Super Bowl LVI ist endlich da! Die Cincinnati Bengals sind zum dritten Mal nach 1981 und 1988 mit von der Partie, während die Los Angeles Rams nach 2018 ihren zweiten Anlauf unter Sean McVay versuchen. Die Rams gehen als Favorit in die Partie - auch aufgrund ihrer hochklassigen Offense. Doch was macht die aus? Und welche Antworten könnten den Bengals einfallen? SPOX-Redakteur Adrian Franke beleuchtet die Offense der Rams vor dem Super Bowl.
An verschiedenen Stellen dieser Saison schien die Beschreibung "Achterbahnfahrt" am ehesten dem gerecht zu werden, was sich die Los Angeles Rams mit Matt Stafford eingekauft haben. Es gab die eindrucksvollen Hochs - und es gab die rabenschwarzen Tiefs.
Das erste Duell mit den 49ers etwa, als Staffords gravierende Fehler die Rams auf die Verliererstraße brachten. Das gleiche Spiel hatte sich bereits in der Woche davor gegen die Titans ereignet. Gegen die Vikings warf er das Spiel mehrfach weg, auch wenn L.A. es am Ende gewann. Und selbst im Championship Game gegen die 49ers warf er eine Interception, und wenn Jaquiski Tartt komplett unbedrängt Staffords Pass abfängt, erhalten die Niners knapp zehn Minuten vor dem Ende bei eigener Führung den Ball zurück.
Auf der anderen Seite dieser Gleichung steht eine Offense, die ihre Explosivität wiedergefunden hat, welche zuletzt mit Jared Goff verlorengegangen war. Stafford führte die Liga in der Regular Season in puncto Deep Passing Yards an (1.272), damit verdreifachte er die Ausbeute in dieser Kategorie von Goff (416 Deep Passing Yards) in dessen finaler Rams-Saison.
Zumindest teilweise stehen Staffords Schwankungen auch sinnbildlich für die Identitätssuche der Rams-Offense. Head Coach Sean McVay schien gerade zu Beginn der Saison darauf aus, die Offense radikal zu öffnen, mehr aus Spread-Formationen zu agieren und mehr auf die Schultern des Quarterbacks abzuladen, jetzt, wo er das Quarterback-Upgrade bekommen hatte.
Doch das rückte Staffords Inkonstanz umso mehr in den Mittelpunkt, und es dauerte eine Weile, ehe die Rams eine Art Mittelmaß zwischen der sehr Quarterback-freundlichen "Goff-Offense" und der aggressiveren "Stafford-Offense" gefunden hatten. Es gab immer wieder die Spiele, die sich nach einem Flashback anfühlten und eindeutig an die vergangene Goff-Saison erinnerten.
Super Bowl: Die Rams-Offense - die Basics
- In puncto Personnel-Nutzung haben die Rams den Kreislauf vollendet: McVays Super-Bowl-Offense 2018 operierte ligaweit mit der höchsten 11-Personnel-Quote (ein Running Back, ein Tight End, drei Wide Receiver) und konnte daraus ihr vertikales Play-Action-Passspiel aufziehen. Defenses stellten sich darauf aber mehr und mehr ein, sodass McVay Wege finden musste, trotz Goffs Limitierungen weiter Mismatches und explosive Plays zu schemen. In puncto Personnel lag die Antwort darin, mehr zwei Tight Ends aufzubieten und so über die Matchup-Schiene zu kommen: 2020 spielte L.A. 29 Prozent seiner Snaps in 12-Personnel, die ligaweit vierthöchste Quote.
- Mit Stafford ging das dramatisch zurück, die Rams spielten in dieser Saison nur noch 12 Prozent 12-Personnel - und führten die Liga mit einer 11-Personnel-Quote von 85 Prozent an (Liga-Schnitt: 61 Prozent). 12-Personnel bleibt derweil ein Shot-Play-Indikator: Wenn die Rams den Ball mit zwei Tight Ends auf dem Feld werfen, machen sie das laut Sharp Football Stats mit 10,3 Air Yards pro Pass - 2,5 Yards über dem Liga-Schnitt.
- Die offensive Umstellung durch den Quarterback-Wechsel wird auch im Play-Calling deutlich. Staffords Play-Action-Quote lag laut PFF bei 23,7 Prozent - zum Vergleich: Jared Goff bekam Play Action 2020 bei 32,9 Prozent seiner Pässe, 2019 lag er bei 32,8 Prozent und 2018 bei 35,8 Prozent. Eine drastische Umstellung. Wenn die Rams aber Play Action nutzen, dann ganz anders als zuletzt mit Goff. Dessen durchschnittliche Target-Tiefe bei Play Action lag letztes Jahr bei 6,7 Yards, der niedrigste Wert in der NFL. Stafford 2021 war fast exakt zwei Yards drüber.
- Stafford hatte die drittmeisten Touchdown-Pässe in unter 2,5 Sekunden in der Regular Season (23). Auffällig dabei ist, dass Stafford hier vergleichsweise wenige Big Plays selbst kreieren musste, sondern die Offense hier schematisch exzellent funktionierte. Staffords durchschnittliche Target-Tiefe in unter 2,5 Sekunden lag bei gerade einmal 4,7 Yards.
- Wie gut das Scheme funktioniert wird auch in einer weiteren Stat deutlich: Stafford warf nur 12,1 Prozent seiner Pässe in enge Fenster, einer der niedrigsten Werte in der NFL. Zum Vergleich: Super-Bowl-Gegenüber Joe Burrow liegt in dieser Kategorie am komplett anderen Ende des Spektrums mit über 19 Prozent.
- Nach Expected Points Added pro Play war Stafford der produktivste Quarterback dieser Saison gegen Single-High-Coverages sowie gegen Man Coverage. Cincinnati spielt gerne Single High mit Jessie Bates als Free Safety, ist allerdings in erster Linie ein Zone Coverage Team.
- Die Umstellung in der offensiven Rollenverteilung durch den - verletzungsbedingt erzwungenen - Wide-Receiver-Übergang von Robert Woods zu Odell Beckham war überdeutlich: Beckham verbrachte bei den Rams lediglich knapp 21 Prozent seiner Pass-Snaps im Slot; Woods hatte bis zu seiner Verletzung fast 45 Prozent der Snaps im Slot verbracht. Beckham übernahm eine deutlich vertikalere Rolle, was auch dazu führte, dass Tyler Higbee nach der Woods-Verletzung eine konstantere Rolle in der Offense übernahm.
- Und noch eine Veränderung war bei den Rams zuletzt festzustellen: In der Regular Season waren nur drei Teams - die Chiefs, die Bucs und die Bills - bei Early Down in neutralen Spielsituationen Pass-lastiger als die Rams, mit einer Quote von knapp 58 Prozent. Diese Quote fiel in den Playoffs auf knapp 51 Prozent, und hier passen die Zahlen zur Wahrnehmung: Die Early-Down-Runs mit Cam Akers waren häufig nicht erfolgreich, McVay blieb aber in der Postseason strikter dabei als in der Regular Season. Hier könnte eine Chance für Cincinnati liegen, damit das Spiel länger eng und eher Low-Scoring bleibt.
Staffords beste Spiele kamen gegen Teams, die versuchten, ihn aggressiv zu spielen. Arizona, Tampa Bay, Houston, unter anderem. Zumindest den Gefallen dürfte ihm Cincinnati im Super Bowl kaum tun, dafür muss man sich nur den Auftritt der Bengals-Defense im Championship Game gegen die Chiefs anschauen. Auch Man Coverage wird Stafford vermutlich eher seltener sehen.
Die größte Frage aus Bengals-Sicht aber wird sein, ob sie halbwegs die richtige Balance finden zwischen einerseits genügend Leuten in Coverage und dem richtigen Maß an Aufmerksamkeit für Rams-Top-Receiver Cooper Kupp - und andererseits einem Pass-Rush, der Stafford hinter einer exzellenten Offensive Line unter Druck setzen kann.
Gegen die 49ers stand Stafford bei nur 25 Prozent seiner Dropbacks unter Druck, Tampa Bay konnte den Druck in der Divisional Round nur dadurch im Laufe des Spiels erhöhen, dass die Bucs Stafford insgesamt bei fast 40 Prozent seiner Dropbacks blitzten.
Das jedoch war selten das richtige Mittel gegen Stafford in diesem Jahr: Stafford war in dieser Saison einer der besten Quarterbacks gegen den Blitz.
Cooper Kupp: Elite-Receiver und Scheme-Profiteur
Es gab in dieser Saison vier Receiver, die mindestens 100 Targets und dabei im Schnitt mehr als 3,5 Yards Separation am Catch Point hatten - also der Abstand zum nächsten Verteidiger im Moment des Catches oder der Incompletion, gemessen nach Next Gen Stats. Cole Beasley, Buffalos reiner Slot-Receiver; Laviska Shenault, der in Jacksonville oftmals die Gadget-Rolle ausfüllte; Tyreek Hill und Cooper Kupp.
Kupp hat eine fantastische Saison gespielt. 2.333 Receiving-Yards, 20 Touchdowns, 170 Catches in 20 Spielen.
Und während er natürlich auch Cornerbacks schlug und Eins-gegen-Eins-Duelle gewann - PFF listet Kupp mit 755 Receiving-Yards und sieben Touchdowns gegen Man Coverage, sowie absurden 4,52 Yards pro gelaufener Route gegen Man - profitierte er gleichzeitig auch von McVay und von seiner Rolle in der Offense.
16 Receiver verzeichneten in dieser Saison, inklusive Playoffs, mindestens 1.100 Receiving-Yards - abgesehen von Kupp (2.333/Platz 1) waren Keenan Allen (1.138/Platz 14) und Chris Godwin (1.103/Platz 16) die einzigen Receiver in dieser Gruppe, die mehr als 60 Prozent ihrer Pass-Play-Snaps im Slot verbrachte. 66,5 Prozent der Snaps verbrachte Kupp im Slot.
Der Slot als Vorteil für den Receiver
Aus dem Slot heraus zu spielen hat mehrere Vorteile für einen Receiver. Meist bekommt er so einen relativ freien Release, weil der Cornerback ihn nicht direkt pressen kann. Die extremere Variante davon ist es, den Receiver ins Backfield zu stellen; auch das haben die Rams vereinzelt mit Kupp gemacht, um ihn von dort Routes laufen zu lassen.
Außerdem ist das ganze Feld für ihn komplett offen, dadurch, dass er so zentral auf dem Platz steht, können seine Routes nach innen oder nach außen cutten, und er kann schnell die Mitte des Feldes attackieren.
Und die Rams nutzen Kupp hier auch sehr vielfältig; auffällig ist unter anderem, dass seine durchschnittliche Target-Tiefe nur relativ wenig runter geht, wenn er aus dem Slot heraus spielt: Während etwa Davante Adams (7,1 Yards durchschnittliche Target-Tiefe) oder auch Ja'Marr Chase (7,6) eher in den Slot rücken, um Kurzpass-Aufgaben zu erledigen, bleibt Kupp (8,6) genauso eine Waffe im Kurzpass-Spiel wie auch im vertikalen Passspiel, ähnlich wie wenn er Outside spielt.
Spiel gegen Minnesota (Week 16), 10:02 noch im 1. Viertel, 19 Yards Raumgewinn
NFL GamepassDieses Big Play im Spiel gegen die Vikings ist eines von vielen Beispielen dieser Saison dafür.
Die Rams befinden sich in der Aufstellung, die man von ihnen mit am häufigsten sieht: 11-Personnel, Beckham isoliert auf einer Seite der Formation, von wo aus er die Backside-Dig-Route läuft - dazu später mehr - und die beiden Receiver auf der anderen Seite.
Das Route-Konzept ist für Stafford relativ simpel: Beckhams Route sieht Pre-Snap relativ gut gecovert aus, sodass er eher die Frontside des Plays arbeitet - und hier funktionieren die Route-Kombinationen auch zusammen.
Van Jefferson räumt die Seite mit seiner vertikalen Route frei, Los Angeles kombiniert das mit einem Play-Action-Fake; ein angetäuschter Split Zone Run, wie Los Angeles ihn gerne auch tatsächlich läuft, mit dem Zone-Blocking der Line in die eine Richtung und dem Tight End als Backside-Blocker dahinter.
