NFL Draft 2022: Jameson Williams - Alabama
Bei Jameson Williams reden wir über einen Elite-Sprinter, der auf der High School zwei Missouri-State-Titel gewonnen hat und eine Rekordzeit über 300-Meter-Hürden hält. Trotz seiner Größe (1,88 m) extrem schnell und damit ein natürlicher Deep Threat. Versteht es zudem sehr gut, seinen Speed in der Route zu variieren, was es Cornerbacks schwer machen wird, ihn im Laufduell zu fassen.
Allerdings dürfte er für einen X-Receiver zu schmal sein, er bringt gerade mal 86 Kilogramm auf die Waage und dürfte damit Probleme bekommen gegen Press Coverage. Die Herausforderung in der NFL wird also sein, ihn frei zu schemen, damit er seine PS auch auf die Straße bringen kann.
Ein Problem dürfte zudem erstmal sein, wann er denn zur Verfügung stehen wird, nachdem er sich erst im Januar im National Championship Game gegen Georgia (18:33) das Kreuzband gerissen hat und entsprechend auch weder bei der Combine noch beim Pro Day aktiv war. Und: Er startete nur ein Jahr für Bama, nachdem er zuvor bei Ohio State hinter Topleuten wie Chris Olave oder Wilson nur als Backup das Feld sah. Wie aussagekräftig ist also seine eine herausragende Saison (79 REC, 1572 YDS, 15 TD)?
Schwer zu sagen. Leichter ist da schon die Antwort auf die Frage, wo er denn am besten hinpassen würde. Die New York Jets.
Jameson Williams: Ein Receiver ideal für Zach Wilsons Arm
Zach Wilson kam in seiner Rookie-Saison auf gerade mal 7,7 Average Intended Air Yads, eher unter Durchschnitt in der NFL. Williams könnte der Jets-Offense mit seinem Speed ein anderes Level geben und Wilsons bekanntermaßen starken Arm noch deutlich besser zur Geltung kommen lassen. Es wäre ein idealer Fit für eine Offense, die dieses Element braucht.
Zudem ist er auch eine Waffe bei Screens und auch nur schwer zu fassen, wenn er zum Jet Sweep ansetzt. Das sind alles Elemente, die die Jets im Vorjahr eher selten im Repertoire hatten. Williams könnte das ändern. Zugleich könnte man den beweglichen Elijah Moore mit Williams als Z-Receiver in den Slot stellen, wo er mit seiner geringen Größe (1,78 m) vermutlich ohnehin besser aufgehoben wäre. Diese Planstelle wurde durch den Abgang von Jamison Crowder (Buffalo) ohnehin frei.
Die Jets hatten mal den Plan, Denzel Mims als großen X-Receiver auch als Deep Threat einzusetzen, doch gerade in seiner zweiten Saison bekam er kaum einen Fuß auf die Erde und dürfte mittlerweile an einem Punkt angekommen sein, an dem man ihm nicht mehr vollends vertrauen kann. Entsprechend wird es Zeit, in diesem Bereich nachzulegen, schließlich muss Wilsons Rookie-Vertrag maximiert werden - gute Receiver helfen da ungemein. Es ist kein Zufall, dass New York auch im Rennen um Tyreek Hill mitgeboten hat.
NFL Draft 2022: Chris Olave - Ohio State
Chris Olave ist vermutlich die sicherste Nummer-2-Option in dieser Draftklasse. Er ist ein präziser Route Runner mit sehr viel Speed und guten Händen, die er sehr effizient und "spät" einsetzt - sprich: er telegrafiert gerade auf tiefen Routes nicht, dass der Ball kommt, reagiert meist erst im letzten Moment.
Olave verfügt über einen starken Release und gewinnt damit meist schon vom Start weg, danach ist er kaum noch zu halten mit seiner Beschleunigung. Richtungswechsel fallen ihm leicht, ihm werden die Füße eines Tänzers nachgesagt.
Er ist mit seinen Fähigkeiten ein legitimer Deep Threat, allerdings ist er recht schmächtig gebaut und wird physisch damit öfter aus der Bahn geworfen gegen stärkere Cornerbacks. Und obwohl er als Punt Returner aktiv ist, hat er nicht unbedingt die Dynamik, die es braucht, um nach dem Catch Erfolg zu haben. Laut PFF kam er auf ganze 10 Broken Tackles bei 176 Receptions.
