Power Ranking nach Woche 12: Die Patriots sind wieder ein Topteam

Von Adrian Franke
30. November 202109:00
SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert die 32 Teams vor dem letzten Saisondrittel dieser NFL-Saison.getty
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Die Regular Season biegt auf die Zielgerade ein: Wer kann sich im Playoff-Rennen noch absetzen? Wer ergattert die Wildcards? Und wer pickt im Draft ganz oben? SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert die 32 Teams ein letztes Mal für diese Regular Season im Power Ranking.

POWER RANKING NACH WEEK 12

32. DETROIT LIONS (Bilanz: 0-10-1)

Ranking nach Woche 8: 32.

Wir sind natürlich längst an dem Punkt, an dem für Teams wie die Lions, Jaguars, Jets oder Texans nicht die Frage im Vordergrund steht, welche Spiele man noch gewinnen kann oder wie die Bilanz am Ende aussieht - sondern die Punkte, die jetzt die Konversationen prägen sollten, blicken weiter voraus. Das gilt in Detroit umso mehr nach einem bisweilen absurden Auftritt an Thanksgiving, als man Ängstlichkeit in der Offense an den Tag legte, die längst nicht nur mit der mangelnden Receiver-Qualität zu erklären ist. Worauf kann man in dieser Saison aufbauen? Was sind mögliche Säulen für diesen Rebuild, an dessen Anfang die Lions nach wie vor stehen? Hier würde ich ganz klar die Offensive Line hervorheben, die zwar einen ihrer Leader in Frank Ragnow bereits vor Wochen verloren hat, aber mit der Rückkehr von Taylor Decker und dem - durchaus erfolgreichen - Wechsel von Penei Sewell von der linken auf die rechte Seite ist die Line aktuell in der Lage, dem Team halbwegs einen Floor zu geben. Detroit kann den Ball laufen, und wer auch immer nächstes Jahr Quarterback spielen wird, er wird eine gute Line vor sich haben. Aber die Baustellen sind selbstredend immer noch eklatant, selbst wenn man Goff und die Suche nach dem Franchise-Quarterback mal ausklammert: Die Defensive Front, die Wide Receiver, und vielleicht die größte Schwachstelle liegt in der Secondary.

31. JACKSONVILLE JAGUARS (2-9)

Ranking nach Woche 8: 30.

In der Jaguars-Defense konnte man über die letzten Wochen sogar einige positive Trends erkennen, angefangen damit, dass Jacksonville vermehrt Wege fand, um zum Quarterback zu kommen. Das ist auf jeden Fall positiv zu erwähnen, die Realität der Situation ist aber auch, dass vermutlich die meisten Jaguars-Fans erhofft - und irgendwo auch erwartet - hatten, dass wir an diesem Punkt der Saison solche Aussagen über Jacksonvilles Offense treffen würden. Hier aber herrscht frustrierender Stillstand, was auch mit den Ausfällen im Receiving-Corps zusammenhängt - nach D.J. Chark haben die Jags hier mittlerweile unter anderem auch Jamal Agnew verloren -, aber die übergreifende Sorge ist eine andere: Die Hoffnung, dass Urban Meyer eine moderne Offense in Jacksonville installiert, welche Trevor Lawrence dabei hilft, den Übergang in die NFL bestmöglich zu schaffen, hat sich bisher als Trugschluss erwiesen. Lawrence spielt für sich betrachtet sicher eine eher enttäuschende Saison, aber er bekommt eben auch so gut wie keine Hilfe.

30. NEW YORK JETS (3-8)

Ranking nach Woche 8: 29.

Ein Lebenszeichen gegen die Texans, weil die Jets endlich einmal den Ball laufen konnten und weil die Defensive Line näher an dem dran war, was man rein vom Talentlevel her hier erwarten sollte. Zach Wilson macht weiter wahnsinnig viele Fehler, immerhin spielt die Offensive Line mittlerweile auf einem durchschnittlichen Level. Das, sowie Rookie-Receiver Elijah Moore, sind die Lichtblicke für Gang Green, in einer Saison, die mehr Zweifel im Nachgeschmack hinterlassen dürfte als man in New York vor drei Monaten gehofft hatte.

29. HOUSTON TEXANS (2-9)

Ranking nach Woche 8: 31.

Die Texans haben zwar das direkte Duell gegen die Jets gerade verloren, ich traue diesem Team trotzdem für den Rest der Saison ein klein wenig mehr zu. Das liegt vor allem an Tyrod Taylor, der Houston eine deutlich bessere Chance gibt als Wilson den Jets, und an Brandin Cooks, der sich in diesem Team inmitten eines Umbruchs weiterhin anfühlt, als wäre er im falschen Film. Ich bleibe außerdem dabei, dass in Houston zumindest in einem Mannschaftsteil sichtbar etwas entsteht, und das ist die Defensive Front: Greenard, Collins, Martin, das könnten Säulen für die nächsten Jahre sein.

28. CHICAGO BEARS (4-7)

Ranking nach Woche 8: 26.

