NFL Mailbag: Midseason-Awards! Wer wird MVP?

Von Adrian Franke
10. November 202110:00
SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen nach Woche 9 in der NFL.getty
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Saison-Halbzeit: Wer konnte bisher überzeugen und geht als Favorit auf die individuellen Awards in die zweite Saisonhälfte? Was war mit den Cowboys gegen Denver los? Und wie schlagen sich die neuen Head Coaches?

Außerdem: Können die Patriots noch die Division gewinnen? Und muss der Stuhl von 49ers-Coach Kyle Shanahan so langsam wackeln?

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zum Spieltag - auch diese Woche wieder im Video-Mailbag.

Midseason-Awards: Wer wird MVP?

Daniel Wenzel, TMC, Tim Müller, Kevin Mc, Patrick: Wie sehen deine Midseason-Awards aus?

MVP: Tom Brady, QB, Buccaneers

Ich weiß, dass am Ende diese Frage maßgeblich davon abhängt, welcher Quarterback sein Team zum Nummer-1-Seed führt, wer die besten Stats hat, und so ist es durchaus denkbar, dass etwa Matt Stafford hier am Ende mit einer starken zweiten Saisonhälfte den Award gewinnt. Für mich gibt es aber mindestens drei, vier Kandidaten, die ich aktuell vor ihm sehe. Nicht nur, weil sie eine bessere Saison spielen, sondern weil jeder für sich auch sein Team maßgeblich trägt.

Ich habe mich dann gefragt, welches Team stärker ohne den jeweiligen Spieler aufgeschmissen wäre. Und während grundsätzlich natürlich jedes Team ohne seinen Franchise-Quarterback mehrere Stufen schlechter ist, kam ich dabei auf Brady und die Bucs zurück. Obwohl Tampa Bay vielleicht am meisten offensives Talent um den Quarterback herumgebaut hat, ist das für mich am ehesten das Team, das keine Identität ohne seinen Quarterback hat.

Was irgendwo ironisch ist, wenn man bedenkt, dass die Ravens ihre gesamte Offense um Lamar Jacksons einzigartige Talente aufgebaut haben, während Arizona Murray mit Kliff Kingsbury zusammengebracht hat, ein Coach, der Murray schon seit Jahren kennt und schon im College verpflichten wollte, und dessen Offense extrem gut zu Murray passt.

Und dennoch habe ich eher den Eindruck, dass diese beiden Teams Strukturen intakt haben, die es ihnen erlauben, Spiele anderweitig zu gewinnen. Die Ravens hängen dieses Jahr noch mehr von Jackson ab als in vergangenen Jahren, aber sie können eben auch Spiele gewinnen, in denen Jackson nicht gut spielt. Bei Tampa Bay habe ich diesen Eindruck nicht, die Bucs sind in meinen Augen extrem abhängig von Brady, er spielt eine - weitere - Elite-Quarterback-Saison und wäre Stand heute mein MVP-Pick.

Knapp dahinter. Kyler Murray, QB, Cardinals; Lamar Jackson, QB, Ravens

Offensive Player of the Year: Kyler Murray, QB, Cardinals

Murray spielt nicht nur eine spektakuläre, sondern auch eine beeindruckend konstante Saison. Er wirft sehr viele schwierige Pässe und bringt diese an, er hat einen riesigen Schritt in puncto Play-Recognition und im Bespielen der Mitte des Feldes gemacht, er ist einer der besten Passer aus der Pocket in dieser Saison, aber er kann eben zusätzlich auch kreieren. Und die Highlights hat er zweifellos.

Falls die Cardinals diese aktuelle Schlagzahl beibehalten, wird Murray auch bis zum Schluss im MVP-Rennen bleiben. Für den Moment ist er ein Top-3-Quarterback und einer der spektakulärsten Spieler in der NFL, ähnlich wie Lamar Jackson, der sich gerade als Pocket-Passer nochmal klar gesteigert hat und der einfach ein einzigartiger Spieler in der NFL ist. Vermutlich kein anderer kann ein Spiel mit einzelnen, individuellen Aktionen so häufig auf den Kopf stellen, oder eine aussichtslose Situation auf einen Schlag umdrehen.

An sich bin ich ein Freund davon, hier auch eine andere Position zu würdigen, wenn es sich anbietet. Aber aktuell sehe ich keinen Wide Receiver, der besser spielt als die Quarterbacks, und auf Running Back wird es nach nun schon mehreren Verletzungen und (zwischenzeitlichen) Ausfällen ebenfalls zunehmend schwierig. Jonathan Taylor, Cooper Kupp, Davante Adams, das wären hier die Namen außerhalb der Quarterbacks.

