Die Las Vegas Raiders haben das "Finale" um die letzte Wildcard der AFC gegen die Los Angeles Chargers durch ein Last-Second-Field-Goal in der Overtime gewonnen und damit erstmals seit 2016 wieder die Playoffs erreicht. Dabei erwies sich vor allem die starke Defensive Line als großer Vorteil. Durch dieses Ergebnis dürfen derweil auch die Pittsburgh Steelers jubeln.
Das entscheidende und letzte Spiel der Regular Season begann recht wild. Derek Carr fand früh Tight End Foster Moreau für einen 44-Yard-Catch-and-Run, an dessen Ende die Raiders Glück hatten, denn Moreau verlor am Ende des Spielzugs den Ball. Dieser sprang dann wenige Inches vor der Endzone ins Aus, sodass die Hausherren einem Touchback nur knapp entgingen. Wenig später hatten die Raiders gleich nochmal Glück, denn Cornerback Asante Samuel Jr. ließ eine mögliche Interception fallen. Letztlich sorgte dann Kicker Daniel Carlson aus 24 Yards für die ersten Punkte der Hausherren.
Die Chargers hingegen kamen nur schwer in Tritt und mussten zügig punten, zwangen daraufhin die Raiders aber ebenfalls zum Punt. Returner Andre Roberts leistete sich jedoch einen Muff, den die Raiders kurz vor der Chargers-Red-Zone eroberten. Kurz darauf warf dann Derek Carr einen Touchdown-Pass über 12 Yards zu Hunter Renfrow für eine 10:0-Führung.
Davon allerdings ließ sich Los Angeles nicht beirren und fand allmählich in die Partie. Es folgten zwei lange Drives über 13 und 14 Spielzüge, an deren Ende jeweils Touchdown-Runs von Austin Ekeler standen. Die Raiders allerdings fanden noch vor der Pause darauf eine Antwort.
Zunächst überstanden sie dabei einen 3rd and 23 mit einem Draw-Play durch die Mitte von Running Back Jalen Richard. In die Red Zone kamen sie schließlich durch eine äußerst zweifelhafte Pass-Interference-Strafe gegen Cornerback Chris Harris, der Zay Jones behindert haben soll. Allerdings landete der Ball weit entfernt vom Receiver und war wohl nicht fangbar. Die Raiders bekamen das Leder dennoch an der 1 und von dort erzielte Josh Jacobs den Touchdown zur Pausenführung.
Raiders vs. Chargers: Raiders kommen besser aus der Pause
Nach der Pause marschierten die Chargers direkt in Field-Goal-Reichweite. Doch aus 51 Yards scheiterte Kicker Dustin Hopkins mit seinem Kick. Aus dieser Vorlage machten die Raiders jedoch nichts und punteten. Die Gäste übernahmen an der eigenen 9-Yard-Linie. Von dort jedoch ging es nur bedingt vorwärts. Bei 4th and 1 überraschte Head Coach Brandon Staley dann jedoch mit der Entscheidung, den Versuch auszuspielen. Aus analytischer Sicht lag er damit wohl richtig, doch der gewählte Spielzug war eine weniger glückliche Entscheidung, denn wie schon bei 3rd and 1 versuchten es die Chargers mit einem Lauf durch die Mitte von Ekeler, der jeweils im Backfield von Defensive Tackle Darius Philon gestoppt wurde. Die Chargers-Defense verhinderte jedoch Schlimmeres, sodass Carlson seinen zweiten Field-Goal-Versuch im Spiel versenkte. 20:14 Raiders.
Daraufhin gelang den Raiders direkt das nächste 3-and-out, ultimativ dank eines Sacks bei 3rd Down von Maxx Crosby gegen Herbert. Im folgenden Drive drehten die Raiders wieder auf und marschierten von der eigenen 17 bis tief in die Red Zone. Die Schlüssel-Plays dabei waren ein 30-Yard-Pass von Carr zu Bryan Edwards sowie später ein Zone-Read-Keeper von Marcus Mariota aus der Wildcat. Am Ende stand schließlich ein 2-Yard-Touchdown-Pass von Carr auf Renfrow zur Vorentscheidung Anfang des vierten Viertels. Die folgende 2-Point Conversion wurde vergeben. 26:14 Chargers.