Vor dem Thanksgiving-Spiel in Detroit hatten Berichte die Runde gemacht, wonach in Chicago die Entscheidung über eine Entlassung von Matt Nagy gefallen ist - unabhängig vom Ergebnis. Nagy dementierte natürlich entschieden und Rapoport meldete nach dem Spiel, dass man in Chicago gehofft habe, dass der Bericht vielleicht das Team befeuern könnte. Ob er das jetzt hat, das sollen andere beurteilen, insbesondere die zweite Hälfte gegen die Lions war lange gruselig, ehe Chicago zu seinem Game-Winning-Drive ansetzte. Die Bears haben zumindest dahingehend einen Puls, dass Justin Fields ihnen ein gewisses Big-Play-Potenzial gibt. Die Offensive Line hat sich irgendwo im breiten Liga-Mittelfeld festgesetzt, die Defense rutscht ohne Khalil Mack - und jetzt auch zuletzt mehrfach ohne Akiem Hicks - in selbiges ab. Bears-Fans dürfen dank Fields und ein bisschen auch dank Mooney mit Hoffnung in die Zukunft schauen, doch das Team aktuell gibt trotzdem ein eher weniger inspirierendes Bild ab.

27. NEW YORK GIANTS (4-7)

Ranking nach Woche 8: 25.

Es war nicht unbedingt so, als hätten die Giants im ersten Spiel nach der Entlassung von Jason Garrett offensiv gleich die Sterne vom Himmel gespielt, aber zumindest gab es ein paar kreative Momente. Trotzdem bleibt es ein Krampf für dieses Team, den Ball konstant zu bewegen. Dass dieses Spiel gegen Philadelphia gewonnen wurde, lag zu einem gehörigen Teil auch an den Fehlern der Eagles, immerhin der Pass-Rush der Giants aber hatte einige gute Momente. Die Giants bleiben für mich ein Team mit einem äußerst niedrigen Ceiling, und das sollte angesichts des Talentlevels - auf beiden Seiten des Balls! - ehrlicherweise nicht der Fall sein.

26. ATLANTA FALCONS (5-6)

Ranking nach Woche 8: 22.

Was ich eingangs bei den Lions geschrieben habe, lässt sich auch auf die Falcons übertragen. Ja, es gab diesen kurzen Moment, als man drei der letzten vier Spiele gewonnen hatte und sich mancher in Atlanta nochmal im Playoff-Rennen gewähnt hat. Doch dann kam die Abreibung gegen die Cowboys, gefolgt von einer ernüchternden Shutout-Pleite gegen die Patriots in der Primetime. Atlanta hat dieses Jahr die Giants, Jets, Dolphins, Saints und Jaguars geschlagen, aber das scheint mir auch den Zustand dieses Teams aktuell zu beschreiben: Zu gut, um abermals ganz oben im Draft zu picken, aber nicht gut genug, um einen legitimen Playoff-Case zu entwerfen. Und das heißt nicht, dass diese Falcons-Saison nicht auch positive Storylines zu bieten hat, allen voran Cordarrelle Patterson, und wie er sich in eine der spannenderen Matchup-Waffen in der NFL entwickelt hat. Kyle Pitts macht Lust auf mehr, A.J. Terrell spielt eine sehr gute Saison - aber diesem Team fehlt es in zu vielen Bereichen, als dass ich optimistisch dahingehend wäre, dass mit Matt Ryan nochmal ein Titelfenster geöffnet wird.

25. PITTSBURGH STEELERS (5-5-1)

Ranking nach Woche 8: 20.

Zumindest phasenweise haben die Steelers eine Art offensive Identität gefunden. Die hat immer noch ein überschaubares Ceiling, aber das war immer klar, solange Pittsburgh keine neue Quarterback-Lösung präsentiert. Mit Motion, mit Ideen, wie man dem Passspiel etwas mehr Tiefe geben kann, mit einer etwas stabiler auftretenden Offensive Line hat Pittsburgh Wege gefunden, den Ball etwas konstanter zu bewegen. Wie wacklig diese Entwicklung aber ist, zeigte gleichzeitig der Auftritt gegen die Bengals am Sonntag; ein Spiel, in dem Big Ben schlicht physisch überfordert wirkte. Die Defense derweil kann zumindest in Bestbesetzung vielen Offenses Probleme bereiten, angefangen mit dem dominanten 4-Man-Rush. Aber aktuell spielt auch diese eigentliche Trumpfkarte nicht gut genug. Pittsburgh hat an einem guten Tag die Kapazitäten, andere Teams aus dem breiten Mittelfeld vor Probleme zu stellen. Das aber scheint auch das Ceiling dieses Teams zu sein. Der Umbruch kommt.

24. MIAMI DOLPHINS (5-7)

Ranking nach Woche 8: 27.

Ich denke an diesem Punkt können wir relativ genau eingrenzen, was für ein Team die Miami Dolphins 2021 sind. Miami ist defensiv zu Ausnahmespielen in der Lage, mit einer noch immer gefährlichen Secondary, die - je nach Matchup - mit ihrer Aggressivität ein Spiel absolut prägen kann. Kein Spiel wäre dafür als Veranschaulichung besser geeignet als der Sieg gegen die Ravens, gegen die Panthers funktionierte auf dieser Seite des Balls ebenfalls vieles. Aber letztlich ist eben die Dolphins-Defense - so wie jede andere Defense in der NFL - von diesen Matchups auch ein Stück weit abhängig und man kann nicht erwarten, dass Miami Woche für Woche mit der Defense Spiele gewinnt. Die Offense derweil hat vielleicht das niedrigste Ceiling aller Offenses in der NFL aktuell. Mit Tua bietet zumindest das schnell Kurzpassspiel in der RPO-Offense der NFL eine gewisse Baseline, aber viel mehr ist dieses Jahr mit dieser Line und zudem mit einer konstant angeschlagenen Outside-Receiver-Gruppe einfach nicht drin.

23. SEATTLE SEAHAWKS (3-8)

Ranking nach Woche 8: 18.