Defensive Player of the Year: Myles Garrett, Edge, Browns

Aaron Donald ist immer in der Diskussion, wenn es um die dominantesten Verteidiger einer beliebigen Saison dieser Tage geht. Zur Saisonmitte dieser Saison würde ich Myles Garrett noch knapp vor Donald setzen. Garretts 48 Quarterback-Pressures bei nur 288 Pass-Rush-Snaps unterstreichen das, er ist der Spieler, auf den Teams ihren Game Plan in puncto Protection ausrichten, und dennoch ist er nicht zu stoppen.

Knapp dahinter: Aaron Donald, DL, Rams; Kevin Byard, S, Titans

Offensive Rookie of the Year: Ja'Marr Chase, WR, Bengals

Ich hatte bereits in den vergangenen Wochen einige Male über Chase geschrieben, und darüber, wie beeindruckt ich von seinem Impact auf diese Bengals-Offense bin. Nachdem Cincinnati letztes Jahr eines der wackligsten Downfield Passing Games in der NFL hatte, hat Chase diesen Teil der Offense fast im Alleingang transformiert.

Bei dieser Aussage bleibe ich, auch nach jetzt mal zwei schwächeren Spielen von Chase, in denen man den Eindruck hatte, dass Burrow es zu seinem Top-Receiver erzwingen will und Chase hatte einige Drops und fing eben die Contested Catches nicht.

Chase wäre dennoch ein legitimer Kandidat auf diesen Award, selbst wenn einer der Rookie-Quarterbacks - und der Wert sowie die Schwierigkeit dieser Position gibt den Rookie-Quarterbacks in dieser Wahl einen berechtigten Boost - mehr überzeugen würde. Mac Jones wäre der einzige Kandidat, den ich hier etwas über den Rest setzen würde und der, wenn der Trend bei ihm so weitergeht, nach der zweiten Saisonhälfte in der Konversation sein wird.

Aber bis auf weiteres ist Chase auf der Pole Position.

Knapp dahinter: Mac Jones, QB, Patriots; Kyle Pitts, TE, Falcons; Creed Humphrey, C, Chiefs

Defensive Rookie of the Year: Micah Parsons, LB, Cowboys

Dass Parsons eine spektakuläre Athletik mitbringt, das ist keine Überraschung; überraschend ist eher, dass Dan Quinn in seiner ansonsten eher vergleichsweise statischen Defense Parsons doch so vielseitig einsetzt. Seine besten Spiele hatte er vermutlich als Pass-Rusher, aber er gibt Dallas auch eine Reichweite und eine Physis, wie sie wenige Linebacker ligaweit mitbringen.

Hätte sich JOK nicht verletzt, wäre er hier mindestens ein hartnäckiger Konkurrent, und potenziell hätte ich ihn sogar vorne. Diese Reihenfolge könnte sich also in der zweiten Saisonhälfte noch ändern. Hobbs ist hier zumindest mal auf dem Treppchen erwähnenswert, ein Fünftrunden-Pick der mal eben im Slot startet und nicht nur unter Rookies, sondern ligaweit einer der besten Slot-Cornerbacks ist, das ist selten.

Knapp dahinter. Jeremiah Owusu-Koramoah, LB, Browns; Nate Hobbs, SCB, Raiders

Coach of the Year: Matt LaFleur, Green Bay Packers

Diverse Verletzungen von absoluten Leistungsträgern, und das nach einer Offseason voller Drama und vor Rodgers' Corona-Auftritt. Und die Packers marschieren unbeirrt Richtung Playoffs und sind mittendrin im Rennen um den Nummer-1-Seed; all das, während LaFleur zeigt, dass seine Offense auf verschiedene Arten gewinnen kann, dass er ein flexibler und modern denkender Head Coach ist und, dass er in der Lage ist, dieses Team anzuführen. Ich bin definitiv beeindruckt von LaFleurs Arbeit in Green Bay.

Knapp dahinter: Kliff Kingsbury, Arizona Cardinals; Sean Payton, New Orleans Saints

Video-Mailbag: Können die Patriots die Bills entthronen?

Haben die Patriots noch eine realistische Chance auf den Division-Titel? Müssten junge Quarterbacks mehr Zeit bekommen? Sollten die Carolina Panthers Cam Newton zurückholen?

