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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 10 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 10 in der NFL.
© getty

Woche 10, und die Unberechenbarkeit der NFL geht weiter: Die Backups der Cardinals gehen gegen Carolina baden, die Buccaneers patzen frisch aus der Bye-Week gegen Washington und statt Shootout zwischen Wilson und Rodgers gibt es eine Defense-Schlacht. SPOX-Redakteur Adrian Franke fasst den NFL-Sonntag zusammen.

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Nicht jeder Spieltag kann spektakulär sein, auch in der NFL nicht; diese Woche 10 aber war der erste Spieltag in dieser Saison, an dem ich relativ durchweg den Eindruck hatte, dass kein guter Football gespielt wurde. Oder zumindest sehr wenig guter Football.

Die Patriots waren eine der wenigen Ausnahmen, dazu gleich mehr. Dallas überzeugte nach dem Tiefschlag in der Vorwoche. Aber vielerorts enttäuschten die vermeintlichen Schwergewichte - Green Bays Offense, Tampa Bay, die Chargers, die Ravens bereits am Donnerstag - nicht nur, es waren über weite Strecken schlicht keine guten Spiele.

Nirgends war es so grotesk wie in der Overtime zwischen Pittsburgh und Detroit, das ist klar. Aber auch jeder, der sich auf ein packendes Duell zwischen Aaron Rodgers und Russell Wilson gefreut hatte, musste mit Jordyn Brooks und De'Vondre Campbell Vorlieb nehmen.

Eine andere positive Ausnahme waren die Kansas City Chiefs, die sich mit einem Sieg nach einer eindrucksvollen zweiten Hälfte nach allem, was dieses Jahr hier bereits los war, nicht nur an die Spitze der Division setzen - sondern natürlich springt einen im Umkehrschluss die Frage förmlich an: Sind die Chiefs jetzt zurück? Auch dazu später mehr.

Los geht's nämlich mit jenen New England Patriots, die nach einem wackligen Start - genau wie ihr Rookie-Quarterback - immer besser in dieser Saison ankommen. Und in einer breiten AFC mehr als nur Playoff-Hoffnungen haben dürfen.

1. Die Patriots spielen wie ein Playoff-Team

Wer weiß, wie die Karriere von Mac Jones weiterläuft, wie er sich entwickelt - und wo letztlich sein Ceiling in der NFL liegt. Ich für meinen Teil kann jetzt schon sagen, dass ich mit meiner Pre-Draft-Einschätzung bei ihm daneben lag.

Nicht in allen Punkten; ich bleibe skeptisch, was seine Playmaker-Fähigkeiten angeht und damit letztlich auch dahingehend, ob er das Zeug zum Elite-Quarterback hat. Das war bei ihm immer ein relativ offensichtlicher Kritikpunkt, schlicht angesichts seiner physischen Limitierungen.

Aber was ich nicht erwartet hatte, ist, dass er schon so weit in seiner Paradedisziplin, dem Spiel aus der Pocket, ist. Dass er so ruhig auch unter Druck spielt, dass er seine Matchups so gut identifiziert, dass er Coverages lesen kann - und wie gut er den Ball auch in enge Fenster platziert. Mit seinem Release, mit der Antizipation, mit dem Ball-Placement macht er seine Defizite zumindest für den Moment mehr als wieder wett.

Und nicht nur das, wir haben schon im Laufe dieser ersten Saisonhälfte gesehen, wie er sich weiterentwickelt, wie das Spiel für ihn besser greifbar wird, und wie er aggressiver attackiert. Der Touchdown-Pass auf Kendrick Bourne gegen die Browns war vielleicht der beste Wurf in Jones' bisheriger Rookie-Saison. Das Ball-Placement ist teilweise herausragend, er hatte in der zweiten Hälfte einen Pass auf Hunter Henry, den so längst nicht alle Quarterbacks in der NFL treffen.

Patriots: Jones' Entwicklung beeindruckt

Wie Jones wächst, so wächst auch das Potenzial dieses Patriots-Teams; und dabei hilft es natürlich, dass sich die Offensive Line auch mehr und mehr findet - und gesünder wurde - und auch die Defense sich vor allem gegen den Pass stabilisiert hat.

Ich denke, hier war auch einige der Kritik an Josh McDaniels in den ersten Wochen der Saison nur bedingt berechtigt. Für den Moment muss man festhalten, dass die Pats Mac Jones mit einem Tempo an die NFL herangeführt haben, welches ihm immer noch eindrucksvoll schnelles Wachstum ermöglicht hat. Und als man sehen konnte, dass Jones sich mehr traute - denn es waren nicht nur McDaniels' Play-Calls, sondern auch Jones' konservative Umsetzung der Plays -, wurde auch das Playbook weiter geöffnet.