Die brutal ehrliche Art und Weise, auf welche sich Coach Pete Carroll nach der Niederlage gegen Arizona präsentierte, fasst sehr gut den Zustand der Seahawks zusammen. Carroll verließ die Pressekonferenz nach dem Spiel zunächst nach nur einigen Fragen, kam etwas später allerdings zurück, entschuldigte sich bei den Reportern - und gewährte ganz offen Einblicke in sein Innenleben. Er sei es nicht gewohnt, in einer solchen Situation zu sein; gemeint war eine Saison, die bereits nach Woche 11 offensichtlich nirgendwo mehr hinführt. Seattle war über die letzten zehn Jahre ohne Frage verwöhnt, aber man sieht aktuell, dass dieser Lauf vorbei ist. Man hatte versucht, den Kader mit Spielern wie Jamal Adams, Quandre Diggs und Carlos Dunlap nochmal aufzuputschen, um die Schwachstellen zu überspielen. Diese aber sind mittlerweile zu omnipräsent. Die Coverage ist nicht gut, auch eine langjährige Säule wie Bobby Wagner lässt hier nach. Der Pass-Rush ist bestenfalls inkonstant, die Offensive Line hat abgebaut - und dann ist da eben Russell Wilson. In einer Saison, in der Defenses sich mehr und mehr darauf fokussieren, das vertikale Passspiel zu limitieren, hat diese Entwicklung vielleicht kein Team härter getroffen als die Seahawks, deren Offense von den Big Plays abhängiger ist als jedes andere Team. Wilson liest das Feld einfach nicht konstant schnell genug und Seattle hat kein funktionales Quick Passing Game.

22. CAROLINA PANTHERS (5-7)

Ranking nach Woche 8: 24.

Nicht ganz leicht, diese Panthers-Saison so richtig auf den Punkt zu bringen; dafür hat Carolina gefühlt zu viele verschiedene Saisons innerhalb eines Jahres gespielt. Da war die kurze Hochphase mit Sam Darnold. Dann kam die Phase, in der Darnold wackelte und die Panthers darauf hofften, dass der Trend wieder in die andere Richtung gehen würde. Irgendwann war klar, dass Darnold raus muss - und jetzt sind Franchise und Stadt durch die Rückkehr von Cam Newton beflügelt, gleichzeitig bleibt jetzt die Frage: Wie viel kann man realistisch von dieser Offense erwarten, wenn der Quarterback erst in Woche 10 erstmals das Playbook in der Hand hatte? Das Dolphins-Spiel war hier definitiv eine Euphoriebremse. Die Konstante ist ganz klar die Defense, Carolina stellt eine Top-5-Defense und kann sowohl mit zwei exzellenten Edge-Rushern in Burns und Reddick, als auch mit einem aggressiven Ansatz ermöglicht durch eine gute Secondary punkten. Ich denke trotzdem, dass das am Ende in der Gesamtabrechnung nicht für eine positive Bilanz reicht. Und dann erwarte ich eine aggressive Quarterback-Suche.

21. WASHINGTON FOOTBALL TEAM (5-6)

Ranking nach Woche 8: 28.

Der gravierende Unterschied zwischen Teams wie Miami oder Carolina, und einem Team wie Washington ist, dass Washington offensive Upside hat. In puncto Konstanz oft eine Katastrophe, ist Washington eben zu diesen Spielen in der Lage, in denen Taylor Heinicke ein paar tiefe Bälle trifft, Terry McLaurin einige Plays macht und man plötzlich die Bucs schlägt, oder einer starken Panthers-Defense mehrere Big Plays einschenkt. Da hilft es, dass die Offensive Line aktuell auf einem ziemlich guten Level spielt. Der Verlust von Chase Young tut defensiv natürlich weh, aber es ist auch nicht so, als hätte Washington bis dato mit einem dominanten 4-Man-Rush Spiele gewonnen, wie es letztes Jahr teilweise der Fall war. Jonathan Allen wäre hier am ehesten der Spieler, über den man sprechen sollte. Washington kann ein unterhaltsames Team sein und der kleine Mini-Run hält sie auch im Wildcard-Rennen. Aber für mehr als "unterhaltsam" reicht es aktuell nicht - was nicht zufällig auch eine treffende Charakterisierung von Taylor Heinicke wäre.

20. CLEVELAND BROWNS (6-6)

Ranking nach Woche 8: 14.

Die Browns könnten das auf dem Papier talentierteste Team sein, das in diesem Jahr die Playoffs verpasst. Die Offensive Line ist nach wie vor sehr gut, genau wie das Run Game und die offensive Grundstruktur. Das gibt Cleveland eine gewisse Basis. Doch diese Basis reicht aktuell nicht, weil die Defense trotz der individuellen Qualität in der Front sowie im Backfield dafür noch zu inkonstant ist - und weil Baker Mayfield eine Saison zum vergessen erlebt. Das hat ohne Zweifel auch verletzungsbedingte Gründe, aber die Frage wird natürlich nach der Saison perspektivisch im Raum stehen: Wie wollen die Browns auf der Quarterback-Position weitermachen? Konkret auf dieses Jahr geschaut ist klar, dass Cleveland nicht mehr viel Spielraum für Fehler hat, und solange die Browns nicht von ihrem Quarterback mehr bekommen, werden weitere Fehler und Ausrutscher kommen. Teams werden gegen die Browns aggressiv auf den Run gehen, und im Moment scheint Mayfield nicht in der Lage, das zu bestrafen.

