Insgesamt 29 der 32 Teams starten am 27. Juli in die heiße Phase der Saisonvorbereitung, erstmals gibt es einen ligaweit gemeinsamen Starttermin.
Einzig die Cowboys und Steelers, die die Preseason mit dem Hall of Fame Game eröffnen, haben bereits am 21. Juli ihre Training Camps eröffnet. Die Buccaneers, die als Titelverteidiger den Regular-Season-Opener gegen Dallas bestreiten, durften am 24. Juli loslegen.
Für einige Routiniers wird es dabei ernst - Rookies und andere junge Spieler drängen auf neue Startplätze. Insbesondere mehrere Team-interne Quarterback-Duelle könnten weitreichende Auswirkungen haben, SPOX führt durch die kritischsten Training-Camp-Duelle.
NFL Training Camp: Die größten Team-internen Duelle
New Orleans Saints: Jameis Winston vs. Taysom Hill
Die meisten Quarterback-Duelle haben ein übergreifendes Thema: Der hoch gepickte Rookie will möglichst schnell den unweigerlich zum Platzhalter degradierten Routinier verdrängen.
In New Orleans ist das anders: Jameis Winston und Taysom Hill blicken beide auf viele Jahre in der NFL zurück, wenn auch mit sehr unterschiedlicher Sample Size: Winston hat in seiner Karriere bislang 70 Starts und 2.559 Passversuche vorzuweisen, Hill hat 17 Spiele von Anfang an bestritten und 134 Bälle geworfen.
Auffällig ist bei der Suche nach dem Nachfolger von Drew Brees auch, wie unterschiedlich der Stil der beiden ist. Mit Winston könnte Coach Sean Payton eine vertikalere, aggressive Passing Offense aufziehen und stilistisch mehr in der Pocket-Passer-Schiene bleiben. Mit Hill müsste man eine Offense rund um seine Athletik und das Option Run Game aufbauen, was gleichzeitig auch wieder neue Möglichkeiten bietet, wie im Vorjahr während Hills Starts zu beobachten war. Der Ausfall von Receiver Michael Thomas könnte diese Variante sogar noch wahrscheinlicher machen.
Hier wird spannend sein zu beobachten, wie das Training Camp überhaupt gestaltet wird - zu markant unterschiedlich ist der Stil der beiden Quarterbacks. Wer bekommt mehr Snaps mit den Startern? Und wie sieht die Offense schematisch überhaupt aus? Plant Payton vielleicht sogar, beide Quarterbacks, womöglich situativ entschieden, einzusetzen?
Baltimore Ravens: Wide Receiver
Schon ganz zweifellos lässt sich festhalten, dass die Ravens hier eine Problemzone ausgemacht und auch aggressiv adressiert haben. Sammy Watkins, Rashod Bateman, Tylan Wallace - sowohl in der Free Agency, als auch im Draft hat Baltimore in seine Outside-Receiver-Gruppe Ressourcen gesteckt. Die nächste Frage lautet dann: Welcher dieser Receiver startet auch tatsächlich?
Watkins wäre die logische Option, um als X-Receiver Outside zu starten. Marquise Brown hatte eine gute zweite NFL-Saison, er könnte aber auch davon profitieren, noch mehr aus dem Slot heraus zu agieren als letztes Jahr. Dazu kommt, dass die Ravens nach wie vor viel aus 21-Personnel und 22-Personnel agieren, sprich mit zwei Backs und dadurch weniger Receivern. Auch die 12-Personnel-Quote dürfte mit der Rückkehr von Nick Boyle wieder hoch gehen.
Letztes Jahr spielten die Ravens nur 47 Prozent ihrer Offense-Snaps aus 11-Personnel, also mit drei Wide Receivern. Einzig Brown erhielt unter den Wide Receivern mehr als 55 Targets. Watkins und Brown gehen vermutlich als Favoriten auf die ersten beiden Spots in diese Saisonvorbereitung, doch gerade Bateman könnte hier früh Druck machen.
Miami Dolphins: Offensive Line
Ähnlich wie auf dem Offensive-Coordinator-Posten suchen die Dolphins auch innerhalb ihrer Offensive Line weiterhin die richtige Kombination. Abermals gibt es einen größeren Umbruch, mit Ted Karras und Ereck Flowers sind zwei Vorjahres-Starter weg. Austin Jackson auf Left Tackle und Matt Skura auf Center dürften gesetzt sein.