NFL GamepassDer Effekt davon ist überdeutlich sichtbar. Der Linebacker kommt zunächst nach vorne und arbeitet dann per "ROBOT-Technique" ("Roll Over and Back) nach hinten.
Das bedeutet, dass der Linebacker zunächst auf den Run reagiert, das ist seine erste Verantwortung. Sobald er registriert, dass es ein Pass ist, soll er sich umdrehen und die Augen auf die Routes in seinem Rücken statt auf den Quarterback richten, um mögliche Crossing-Routes zu eliminieren, die er per Backpedal nicht mehr erreichen würde.
Das macht das Fenster zu Beckham umso schwieriger. Doch der Slot-Corner auf der anderen Seite - also der Cornerback gegenüber von Kupp - hält die Augen etwas länger im Backfield, was Kupp mehr als genug Zeit verschafft.
NFL GamepassOutside-Corner Patrick Peterson geht mit Van Jefferson mit tief und ist damit aus dem Weg, und der tiefe Safety auf der Seite erkennt zwar das Problem und schießt nach vorne Richtung Cooper Kupp, doch als der Ball ankommt, hat Kupp viel Platz und kann den Pass problemlos sichern.
Spiel gegen San Francisco (Week 18), 5:36 noch im 4. Viertel, 30 Yards Raumgewinn
Plays wie dieses erste Beispiel aus dem Vikings-Spiel laufen die Rams auch gerne aus noch engeren Formationen - dann sieht es wirklich aus wie die Oldschool-McVay-Offense -, was es für die Defense noch schwieriger machen kann, den Run-Fake zu erkennen und mögliche Out-Breaking-Routes der Receiver zu verteidigen.
Aber wie bereits erwähnt: Die Rams sind in diesem Jahr auch ein Spread-Team, das nicht nur in die Empty-Backfield-Formationen - der Quarterback steht alleine im Backfield und alle fünf möglichen Pass-Fänger sind nach außen verteilt - geht, um den Ball schnell kurz zu verteilen. Sondern Los Angeles greift hieraus auch vertikal an, und das ist dann häufig Tight-End- oder eben Cooper-Kupp-Territorium.
NFL GamepassSo wie bei diesem Beispiel gegen San Francisco.
Die Rams gehen hier in Spread Empty, mit drei Receivern auf der linken Seite. Und man sieht es schon anhand der Formation, Kupp ist der am besten "versteckte" Receiver in dieser Gruppe.
Viel wichtiger aber noch ist, dass er gegen die Single-High-Coverage der 49ers ein Eins-gegen-Eins-Matchup mit Safety Jimmy Ward bekommt - ein massives Mismatch zugunsten der Rams. In diese Spread-Sets zu gehen, gerade wenn die Defense Single High andeutet, kann im Super Bowl sehr gefährlich werden. Hier gilt es, Pre-Snap auf Kupp und das mutmaßliche Matchup ihm gegenüber zu achten.
Auch das ist etwas, das in dieser Saison häufiger auffiel. McVay schaffte es immer wieder, Kupp Downfield in Matchups mit gegnerischen Safeties zu bekommen. Manchmal hilft dabei auch die gegnerische Aggressivität, welche Kupp dann bestrafen kann. Wie auch bei diesem durch Kupps Interview nach dem Spiel viral gegangenen Play gegen Jacksonville.
Los Angeles Rams: Odell Beckham und die Backside Dig
Wenn man sich auf irgendeine Art und Weise auf diesen Super Bowl taktisch vorbereitet, wird man rund um die Rams kaum um die "Backside Dig" herumkommen, die schon fast etwas mystifiziert wird, seit Odell Beckham in Los Angeles ist.
Zunächst mal die Basics: Die Dig-Route ist eine weit verbreitete Route. Der Receiver läuft zunächst vertikal und setzt dann seinen Cut, um in einem 90-Grad-Winkel nach innen - also Richtung Ball - zu gehen. Das findet meist etwa zwölf bis 15 Yards Downfield statt, je nach Offense kann es auch noch etwas tiefer sein.
Die Backside beschreibt gewissermaßen die "zweite Seite" für den Quarterback in seinen Reads. Der Quarterback hat je nach Play-Design eine "Frontside", also die Seite der Formation, die er zuerst liest, wo sein primärer Read ist, wo im Idealfall schnell auch ein Receiver offen ist.