19. NEW ORLEANS SAINTS (5-6)

Ranking nach Woche 8: 13.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die Saints ein relativ ungefährdetes Wildcard-Team gewesen wären - hätte New Orleans etwas weniger Verletzungspech gehabt. Den Ausfall von Jameis Winston haben die Saints anfangs sogar noch gut verkraftet, aber seitdem mussten sie mehrere Spiele ohne Alvin Kamara und ohne einen - oder beide - ihrer exzellenten Offensive Tackles bestreiten. Bei Michael Thomas ist mittlerweile auch klar, dass er dieses Jahr nicht mehr spielen wird, Adam Trautman hat sich in Woche 11 ebenfalls verletzt und fällt wochenlang aus. Irgendwann ist dann selbst für Sean Payton das Ende der Fahnenstange erreicht, mit einem der schwächsten Waffenarsenale der NFL, einer angeschlagenen O-Line und Trevor Siemian auf Quarterback scheint dieser Punkt mittlerweile gekommen. Das Thanksgiving-Spiel hat das sehr deutlich vor Augen geführt. Die Saints werden trotzdem noch in mehreren engen Spielen sein, allein weil diese Defensive Front so stark spielt und die Defense generell eine hohe Qualität hat. Und auch Payton wird die Saints schematisch in einigen Spielen kompetitiv halten. Aber nachdem New Orleans mit der Winston-Verletzung die High-End-Upside verloren hat, brach zuletzt die Baseline weg. Und irgendwann sind es zu viele Löcher im Damm. Jetzt soll Taysom Hill als Starter übernehmen, vermutlich der finale Versuch von Sean Payton, trotz der Umstände noch einen Weg für eine produktive Offense zu finden.

18. LAS VEGAS RAIDERS (6-5)

Ranking nach Woche 8: 9.

Die Raiders fühlten sich vermeintlich nach einem Team an, das einfach zu viele Tiefschläge in dieser Saison wegstecken musste, sodass irgendwann die Räder wegbrechen - und dann gab es diesen überraschenden Auftritt in Dallas, wenn auch in einem verrückten, von Strafen geprägten Spiel. Wie geht es jetzt weiter? Jon Gruden schwebt hier natürlich über allem, und den Head Coach sowie den offensiven Play-Caller und den Architekten der Offense insgesamt während der Saison zu verlieren, das muss sich irgendwann bemerkbar machen. Aber auch der Verlust von Henry Ruggs ist ein signifikantes Problem, weil dieser in der ersten Saisonhälfte so vertikalen Raiders-Offense eine tragende Säule weggebrochen ist. Und da sprechen wir nur von den rein sportlichen Auswirkungen, die menschlichen Aspekte innerhalb dieses Teams sind dann nochmal ein Thema für sich. Die Offensive Line ist immer noch überhaupt nicht gut, und in der Folge von alledem spielt Derek Carr auch schlechter. Die Defense ist gut und auch weiterhin eine positive Überraschung, angefangen mit dem Edge-Rush-Duo. Aber sie wird dieses Team nicht tragen, und wir haben jetzt auch mehrere Matchups gesehen, in denen sie dann doch die Grenzen aufgezeigt bekam. Ich befürchte aus Raiders-Sicht, dass diese Saison zu Ende plätschern und irgendwo im Nirgendwo auslaufen wird. Aber der Sieg in Dallas, und das noch weitestgehend ohne Darren Waller, zeigt, dass in diesem Team noch Leben ist.

17. DENVER BRONCOS (6-5)

Ranking nach Woche 8: 21.

Die Broncos sind eines der vielen Musterbeispiele für die Inkonstanz, welche diese Saison prägt. Allein die letzten vier Spiele bestanden aus einem Zittersieg gegen Washington, einem dominanten Triumph in Dallas, einem Debakel gegen die Eagles und einem souveränen Sieg gegen die Chargers. Wie soll man so etwas einsortieren? Ich kam zu dem Schluss, dass diese Positionierung ziemlich exakt in der Mitte der Liga dem am ehesten gerecht wird. Die Broncos haben ohne Frage Qualität, auf beiden Seiten des Balls. Ich mag offensiv die Playmaker, ich mag, wie die Defense aufgebaut ist. Vielleicht ist es auch einfach Teil der Analyse, dass Denver - neben der obligatorischen Matchup-Abhängigkeit - auf weitestgehend fehlerfreie eigene Spiele angewiesen ist, um oben mitzuhalten, weil man nicht die Art Team hat, das sich aus tiefen Löchern wieder befreit. Aber wenn die Broncos ein solches Spiel abliefern können, dann haben sie - und das wäre die andere Seite der Argumentation - die Qualität, um sehr vielen Teams gefährlich zu werden. Ich denke, dass Denver letztlich zu inkonstant für ein Playoff-Ticket in der AFC sein wird; gleichzeitig sind die Broncos natürlich längst nicht das einzige inkonstante Team im Wildcard-Rennen der AFC.

16. PHILADELPHIA EAGLES (5-7)

Ranking nach Woche 8: 23.

Ja, das Spiel gegen die Giants war hässlich. Aber ich bin gewillt, Nick Sirianni und Jalen Hurts hier einen Ausrutscher zuzugestehen und traue ihnen zu, dass sie eine schnelle Antwort geben können. Denn grundsätzlich bin ich beeindruckt davon, wie die Eagles im Laufe dieser Saison eine offensive Identität gefunden haben. Beeindruckt, weil es bewusst weg geht von einigen offensiven Trends der letzten Jahre - und weil das unter einem Head Coach im ersten Jahr und mit einem Quarterback, der seine erste Saison als Starter spielt, passiert. Das sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen. Und sicher, es hilft, wenn man sich dabei auf eine Top-5-O-Line stützen kann. Die Eagles sind aktuell eines der gefährlichsten Rushing-Teams in der NFL, und sie haben genügend Waffen im Passspiel, um das mit einem vielleicht nicht konstanten, aber doch explosiven Passspiel zu ergänzen. Und die Defense ergänzt das in gewisser Weise sogar, Philly fällt hier nicht durch ein besonders innovatives Scheme oder ungewöhnliche Aggressivität oder dergleichen auf, aber die Defense spielt sicher in ihren Zone Coverages und zwingt Teams, lange Drives hinzulegen. Und wenn dann ein Gegner die Line of Scrimmage verliert, können die Eagles mit ihrer Offense langsam aber sicher Gegner ersticken.