Wie geht es weiter für die Chiefs, kann Kansas City das Playoff-Feld noch von hinten aufrollen? Und wie muss man Browns und Bengals nach diesem Spiel einordnen?

Die Antworten gibt's im Video-Teil des Mailbags!

Alberto Lamy: Was war mit den Cowboys los?

Ganz ehrlich? Ich denke, das war eines dieser Spiele, in denen aus Cowboys-Sicht nichts geklappt hat und aus Broncos-Sicht alles. Allein der geblockte Punt, der mit Ballbesitz Denver endet, war symptomatisch dafür, was in diesem Spiel los war.

Die Broncos haben defensiv exzellent gespielt, haben in Coverage viel besser gespielt als zuletzt, und die Cowboys haben einfach keine Plays gemacht. Keine gute Play-Auswahl bei Fourth Down, Trevon Diggs mit einigen kritischen Strafen, Prescott verfehlt Lamb tief, Dallas fand nie einen Rhythmus in seinem gewohnten Run Game, der Verlust von Blake Jarwin (IR) störte sie vielleicht in ihrem sonst so konstanten 12-Personnel-Package, der Ausfall von Tyron Smith war gravierend.

Das soll auf keinen Fall die Leistung der Broncos schmälern, die vermutlich mit Abstand ihr bestes Saisonspiel am Sonntag hatten. Mein primärer Takeaway zu diesem Spiel aus Cowboys-Sicht aber ist, dass hier nichts geklappt hat, und manchmal hat man so einen Tag und wenn der Gegner dann so ein Spiel aufs Parkett legt, verliert man auch mal deutlich.

Was ich aber sagen würde, ist, dass Dallas Antworten auf die beiden oben genannten Punkte finden muss: Wie laufen sie den Ball, solange Jarwin fehlt und sie vielleicht mehr aus 11-Personnel spielen? Und was passiert mit dieser Offense, wenn Tyron Smith länger fehlt oder Richtung Playoffs abermals ausfallen sollte?

Das beste AFC-Team - und die neuen Head Coaches

Lando Garner, Henry Mühlenfeld: Wer ist dein Favorit auf die AFC-Krone dieses Jahr?

Viele Fragen zur AFC-Spitze generell von euch, die natürlich auch Woche für Woche wieder dazu einlädt.

Ich hatte vor einigen Wochen schon mal die Frage in den Raum gestellt, wer in der AFC überhaupt wirklich gut ist - und nachdem sich in der Folge ganz vorsichtig die Buffalo Bills hier herauszukristallisieren schienen, ist diese Annahme nach wirklich wackligen Auftritten der Offense erst gegen Miami und dann bei einer indiskutablen Leistung gegen Jacksonville am Sonntag wieder frisches Material für den Papierschredder.

Im Moment wäre es ehrlicherweise nicht zu rechtfertigen, hier ein anderes Team als die Titans zu nennen, die über die letzten vier Wochen die Bills, Chiefs und Rams geschlagen, sowie mit einem - wenn auch teilweise glücklichen - Sieg gegen die Colts ihre Division quasi eingetütet haben.

Was mir bei Tennessee aktuell vor allem gefällt, ist die Tatsache, dass die Titans Spiele auf unterschiedliche Arten gewinnen können. Diese Offense kann super explosiv sein, insbesondere wenn sie ihre Playmaker hat. Und klar, Derrick Henry wird in der Regular Season höchstwahrscheinlich nicht mehr spielen, aber mit Tannehill, Brown und Jones ist das eine sehr unangenehme Offense.

Aber selbst wenn die Offense eine schlechte Woche hat, wie jetzt gegen die Rams, ist die Defense nach einigen ziemlich wackligen Spielen früh in der Saison längst angekommen. Das beginnt für mich in der Front, wo die Defensive Line individuell wirklich gut und unheimlich physisch spielt, aber auch mit ihren Stunts und ihren Umstellungen spät im Play Protections durcheinanderbringen kann.

Dahinter haben sie einen der besten Safeties in der NFL, und ja, Cornerback-Play kommt immer noch mit ein paar Fragezeichen, aber selbst das ist besser als ich gedacht hatte. Das heißt jetzt nicht, dass die Titans irgendein unschlagbares Monster sind, aber aktuell sehe ich sie in einer komplett unbeständigen AFC ganz vorne.

Dahinter bleiben für mich weiterhin die Bills und Ravens, bei aller AFC-Unsicherheit scheint sich dieses Trio oben schon einzupendeln. Baltimore ist in der Lage, Spiele zu drehen, das ist eine Qualität, die dieses Team in den vergangenen Jahren so nicht hatte. Dafür ist die Defense anfälliger und durch die dezimierte Offensive Line funktioniert das Run Game als Kernidentität nicht.