Ist das aber nicht der Fall, oder gefällt ihm der Read etwa aufgrund der Positionierung der Safeties für die Dig-Route, die naturgemäß etwas länger braucht, bis sie anspielbar ist - dann sind Big Plays über die Backside Dig möglich.
Spiel gegen San Francisco (CCG), 10:13 noch im 3. Viertel, 26 Yards Raumgewinn
NFL GamepassDass gerade diese Route so oft aufkommt im Zusammenhang mit den Rams und OBJ hat vermutlich zwei Gründe: Beckham lief diese Route auch in Cleveland immer wieder, Baker Mayfield kam aber deutlich seltener in seiner Progression zu ihm - oder er traute seinem Arm nicht, den Ball dorthin zu bringen.
Dieses Problem hat Stafford definitiv nicht, die Szene hier aus dem NFC Championship Game unterstreicht das exemplarisch.
Stafford hat auf seiner rechten Seite drei Receiver, mit einer vertikalen Clear-Out-Route, einem möglichen schnellen Ausweg in die Flat zum Tight End, und Kupp, der die Mitte der Defense beschäftigt - was wiederum Räume für Beckham kreiert.
Stafford weiß das, und der Blick auf das Play aus seiner Perspektive lässt vermuten, dass er früh wusste, dass er zu Beckham gehen will.
Seine Augen gehen zuerst Richtung Frontside, was in jedem Fall dabei hilft, die Verteidiger in der Mitte des Feldes Richtung Cooper Kupp zu schieben. Doch als Beckham seinen Cut nach innen setzt, richtet Stafford schon die Füße neu aus und feuert den Ball rund 30 Yards das Feld runter.
Spiel gegen Minnesota (Week 16), 0:59 noch im 2. Viertel, 16 Yards Raumgewinn
NFL GamepassDie Rams kombinieren Beckham und die Dig-Route aber auch anderweitig in ihren Route-Konzepten, etwa wie hier im Spiel gegen Minnesota.
Dieses Mal stehen Kupp und Beckham auf der gleichen Seite der Formation, die Vikings zeigen Pre-Snap relativ deutlich eine Single-High-Coverage dagegen, mit dem zweiten Safety Underneath gegenüber vom Tight End.
Für die Defense ist das aus dieser Coverage besonders schwierig, weil Kupp und Beckham ihre Routes noch kreuzen, sodass der Slot-Corner nach außen gehen und der Outside-Corner aus einem sehr schlechten Winkel Beckham mit nach innen übernehmen muss.
NFL GamepassDer Safety ist sehr tief platziert, und während der Linebacker zwar gut Tiefe gewinnt, hat Stafford genug Zeit in der Pocket, um zu warten, bis Beckham in seinem Rücken an ihm vorbei ist, während der Outside Corner ihn verzweifelt verfolgt.
Super Bowl: Was kann die Bengals-Defense ausrichten?
Was über die ganze Saison immer deutlicher wurde, ist der hohe Floor, den diese Rams-Offense hat. Und zwar unabhängig vom Quarterback. Selbst wenn Stafford ein durchwachsenes Spiel hatte, konnte die Offense punkten.
Inklusive Playoffs beendeten die Rams die Saison auf Platz 6 in puncto Expected Points Added pro Play, das Receiver-Duo ist exzellent, McVay ist herausragend gut darin, spezifische Coverages zu schlagen und so offene Würfe zu kreieren - und, und das sollte nicht unter den Tisch fallen, die Offensive Line spielt sehr gut und gehört zumindest im Pass-Blocking zur absoluten Liga-Spitze in dieser Saison.
Das macht es automatisch zu einer unheimlich schweren Aufgabe für die Bengals-Defense, und falls Stafford am Sonntag einen Sahnetag erwischen sollte, ist es schwer vorstellbar, dass Cincinnati defensiv einen Zugriff bekommt.
Welchen Ansatz wählt Cincinnati defensiv?