15. LOS ANGELES CHARGERS (6-5)

Ranking nach Woche 8: 12.

Ich verstehe, dass die Chargers im ersten Jahr unter einem neuen Coaching Staff sind und dass diese Dinge Zeit brauchen. Ich verstehe, dass man manche Dinge ausprobieren muss, dass die runderneuerte Offensive Line angeschlagen ist, all das ist nachvollziehbar. Was für mich nicht nachvollziehbar ist, ist die Art und Weise, wie die Chargers stur ihren Stil durchziehen - ohne dabei auf offensichtliche Probleme zu reagieren, die im Laufe einer Saison, und mit einem Kader, der noch nicht wirklich zu den Anforderungen des Trainerstabs passt, unvermeidbar sind. Die Chargers können den Run nicht stoppen, in einem Ausmaß, dass es sie Woche für Woche vor Probleme stellt, und sie haben Probleme damit, das Intermediate Passing Game zu stoppen. Die Offense wirkt schematisch weiterhin zu sehr wie die Drew-Brees-Offense der letzten Jahre und rein darauf ausgelegt, die Art Defense zu schlagen, die Staley selbst spielen lässt. Mir fehlen die Ideen, wie man Herberts Talent besser einsetzen kann, wie man die Qualitäten dieses Kaders - auf beiden Seiten des Balls - aufs Feld bringt. Dann kann die grundlegende Idee noch so gut sein, in meinen Augen haben die Chargers aktuell Talent im Kader, coachen aber nicht, um dieses Talent bestmöglich auf den Platz zu bringen. Und das sorgt für eine frustrierende Saison, in der zumindest bei mir aus Chargers-Sicht der Blick schon mehr auf die nächste Offseason als auf eine mögliche Playoff-Teilnahme geht.

14. MINNESOTA VIKINGS (5-6)

Ranking nach Woche 8: 17.

Die Vikings sind wirklich dieses Team. Dieses Team, das immer dann, wenn man ihm wieder etwas mehr vertraut, denkbar knapp eine wilde Partie verliert. Oder sie stehen sich selbst im Weg. Oder die individuellen Problemzonen machen sich zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt bemerkbar. Und warum macht Zimmer eigentlich in der 2-Minute-Defense vor der Halbzeit permanent die gleichen Fehler? Die Niederlage gegen die 49ers fühlte sich nach einer Mischung aus mehreren dieser Punkte an, auch wenn - wie meist bei den Spielen, die verloren gehen - von allem etwas dabei war. Die Run-Defense ohne die Defensive Tackles war erwartungsgemäß ein Problem, und es fehlten die Ideen, um eine wackelnde Offensive Line plus einen dieses Mal schwachen Kirk Cousins zu entlasten. Minnesota hat immer noch ein hohes Ceiling, und wir haben gesehen, wie die Vikings an guten Tagen spielen können. Zuletzt erst vor zwei Wochen gegen Green Bay. Im Rennen um das letzte Wildcard-Ticket in der NFC habe ich sie deshalb auch weiterhin vorne, auch wenn es schwer ist, diesem Team auf irgendeine Art und Weise zu vertrauen.

13. INDIANAPOLIS COLTS (6-6)

Ranking nach Woche 8: 19.

Für Indianapolis lief die Saison über die letzten Wochen - abgesehen vom Bucs-Spiel, in dem es Frank Reich fantastisch verstand, die Schwachstellen dieser Defense zu attackieren und eben nicht den Ball in die Front rein zu hämmern - in gewisser Weise so, wie man sich den realistischen Best Case aus Colts-Sicht im Sommer ausmalen konnte. Die mittlerweile in Bestbesetzung aufspielende Offensive Line in Kombination mit Jonathan Taylor gibt Indianapolis offensiv den Floor, den sich die Colts von ihrem Run Game erhoffen. Das in Kombination mit Reich als Play-Caller ist für die Colts ein echtes Pfund, und gibt Indianapolis in vielen Spielen eine Chance. Die Limitierungen liegen darin, wenn es darüber hinausgehen muss: Die Defense ist dank einer guten Front in Ordnung, aber nicht dominant. Und Carson Wentz ist eine Achterbahn, sodass er gute Spiele haben kann, aber eben auch mal Spiele wegwirft, wie gegen die Titans beispielsweise. Generell ist das Passspiel der Colts sehr vom Scheme abhängig, wenn man die Colts aber aus ihrer Komfortzone zwingt oder wenn einzelne Fehler das Team in ein Loch packen, sehe ich nach wie vor vergleichsweise größere Probleme auf Indianapolis zukommen. In die Playoffs tippe ich die Colts mittlerweile trotzdem.

12. TENNESSEE TITANS (8-4)

Ranking nach Woche 8: 8.

