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"Systemischer Rassismus": Brian Flores klagt gegen die NFL und drei ihrer Teams

Von SPOX
Ex-Dolphins Head Coach Brian Flores hat Klage gegen die NFL sowie drei ihrer Teams beim US-Bundesgericht in Manhattan eingereicht. Sein Vorwurf lautet: Rassistische Einstellungspraktiken.
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Ex-Dolphins-Head-Coach Brian Flores hat Klage gegen die NFL sowie drei ihrer Teams bei einem Bezirksgericht in Manhattan eingereicht. Sein Vorwurf lautet: rassistische Einstellungspraktiken.

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"Gott hat mich mit einem besonderen Talent als Footballtrainer beschenkt, aber die Notwendigkeit von Veränderungen ist größer als meine persönlichen Ziele", erklärte Flores in einer Mitteilung der Anwaltskanzlei, die ihn in dem Fall vertritt.

Die 58-seitige Klageschrift, eingereicht am Dienstag vor dem Federal Court in New York, behauptet, dass die NFL Flores und andere schwarze Trainer aus rassistischen Gründen diskriminieren und ihnen Positionen als Cheftrainer, Offensiv- und Defensivkoordinatoren und Quarterbacks Coaches sowie als General Manager vorenthalten würde.

Neben der NFL werden die Miami Dolphins, die New York Giants, die Denver Broncos sowie nicht näher bezeichnete Einzelpersonen belangt.

"Bei meiner Entscheidung, heute die Sammelklage einzureichen, ist mir klar, dass ich damit möglicherweise meinen Trainerjob in diesem Sport, den ich so sehr liebe und der so viel für meine Familie und mich getan hat, aufs Spiel setze", sagte Flores. Er hoffe jedoch aufrichtig, dass andere sich ihm anschließen werden, wenn er sich "gegen den systemischen Rassismus in der NFL wende, um sicherzustellen, dass sich für kommende Generationen etwas zum Positiven verändert".

Flores: Schwere Vorwürfe gegen Team-Eigentümer

Brian Flores war im Anschluss an die im Januar beendete reguläre Saison bei den Dolphins entlassen worden. Zum zweiten Mal in Folge hatte er das Team zu einer positiven Bilanz gecoacht, aber wie in den beiden Saisons zuvor die Qualifikation für die Playoffs verpasst.

Weiter wirft der 40-jährige Flores der NFL vor, "in gewisser Hinsicht rassisch getrennt" zu sein und vergleicht den Führungsstil mit der einer "Plantage". Flores: "Die 32 Team-Eigentümer - von denen keiner schwarz ist - profitieren im Wesentlichen von der Arbeit der NFL-Spieler, von denen 70 Prozent schwarz sind."

Die Eigentümer würden sich die Spiele von ihren Luxuslogen in den NFL-Stadien aus ansehen, während ihre mehrheitlich schwarzen Mitarbeiter jeden Sonntag ihren Körper aufs Spiel setzen, "böse Schläge einstecken und schwere Verletzungen an Körper und Gehirn erleiden", erklärt Flores. Währenddessen würden die NFL und ihre Eigentümer "Milliarden von Dollar" einnehmen.

Flores: Verwirrung um angebliche Belichick-SMS

Teil der Klageschrift ist auch eine angebliche Textnachricht von Patriots-Head-Coach Bill Belichick, der Flores zu seiner Einstellung bei den New York Giants gratulierte, obwohl dieser noch gar nicht beim Vorstellungsgespräch gewesen war. Der sogenannten Rooney-Regel zufolge müssen NFL-Teams bei ihrem Einstellungs-Prozess Kandidaten ethnischer Minderheiten für ihre offenen Stellen interviewen.

Über Belichick flog offenbar auf, dass Flores zwar zum Bewerbungsgespräch geladen worden sein soll, aber überhaupt keine Chance mehr gehabt habe. Später schrieb Belichick: "Tut mir leid - ich habe es vermasselt. Ich habe es doppelt geprüft und den Text falsch gelesen. Ich glaube, sie haben Brian Daboll eingestellt. Das tut mir leid." Drei Tage nach der angeblichen Nachricht ernannten die Giants Daboll offiziell zu ihrem neuen Head Coach.

Später am Dienstag erklärten die New York Giants in einer Stellungnahme, dass sie zufrieden mit dem Einstellungsprozess um Daboll seien.

"Wir haben eine beeindruckende und vielfältige Gruppe von Kandidaten interviewt. Tatsache ist, dass Brian Flores bis zur letzten Minute im Gespräch war, unser Head Coach zu werden. Letztendlich haben wir uns für die Person entschieden, die unserer Meinung nach am qualifiziertesten ist, um unser nächster Head Coach zu werden", hieß es.

Broncos: Elway kam "verkatert" zum Vorstellungsgespräch

Einen ähnlichen Vorfall habe es 2019 bei den Denver Broncos gegeben, als sich Flores dort für den offenen Head Coach Job beworben habe. Der damalige General Manager John Elway sei mit einer Stunde Verspätung und verkatert zum Vorstellungsgespräch gekommen - Flores behauptet, sie hätten in der Nacht zuvor "viel getrunken."

Kurz darauf wurde Vic Fangio als Head Coach der Broncos eingestellt. Aus dem Inhalt des Gesprächs sei "klar hervorgegangen, dass Herr Flores nur wegen der Rooney-Regel interviewt wurde", heißt es in der Klage.

Flores: Dolphins-Eigentümer Ross bot 100.000 Euro pro Niederlage

Den Miami Dolphins um Eigentümer Stephen Ross wirft Flores vor, ihm kurz nach seiner Einstellung 100.000 Euro für jede Niederlage geboten zu haben, damit das Team einen möglichst hohen Draft-Pick ergattere. Nachdem Flores' Team am Ende der Saison plötzlich ein paar Spiele gewann, sei Ross "sauer" gewesen, dass Flores "die Position im Draft gefährde", heißt es in der Klageschrift.

Nach dem Ende der Saison 2019 habe Ross Flores unter Druck gesetzt, einen prominenten Quarterback auf Ross' Jacht anzuwerben, Letzterer weigerte sich aber, um nicht gegen die "Tampering"-Regeln zu verstoßen. "Von diesem Zeitpunkt an wurde Herr Flores geächtet und schließlich entlassen."

Bei besagtem QB soll sich Medienberichten zufolge um keinen geringeren als Tom Brady gehandelt haben, der zu der Zeit noch bei den Patriots unter Vertrag stand. Brady wechselte schließlich als Free Agent zu den Tampa Bay Buccaneers.

NFL: "Vielfalt ist der Kern unseres Handelns"

Die NFL reagierte umgehend und erklärte, sich mit ihren Klubs "zutiefst" für "gerechte Beschäftigungspraktiken" einzusetzen und "weiter Fortschritte bei der Chancengleichheit in unserer Organisation" zu erzielen.

"Vielfalt ist der Kern unserer Arbeit", es gebe nur wenige Themen, mit denen sich die Klubs und die Ligaführung ausgiebiger beschäftigen würden, schrieb die NFL: "Wir werden uns gegen diese unbegründeten Behauptungen wehren."

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