Auffällig war dieses Jahr, dass Stafford dann größere Probleme hatte, wenn Teams ihn unter Druck setzen und ihm die Reads erschwerten. Als Arizona im zweiten und im dritten Duell zunehmend verzweifelt wurde, weil der Pass-Rush nichts produzierte, brachen in Coverage alle Dämme. Tampa Bay bot früh im Spiel zu viele simple Reads im Playoff-Duell. San Francisco auf der anderen Seite dominierte in der zweiten Hälfte in Woche 18 die Line of Scrimmage, und das ließ das Spiel kippen.
Doch haben die Bengals ein solches Spiel in sich?
Cincinnatis Pass-Rush ist okay, angeführt von Trey Hendrickson (75 Quarterback-Pressures in der Regular Season, Platz 4 unter Edge-Rushern). Sam Hubbard ist eine solide Nummer 2, und mit B.J. Hill und D.J. Reader haben die Bengals zwei sehr physisch starke Spieler im Zentrum, die ungemein wertvoll werden könnten, falls McVay (zu) lange beim Run Game bleibt. Beide sind auch in Ordnung im Pass-Rush.
Aber "in Ordnung" und "solide" wird nicht reichen, um Stafford hinter seiner starken Line ausreichend unter Druck zu setzen. Und wenn man zusätzlich konstatieren muss, dass Blitzing nicht der ideale Weg gegen Stafford ist, dann ist klar: Cincinnati muss kreativ werden.
Gegen die Chiefs waren sie das. Die Bengals spielten extrem flexibel, variierten ihre Boxes und auch ihre Coverages, genau wie den Pass-Rush. Cincinnati brachte immer wieder mal nur drei Pass-Rusher, häufig kombiniert mit einem Quarterback-Spy, falls Mahomes versuchte, zu scrambeln, und Mahomes spielte in der zweiten Hälfte zunehmend überhastet. Er verließ die oft saubere Pocket vorschnell und ließ die offenen Optionen im Passspiel - die es gab - ungenutzt.
Die Bengals spielen vergleichsweise viel aus dem 3-Man-Rush, Cincinnati hat eine der höchsten Quoten in der Liga was das angeht. Stafford hat einen 3-Man-Rush in dieser Saison bislang kaum gesehen - wenn doch, dann hatte er im Schnitt eine der niedrigsten Quoten was Yards pro Pass angeht.
Bengals gegen Chiefs (CCG), 2:00 noch im 4. Viertel
NFL GamepassHier ist ein Beispiel dafür, wie die Bengals den Chiefs spät in der zweiten Hälfte in der Red Zone Probleme bereiteten. Cincinnati präsentierte einen 2-High-Look, und doppelte daraus Travis Kelce links und Tyreek Hill rechts im Slot mit jeweils einem Safety.
Daneben spielte Cincinnati Eins-gegen-Eins-Coverage, aber die Crosser, die Kansas City hier bevorzugt spielen wollte, nahmen die Bengals Mahomes weg, woraufhin der aus der Pocket ging und ihm letztlich nur noch der Scramble blieb.
Die Bengals-Defense ist nicht chancenlos
Gerade Kupp in einzelnen Situationen zu doppeln könnte für die Bengals ein guter Weg sein, um Stafford häufiger zum zweiten und zum dritten Read zu zwingen.
Cincinnati hat mit Jessie Bates einen sehr guten Free Safety und mit Vonn Bell einen guten Komplementär-Spieler dazu. Hier liegt vielleicht die beste Chance für die Bengals, um nach dem Snap viel zu rotieren, Staffords Reads unsauber zu machen und der Offense den Rhythmus zu nehmen.
Aber wie man dieses Matchup auch dreht und wendet, man kommt nicht um die Schlussfolgerung herum, dass die Bengals Hilfe brauchen - Hilfe in Form der Rams, die "Unforced Errors" machen müssen. Das könnte Stafford sein, der ein paar Patzer in seinem Spiel hat. Das könnte McVay sein, der zu konservativ coacht und einen zu konservativen Game Plan für das Spiel entwirft.
Und beide diese Dinge haben wir bereits mehrfach gesehen im Laufe dieser Saison. Cincinnati hat defensiv gezeigt, dass sie vielleicht nicht dominant, aber unangenehm sein können. Das wird das Mindestmaß sein, das sie brauchen, um der eigenen Offense eine Chance zu geben, den Super Bowl zu gewinnen.