Die Divisional Round hielt, was sie versprach: Jede Menge Drama - und jede Menge schwer enttäuschte Teams. Beide Nummer-1-Seeds verabschieden sich als One-and-Done-Teams, Mahomes und Allen liefern das Spiel des Jahres, während die Rams Geschenk auf Geschenk verteilen und die Bucs trotzdem rauskegeln.
War es das jetzt für Brady und für Rodgers? Und welche weiteren Erkenntnisse lassen sich aus dem Divisional-Playoff-Wochenende mitnehmen?
SPOX-Redakteur Adrian Franke fasst die Geschehnisse vom Wochenende zusammen.
1. Buccaneers: Brady - und ein übergreifender Trend?
Man muss immer aufpassen, dass man aus einem einzelnen Spiel nicht zu viele Schlussfolgerungen zieht. In einzelnen Spielen können verrückte Dinge passieren, auch Dinge, die eben nicht repräsentativ für das Team sind.
Ein derart verrücktes Spiel wie das zwischen den Bucs und den Rams fällt definitiv in diese Kategorie. Los Angeles hätte mehrfach den Deckel auf diese Partie machen müssen, und nicht nur das haben sie nicht geschafft, sie haben mit den Turnovern vielmehr Tampa Bay im Spiel gehalten und ins Spiel zurückgebracht.
Die Fumbles inklusive dem vermasselten Snap kamen jeweils zur absoluten Unzeit, immer gerade richtig, um Tampa Bay wieder zu reanimieren, nachdem die Bucs scheinbar abgeschrieben waren. Jalen Ramsey ließ sich von Mike Evans einfach überlaufen, Sean McVay war zu konservativ vor der 2-Minute-Warning, und so weiter.
Die Rams hatten eine fantastische erste Halbzeit bis zum Akers-Fumble. Danach ging so ziemlich alles schief aus Rams-Sicht, was hätte schiefgehen können, um Brady immer wieder neue Chancen zu geben. Und dann gewann L.A. das Spiel trotzdem.
Weil die Bucs blitzten, offensichtlich in der Hoffnung, nochmal ein defensives Big Play zu forcieren. Ein absurder Call von Todd Bowles in diesem Moment, auch wenn es ein Coverage-Bust war, weil nicht alle Verteidiger den richtigen Call verstanden hatten.
Dominante Defensive Lines als neues Muster?
Doch abgesehen davon, dass man Brady selbst in so einem Spiel nicht abschreiben kann und dass die Rams Tampa Bay immer wieder ins Spiel zurückgeholt haben, gab es wenige neue Erkenntnisse in dem Spiel. Aber übergreifende Perspektiven bieten sich sehr wohl an.
Die Offense-Struktur der Rams griff lange exzellent, während für Brady jeder Pass unter dem Dauerdruck der Rams hart verdient war. Das immerhin passt dann doch wieder in den Tenor dieser Postseason.
Wir haben es von Kyler Murray und Dak Prescott in der Wildcard Round gesehen, von Joe Burrow gegen die Titans, phasenweise von Aaron Rodgers gegen die Niners und jetzt eben auch von Brady gegen die Rams: Die Dominanz der Defensive Lines ist für mich ganz klar eine der Storylines dieser Playoffs, vielleicht sogar die auffälligste Story insgesamt.
Und das lässt sich auch erweitern. Eine dominante Defensive Line kann einem Team einen unheimlich hohen Floor geben, allein schon weil es gegen schwächere Teams enorm viel Spielraum bietet. Solche Offenses können abgemeldet werden von einer dominanten Front.
Dominante Fronts können dann auch Playoff-Spiele maßgeblich prägen, es ist der beste Weg, um eine Offense extrem eindimensional zu machen - und wir haben oft genug in dieser Saison gesehen, dass Quarterbacks in derart limitierten Parametern dann früher oder später schlecht aussehen.
Nicht jedes Defense-Scheme priorisiert den individuellen Pass-Rush, das ist klar. Aber ich bin gespannt, ob wir hier einen Trend sehen, dahin, dass mehr Teams über den Pass-Rush eine Base-Line aufbauen wollen, um defensiv nicht mit einer so hohen Varianz leben zu müssen.