Auch Robert Hunt ist ein klarer Starter - die Frage ist nur bei ihm bereits, wo er starten wird. Hunt überzeugte letztes Jahr auf Right Tackle, womöglich rückt er jetzt aber nach innen, um Rookie Liam Eichenberg auf Right Tackle zu stellen. Dann würde Solomon Kindley von Right Guard auf Left Guard wechseln, um Flowers zu ersetzen. Oder ersetzt Eichenberg Flowers und rückt nach innen? Können DJ Fluker oder Jesse Davis einen der Startplätze ergattern?
Die Offensive Line war letztes Jahr immer wieder ein Problem, und mit Tua Tagovailoa als Vollzeit-Starter wird die Line noch stärker im Fokus stehen als letztes Jahr.
Denver Broncos: Drew Lock vs. Teddy Bridgewater
Die Broncos haben massiv in ihre Secondary investiert - auf der Quarterback-Position steht alles im Zeichen der letzten Chance von Drew Lock. Lock ist nach wie vor einer der inkonstanteren Quarterbacks in der NFL; die Upside ist unbestreitbar da, aber bringt er das auch auf einer Play-für-Play-Basis aufs Feld? Oder sind es weiter einzelne Highlight-Würfe mit zu vielen Fehlern dazwischen?
Für den 2019er Zweitrunden-Pick ist es unbestreitbar eine Make-or-Break-Saison, allerdings haben sich die Broncos dagegen entschieden, einen aufregenden Rookie dahinter zu setzen. Stattdessen wurde Teddy Bridgewater geholt, der die Definition eines Sicherheitsnetzes darstellt: Bridgewater könnte übernehmen, falls Lock einbricht, und mit geringer Fehler-Quote die Offense von Pat Shurmur, den er noch aus Minnesota kennt, umsetzen. Eine langfristige Lösung ist er aber nicht.
Dass Bridgewater Shurmur kennt, sowie die Tatsache, dass die Broncos insgesamt einen starken Kader - mit eben der gewaltigen Quarterback-Frage - haben, macht dieses Duell interessant. Bridgewater mag keine langfristige Perspektive bieten, doch könnte er gut genug sein, um mit diesem Team eine Wildcard zu ergattern. An welchem Punkt trauen die Coaches Lock das nicht mehr zu? Und wann geht es vielleicht auch um die Jobs des Trainerstabs, wodurch noch dringlicher Ergebnisse her müssen?
Von der grundsätzlichen Ausgangslage müsste Lock der klare Favorit sein. Er ist der Quarterback, der die Upside mitbringt und von dem man sich noch erhofft, dass er sich als langfristige Franchise-Quarterback-Lösung entpuppen kann. Und dennoch könnte diese letzte Chance in Denver für ihn an einem seidenen Faden hängen.
Auch der Spieler, der vor dem Quarterback agiert, könnte im Training Camp ein Thema werden: Center Lloyd Cushenberry hatte eine überschaubare Rookie-Saison und hat jetzt mit Quinn Meinerz einen Rookie im Nacken. Der Rest der Offensive Line dürfte relativ klar stehen, hier aber könnte es im Laufe des Training Camps noch einen Wechsel geben.
Green Bay Packers: Kevin King vs. Eric Stokes
Für viele Packers-Fans wird Kevin King immer mit dem desolaten Auftritt im Championship Game gegen Tampa Bay in Verbindung stehen, wo er zwei Touchdowns zuließ und sich einmal gegen Mike Evans verschätzte, sowie dann direkt vor der Halbzeitpause von Scotty Miller düpiert wurde, ergänzt durch die Pass-Interference-Strafe kurz vor Schluss, welche Tampa ein neues First Down bescherte.
Doch war das längst nicht sein einziges wackliges Spiel in Coverage letztes Jahr, und umso überraschender kam es für viele, dass die Packers ihn für ein Jahr und fünf Millionen Dollar zurückholten. Zumindest aber geschah das nicht ohne Konkurrenz, in der ersten Runde des Drafts wählte Green Bay Georgia-Corner Eric Stokes aus - er ist der primäre Kandidat, um King den Startplatz gegenüber von Jaire Alexander streitig zu machen.
Stokes bringt enormen Speed sowie jede Menge Erfahrung mit. Er sucht noch zu häufig den Kontakt und er wird Muskelmasse draufpacken müssen, er ist nicht der agilste Corner. Dennoch sollte er alle Möglichkeiten haben, King im Training Camp herauszufordern.