NFL

NFL-Deutschland-Boss Alexander Steinforth im Interview: "Die NFL ist in Deutschland zu einem Phänomen geworden"

Alexander Steinforth ist seit Februar der neue General Manager für die NFL in Deutschland.
© spox
Cookie-Einstellungen

Nach der Zeit bei der Fortuna sind Sie als Geschäftsführer zur Deutschen Sport Marketing GmbH gewechselt, dem kommerziellen Arm des DOSB. Was hat Sie daran gereizt?

Steinforth: Die Olympischen Ringe sind die wertvollste Marke der Welt. Kein Symbol hat so einen Bekanntheitsgrad und so eine Strahlkraft. Für mich war der Wechsel deshalb so spannend, weil ich in ein ganz anderes Umfeld als den Fußball eintauchen konnte. Wir wissen alle, wie viel Geld im Fußball im Umlauf ist. Wenn du dann siehst, welche Höchstleistungen unsere olympischen Sportlerinnen und Sportler bringen und dabei auch finanziell teilweise noch draufzahlen, um etwa ein Trainingslager zu finanzieren, ist das beeindruckend. Da stehen fantastische Lebensgeschichten dahinter, die zu oft unter dem Radar laufen. Für mich war es eine Ehre, in meiner Rolle die ganze Breite des Sports zu repräsentieren.

Wie kam dann der Kontakt zur NFL zustande?

Steinforth: Ursprünglich wurde ich gefragt, ob in meinem Netzwerk jemand sei, der für diese Rolle geeignet sein könnte. Als ich aber die Jobbeschreibung gelesen habe, dachte ich mir: Das liest sich so spannend, da möchtest Du selber in den Austausch gehen. So bin ich in die Gespräche gegangen und war von Anfang an begeistert, mit welchem Drive die NFL das Thema Deutschland behandelt und wie wichtig es ihnen ist.

Steinforth: So wollen wir noch näher an die Fans kommen

Was wollte die NFL von Ihnen im Bewerbungsprozess vor allem wissen?

Steinforth: Es ging vor allem darum, wo ich als jemand, der nicht das Insider-Wissen besaß, die Hebel ansetzen würde und wo ich die nächsten Schritte für die NFL in Deutschland sehe. Die Frage, wie wir die NFL noch näher an unsere deutschen Fans bringen können, spielt dabei die entscheidende Rolle. Es ist beeindruckend, wie stark die NFL in Deutschland gewachsen ist, ohne dass wir hier überhaupt ein Regular-Season-Spiel hatten. Ohne, dass die NFL ganzjährig vor Ort aktiv war.

Alexander Steinforth
© NFL
Alexander Steinforth

Und wie bekommen wir die NFL noch näher an die Fans?

Steinforth: Natürlich in erster Linie mit dem Spiel auf deutschem Boden als absolutes Leuchtturm-Event. Wir hoffen und glauben, dass dieses Spiel so viel Begeisterung kreieren und den Stellenwert der NFL in Deutschland nochmal auf ein neues Niveau heben wird. Wir müssen aber auch alles daran setzen, dass die NFL das ganze Jahr über in Deutschland präsent ist. Wir denken an große Fan-Feste, an Grassroots-Aktivitäten, an Flag Football, vielleicht an eine Academy eines Tages. Wir werden ein deutsches Büro aufbauen. Die NFL kommt nicht nach Deutschland und ist dann in ein paar Jahren wieder weg. Die NFL kommt nach Deutschland, um zu bleiben.

München und Frankfurt stehen seit Mittwoch als Gewinnerstädte fest. Warum kam es zu dieser Wechsellösung?

Steinforth: Wir haben im ersten Schritt München 2022 fix gemacht und wir wissen, wir spielen zwei in München und zwei in Frankfurt, den Rest klären wir im Lauf des Jahres. Es ist generell schwer von Gewinnern und Verlierern zu sprechen, weil es wirklich drei hervorragende Bewerbungen waren. Wir haben uns ganz genau angeschaut, wer am Ende das beste Gesamtpaket bietet. Die Verbindung aus Stadt, Stadion und dem Klub, der dort beheimatet ist, musste einfach stimmen. Wir sind überzeugt davon, dass München und Frankfurt uns die beste Möglichkeit geben, die NFL in Deutschland zu verwurzeln. Wir wollen aber auch mit Düsseldorf in Kontakt bleiben und sprechen über eine Partnerschaft, die wir auch ohne ein Spiel eingehen können. Wir freuen uns jetzt einfach sehr, dass unsere deutschen NFL-Städte feststehen und wir können es natürlich kaum abwarten, bis auch das Matchup steht. Im nächsten Schritt werden wir dann das Heimteam bekannt geben.

Chiefs, Patriots, Bucs, Panthers? "Große Lust auf Deutschland"

Es ist davon auszugehen, dass mindestens eines der Teams nach Deutschland kommen wird, das sich die exklusiven Vermarktungsrechte für den deutschen Markt gesichert hat. Die New England Patriots, Kansas City Chiefs, Carolina Panthers und Tampa Bay Buccaneers haben da den Zuschlag bekommen. Bucs vs. Chiefs wäre ein denkbares Matchup. Was können die deutschen Fans generell von diesen Teams erwarten?

Steinforth: Die deutschen Fans können sich in erster Linie freuen, dass diese Teams große Lust auf Deutschland haben. Es gibt das klare Commitment, etwas auf die Beine zu stellen - und dafür auch zu investieren. Ich hatte schon die ersten Kennenlern-Calls und habe durch den Bildschirm die Begeisterung gespürt. Gleich heute steht der nächste Austausch mit den Chiefs an. Es ist auch kein Geheimnis, dass sich viele Klubs um den deutschen Markt beworben haben bei der NFL. Und für uns ist es natürlich klasse, dass absolute Top-Teams dabei sind.

Bei der ganzen Euphorie bekommen wir bald wieder eine Diskussion, ob es eines Tages doch eine oder mehrere NFL-Franchises in Europa geben könnte.

Steinforth: (lacht) Da muss ich sie an Commissioner Goodell verweisen, er ist dafür der bessere Ansprechpartner. Die Gedankenspiele waren ja schon immer interessant, einfach weil die NFL mit der begrenzten Anzahl an Spieltagen dafür vielleicht am besten geeignet wäre. Lassen wir uns überraschen, was die Zukunft da noch so bringt.

Um zum Abschluss nochmal konkreter zu werden: Wo genau sehen Sie die größten Potenziale für weiteren Wachstum der NFL in Deutschland?

Steinforth: Wir gehen das Ganze bewusst ohne gedankliche Grenzen oder Schranken an. Es gibt das klare Commitment, weiter zu wachsen. Das steht erstmal. Schon heute haben wir eine starke Bindung zu den Fans, deren NFL-Interesse in den 1990ern und 2000ern, auch über die NFL Europe, gewachsen ist. Und wir haben durch die gesteigerte Berichterstattung über die NFL in Deutschland auch viele Jüngere angesprochen. Wir haben sehr viele in der Altersgruppe zwischen 16 und 24 für die NFL begeistern können. Darüber hinaus gibt es aber noch sehr viele Sportbegeisterte, die wir zusätzlich gewinnen wollen. Wir müssen uns fragen, wie wir diese unterschiedlichen Gruppen erreichen. Wie holen wir sie ab? Das kann das aktive Stadionerlebnis sein, das kann ein soziales Event sein, das kann Social-Media sein. Wie schaffen wir Angebote maßgeschneidert für die jeweiligen Zielgruppen und wie treten wir in Kommunikation mit ihnen, das wird eines unserer wichtigsten Themen der kommenden Zeit.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema