Außerdem: Können die Patriots noch die Division gewinnen? Und muss der Stuhl von 49ers-Coach Kyle Shanahan so langsam wackeln?
SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zum Spieltag - auch diese Woche wieder im Video-Mailbag.
Midseason-Awards: Wer wird MVP?
Daniel Wenzel, TMC, Tim Müller, Kevin Mc, Patrick: Wie sehen deine Midseason-Awards aus?
MVP: Tom Brady, QB, Buccaneers
Ich weiß, dass am Ende diese Frage maßgeblich davon abhängt, welcher Quarterback sein Team zum Nummer-1-Seed führt, wer die besten Stats hat, und so ist es durchaus denkbar, dass etwa Matt Stafford hier am Ende mit einer starken zweiten Saisonhälfte den Award gewinnt. Für mich gibt es aber mindestens drei, vier Kandidaten, die ich aktuell vor ihm sehe. Nicht nur, weil sie eine bessere Saison spielen, sondern weil jeder für sich auch sein Team maßgeblich trägt.
Ich habe mich dann gefragt, welches Team stärker ohne den jeweiligen Spieler aufgeschmissen wäre. Und während grundsätzlich natürlich jedes Team ohne seinen Franchise-Quarterback mehrere Stufen schlechter ist, kam ich dabei auf Brady und die Bucs zurück. Obwohl Tampa Bay vielleicht am meisten offensives Talent um den Quarterback herumgebaut hat, ist das für mich am ehesten das Team, das keine Identität ohne seinen Quarterback hat.
Was irgendwo ironisch ist, wenn man bedenkt, dass die Ravens ihre gesamte Offense um Lamar Jacksons einzigartige Talente aufgebaut haben, während Arizona Murray mit Kliff Kingsbury zusammengebracht hat, ein Coach, der Murray schon seit Jahren kennt und schon im College verpflichten wollte, und dessen Offense extrem gut zu Murray passt.
Und dennoch habe ich eher den Eindruck, dass diese beiden Teams Strukturen intakt haben, die es ihnen erlauben, Spiele anderweitig zu gewinnen. Die Ravens hängen dieses Jahr noch mehr von Jackson ab als in vergangenen Jahren, aber sie können eben auch Spiele gewinnen, in denen Jackson nicht gut spielt. Bei Tampa Bay habe ich diesen Eindruck nicht, die Bucs sind in meinen Augen extrem abhängig von Brady, er spielt eine - weitere - Elite-Quarterback-Saison und wäre Stand heute mein MVP-Pick.
Knapp dahinter. Kyler Murray, QB, Cardinals; Lamar Jackson, QB, Ravens
Offensive Player of the Year: Kyler Murray, QB, Cardinals
Murray spielt nicht nur eine spektakuläre, sondern auch eine beeindruckend konstante Saison. Er wirft sehr viele schwierige Pässe und bringt diese an, er hat einen riesigen Schritt in puncto Play-Recognition und im Bespielen der Mitte des Feldes gemacht, er ist einer der besten Passer aus der Pocket in dieser Saison, aber er kann eben zusätzlich auch kreieren. Und die Highlights hat er zweifellos.
Falls die Cardinals diese aktuelle Schlagzahl beibehalten, wird Murray auch bis zum Schluss im MVP-Rennen bleiben. Für den Moment ist er ein Top-3-Quarterback und einer der spektakulärsten Spieler in der NFL, ähnlich wie Lamar Jackson, der sich gerade als Pocket-Passer nochmal klar gesteigert hat und der einfach ein einzigartiger Spieler in der NFL ist. Vermutlich kein anderer kann ein Spiel mit einzelnen, individuellen Aktionen so häufig auf den Kopf stellen, oder eine aussichtslose Situation auf einen Schlag umdrehen.
An sich bin ich ein Freund davon, hier auch eine andere Position zu würdigen, wenn es sich anbietet. Aber aktuell sehe ich keinen Wide Receiver, der besser spielt als die Quarterbacks, und auf Running Back wird es nach nun schon mehreren Verletzungen und (zwischenzeitlichen) Ausfällen ebenfalls zunehmend schwierig. Jonathan Taylor, Cooper Kupp, Davante Adams, das wären hier die Namen außerhalb der Quarterbacks.
Defensive Player of the Year: Myles Garrett, Edge, Browns
Aaron Donald ist immer in der Diskussion, wenn es um die dominantesten Verteidiger einer beliebigen Saison dieser Tage geht. Zur Saisonmitte dieser Saison würde ich Myles Garrett noch knapp vor Donald setzen. Garretts 48 Quarterback-Pressures bei nur 288 Pass-Rush-Snaps unterstreichen das, er ist der Spieler, auf den Teams ihren Game Plan in puncto Protection ausrichten, und dennoch ist er nicht zu stoppen.
Knapp dahinter: Aaron Donald, DL, Rams; Kevin Byard, S, Titans
Offensive Rookie of the Year: Ja'Marr Chase, WR, Bengals
Ich hatte bereits in den vergangenen Wochen einige Male über Chase geschrieben, und darüber, wie beeindruckt ich von seinem Impact auf diese Bengals-Offense bin. Nachdem Cincinnati letztes Jahr eines der wackligsten Downfield Passing Games in der NFL hatte, hat Chase diesen Teil der Offense fast im Alleingang transformiert.