Damit dürfte seine Rolle in einer NFL-Offense vorprogrammiert sein: Z-Receiver, der eher vertikale Routes laufen wird.
Chris Olave: Deep Threat für Jameis Winston
Ein Team, dass dieses Profil aber ziemlich gut gebrauchen könnte, sind die New Orleans Saints, die bekanntlich außer Michael Thomas keine nennenswerten Wide Receiver im Team haben. Dafür jedoch verfügen sie über einen Quarterback mit einem äußerst starken Arm in Jameis Winston.
Vor seiner Knieverletzung 2021 hatte er jedoch niemanden, zu dem er Deep Balls hätte werfen können, was sich mit Olave ändern könnte. Die Saints-Offense mit Winston spielte bislang eher mit angezogener Handbremse und verhältnismäßig kürzeren Pässen. Olave könnte sie etwas öffnen.
Für kürzere Pässe und Yards nach dem Catch sind mit Alvin Kamara oder auch Thomas andere Anspielstationen vorhanden, tiefere Pässe jedoch gehörten kaum zum Repertoire. Wollen die Saints also diesen Weg gehen und ihre Offensive variabler und explosiver machen, wäre Olave wohl der richtige Kandidat dafür.
NFL Draft 2022: Drake London - USC
Wer im kommenden Draft einen sicheren X-Receiver, also eine klare Nummer 1 sucht, der wird bei Drake London fündig. London sieht einfach schon aus wie diese Art Receiver mit seinen 1,96 Metern Körpergröße und den 95 Kilogramm Gewicht. Der frühere Basketballstar auf der High School (im Schnitt 29,2 Punkte, 11,9 Rebounds, 3,6 Assists) ist der geborene Contested-Catch-Receiver - er führte die FBS mit 19 Contested Catches im Vorjahr an.
Seine physische Präsenz ist offensichtlich und er sollte diese körperlichen Vorteile auch in der NFL ausspielen können - nur wenige Cornerbacks werden physisch mithalten können. Zudem bringt er mehr Beweglichkeit in den Hüften mit als man von einem Kerl seiner Statur erwarten würde. Und mit seiner Größe hat er auch einen enormen Catch-Radius, der auch den einen oder anderen wackligen Pass bei ihm ankommen lassen wird.
Teams müssen sich allerdings auch bewusst sein, was sie mit London eben nicht bekommen: Sie bekommen keinen neuen Calvin Johnson oder ähnliches. London wird vermutlich niemandem davon laufen mit seinem Speed. Zudem verpasste er die Combine aufgrund einer Knöchelverletzung im vergangenen Oktober, die ihn den Rest der Saison gekostet hat. Und: Er ließ allein im Vorjahr acht Prozent seiner Targets fallen, was eine ziemlich hohe Drop Rate ist.
Mit einem Körper wie seinem ist Erfolg in der NFL jedoch vorprogrammiert. Und ein Team, dass einen zuverlässigen Outside Receiver für einen nicht ganz so präzisen Quarterback gebrauchen könnte, sind die Philadelphia Eagles. Sie hatten mit Alshon Jeffery einst einen ähnlichen Receiver-Typen, mit dem sie sehr erfolgreich waren. London könnte diese Quasi-Lücke nun Jahre später schließen.
Drake London: Der neue Alshon Jeffery
Das London der Top-Speed fehlt sollte hier nicht weiter stören, schließlich sorgt dafür etwa DeVonta Smith, der im Übrigen mit London im Team vielleicht sogar häufiger in den Slot ausweichen kann, um dort seine Beweglichkeit noch besser ausnutzen zu können.
Das könnte den Eagles zusätzlich ein echtes Underneath-Pass-Spiel geben, was sie mit Jalen Hurts eher nicht hatten in den vergangenen paar Jahren.
Gleichzeitig aber würde London gut in die bisherigen Tendenzen von Hurts passen, der den Ball in der Regel recht tief wirft. Seine 9 Average Intended Air Yards sind die viertmeisten aller Quarterbacks im Vorjahr. Dass er im Vergleich dazu nur auf 6,4 Average Completed Air Yards kommt, unterstreicht ganz gut, dass sein Leuchtturm an der Seitenlinie hier immens helfen würde.