Die Suche nach einer offensiven Identität läuft in Nashville auf Hochtouren, und es ist absolut verständlich, dass die Titans auf dieser Seite des Balls so ihre Probleme haben. Ohne Derrick Henry ist einfach ein elementarer Bestandteil der Titans-Identität weggebrochen. Das ist kein Aufruf zu einer "wie viel ist ein Running Back wirklich wert?"-Debatte, aber es ist offensichtlich, dass die Titans ohne Henry anders spielen, und dass vor allem Defenses diese Offense anders verteidigen, wenn D'Onta Foreman statt Derrick Henry im Backfield steht. Das hat der Offense auch das vertikale Element genommen, während gleichzeitig - in erster Linie verletzungsbedingt - die individuelle Receiver-Qualität außerhalb von A.J. Brown fehlt, um eine konstante Passing-Offense aufzuziehen, und auch Brown wird jetzt noch mindestens zwei Spiele verpassen. Kurzum: Tennessee kann die Ausfälle aktuell nicht kompensieren. Das kann sich wieder ändern, Jones sollte bald zurückkommen, Henry könnte es für die Playoffs schaffen. Für den Moment aber werden die inkonstante Line sowie Tannehills Limitierungen deutlich offenbart. Da hilft es, dass die Defensive Front sehr gut spielt und Tennessee defensiv ganz andere Qualitäten hat als noch vor einem Jahr. Tennessee kann so auch Spiele auf andere Art und Weise gewinnen, wie zuletzt etwa gegen die Rams. Auch gegen die Patriots bewegte Tennessee den Ball. Aber wohin die Reise dieses Jahr noch geht, ist letztlich untrennbar mit der Frage verknüpft, ob die Offensive wieder in die Spur findet.

11. SAN FRANCISCO 49ERS (6-5)

Ranking nach Woche 8: 16.

Sind die Niners jetzt ein gutes Team, das einige Anlaufschwierigkeiten brauchte und jetzt so langsam ins Rollen kommt? Oder sollte man die drei Siege in Folge gegen die Rams, Jaguars und Vikings jetzt nicht überbewerten? Für mich schien die Saison für San Francisco nach einem auf beiden Seiten des Balls leblosen Auftritt gegen Colt McCoy und die Cardinals vor vier Wochen gelaufen - vielleicht war dieses Spiel am Ende auch eine Art Katalysator? In jedem Fall spielt San Francisco seitdem wieder deutlich effizienter offensiv, mit einer schwer zu verteidigenden weil personell ungewöhnlichen Offense; dieses Run Game ist wahnsinnig vielseitig und schwer zu lesen aktuell. Garoppolo macht weniger Fehler, Deebo Samuel und George Kittle geben San Francisco unangenehme Matchup-Waffen und die Defense spielte zuletzt ebenfalls besser. So richtig traue ich San Francisco noch nicht, ich will erst einmal wieder ein Spiel sehen, in dem es gegen ein gutes Team durch die Luft klappen muss. Aber aktuell gehören sie für mich ins obere Liga-Drittel, und mit dem Sieg gegen die Vikings jetzt im Rücken gehe ich davon aus, dass San Francisco in die Playoffs einziehen wird.

10. CINCINNATI BENGALS (7-4)

Ranking nach Woche 8: 10.

Ein wenig besorgniserregend waren sie, die letzten Spiele der Bengals - bevor sie Pittsburgh auseinandernahmen. Nachdem es zwischenzeitlich so wirkte, als wäre die individuelle Qualität in der Offense gut genug, um das Team - im Verbund mit einer überraschend guten, wenn auch zuletzt etwas anfälligeren Defense - in die Playoffs zu tragen, stießen die Bengals an einige Grenzen. Gegen Cleveland war das überdeutlich, aber auch beispielsweise beim Sieg gegen die Raiders hatte man einmal mehr den Eindruck, dass der Motor der Offense noch zu häufig zu unrund läuft. Das sind dann einzelne potenziell gravierende Fehler von Joe Burrow, oder es sind Wackler in der Offensive Line, oder Teams nehmen Cincinnati das vertikale Passspiel auf Ja'Marr Chase und die Offense tut sich schwer damit, konstante Drives aufzulegen. All diese einzelnen "Störfeuer" werden nicht plötzlich weg gehen, und sie sind auch nachvollziehbar. Aber sie sind eben auch Puzzleteile im Gesamtbild eines inkonstanten Bengals-Teams, bei dem man Woche für Woche nicht so wirklich sicher sein kann, was man bekommt. Gegen die Steelers war das Run Game dominant, war die Defense dominant. Und gleichzeitig haben sie bisher auch sehr vom Schedule profitiert. Cincinnati hat am Sonntag ein potenziell weichenstellendes Spiel gegen die Chargers, und aktuell muss ich sagen, dass ich den Bengals in diesem Matchup mehr vertraue.

9. LOS ANGELES RAMS (7-4)

Ranking nach Woche 8: 1.

