Der achte Sieg in Folge, die weiterhin ungeschlagene Saison schien zum Greifen nahe: 15 Sekunden vor dem Ende hatten die Cardinals beim Stand von 21:24 den Ball an der gegnerischen Fünf-Yard-Linie. Die Overtime schien praktisch gesichert, der Sieg nur ein positives Play entfernt. Doch es kam anders.
Kyler Murray (22/33, 274 YDS, 2 INT, 6 ATT, 21 YDS) warf einen Pass auf die rechte Seite des Feldes in die Endzone, wo A.J. Green (5 REC, 50 YDS) im direkten Duell mit Rasul Douglas war. Anders als alle anderen Receiver der Cardinals lief Green allerdings keine Pass-Route, sondern schien Douglas blocken zu wollen. Der Cornerback konnte den Ball in der Luft anvisieren und akrobatisch herunterpflücken. Interception, Turnover, die Packers gewannen das Spiel!
Dabei hatten die Cardinals nur kurz zuvor die nahezu sicher geglaubte Niederlage noch abgewendet: Nach einem Foul von Marvin Wilson an Equanimeous St. Brown (2 REC, 12 YDS) in der Endzone hatten die Packers ein Fourth-and-Goal von der Ein-Yard-Linie, die Gäste bekamen den Ball jedoch - auch aufgrund einer üblen Delay-of-Game-Strafe - nicht in die Endzone. Der Passversuch von Aaron Rodgers (22/37, 184 YDS, 2 TD, 2 ATT, 3 YDS) auf Randall Cobb (3 REC, 15 YDS, 2 TD) bei Fourth Down wurde von Devon Kennard an der Line of Scrimmage abgewehrt.
So konnten die Cardinals den Ball an der Ein-Yard-Linie übernehmen. Murray führte seine Offense dank Big Plays zu Green und Christian Kirk (4 REC, 48 YDS) das Feld herunter - in der Endzone machte Douglas mit seiner Interception jedoch alle Träume der Heimmannschaft zunichte.
NFL: Cobb und Conner erzielten jeweils zwei Touchdowns
Beide Teams waren eher durchwachsen ins Spiel gestartet. Die ersten drei Drives des Spiels endeten alle schnell in Punts. Der erste Touchdown des Spiels fiel vor allem dank eines Monsterplays von DeAndre Hopkins (2 REC, 68 YDS), der Gegenspieler Eric Stokes bei einem Jump-Ball von Murray alt aussehen ließ. Kurz darauf lief Chase Edmonds (7 ATT, 30 YDS, TD, 3 REC, 39 YDS) den Ball in die Endzone. Hopkins verletzte sich bei dem Play allerdings erneut am Oberschenkel und musste den Großteil des Spiels von der Seitenlinie verfolgen. Er fehlte der Cardinals-Offense merklich.
Die Packers, die offensiv auf Davante Adams, Allen Lazard und Marquez Valdes-Scantling verzichten mussten, beschränkten sich offensiv fast ausschließlich auf Runs, Screens und schnelle kurze Pässe, gingen mit diesem Rezept jedoch in Führung. Aaron Jones (15 ATT, 59 YDS, 7 REC, 51 YDS), der sich im Backfield die Snaps mit A.J. Dillon (16 ATT, 78 YDS) teilte, erzielte den ersten Touchdown für die Gäste, Mason Crosby (1/1 FG, 3/3 XP) stellte mit einem Field Goal aus 21 Yards Entfernung nach einem Fumble bei einem Punt Return von Rondale Moore (3 REC, 24 YDS, 2 ATT, 1 YDS) die 10:7-Pausenführung her.
Im zweiten Durchgang bauten die Packers ihre Führung nach einer Interception von Murray weiter aus: Cobb fing im Duell mit Byron Murphy einen Pass von Rodgers. Wenig später war es erneut Cobb, der von Rodgers in der Endzone gesucht und gefunden wurde.
Die Cardinals antworteten allerdings jeweils selbst mit einem Touchdown-Drive auf die Scores der Packers. James Conner (5 ATT, 22 YDS, 2 TD) erzielte mit jeweils einem Touchdown-Run zweimal den Anschluss und stellte so den 21:24-Score im letzten Viertel her.
Green Bay marschierte anschließend über 74 Yards bis an den Rand der gegnerischen Endzone, schaffte es aber nicht, den spielentscheidenden Touchdown zu erzielen. So mussten Rodgers und Co. bis zuletzt zittern - ehe Douglas defensiv dann zum Matchwinner avancierte.
Die Packers treffen in der kommenden Woche in Kansas City auf die Chiefs. Die Cardinals treten in San Francisco bei den 49ers an.
