive Line nach wie vor ein massives Fragezeichen. Die Giants hatten letztes Jahr eine der schwächsten Lines in der NFL, in erster Linie gilt es zu hoffen, dass junge Spieler wie Andrew Thomas und Matt Peart sich weiterentwickeln können.
Reicht das, um ins Liga-Mittelfeld zu klettern? Ins obere Mittelfeld sogar? Jones hat sich über die vergangenen beiden Jahre positiv entwickelt, aber er hat auch noch nicht den Sprung in die obere Quarterback-Hälfte geschafft - und den werden die Giants sehen wollen, um weiter an ihm festzuhalten.
Ähnlich wie die Dolphins haben auch die Giants Draft-Kapital angesammelt: New York geht in den kommenden Draft mit je einem zusätzlichen Pick in der ersten, dritten und vierten Runde - jede Menge Munition für einen Quarterback-Uptrade wäre also da. Es liegt an Jones, zu zeigen, dass dieser Weg nicht nötig ist.
Jared Goff, Detroit Lions
Im Vergleich zu Tua Tagovailoa und Daniel Jones fällt Goff in eine andere Kategorie. Bei ihm geht es nicht darum, sich als junger Quarterback im zweiten oder dritten Jahr in der Liga zu etablieren - vielmehr steht die Frage im Raum: Was kann Goff ohne Sean McVay?
Ob fair oder nicht, diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch Goffs NFL-Karriere. Nach dem desolaten ersten Jahr unter Jeff Fisher revolutionierte McVay die Rams-Offense und hob Goff auf ein komplett anderes Level; doch stets mit dem Zusatz, dass McVays Input selbst noch unmittelbar vor dem Snap wie ein Stützrad für Goff fungierte.
Gleichzeitig war über die letzten Jahre zu beobachten, wie McVay seine Offense immer weiter anpassen musste, da Defenses damit besser zurechtkamen; die Offense verlagerte sich immer mehr auf das Kurzpassspiel und wurde weniger explosiv, während Goffs Limitierungen immer deutlicher wurden.
Davon hatte irgendwann auch McVay genug, und so ersetzten die Rams Goff in dieser Offseason durch Ex-Lions-Quarterback Matt Stafford. Die Storyline ist seitdem in erster Linie Stafford mit der Frage, was er in der Offense von McVay ausrichten kann - doch für Goff könnte Detroit die letzte Chance auf einen fixen Starting-Job in der NFL darstellen.
Die Umstände dafür sind durchwachsen. Detroit sollte eine der besten Offensive Lines der Liga haben, und dürfte unter Anthony Lynn den Fokus aufs Run Game legen. Goff wird vermutlich in erster Linie als Game Manager sein und das Play-Action-Passspiel umsetzen - klar ist aber auch, dass die Lions unter Dan Campbell einen langfristig ausgelegten Plan umsetzen wollen.
Goff muss dieses Jahr zeigen, dass er in diesem eine Rolle spielen kann, andernfalls droht ihm vermutlich eine zweite Karrierehälfte als Backup-Quarterback.