Die Rams-Krise ist nach diesem Auftritt in Green Bay frisch aus der Bye amtlich. Wenn man durch den Schedule der Rams geht, dann ist da für meinen Geschmack ein in jeder Hinsicht wirklich überzeugender Sieg dabei: Das 34:24 gegen Tampa Bay. Ansonsten hat L.A. viele Teams geschlagen, die kein Gradmesser für die Rams sein sollten, nach Strength of Victory unter Teams mit positiver Bilanz stehen nur die 49ers noch "schwächer" da - und seit nunmehr drei Spielen gibt es Tiefschlag auf Tiefschlag. Besonders alarmierend ist, dass es keine "fluky" Pleiten waren, sondern vielmehr ähnliche Probleme im Mittelpunkt standen: Stafford wackelt, die Offensive Line offenbart Risse, und der Offense fehlt der schematische Floor. Das führt zu dieser Inkonstanz. Die Defense ist immer noch gut, aber die Rams brauchen wieder die andere Seite der Stafford-Achterbahn, um nicht noch sogar um das Playoff-Ticket zittern zu müssen. Bekommen sie die, könnte sich die Wahrnehmung auch wieder sehr schnell verschieben. L.A. hat nach wie vor eine sehr hohe individuelle Qualität und ich bin mir sicher, dass die Rams - dass Stafford - dieses Tief auch wieder verlassen werden. Aber die letzten drei Partien haben doch mehr als nur Fragezeichen dahingehend hinterlassen, ob die Rams dieses Jahr als dieses dominante Team Richtung Playoffs und dann Richtung Super Bowl marschieren können.

8. BALTIMORE RAVENS (8-3)

Ranking nach Woche 8:

Die vier Spielminuten vor der Halbzeitpause gegen Cleveland waren absurd, gespickt mit Turnovern, von denen einer hässlicher war als der andere. Und vermutlich sagt es mehr über die Browns und deren Offense aus, dass Cleveland dieses Spiel nicht gewann, in dem Baltimore offensiv so dermaßen wacklig unterwegs war. Generell beginnt hier ein neues Tier für mich, mit unter anderem einigen Teams, die auf dem Papier gut sein sollten - Ravens, Rams, Titans - aber das aus verschiedenen Gründen aktuell nicht sind. Baltimore schwankt dieses Jahr generell zwischen Genie und Wahnsinn, ähnlich wie auch bei den Rams sehe ich hier weiterhin hohe Upside angesichts der individuellen Qualität, auf beiden Seiten des Balls. Trotz der zahlreichen Ausfälle. Lamar Jackson ist natürlich der X-Faktor, selbst in einem phasenweise bitteren Spiel gegen Cleveland hatte er die Big Plays, welche das Spiel letztlich gewonnen haben. Wenn er spielt wie in der zweiten Hälfte gegen die Vikings, kann Baltimore jedes Team schlagen. Spielt er wie gegen Miami, wird es gegen sehr viele Teams schwer. Aktuell ist Jackson eine größere Wundertüte als Ravens-Fans lieb sein kann.

7. DALLAS COWBOYS (7-4)

Ranking nach Woche 8: 2.

Ich bin noch nicht ganz an dem Punkt angekommen, an dem ich mir so richtige Sorgen um die Cowboys mache. Jedes Team hatte dieses Jahr schon zumindest ein schlechtes Spiel, für die Cowboys war das der Auftritt gegen die Broncos. Gegen die Chiefs und Raiders bin ich bereit, einige der größten Probleme auf die Ausfälle zu schieben, wenngleich die Strafen und die Probleme in der Defense an Thanksgiving gegen Las Vegas doch eklatant waren. Ein faires Urteil an diesem Punkt ist in meinen Augen: Die Cowboys sind kein Team, das Ausfälle gut kompensieren kann, eine Qualität, die Green Bay oder Arizona in der NFC dieses Jahr bereits unter Beweis gestellt haben. Und das muss kein Faktor sein, wenn bald schon Lawrence, Cooper, Lamb, Gregory, Smith und Co. alle gemeinsam auf dem Feld stehen. Aber teilweise fehlten über die letzten Spiele dann doch auch die schematischen Antworten. Trotzdem: Die Cowboys sind immer noch ein sehr gutes Team, das es in Bestbesetzung mit jedem anderen Team in der NFL aufnehmen kann.

6. KANSAS CITY CHIEFS (7-4)

Ranking nach Woche 8: 11.

Wir kommen dem Punkt immer näher, an dem man sagen muss: "Die Chiefs sind zurück!" Kansas City hat sich schrittweise aus dem Tief rausgearbeitet, und das auf beiden Seiten des Balls. Weil sich die Defense stabilisierte und mit einigen Umstellungen - etwas mehr sichere Coverages, Chris Jones zurück in der Mitte, Melvin Ingram als Verstärkung - aus dem absoluten Liga-Keller ins Mittelmaß kletterte, erhielt Kansas City hier den Floor, der im ersten Saisonviertel gefehlt hatte, was die eigene Offense damals noch mehr unter Druck setzte. Das löste die spezifischen Offense-Probleme nicht, aber es gab Kansas City mehr Spielraum, um diese anzugehen. Und mittlerweile sieht man auch hier einige positive Entwicklungen, angefangen damit, dass die Offense, angefangen mit Mahomes, mehr gewillt scheint, den Ball schrittweise zu bewegen. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wann KC auf der Basis der letzten Entwicklungen auch das vertikale Passspiel wieder mehr öffnen kann.

5. BUFFALO BILLS (7-4)

Ranking nach Woche 8: 3.

Bei den Bills wie auch bei den Chiefs ist es eine Saison, in der aufgezwungene Entwicklungsprozesse Zeit brauchen - und das sieht man. Beide Teams waren letztes Jahr teilweise nicht zu stoppen, wenn sie aus ihren Spread Formationen heraus Defenses terrorisierten. Das ist dieses Jahr anders, weil Defenses anders spielen, und bei den Bills kann man Woche für Woche sehen, wie Alternativen gesucht und teilweise auch gefunden werden. Seit mehreren Spielen jetzt schon spielt Buffalo offensiv anders, geht mehr Under Center, in enge Formationen, nutzt Play Action im Kurzpassspiel, bindet Josh Allen ins Run Game ein. Und man erkennt hier auch Fortschritte, gleichzeitig bleibt es dabei, dass die Bills Probleme bekommen, wenn sie gezwungen werden, den Ball zu werfen - wie gegen die Colts vor zwei Wochen. Das war letztes Jahr definitiv anders. Trotzdem bleiben die Bills ein Team mit einem sehr hohen Floor, mit einer guten - wenn auch durch den Ausfall von White empfindlich geschwächten - Defense und mit einer Offense, die alternative Wege findet, um Punkte aufs Scoreboard zu bringen. Ich bin sehr auf die beiden anstehenden Spiele gegen die Patriots gespannt.

