Im ersten Spiel vor Zuschauern im neuen Allegiant Stadium drangen die Raiders im ersten Drive des Spiels bis an den Rand der Red Zone vor, anschließend ging es jedoch rückwärts. Erst durch eine Holding-Strafe, anschließend durch einen verunglückten Snap, der die Hausherren 6 Yards kostete. Am Ende stand dann nur ein Punt. Erst im vierten Drive des Spiels insgesamt gab es dann die ersten Punkte und zwar für die Ravens. Bei 4th and 1 an der Raiders-35 fand Running Back Ty'Son Williams die Lücke und marschierte bis in die Endzone.
Nach weiteren Stopps auf beiden Seiten lieferte Lamar Jackson wohl die Szene des Spiels: Von der 10-Yard-Linie der Raiders scrambelte der QB, wich diversen Gegenspielern aus und fand schließlich einen völlig offenen Hollywood Brown in der Endzone. 14:0 Ravens.
Die Raiders allerdings kamen noch vor der Pause wieder ran. Erst vollendete Running Back Josh Jacobs vier Minuten vor der Pause den bis dahin besten Drive der Raiders mit einem 2-Yard-Touchdown, dann folgte mit auslaufender Uhr noch ein Field Goal.
Zuvor gelang Las Vegas ein Stopp bei 4th and 1 an der eigenen 36 - Linebacker K.J. Wright hatte per Stunt ungeblockt Running Back Latavius Murray im Backfield gestoppt. Dass es vor der Pause im Übrigen keinen weiteren Vegas-Touchdown gab, ging auf die Kappe von Derek Carr, der an der 14-Yard-Linie mit zehn Sekunden zu spielen fast die komplette Zeit mit einem Scramble verschwendete und dann auch noch einen Sack durch Rookie-Rusher Odafe Oweh kassierte. Dann blieben nur noch drei Sekunden für einen Kick.
Fumble von Jackson bringt Raiders zurück in Spiel
Nach der Pause legten die Ravens einen vielversprechenden Drive hin, der jedoch nach einem schlechten Swing-Pass von Jackson bei 3rd Down an einem weit offenen Williams vorbei mit einem Field Goal endete. Im Gegenzug ging es für die Raiders bis in die Red Zone, wo die Ravens jedoch dank eines Tackles im Backfield gegen Jacobs durch Calais Campbell bei 4th and 1 einen Stopp schafften.
Aus dieser Vorlage machte Baltimore jedoch herzlich wenig - im Gegenteil! An der eigenen 38 verlor Jackson einen Fumble, was die Raiders vollends ins Spiel zurückbrachte, denn wenig später lief Jacobs mit seinem besten Run des Spiels zu einem 15-Yard-Touchdown. Der Ausgleich 9 Minuten vor Schluss!
Die Freude darüber wehrte in Vegas aber nicht allzu lange, denn nach einem 49-Yard-Catch von Sammy Watkins bis an die 8-Yard-Linie sorgte Neuzugang Murray für einen 8-Yard-Touchdown zur erneuten Gästeführung. Die Raiders verschwendeten jedoch keine Zeit und glichen durch einen fulminanten Drive in Windeseile wieder aus. Carr fand Darren Waller für einen 10-Yard-Touchdown-Pass. Zuvor hatte Henry Ruggs die Hausherren mit einem 37-Yard-Catch in Position gebracht.
Mit unter vier Minuten auf der Uhr übernahm dann Jackson das Spiel und brachte sein Team zuvorderst mit seinen Beinen in Field-Goal-Reichweite und nahm dabei noch ordentlich Zeit von der Uhr. Ultimativ traf dann Justin Tucker aus 47 Yards zur erneuten Führung mit 37 Sekunden zu spielen. Ohne Timeouts scheuchte Carr die Seinen dann nochmal in die gegnerische Hälfte und bereitete einen Field-Goal-Versuch aus 55 Yards vor. 2 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit war es dann Daniel Carlson, der tatsächlich abermals den Ausgleich erzielte. Overtime!
Raiders gewinnen OT-Thriller nach Turnovers auf beiden Seiten
Die Raiders durften zuerst ran und wähnten sich schon als sichere Sieger nach einem Deep Pass auf Bryan Edwards, der nur Inches vor der Goal Line gestoppt wurde. Anschließend jedoch fanden die Raiders nicht den Weg in die Endzone und standen schließlich sogar ohne Punkte da - Carr warf einen unpräzisen Pass, der Willie Snead kurz vor der Goal Line verfehlte und bei Cornerback Anthony Averett für eine Interception in der Endzone landete. Da waren noch mehr als sechs Minuten auf der Uhr.
Doch die Ravens nutzten diese Vorkage nicht, denn Carl Nassib schaffte einen Strip-Sack gegen Jackson und gab Las Vegas den Ball an der 27 der Ravens zurück. Jon Gruden wollte dann nach einem kurzen Run die Field-Goal-Unit aufs Feld schicken, die Raiders schafften das aber nicht rechtzeitig, sodass es eine Delay-of-Game-Strafe gab und es erneut rückwärts ging. Doch das erwies sich als Glück im Unglück, denn die Ravens schickten einen Zero-Blitz und Carr hievte den Ball einfach über alle auf einen völlig offenen Zay Jones für einen 31-Yard-Walk-Off-Touchdown. Völliger Wahnsinn! Game Over!