Nach Joe Burrow letztes Jahr ist Jones jetzt der nächste Quarterback, der Draft-Prospects, die klare Pocket-Passer sind, Hoffnung gibt. Dass man in der NFL eben auch auf diese Art als junger Quarterback ankommen und Fuß fassen kann; wenngleich hier der Zusatz immer erwähnt werden muss, dass Jones in ein sehr gutes Ökosystem reingerutscht ist, ein Luxus, den Burrow letztes Jahr - wie so viele andere hoch gepickte Quarterbacks - nicht hatte.

Der übergreifende Punkt mit den Patriots aber ist: Die Pats spielen aktuell wie ein Playoff-Team, und während wir Woche für Woche in der AFC für Fixpunkte - mit Tennessee als derzeitiger Ausnahme - suchen, ist der Trend in der AFC bei vielleicht keinem Team so überdeutlich sichtbar wie bei Mac Jones und den Patriots. Die Defense spielt besser, die Offensive Line spielt besser und der Quarterback steigert sich kontinuierlich.

New England ist mindestens ein sehr konkreter Playoff-Anwärter, und falls die Bills nochmals schwächeln, sehe ich auch eine absolut realistische Chance auf den Division-Titel. Mit beiden direkten Duellen noch vor der Brust haben die Pats hier ihr Schicksal ohnehin selbst in der Hand.

Was machen wir jetzt mit den Browns?

Und die Browns? Cleveland konnte letzte Woche seine dringend benötigte Antwort geben, mit einem deutlichen Sieg gegen Cincinnati, ein ganz wichtiges Lebenszeichen nicht nur in der eigenen Division. Gegen die Patriots sah man über weite Strecken wie das deutlich schwächere Team aus - und auch dieses direkte Duell könnte noch zusätzliches Gewicht mit sich bringen, wenn es etwa an Wildcard-Tie-Breaker geht.

Man könnte es hier ganz kurz halten: Cleveland hat keinen Quarterback, der dieses Team aktuell tragen kann, wenn es darauf angewiesen wäre. Und das ist ein Problem, wenn wir von Playoff-Football - und dem Weg dahin in einer komplett offenen Conference - sprechen.

Cleveland hatte einen sehr guten ersten Drive, D'Ernest Johnson steuerte 55 der 84 Yards auf dem Weg zum Opening-Drive-Touchdown bei - und dann folgten drei schlechte Drives, während die eigene Defense zu viel zuließ, und plötzlich lag man mit 7:21 hinten. 7:24 stand es Mitte des dritten Viertels, und dann wird es eben auch zunehmend schwer, innerhalb der Wunsch-Parameter für die eigene Offense zu spielen.

Wenn dann mehr von Mayfield kommen muss, ist Cleveland derzeit massiv limitiert. Gegen die Pats brachte er keinen seiner sieben Passversuche über mindestens acht Yards Tiefe an und warf dabei einen Pick.

Browns: Die Defense ist gut - aber wie gut?

Ich mag generell einige der Entwicklungen in Cleveland. Die Defense spielt bereits seit Wochen besser als es die Zahlen vielleicht vermuten lassen würden: Nach Early Down Success Rate - also nur First und Second Down - standen sie auf Platz 2 über die ersten neun Wochen, Cleveland hatte einige Spiele dieses Jahr, in denen die Defense bei Third Down, und dabei bei einigen durchaus langen Third Downs, kritische Big Plays zuließ, was diese Spiele maßgeblich prägte.

So auch das gegen die Patriots, ganz klar. New England war in der ersten Hälfte absolut eiskalt bei Third Down, egal, wie lange die Distanz zum First Down auch war. Big Plays durch die Luft, Screens, es klappte alles und das trug maßgeblich dazu bei, dass Cleveland eben in dieses Loch überhaupt fiel.

Diese Downs zählen natürlich auch, das merkte Cleveland am Sonntag einmal mehr deutlich. Aber Late-Down-Patzer sind im Vergleich zu Early-Down-Konstanz eher instabiler, und zumindest teilweise kann man diese Fehler auch auf Abstimmungsprobleme und Coverage-Busts in der jungen Secondary zurückführen, die sich zweifellos noch finden musste, und muss.

Aber mir gefällt, was hier entsteht. Mit einem dominanten Pass-Rush-Duo, einer guten Rotation in der Defensive Line, einem echten Nummer-1-Corner mit Tiefe dahinter, guten Safeties, und Jeremiah Owusu-Koramoah war bis zu seiner Verletzung auf bestem Wege, in die Favoritenrolle für den Defensive Rookie des Jahres zu klettern.

Die Browns könnten in der zweiten Saisonhälfte den Sprung hin zu einer Top-5-Defense schaffen, wenn sie ihre Interior Defensive Line noch besser in den Griff bekommen. Und die Offense hat ohne Frage einen soliden Floor. Aber um in einer sehr breiten AFC, in der jede Woche ein anderes Team überzeugen kann, wird Cleveland mehr von Baker Mayfield brauchen.