Buccaneers: Macht Brady jetzt Schluss?
Und natürlich müssen wir nach diesem Spiel auch über Brady sprechen, nachdem im Vorfeld dieser Partie Gerüchte die Runde gemacht hatten, wonach Brady nach dieser Saison aufhören könnte. Brady selbst sagte nach dem Spiel, dass er sich noch nicht wirklich Gedanken darüber gemacht habe und jetzt die nächsten Tage schrittweise angehen wolle.
Nun ist es so, dass wir diesen Film mit Brady in den vergangenen Jahren häufig gesehen haben. Nicht unbedingt initiiert durch ihn selbst, aber wenn die Saison eines Quarterbacks in seinen 40ern endet, gibt es naturgemäß Diskussionen und Gerüchte über ein mögliches Karriereende. Selbst wenn er noch auf einem so hohen Level spielt wie Brady aktuell.
Brady hatte mehrfach angekündigt, dass er die 2022er Saison noch spielen will und das bleibt auch meine Erwartung bis auf Weiteres. Brady ist sicher ein Kandidat, um an irgendeinem Punkt auch "überraschend" zurückzutreten, und ich denke nicht, dass er seine Karriere auf eine Art und Weise ausdehnen will, dass er nur noch als ein Schatten seiner selbst agiert.
Aber erwarte ich, dass das jetzt passiert? Hier ist die Tendenz bei mir Nein.
2022 als letzter Ritt für die Brady-Bucs
Falls er doch zu dem Schluss kommt, dann gäbe es für mich zwei Argumentationslinien: Wir wissen, dass Brady mehr Zeit für die Familie haben möchte, und vielleicht ist jetzt einfach der Zeitpunkt gekommen, dass er das Gefühl hat, seinen Schwerpunkt zu verlagern.
Vielleicht sieht er auch, dass das Team nächstes Jahr schwächer sein wird. Chris Godwin, Jason Pierre-Paul, Ryan Jensen, Rob Gronkowski, Leonard Fournette, Carlton Davis, Ndamukong Suh, Alex Cappa, sie alle sind Starter und teilweise tragende Säulen, sie alle werden Free Agents.
Kann Tampa nochmal sein Team zusammenhalten und geht dann 2023 in den geplanten Kollaps? Vielleicht wurden die Gerüchte darüber, dass Brady aufhören könnte, auch mit einem Plan in die Welt gesetzt - dem Plan, die Bucs zu zwingen, ihre Karten auf den Tisch zu legen und sich weiter klar zu diesem Fenster mit Brady zu bekennen.
Mein Eindruck bisher zumindest war, dass hier wenig Zweifel aufseiten der Bucs besteht. Ich denke, dass 2022 der letzte Ritt für dieses Bucs-Team wird.
2. Green Bay Packers: Kommt jetzt der große Knall?
Selbst mit etwas Abstand fällt es noch schwer, so richtig in Worte zu fassen, was da in Green Bay passiert ist. Dass die Packers am Ende ihrem eigenen Special Team, das es noch nicht einmal schaffte, beim entscheidenden Field Goal nach der Timeout elf Leute aufs Feld zu bringen , zum Opfer fallen, war dabei noch die am wenigsten überraschende Storyline aus alledem.
Dass Rodgers weiterhin die Niners nicht in den Playoffs schlagen kann und auch im vierten Anlauf unterliegt, hat zumindest Wert aus Storytelling-Perspektive. Dass eine abermals durchgewirbelte Packers-Line irgendwann doch Probleme mit der Niners-Front bekam, damit musste man rechnen.
Dass die Packers jetzt in drei Jahren unter Matt LaFleur jeweils 13 Spiele in der Regular Season gewonnen, es aber nie in den Super Bowl geschafft haben, wird zunehmend eine Storyline, über die Packers-Fans sicher nicht diskutieren wollen.
Green Bay über diese drei Jahre ist damit das Team mit den meisten Siegen in einem Dreijahresfenster aller Zeiten, das es nicht in den Super Bowl geschafft hat.