Und die Bills sind auf dem Papier das kompletteste Team, dabei bleibe ich. Aber die Offense ist einfach noch nicht in der Saison angekommen, auch wenn es zwischenzeitlich so gewirkt hat. Die Offensive Line war gegen Jacksonville furchtbar, und das nimmt Buffalo zu viel offensiven Floor.

Diese Conference ist komplett offen, und ein Team wie die Chargers oder die Patriots könnte hier noch eine sehr interessante Rolle spielen.

Harry higgens: Kurzes Zwischenfazit: Wie schlagen sich die Rookie Head Coaches?

Brandon Staley, Chargers: Viele positive Dinge, einige Fragezeichen.

Man sieht auf jeden Fall schon klar die defensive Handschrift von Staley, und ich denke es ist nachvollziehbar, dass es ein paar Wachstumsschmerzen dabei noch gibt. Diese Defense wird strukturell gravierend verändert, verglichen damit, was die Chargers über die letzten Jahre gespielt haben, und es wird zumindest noch eine Offseason brauchen, um insbesondere die Defensive Line für Staleys Defense umzubauen.

Positive Aspekte auch im Game-Management, was über Jahre mehr Rosenbusch als Dorn im Auge war, man sieht, wie sich dieses Team weiterentwickelt und letztlich ist das ja Priorität Nummer 1 unter einem neuen Head Coach.

Was mir noch nicht so wirklich gefällt ist das offensive Scheme. Hier will ich noch mehr sehen, dass die Chargers schematische Antworten haben, wenn sie individuell nicht gewinnen. Und ich will mehr sehen, dass die Offense auf Herberts Stärken angepasst wird.

Urban Meyer, Jaguars: Bei Meyer waren wir ja schon vergleichsweise nah dran, dass das ganze Kartenhaus einstürzt. Als er nach der Pleite in Cincinnati nicht mit dem Team zurückflog und es sich stattdessen in Ohio in einer Bar gutgehen ließ, inklusive eines peinlichen Videos mit einer jungen Frau. Meyer musste sich entschuldigen, die Jaguars ließen die Öffentlichkeit in einem Statement wissen, dass ihr Head Coach sich erst einmal das Vertrauen wieder verdienen muss.

Ein Bilderbuchstart geht also in jedem Fall anders, und es sind ja nicht nur die Themen abseits des Platzes, die Meyer schon seit vor Saisonstart begleiten. Es ist eben auch der sportliche Part. In einem Team, das natürlich noch am Anfang eines weiteren Umbruchs steht - die Jaguars hatten nicht zufällig den Nummer-1-Pick im vergangenen Draft -, hatte ich mir erhofft, dass gerade Meyer ein Coach sein kann, der mit offensiver Kreativität auffällt und so Jacksonville zumindest eine unterhaltsame Offense geben kann.

Davon sehe ich bisher viel zu wenig. Einzig Trevor Lawrence fällt hier mit einzelnen Würfen positiv auf.

Dan Campbell, Lions: Es gibt einige Coaches in dieser Liste, bei denen man festhalten muss, dass der aktuelle Kader so schwach ist, dass eine faire Bewertung nur sehr bedingt möglich ist. Campbell gehört in dieser Liste weit nach oben, direkt neben David Culley in Houston.

Insofern muss man die Parameter für die Bewertung auch etwas anders anlegen. Was bei Campbell unbestreitbar auffällt, ist - neben einer Offenheit für Analytics, die ihm angesichts einiger Pressekonferenzen in der Offseason vermutlich nicht allzu viele zugetraut haben - die Tatsache, dass er diesem Team einen emotionalen Puls gibt. Und das sind Coaches, für die Spieler tendenziell gerne spielen. Vielleicht ist das für sich betrachtet genug für ein positives Zwischenfazit.

Nick Sirianni, Eagles: Hier bin ich am ratlosesten. Es ist nicht so, dass Sirianni seine Sache schlecht machen würde, aber ich hatte zu lange den Eindruck, dass er mit Jalen Hurts eine Offense spielen wollte, die eher zu einem Quarterback wie Backup Gardner Minshew passt.

Mittlerweile scheinen sie sich vollends auf das Run Game zu stützen, was mit Hurts und einer guten Offensive Line nicht die schlechteste Idee ist. Was auffällt, ist, wie simpel die Defense agiert. Das ist nicht Siriannis Steckenpferd, aber vielleicht wird hier eine Veränderung im Trainerstab in der Offseason notwendig.