4. NEW ENGLAND PATRIOTS (8-4)

Ranking nach Woche 8: 15.

Erinnert ihr euch noch, als die Patriots irgendwo im Liga-Mittelfeld rumgedümpelt sind? Als sie sogar die Playoffs verpasst haben? Eine verrückte Zeit war das. Nach erschreckend langer Abwesenheit melden sich die Pats pünktlich zum Schlussspurt der Regular Season zurück in der Spitzengruppe: Mit einer starken Offensive Line, mit einer klaren Identität auf beiden Seiten des Balls. Mac Jones ist weiter als gedacht, aber New England kann Spiele gewinnen, auch wenn das Passspiel einen schwächeren Tag hat. Die Patriots spielen ein physisches Downhill Run Game, welches mittlerweile durch eine aggressivere Passing-Offense ergänzt wird. Sie spielen viel Man Coverages mit Oldschool-Fronts und können auch hier mit Physis dominieren. Und sie haben eine starke Secondary dahinter. New England hat (noch?) nicht das High-End-Ceiling, welches die anderen Teams in dieser Spitzengruppe haben. Aber die Patriots sind ein wahnsinnig unangenehmes Team, weil sie aktuell Gegner - metaphorisch gesprochen - in Faustkämpfe bringen können, und dann können sie ihre Stärken ausspielen.

3. TAMPA BAY BUCCANEERS (8-3)

Ranking nach Woche 8: 6.

Es sieht nicht immer schön aus bei den Bucs aktuell, und trotzdem gibt es kein Team mit weniger als neun Siegen, bei dem ich mir weniger Sorgen mache. Tampa Bay hat eine herausragende Offensive Line, die Rückkehr von Gronk war ein dringend benötigter Boost, Antonio Brown - sofern abseits des Platzes alles in Ordnung ist - sollte ebenfalls bald zurückkommen. Auch wenn es nicht immer so aussieht, und hier läge mit Blick auf Coaching und Game Plans auch meine größte Kritik bei Tampa Bay, so hat der Titelverteidiger doch immer noch eine Top-5-Offense, welche im letzten Saisondrittel eher noch besser werden sollte. Die Defensive Line ist nach wie vor exzellent und kann je nach Matchup Spiele diktieren; in der Pass-Defense brauchen die Bucs ihre Spieler zurück, das war gegen die Colts einmal mehr zu wacklig. Tampa Bay ist bislang nicht die gut geölte Maschine, die man letztes Jahr nach der Bye Week war. Aber trotz einiger holpriger Auftritte sehe ich hier kein Team, um das man sich grundlegend betrachtet Sorgen machen müsste.

2. GREEN BAY PACKERS (9-3)

Ranking nach Woche 8: 5.

Arizona und Green Bay bewegen sich für mich aktuell in einem eigenen Tier. Green Bay geht jetzt in seine Bye Week, und das nach einem eindrucksvollen Sieg über die Rams. Mein Hauptpunkt bei diesem Team bleibt der enorm hohe Floor: Die Offense ist in sich unheimlich stimmig und kann den Ball - je nach Matchup oder je nach Verletztenlage - auf unterschiedliche Art und Weise bewegen. Green Bay sollte David Bakhtiari nach der Bye irgendwann zurückbekommen, das würde den Floor weiter anheben. Umso mehr nach dem Saisonaus von Elgton Jenkins. Die Defense untermauert weiter, dass sie klare Fortschritte gemacht hat, und dass sie insbesondere gegen die Spread-Passing-Offenses in der NFL sehr gute Antworten parat hat. Je nachdem, ob und wann Za'Darius Smith und Jaire Alexander zurückkommen, wäre das selbstredend noch ein Boost. Aber dass hier Spieler wie De'Vondre Campbell oder Rasul Douglas glänzen - Spieler, die jedes Team hätte verpflichten können, unterstreicht, wie gut die Packers gecoacht sind.

1. ARIZONA CARDINALS (9-2)

Ranking nach Woche 8: 4.

Die letzten drei Wochen hätten aus Cardinals-Sicht sehr anders verlaufen können. Drei Spiele ohne Kyler Murray, ohne DeAndre Hopkins - in der Division, aber auch im Rennen um den Nummer-1-Seed hätte man empfindlich zurückfallen können. Stattdessen gewann Arizona zwei von drei Spielen mit dem Backup-Quarterback, während die Konkurrenten stolperten. Arizona punktet nach wie vor mit einem hohen offensiven Floor, mit einer soliden Offensive Line, einer tiefen Playmaker-Gruppe und einem sehr guten Play-Caller. Mit Murray und Hopkins zurück nach der Bye wird dieses Team auch wieder näher an seinem Ceiling agieren. Doch die eigentliche Überraschung ist die Defense, die immer noch gegen den Run wackelt, aber die mit ihrer Aggressivität und Flexibilität eine Top-3-Defense nach zugelassenen EPA pro Play ist. Arizona ist ein echter Contender, die drei Wochen ohne die beiden besten Spieler haben das nur unterstrichen.