Damit nicht genug, denn nach Pressure von Quinton Jefferson durch die Mitte warf Herbert auch noch eine tiefe Interception zu Ex-Charger Casey Heyward, woraufhin die Raiders noch ein weiteres Field Goal drauflegten. Die Gäste schlugen jedoch nochmal zurück und überstanden dabei sogar ein 4th Down, um schließlich einen 23-Yard-Touchdown durch Rookie-Receiver Josh Palmer zu bejubeln - bei 4th and 21 noch dazu! Anschließend verkürzte Herbert per 2-Point Conversion auf sieben Punkte Abstand. Und die Chargers sollten den Ball noch einmal zurückbekommen, nachdem Joey Bosa einen Strip-Sack gegen Carr schaffte, die Raiders aber den Fumble bei 3rd Down eroberten. Die Chargers übernahmen dann nach einem Punt an der eigenen 17 mit etwas mehr als zwei Minuten zu spielen. Und sie gaben alles! In 18 Spielzügen rückten sie bis in die Red Zone vor mit auslaufender Uhr fand Herbert dann tatsächlich noch Mike Williams für einen 12-Yard-Touchdown-Pass zum Ausgleich. Overtime!
In selbiger bekamen die Hausherren zuerst den Ball und marschierten dank zweier langer Runs von Jacobs in Scoring-Distanz, doch dann geriet der Drive ins Stocken, sodass erneut Carlson auf den Plan trat und Las Vegas mit einem 40-Yard-Field-Goal einmal mehr in Front brachte. Die Antwort der Chargers? Ein erneut langer Drive und ein Field Goal zum abermaligen Ausgleich - Hopkins aus 41 Yards und 4:30 Minuten zu spielen. Und dann sah alles nach einem Unentschieden aus, das beide in die Playoffs gebracht hatte. Doch aus irgendeinem Grund nahmen die Chargers dann knapp 40 Sekunden vor Ende noch eine Timeout. Anschließend erzielte Jacobs noch ein First Down und die Raiders schickten 2 Sekunden vor Schluss Carlson erneut aufs Field - und der traf aus 47 Yards zum Sieg mit auslaufender Uhr.
Damit sicherten sich die Raiders die letzte Wildcard der AFC und gehen als Nummer-5-Seed in die Playoffs. Damit treffen sie am Wildcard-Wochenende auf die Cincinnati Bengals. Gleichzeitig dürfen auch die Pittsburgh Steelers jubeln, die damit als Nummer 7 feststehen und auf die Kansas City Chiefs treffen werden.
gettyLas Vegas Raiders (10-7) - Los Angeles Chargers (9-8)
Ergebnis: 35:32 OT (10:0, 7:14, 3:0, 9:14, 6:3) BOXSCORE
Raiders vs. Chargers - die wichtigsten Statistiken
- Durch seinen zweiten Touchdown im Spiel hat Austin Ekeler nun 20 Touchdowns in dieser Saison erzielt. Er ist damit erst der zweite Undrafted Spieler überhaupti in der Geschichte der NFL mit mindestens 20 TDs in einer Saison. Zuvor war dies nur Priest Holmes (2002, 2003) gelungen.
- Hunter Renfrow erzielte mit seinen ersten beiden Catches im Spiel 2 Touchdowns. Gleichzeitig durchbrach er mit seinem ersten Catch auch die 100-Reception-Marke in dieser Saison. Dies ist ihm in seiner dritten NFL-Saison damit erstmals geglückt.
- Für die Raiders ist es die erste Playoff-Teilnahme seit der Saison 2016, als sie ebenfalls als Wildcard dabei waren. Zuvor standen sie zuletzt 2002 in den Playoffs und erreichten damals auch den Super Bowl. Seither warten sie auch auf einen Sieg in der Postseason.