Green Bay: Eingeholt von der Receiver-Problematik
Was bei mir aber am meisten hängen geblieben ist, sind - auch wenn sich natürlich, und das ohne Frage ein Stück weit zu Recht, alles auf das Special Team stürzt - zwei Punkte. Einerseits die Tatsache, dass Green Bay nach dem ersten Drive nie wieder in seinen Rhythmus gekommen ist. Nach dem Opening Drive hatte Green Bay noch genau einen Drive mit mehr als sechs Plays, der Field-Goal-Drive im dritten Viertel.
Punkt 2 hängt direkt damit zusammen, und es ist ein Thema, das ich bei Green Bay bereits seit Jahren auf den Tisch bringe, spätestens zu den jährlichen Draft-Diskussionen rund um die Packers: Die Wide-Receiver-Thematik.
Aaron Jones hatte gegen die Niners zehn Targets, er führte - dank seines 75-Yarders vor der Halbzeitpause bei dem Coverage-Bust - die Packers in Receiving-Yards an. Davante Adams hatte elf Targets und neun Catches für 90 Yards.
Kein anderer Spieler hatte mehr als zwei Targets und kein anderer mehr als einen Catch.
Einzig Backup-Tight-End Dominique Dafney kam auf zwei Targets, die einzigen beiden Pässe, die nicht Jones oder AdaEhems fingen, schnappten sich Lazard für sechs und Lewis für 0 Yards Raumgewinn.
Ich denke schon, dass wir darüber sprechen müssen, dass Green Bays schematische Parameter abgesehen vom ersten Drive, bei dem die Niners noch softer in ihren Coverages saßen, quasi gar nicht griffen. Und dass LaFleur vielleicht früher von den Runs bei First Down hätte absehen, und sie durch das Quick Game hätte ersetzen müssen, welches Green Bay so häufig dieses Jahr geholfen hat.
Aber noch viel dringender müssen wir darüber sprechen, dass viel zu häufig keiner der anderen Receiver Separation kreiert hat. Dass keiner Plays gemacht hat. Dass gerade früh im Spiel, als San Franciscos Front noch nicht ganz so aktiv war, mehrfach der Druck zunahm, weil die Coverage so eng saß - und die Niners das, mit ihrer sicher nicht unschlagbaren Cornerback-Gruppe, das auch so spielen konnten.
Darüber, dass Rodgers an irgendeinem Punkt komplett in den Adams-Lock-Modus ging und andere offene Receiver wenn sie dann mal da waren, nicht mehr wahrnahm. Diese Tendenz hatte Rodgers in vergangenen Jahren bereits immer wieder mal gezeigt, unter LaFleur spielte er deutlich disziplinierter aus der Pocket. Das Spiel gegen die Niners war in der Hinsicht für ihn ein bitterer Rückfall, und das geht dementsprechend auch auf Rodgers' Kappe.
Die Niners doppelten Adams teilweise auch gerade bei Third Down, und dann gab es für Rodgers oftmals keine Alternativen.
Auch der kontroverse 2020er Draft holt Green Bay ein
Green Bay konnte dieses Jahr häufig Dinge mit Play-Designs lösen, und den besten Receiver der NFL zu haben ist natürlich ein enormes Pfund. Aber es ist denke ich nicht zu unfair, zu sagen, dass das Fehlen einer starken Nummer 2 im Passspiel Green Bay dieses Spiel auch gekostet hat.
Da komme ich dann auch zurück auf den damals intensiv diskutierten 2020er Draft, und dessen Auswirkungen. A.J. Dillon ist ein netter Role Player, die Vertragsverlängerung von Jones macht diesen Zweitrunden-Pick damals umso kurioser. Josiah Deguara ist bestenfalls ein Role Player.
Die Auswirkungen eines Drafts sieht man häufig erst mit Verspätung. Und selbstredend war es nicht der einzige Grund für das Aus am Samstagabend. Aber in meinen Augen haben auch die Entscheidungen in jenem Draft die Packers bei der Niederlage gegen San Francisco eingeholt.
Rodgers-Trade? Adams weg? Wie geht es weiter?
Jetzt fokussiert sich natürlich alles - viel früher als in Wisconsin erhofft - auf die Offseason. Kann man Davante Adams halten? Was wird aus Aaron Rodgers? Diese Fragen werden die nächsten Wochen in Green Bay prägen.