Bei dieser Aussage bleibe ich, auch nach jetzt mal zwei schwächeren Spielen von Chase, in denen man den Eindruck hatte, dass Burrow es zu seinem Top-Receiver erzwingen will und Chase hatte einige Drops und fing eben die Contested Catches nicht.
Chase wäre dennoch ein legitimer Kandidat auf diesen Award, selbst wenn einer der Rookie-Quarterbacks - und der Wert sowie die Schwierigkeit dieser Position gibt den Rookie-Quarterbacks in dieser Wahl einen berechtigten Boost - mehr überzeugen würde. Mac Jones wäre der einzige Kandidat, den ich hier etwas über den Rest setzen würde und der, wenn der Trend bei ihm so weitergeht, nach der zweiten Saisonhälfte in der Konversation sein wird.
Aber bis auf weiteres ist Chase auf der Pole Position.
Knapp dahinter: Mac Jones, QB, Patriots; Kyle Pitts, TE, Falcons; Creed Humphrey, C, Chiefs
Defensive Rookie of the Year: Micah Parsons, LB, Cowboys
Dass Parsons eine spektakuläre Athletik mitbringt, das ist keine Überraschung; überraschend ist eher, dass Dan Quinn in seiner ansonsten eher vergleichsweise statischen Defense Parsons doch so vielseitig einsetzt. Seine besten Spiele hatte er vermutlich als Pass-Rusher, aber er gibt Dallas auch eine Reichweite und eine Physis, wie sie wenige Linebacker ligaweit mitbringen.
Hätte sich JOK nicht verletzt, wäre er hier mindestens ein hartnäckiger Konkurrent, und potenziell hätte ich ihn sogar vorne. Diese Reihenfolge könnte sich also in der zweiten Saisonhälfte noch ändern. Hobbs ist hier zumindest mal auf dem Treppchen erwähnenswert, ein Fünftrunden-Pick der mal eben im Slot startet und nicht nur unter Rookies, sondern ligaweit einer der besten Slot-Cornerbacks ist, das ist selten.
Knapp dahinter. Jeremiah Owusu-Koramoah, LB, Browns; Nate Hobbs, SCB, Raiders
Coach of the Year: Matt LaFleur, Green Bay Packers
Diverse Verletzungen von absoluten Leistungsträgern, und das nach einer Offseason voller Drama und vor Rodgers' Corona-Auftritt. Und die Packers marschieren unbeirrt Richtung Playoffs und sind mittendrin im Rennen um den Nummer-1-Seed; all das, während LaFleur zeigt, dass seine Offense auf verschiedene Arten gewinnen kann, dass er ein flexibler und modern denkender Head Coach ist und, dass er in der Lage ist, dieses Team anzuführen. Ich bin definitiv beeindruckt von LaFleurs Arbeit in Green Bay.
Knapp dahinter: Kliff Kingsbury, Arizona Cardinals; Sean Payton, New Orleans Saints
Video-Mailbag: Können die Patriots die Bills entthronen?
Haben die Patriots noch eine realistische Chance auf den Division-Titel? Müssten junge Quarterbacks mehr Zeit bekommen? Sollten die Carolina Panthers Cam Newton zurückholen?
Wie geht es weiter für die Chiefs, kann Kansas City das Playoff-Feld noch von hinten aufrollen? Und wie muss man Browns und Bengals nach diesem Spiel einordnen?
Die Antworten gibt's im Video-Teil des Mailbags!
Alberto Lamy: Was war mit den Cowboys los?
Ganz ehrlich? Ich denke, das war eines dieser Spiele, in denen aus Cowboys-Sicht nichts geklappt hat und aus Broncos-Sicht alles. Allein der geblockte Punt, der mit Ballbesitz Denver endet, war symptomatisch dafür, was in diesem Spiel los war.
Die Broncos haben defensiv exzellent gespielt, haben in Coverage viel besser gespielt als zuletzt, und die Cowboys haben einfach keine Plays gemacht. Keine gute Play-Auswahl bei Fourth Down, Trevon Diggs mit einigen kritischen Strafen, Prescott verfehlt Lamb tief, Dallas fand nie einen Rhythmus in seinem gewohnten Run Game, der Verlust von Blake Jarwin (IR) störte sie vielleicht in ihrem sonst so konstanten 12-Personnel-Package, der Ausfall von Tyron Smith war gravierend.
Das soll auf keinen Fall die Leistung der Broncos schmälern, die vermutlich mit Abstand ihr bestes Saisonspiel am Sonntag hatten. Mein primärer Takeaway zu diesem Spiel aus Cowboys-Sicht aber ist, dass hier nichts geklappt hat, und manchmal hat man so einen Tag und wenn der Gegner dann so ein Spiel aufs Parkett legt, verliert man auch mal deutlich.
Was ich aber sagen würde, ist, dass Dallas Antworten auf die beiden oben genannten Punkte finden muss: Wie laufen sie den Ball, solange Jarwin fehlt und sie vielleicht mehr aus 11-Personnel spielen? Und was passiert mit dieser Offense, wenn Tyron Smith länger fehlt oder Richtung Playoffs abermals ausfallen sollte?