- Die Raiders sind das erste Team seit 60 Jahren, dass die Playoffs in einer Saison erreicht hat, nachdem es im selben Jahr mitten in der Saison einen Trainerwechsel vorgenommen hatte.
Der Star des Spiels: Defensive Line (Raiders)
Die Raiders dominierten das Spiel an der Line of Scrimmage und ließen nach der Pause auf dem Boden nichts mehr zu. Zudem machten sie Herbert mit ihrem Pass Rusern Maxx Crosby, Yannick Ngakoue und Co. stets das Leben schwer und störten entweder sein Team oder brachten ihn direkt zu Boden. Die Front-4 hatte damit großen Anteil daran, dass die Secondary meist gut aussah und Plays machte.
Der Flop des Spiels: Offensive Line (Chargers)
Was vor der Pause noch ordenltich aussah, entwickelte sich danach zum klaren Nachteil für die Gäste. Die Offensive Line war plötzlich keine Hilfe mehr im Run Game, das nach der Pause kaum noch zur Geltung kam. Zudem nahm mit fortlaufender Spielzeit der Druck auf Herbert zu, was die ganze Offense über weite Strecken behinderte. Hier wurde das Spiel entschieden.
Analyse: Raiders vs. Chargers - die Taktiktafel
Die Raiders schienen sich in der ersten Hälfte nicht so ganz sicher zu sein, wie die offensive Strategie aussehen sollte. Es wurde häufig auf Runs in early Downs gesetzt, doch genauso setzten sie auf Shot-Plays und nutzten häufiger Wildcat-Formationen mit Marcus Mariota als QB - unabhängig von der Feld-Position. Jedoch fehlte für all dies meist der Rhythmus.
Eine Konstante war jedoch die Herangehensweise gegenüber Edge Rusher Joey Bosa. Dieser wurde bei kurzen und schnellen Passspielzügen nur einzeln geblockt, doch bei längeren Passspielzügen setzte man auf Double-Teams und Chips.
- Die Chargers wiederum spielten tiefe Zones und meist mit 2.High-Looks. Das war sicherlich einer der Gründe für die vielen Laufspielzüge der Raiders, auch wenn jene nicht immer von Erfolg gekrönt waren, weil gerade Linebacker Uchenna Nwosu häufig mit Run-Blitzes ins Backfield vordrang und Schaden anrichtete. Wenn aber mal die Front überwunden wurde, war viel Platz zum Laufen da.
- Die Chargers-Secondary konzentrierte sich vor allem darauf, zwei Star-Spieler der Raiders aus dem Spiel zu nehmen - Slot-Receiver Hunter Renfrow und Tight End Darren Waller, der nach längerer Pause zurückkehrte. Bei beiden wurde ganz kalssische gedoppelt mit einem Cornerback oder Safety sowie einem Safety "over the Top". Während sich Harris meist zu Renfrow orientierte, wurde Waller häufig übergeben. Das zwang Carr immer wieder dazu, seine Sekundär-Optionen wie Zay Jones oder Bryan Edwards außen zu suchen, während Renfrow und Waller naturgemäß eher in der Mitte operierten.
- Nach ihrer Führung spielten die Raiders eher softe Coverage in ihrer üblichen Cover-3-Defense, die dazu führte, dass Herbert weitestgehend von Deep Shots absah und eher die kürzeren Pässe wählte. Das nahm dieser Offense ihr Big-Play-Potenzial, wovon sie normalerweise lebt.
- Der Schlüssel zum Pass Rush der Raiders waren zahlreiche Inside-Moves von nahezu allen Spielern der Defensive Line. Die Chargers taten sich sichtlich schwer, diese Technik zu verteidigen. Speziell durch die Mitte, aber auch über die rechte Seite der Offensive Line kamen die Rusher damit immer wieder durch und sorgten für Pressures.