Adams kann man denke ich schneller abhandeln. Ich sehe kein Szenario, in dem die Packers - trotz wenig Cap-Spielraum - den besten Wide Receiver der NFL gehen lassen. Adams wird notfalls per Franchise Tag gehalten, alles andere würde mich sehr überraschen.
Rodgers ist da deutlich komplexer, allein weil man bei Rodgers für sich betrachtet erst einmal nichts ausschließen kann. Würde es mich wundern, wenn er morgen sein Karriereende verkündet? Nein. Würde es mich wundern, wenn er die Organisation öffentlich attackiert und danach seinen Trade forciert? Nein.
Würde es mich wundern, wenn er in Green Bay bleibt und - vermutlich mit einem neuen Vertrag - der Starting-Quarterback der Packers zum Saisonauftakt 2022 ist? Keineswegs.
Tipp: Rodgers bleibt in Green Bay - oder er hört auf
Doch mein Eindruck bei Rodgers war, und deshalb hatte ich die Prognose auch vor einigen Wochen schon einmal abgegeben, dass er sich nach all den Diskussionen in der Offseason im Laufe der Saison zunehmend wohler fühlte.
Die Chemie mit Matt LaFleur scheint zu passen, das Team kam ihm mit dem Randall-Cobb-Trade entgegen und Rodgers sprach zuletzt sogar öffentlich positiv über das Zusammenspiel mit GM Brian Gutekunst und darüber, wie ihre Beziehung gewachsen sei. Eine Beziehung, die er im August noch als "Work in Progress" bezeichnet hatte.
Ich habe den Eindruck, dass in Green Bay intern einige der Probleme, die zu Rodgers' Unzufriedenheit und schließlich der Explosion im vergangenen Frühjahr geführt hatten, gelöst wurden. Dass am Miteinander gearbeitet wurde, Rodgers auf die Art und Weise einbezogen wurde, wie er es sich gewünscht hatte, und man auf einem guten Weg ist.
Ehrlicherweise ist meine Prognose deshalb auch unverändert. In meinen Augen ging es ihm nie darum, Green Bay unbedingt zu verlassen, nachdem die Packers mit Jordan Love seinen potenziellen Nachfolger gedraftet hatten. Rodgers geht es in erster Linie darum, dass er einen Einfluss hat und dass seine Stimme gehört wird. Das hat sein Verhalten in den letzten Monaten mit Nachdruck untermauert.
Nach dem Spiel am Sonntag kündigte er an, dass er sich etwas Zeit nehmen, aber vor der Free Agency eine Entscheidung treffen wolle. Er sagte auch, dass er - wenig überraschend - nicht Teil eines Rebuilds sein werde, und die Packers haben nach den Saints die schwierigste Cap-Situation in der NFL: Stand jetzt wären sie knapp 40 Millionen Dollar drüber. Einiges an Cap-Akrobatik wird nötig sein, um nicht zu viel Talent zu verlieren.
Aber unmöglich ist das nicht. Ich denke, dass Rodgers entweder in Green Bay bleibt - oder seine Karriere beendet. Und die Tendenz geht für mich klar zu Ersterem.
3. Mahomes und Allen: Wenig zu lachen für die AFC?
Wenn ich diese Takeaways schreibe, ist es häufig eine Mischung aus wilden Notizen und Statistiken, die während des Spiels in einem Dokument landen und dann erst einmal entwirrt werden müssen auf der einen, und die Eindrücke, die am stärksten bei mir hängen geblieben sind auf der anderen Seite.
Beim Duell der Chiefs und der Bills überwog hier definitiv Letzteres. Einmal, weil natürlich diese Overtime-Regel verändert werden muss. Dass Allen hier den Ball nicht mehr berührt, weil die Chiefs den Münzwurf gewinnen, ist sehr frustrierend und vielleicht ist das der Anstoß, um endlich einen Mittelweg zu finden, dass beide Quarterbacks eine Chance haben.
Doch darüber hinaus ein übergreifender Gedanke, den ich spätestens ab Mitte des zweiten Viertels nicht mehr aus dem Kopf bekam und der mit dieser komplett verrückten Schlussphase in Kansas City immer präsenter wurde, war dieser: Wie groß waren die Bauchschmerzen der allermeisten GMs in der AFC, während sie dieses Spiel gesehen haben?