Arthur Smith, Falcons: Der Trend passt. Man konnte in den ersten Wochen förmlich dabei zusehen, wie die Offense sich noch finden musste - nur um dann ihren Nummer-1-Receiver Calvin Ridley zu verlieren, als die offensive Struktur etwas stabiler daherkam.

Vielleicht kann man es am ehesten so zusammenfassen: Bei Smith habe ich den Eindruck, dass er offensiv weiß, was er tut. Wie sie mit Patterson und Pitts Matchups und Räume kreieren, wie sie eine in Teilen wacklige Offensive Line kompensieren können - die Falcons sind sicher im Mittelmaß angekommen, und das liegt zunehmend an Smiths Offense, trotz gravierender individueller Kaderbaustellen.

Robert Saleh, Jets: Die Verletzung von Zach Wilson hat uns ein besseres Gefühl dafür gegeben, was die Offense eigentlich schon für einen schematischen Floor hat, das ist in jedem Fall ein positives Zeichen mit Blick auf den neuen Trainerstab. Defensiv sind die Jets noch weit weg, was aber angesichts des Kaders auch nicht überraschend ist und mit Blick auf die Entwicklung einiger Spieler in der Secondary kann man Saleh sogar auch hier loben.

Die große Frage wird letztlich sein, ob Saleh in puncto Game Management, Roster Management und den "klassischen" Head-Coach-Aufgaben so gut werden kann, dass er das Team langfristig in eine bestimmte Richtung schiebt. Denn auf dem Platz schematisch gesprochen überzeugt bisher eben eher die Offense.

David Culley, Texans: Natürlich ist Culley irgendwo die ärmste Figur in alledem, was in Houston über die letzten Monate passiert ist. Und er wäre dann dementsprechend auch die Definition eines Bauernopfers, sollte er nach dieser Saison gleich wieder fliegen - was ich allerdings nicht ausschließen würde.

Was man Culley lassen muss, ist, dass er mit einem sportlich vermeintlich kaum kompetitiven Kader schon mehrere gute Spiele hingelegt hat. Gegen Jacksonville, in Cleveland - wo sich Tyrod Taylor verletzte -, gegen die Patriots. Sie haben Game Plans zusammengeschustert, die mit ihrem limitierten Personal individuell besseren Teams Probleme bereiten.

Aber seitdem sehen wir, wie die Saison zunehmend entgleist. Die Frage hier ist tatsächlich, inwieweit man Culley in dieser Saison überhaupt bewerten kann, wenn am Ende einzelne Achtungserfolge und viele Spiele, in denen man chancenlos war, stehen. Ich denke nicht, dass er die langfristige Antwort in Houston ist.

Ali_Na: Wird der Sitz von Shanahan langsam wärmer?

Ich tendiere dazu, zu sagen, dass er noch nicht an diesem Punkt ist, dass er wackelt - nicht zuletzt angesichts des neuen Sechsjahresvertrag, den er im Sommer 2020 unterschrieben hatte.

Ganz nüchtern betrachtet halte ich dennoch einen Diskurs dahingehend für berechtigt, ob Shanahan nicht doch ein besserer Play-Caller und Offensive Coordinator als Head Coach ist. Und weiter gedacht dann auch darüber, ob er nicht zu viel Macht in der Kaderzusammenstellung in San Francisco hat und ob das nicht zu zu vielen Interessenskonflikten führt. Mit Blick auf Draft-Picks, mit Blick auf Priorisierung bestimmter Positionen, unter anderem.

Wer hatte das letzte Wort bei der Quarterback-Auswahl? Und wie sieht der Prozess dahinter aus, was ist der Plan, um die Franchise irgendwann in die Hände von Trey Lance zu legen? Das ist nur eine von vielen Fragen in der Kaderzusammenstellung und dem Kader-Management, wenngleich angesichts der investierten Ressourcen auch die aktuell brennendste Frage.

Ich halte Shanahan immer noch für einen exzellenten Play-Caller und Play-Designer, gleichzeitig frage ich mich, ob das Konstrukt so wie es aktuell in San Francisco ist, nicht in einer Sackgasse gelandet ist.

Angesichts der vertraglichen Parameter sowie der investierten Ressourcen in Lance denke ich, dass Shanahan zumindest 2022 noch sicher im Sattel sitzt. Auch wenn die aktuelle Saison in mehrfacher Hinsicht eine ziemliche Enttäuschung zu werden scheint.