Arizona Cardinals (7-1) - Green Bay Packers (7-1)
Ergebnis: 21:24 (7:0, 0:10, 7:7, 7:7) BOXSCORE
Cardinals vs. Packers - die wichtigsten Statistiken
Mit 5,0 Yards pro Run waren die Cardinals mit der zweitschlechtesten Run-Defense der Liga ins Spiel gegangen. Die zugelassenen 4,4 Yards pro Run waren an diesem Abend zwar ein besserer Wert, die 151 Rushing Yards der Packers waren aber dennoch mitentscheidend für den Sieg der Gäste.
Matt LaFleur hatte in seiner NFL-Karriere bislang erst ein Spiel verloren, wenn er zur Halbzeit in Führung lag. Daran änderte sich auch heute nichts. Mit einer Führung zur Pause haben die Packers unter LaFleur nun eine Bilanz von 26 Siegen und nur einer Niederlage.
- In seinem 40. Spiel in der Regular Season fuhr LaFleur zudem seinen 33. Sieg ein. Damit ist der Head Coach der Packers in seinen ersten 40 Spielen erfolgreicher als irgendein anderer Coach in der Geschichte der NFL.
Ohne ihre drei besten Receiver agierten die Packers offensiv vor allem im Kurzpassspiel. Rodgers beendete das Match mit einer durchschnittlichen Target-TIefe von gerade mal 3,3 Yards.
Der Star des Spiels: Rasul Douglas (Cornerback, Packers)
Neun Tackles, die mit Abstand meisten auf Seiten der Packers. Dazu eine wichtige Pass Deflection. Douglas spielte trotz einer Pass-Interference-Strafe ohnehin ein gutes Spiel. In den letzten Sekunden avancierte der Cornerback dann aber zum absoluten Matchwinner. Douglas fing Murrays Pass akrobatisch in der Endzone ab und sicherte seinen Packers somit den Sieg.
Der Flop des Spiels: Rondale Moore (Wide Receiver, Cardinals)
Die gesamte Offense der Cardinals fand am heutigen Abend lange nicht wirklich ihren Rhythmus. Statt Moore könnte an dieser Stelle beispielsweise auch Green stehen, der Rookie war jedoch an zwei spielentscheidenden Szenen direkt beteiligt: In der ersten Halbzeit berührte Moore einen Punt der Packers mit dem Finger und bescherte Green Bay somit den Ball direkt vor der Endzone. Beim ersten Drive nach der Pause bekam er einen - allerdings auch ungenau geworfenen - Screen-Pass von Murray nicht unter Kontrolle und tippte den Ball so in die Hände von Henry Black. Erneut übernahmen die Packers den Ball in der Red Zone.
Analyse: Cardinals vs. Packers - die Taktiktafel
- Ohne Adams, Valdes-Scantling und Lazard auf dem Feld verzichteten die Packers nahezu gänzlich auf ihr Downfield-Passing-Game. In der ersten Hälfte warf Rodgers nur einen tiefen Pass - und dieser ging in Richtung seines Running Backs: Aaron Jones hatte auf einer Wheel-Route einen Schritt Vorspriung gegen Isaiah Simmons bekommen.
- Stattdessen setzten die Gäste noch stärker als ohnehin gewohnt auf ihr Screen-Game. Green Bay warf immer wieder Screen-Pässe auf Aaron Jones, auch Amari Rogers wurde so eingesetzt.
- Nach einem muffed Punt von Rondale Moore hatten die Packers kurz vor der Endzone die goldene Gelegenheit, um mit einem Touchdown Vorsprung in Führung gehen zu können. Die Packers, die den Ball an diesem Abend eigentlich sehr gut laufen konnten, liefen drei Pass-Plays in Folge, konnten jedoch keinen Pass anbringen und kickten anschließend das Field Goal.
- Nachdem die Cardinals in der ersten Halbzeit - mit Ausnahme eines Big Plays - offensiv fast überhaupt nichts zustande brachten, wechselten die Gastgeber im zweiten Durchgang ihren Ansatz. Arizona setzte auf eine Up-Tempo-Offense mit zahlreichen No-Huddle-Plays und hatte dabei durchaus Erfolg. Nach dem Interception-Drive zu Beginn der zweiten Halbzeit erzielten die Cardinals bei den nächsten zwei Drives zwei Touchdowns.
- Green Bay machte in der zweiten Halbzeit offensichtlich Randall Cobb als bestes Enzone-Target aus. Der Slot-Receiver sah im ganzen Spiel nur fünf Targets, vier davon waren in der Endzone. Ein Pass war für Cobb nicht erreichbar, ein weiterer wurde an der Line of Scrimmage geblockt, zwei Pässe fing Cobb für Touchdowns.