Las Vegas Raiders (1-0) - Baltimore Ravens (0-1)
Ergebnis: 33:27 OT (0:7, 10:7, 0:3, 17:10) BOXSCORE
Raiders vs. Ravens - die wichtigsten Statistiken
- Beim Touchdown-Pass von Lamar Jackson auf Hollywood Brown ging der Scramble des QBs über 27 Yards aus einer kollabierten Pocket heraus. Dies waren die fünftmeisten Scramble Yards bei einem Touchdown-Pass in den vergangenen zwei Saisons laut Next Gen Stats. Für Jackson war es ein Career-High.
- Der Sack von Maxx Crosby gegen Jackson Ende des dritten Viertels war zugleich der erste Blitz der Raiders im gesamten Spiel. Jegliche Pressures und Sacks bis dahin gingen allesamt von der 4-Men-Front aus.
- Justin Tuckers Field Goal am Ende war sein 48. erfolgreiches Field Goal im vierten Viertel in Serie. Das ist die längste aktive Serie in der NFL.
- Es war die erste Niederlage der Ravens unter John Harbaugh nach einer 14:0-Führung überhaupt in der Regular Season. Zuvor waren sie nach einer 14:0-Führung 81-0.
Der Star des Spiels: Derek Carr (Quarterback, Raiders)
Was für eine Vorstellung von Derek Carr (34/56, 435 YDS, 2 TD, INT)! Der QB der Raiders hatte zwar früh mit zahlreichen Drops seiner Receiver zu kämpfen, ließ aber nie locker und brachte sein Team mit einigen bemerkenswerten Pässen wieder ins Spiel. Besonders in der zweiten Hälfte und Overtime drehte er richtig auf und war kaum noch zu stoppen gegen eine äußerst aggressive Defense. Ebenfalls erwähnenswert: Die Edge-Verteidiger der Raiders Maxx Crosby (9 Pressures, 2 Sacks), Yannick Ngakoue (6 Pressures) und Carl Nassib (5 Pressures, Sack, Forced Fumble).
Der Flop des Spiels: Offensive Line der Ravens
Die O-Line der Ravens ließ insgesamt 18 Pressures für eine QB Pressure Rate von 54,5 Prozent zu - und das gegen eine Defense, die kaum geblitzt hat (die Raiders blitzten nur in 9,1 Prozent der Dropbacks). Jackson stand permanent unter Druck, kassierte drei Sacks und verlor ultimativ 2 Fumbles, die beide zu Touchdowns führten. Das ist zu wenig für das Spiel der Ravens.
Analyse: Raiders vs. Ravens - die Taktiktafel
Die Raiders verschoben Tight End Darren Waller nach Belieben und stellten ihn überall auf dem Platz auf - an der Line, im Slot oder außen. Das Besondere war jedoch, dass die Ravens keinen Sonderbewacher auf ihn abstellten, sondern je nach Situation mit verschiedenen Defensive Backs wie Marlon Humphrey oder Chuck Clark gegen ihn verteidigten. Entsprechend sah kein Receiver mehr Targets als Waller (19), aus denen er 10 Receptions für 105 Yards (TD) machte.
Die neue Defense der Raiders unter Defensive Coordinator Gus Bradley wiederum erinnerte ein wenig an die Seahawks und spielte meist Cover-3. Bemerkenswert hier war, dass die Raiders vor der Pause komplett auf Blitzes verzichtete und sich stattdessen auf den 4-Men-Rush beschränkte, der durchaus effektiv war.
Offensiv setzten die Raiders zu Beginn auffällig häufig auf 13-Personnel, also mit drei Tight Ends. Und das unabhängig vom jeweiligen Spielzug. Das dürfte in erster Linie eine Reaktion auf die Blitzes der Ravens gewesen sein. Später, als das Tempo erhöht wurde, ging es dann zurück zu 11- und 12-Personnel-Packages.
Die Raiders schafften es immer wieder, offene Receiver durch Bunch-Formationen zu kreieren. Immer wieder gelang es so, einzelne Receiver gerade auf Crossing Routes über die Mitte zu isolieren.
- Entgegen des üblichen M.O. der Raiders war das Run Game dieses Mal nicht unbedingt ein großer Faktor. Der beste Run im Spiel war ein 31-Yard-Run von QB Marcus Mariota bei einer Read Option im ersten Viertel. Ansonsten wurde das Ground Game eher vernachlässigt, was aber auch an einer schon länger bestehenden Zehenverletzung von Josh Jacobs gelegen haben mag. Jener hatte sichtlich Probleme und wechselte früh im Spiel sogar das Schuhwerk, was jedoch offenbar nicht entscheidend half.
- Ebenfalls bemerkenswert war, dass die Raiders kaum auf Play Action (5,1 Prozent der Passspielzüge) setzten und dennoch nur 12 Pressures zuließen. Und Carr hatte im Schnitt 2,81 Sekunden bis zum Wurf, obwohl er in 35,6 Prozent der Dropbacks geblitzt wurde.