Zu wissen, dass Patrick Mahomes und Josh Allen die nächsten zehn, vielleicht 15 Jahre in der AFC ihr Unwesen treiben werden, muss eine furchteinflößende Aussicht für die anderen Teams in der Conference sein.
Quarterback-Schwergewichtskampf in der AFC auf Jahre
Sicher, es gibt Quarterbacks wie Justin Herbert, vielleicht auch bald wieder Lamar Jackson, vielleicht Joe Burrow - der im Championship Game gleich mal eine Chance bekommt -, die einzelne Duelle für sich entscheiden können. Und bei Allen darf man gespannt sein, wie viele Prozentpunkte die Offense einbüßt, wenn sie Coordinator Brian Daboll verliert.
Doch die Quarterback-Landschaft in der AFC insgesamt betrachtet wird jetzt ein absoluter Schwergewichtskampf sein, dieser Mahomes-Allen-Clash war wie der Kampf zweier Giganten, während die Sterblichen nur zuschauen können.
Und das könnte sich auch noch mehr auf die Art und Weise auswirken, wie Teams denken.
Die Entscheidung von Sean McDermott etwa, bei Vierter-und-Eins in der eigenen Hälfte zu punten, rächte sich sofort; gegen diese Art Team ist es ein Spiel der Possessions, nicht der Field Position und was konservativ und "sicher" wirkt, kann das Loch, in dem sich das eigene Team befindet, dramatisch schnell vergrößern.
Wir haben in der Wildcard Round bereits eindrucksvoll gesehen, zu was Allen und Mahomes in der Lage sind, und das setzte sich dann diese Woche im direkten Duell fort.
Ob in ultra-dominanten Spielen wie dem von Allen gegen die Patriots, oder auch in einzelnen Drives, in einzelnen Plays, wenn sie Würfe machen und Plays kreieren, die so einfach kaum jemand kann: Das Potenzial mit diesen Quarterbacks für die eigene Offense ist enorm, und diese Playoffs haben das unterstrichen.
Quarterback-Suche: Go big, or go home!
Nun sollten die Konkurrenten in der AFC und spezifisch in den Divisions dieser beiden Teams natürlich nicht den Kopf in den Sand stecken. Auch wenn die Head-Coach-Posten in Denver, Miami und mutmaßlich Las Vegas über die letzten beiden Wochen eher nicht attraktiver wurden.
Aber es ist schwer vorstellbar, wie man mit einem Quarterback wie Teddy Bridgewater, Carson Wentz, oder selbst etwas perspektivischer gedacht Tua Tagovailoa - mit einem Sternchen bezüglich der weiteren Entwicklung noch hintendran - oder Baker Mayfield mit einem guten Gefühl an den Start gehen kann, wenn man in den Playoffs dann diese Lasershow sieht.
Und das war der bleibende Eindruck aus dieser Partie: Go big, or go home auf der Suche nach einem Quarterback.
Nicht jedes Team kann einen Elite-Quarterback haben. Aber jedes Team sollte, genau wie es eben diese beiden Teams mit Mahomes und Allen vorgemacht haben, aktiv versuchen, einen zu finden.
4. Tennessee Titans: Ab jetzt auf Quarterback-Suche
57,4 Millionen Dollar.
So viel würde es die Titans an Dead Cap für 2022 kosten, wenn sie Ryan Tyannehill jetzt entlassen würden.
Knapp 20 Millionen mehr als sein Cap Hit in der kommenden Saison in Höhe von 38,6 Millionen Dollar, den sie immerhin um 10,2 Millionen Dollar reduzieren könnten, würden sie einen Trade-Partner finden. Dann stünden 28,4 Millionen Dead Cap in den Büchern.
Diese harten, kalten Zahlen wollte ich nur vorwegschieben, weil der Aufschrei in Titans-Kreisen nach diesem Auftritt gegen die Bengals natürlich groß war. Und das völlig zu Recht, Tannehill war furchtbar, vom ersten Pass - dieser viel zu spät geworfenen Interception zu Jessie Bates - bis hin zu der spielentscheidenden Interception am Ende, auch wenn die nur in Teilen auf seine Kappe ging.
