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NFL Mailbag: Diese Teams kommen in die Playoffs

Russell Wilson wird erstmals in seiner Karriere ein NFL-Spiel verpassen.
© getty
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Mailbag: Müssen wir die Seahawks bereits abschreiben?

papa_phiiiil: sind die Seahawks schon abgeschrieben? Wie sollen sie den kommenden Draft ohne Erstrunden-Pick angehen?

Die beiden Drives zu Beginn der zweiten Hälfte gegen Pittsburgh, als Seattle plötzlich den Ball laufen konnte, waren ein kleiner Lichtblick; aber generell hat man schon gesehen, wie limitiert diese Offense und damit das ganze Team ohne Russell Wilson ist. Wilson wird noch zumindest zwei weitere Spiele verpassen, zwei Heimspiele gegen die Saints und gegen Jacksonville, direkt danach warten Green Bay und Arizona.

Die Befürchtung liegt also nahe, dass Seattle Anfang Dezember irgendwo rund um 4-7 steht. Dann wird der Schedule deutlich angenehmer, 9-8 ist für mich durchaus eine realistische Prognose. Und das könnte dann gerade so für die letzte Wildcard reichen, allerdings hat Seattle schon den direkten Vergleich gegen Minnesota verloren.

Die Saints kommende Woche zu schlagen wäre in diesem Gedankengang somit immens wichtig, um zumindest einen direkten Tie-Breaker gegen einen Wildcard-Konkurrenten in der Tasche zu haben.

Abgeschrieben habe ich sie also noch nicht und wir alle wissen, dass Wilson jederzeit einen absurden Run starten kann - und plötzlich sind die Seahawks das Wildcard-Team, gegen das niemand spielen will. Aber mit Blick auf die gesamte Konstellation und wie sich die Saison weiterentwickeln könnte, ist das Duell gegen New Orleans so wichtig, wie ein Woche-7-Spiel nur sein kann.

Was die übergreifende Perspektive angeht, ich hatte ja letzte Woche schon gesagt, dass ich nicht denke, dass wir gerade das Ende der Russell-Wilson-Ära erleben, und dabei bleibe ich. Bitter ist, dass sich die Seahawks mit einem Elite-Quarterback zum wiederholten Male wie ein Team in einem Übergangsjahr anfühlen, und das spricht einfach für schlechtes Roster Building.

Mit der Art und Weise, wie diese Saison jetzt gelaufen ist, erwarte ich einen letzten Run in der kommenden Saison mit Wilson. Was das mit Blick auf die kommende Offseason bedeutet, aus Seahawks-Sicht würde ich alles versuchen, um Wilson entgegenzukommen. Wenn das bedeutet, aus dem geringen Draft-Kapital noch etwas in einen Trade für einen Nummer-3-Receiver oder einen Offensive Lineman zu investieren, würde ich das ebenfalls machen.

Denn, sind wir ehrlich: Wenn Wilson die Seahawks dann irgendwann verlässt, wird dieses Team vor einem kompletten Rebuild stehen. Und der wird dann vermutlich mehrere Jahre dauern.

JH12: Kann man jetzt schon sagen, dass der Weg, den Denver im Frühjahr eingeschlagen hat, gescheitert ist? Keinen Quarterback zu holen, hoffen, dass die Defense dominiert und die offensiven Playmaker die nötigen Plays machen? Oder kann man die Verletzungen als Entschuldigung nehmen?

Wer meine Kolumnen und Analysen regelmäßig liest, wird ja wissen, wie ich hierzu stehe. Ich hatte Denver in der Offseason deutlich für die Herangehensweise auf der Quarterback-Position kritisiert, mehrfach.

Darauf zu hoffen, dass ein bekanntermaßen durchschnittlicher Quarterback vielleicht eine Saison spielen kann, die "gerade so gut genug" ist, um mit einer Elite-Defense und Top-Playmakern einen Run hinzulegen - das ist für mich das "Prinzip Hoffnung" in der Kaderplanung.

Und ja, Bridgewater kam ursprünglich nur als Sicherheitsnetz, um eine Absicherung zu haben, falls man Drew Lock rausnehmen muss. Dass dieser Schritt aber bereits vor Saisonstart passierte, müsste ja unterstreichen, wie wacklig Locks Standing intern schon im Frühjahr gewesen sein muss, wenn der Quarterback, der in diesem Duell zumindest potenziell eine langfristige Lösung sein kann, nicht einmal die Saison als Starter beginnt.

Wo aber auch ich daneben lag, ist jene Defense. Nicht, dass die Broncos hier schlecht wären, aber sie sind eben eher oberer Durchschnitt - und nicht dominant, wie ich es vor Saisonstart vermutet hatte. Vor allem lassen sie zu viele Big Plays durch die Luft zu, und das insbesondere ist etwas, das ich überhaupt nicht erwartet hatte. Davon, das Team tragen zu können, ist die Defense aktuell weit entfernt.

Verletzungen spielen natürlich eine Rolle, gerade wenn wir auf die offensiven Playmaker schauen. Bridgewater spielt vielleicht sogar ein bisschen besser als ich vermutet hatte. Doch die traurige Realität in Denver, wenn ich die weitere Saison und darüber hinaus Stand heute prognostiziere, sieht in meinen Augen so aus: Nach der Saison ist Vic Fangio raus, und der neue GM George Paton bekommt "seine" Head-Coach-Wahl. Irgendein Team erhält dann in Person von Fangio ein gewaltiges Defensive-Coordinator-Upgrade.

Aber der Broncos-Kader stagniert im Niemandsland. Zu gut, um wirklich schlecht zu sein, zu schlecht, um wirklich gut zu sein. Und aus diesem Treibsand herauszukommen, das wird die oberste Aufgabe für Paton sein. Von Woche zu Woche denke ich aber mehr, dass Fangio nicht mehr Teil dieser Mission sein wird.

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