Er hat den Titans das Spiel verloren, das kann man ganz klar so sagen.
Die neun Sacks der eigenen Defense bedeuteten die Einstellung des Playoff-Rekords, Tannehill hatte endlich alle seine Waffen wieder beieinander - auch wenn Derrick Henry merklich nicht fit war und es mich gewundert hat, dass sie Foreman nicht viel häufiger eingesetzt haben - und Burrow hätte mit Sicherheit einiges dafür getan, Tannehills Protection in diesem Spiel statt seine eigene zu haben.
Hier darf es dann keine Ausreden geben. Tannehills Cap Hit in den nächsten beiden Jahren liegt je jenseits der 35-Millionen-Dollar-Marke, und ein Quarterback in diesen Sphären darf das Spiel nicht weg werfen, wenn es ihm von seinen Teamkollegen so auf dem Silbertablett serviert wird.
Haben die Titans ihren Zenit erreicht?
Hier ist es dann auch fair, zu fragen, ob die Titans in ihrer aktuellen Zusammensetzung einfach ihr Ceiling erreicht haben.
Klar, Tennessee hatte sehr viele Verletzungen dieses Jahr, aber letztlich hat das auf die Saison betrachtet ja nur eine überschaubare Rolle gespielt - das Problem der Titans war nicht die Regular Season, die haben sie mit dem Nummer-1-Seed abgeschlossen. Viel besser kann das reine Ergebnis hier ja nicht ausfallen.
Doch wir müssen auch über Offensive Coordinator Todd Downing sprechen, der die große Lücke, die Arthur Smith hinterlassen hat, nicht wirklich ausfüllen konnte - nie war das deutlicher als am Samstag gegen die Bengals.
Wir müssen über Julio Jones sprechen, dessen Körper es ihm vielleicht einfach nicht mehr erlaubt, der Impact-Spieler zu sein, den sich die Titans erhofft hatten. Kosten wird er die Titans 2022 14,3 Millionen Dollar.
Derrick Henry Cap Hit nächstes Jahr wird 15 Millionen Dollar betragen, Harold Landry wird Free Agent, Bud Dupree steht nach einer enttäuschenden Saison nächstes Jahr mit 19,2 Millionen Dollar in den Büchern.
Titans: Ab jetzt im Quarterback-Suchmodus
Vielleicht überraschen uns die Titans auch 2022 mal wieder. Indem sie ein paar enge Spiele gewinnen, ein paar Spiele glücklich gewinnen, und ein paar vermeintliche Favoriten auseinandernehmen.
Bei Tennessee hat mich mein Gefühl in den vergangenen beiden Jahren oft genug getäuscht, dieses Team ist zu unerklärlichen Auftritten in der Lage, in beide Richtungen.
Aber wenn wir aus übergreifender Perspektive sprechen, sieht die Realität der Situation in Tennessee für mich so aus: Die Titans sollten sich mit dem Gedanken anfreunden, dass sich das Fenster für diese Version des Teams schließt und sollten für die Zukunft planen - insbesondere auf der wichtigsten Position.
Natürlich, um zum Einstieg zurückzukehren, trennt man sich jetzt nicht von Tannehill oder etwas dergleichen. Tannehill ist - ähnlich wie Garoppolo - ein sehr solider Quarterback, der in den richtigen Umständen ohne Frage funktionieren kann, und das auch auf einem sehr hohen Level. Und aus Cap-Perspektive wird es ohnehin kaum möglich sein, jetzt hier eine drastische Entscheidung zu treffen.
Aber ich denke, dass die Titans jetzt in die Gruppe der Teams gehören, die offiziell auf Quarterback-Suche sind. Nicht um Tannehill krampfhaft sofort zu ersetzen; aber wenn ihnen einer im Draft Mitte der ersten Runde gefällt, sollten sie ohne Frage zuschlagen.
Die Klasse bietet sich dafür an, denn auch wenn es kein Elite-Prospect gibt, so gibt es doch interessante Talente eine Stufe darunter, und die könnten dann deutlich eher in Tennessees Draft-Reichweite sein.