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Training Camp Takeaways: Diese Shootingstars und Storylines müsst ihr kennen

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Ausbaufähige Euphorie in Pittsburgh

Sind wir mal für einen Moment ganz ehrlich: Die Team-Reporter und diversen Beat-Writer rund um die Pittsburgh Steelers sind nicht gerade für ihre kritische Sichtweise auf das Team bekannt.

Sicher, das ist generell keine Eigenschaft, die man bei Team-Reportern vermuten würde. Doch bei wenigen Teams wirkt die Brille rosaroter - oder, in diesem Fall, schwarz-gelber - als wenn man einige der Analysen und Berichte der Steelers-Berichterstatter liest.

Umso alarmierender ist es dann, wenn die Quarterback-Reviews, sagen wir, überschaubar daherkommen.

Mitch Trubisky startete relativ deutlich als Nummer-1-Quarterback in die Saisonvorbereitung. Über die ersten sechs Camp-Tage arbeitete ausschließlich Trubisky mit den Startern, seitdem wurde auch mal rotiert - was von Anfang an auch der Plan war.

In der Goal-Line-Einheit "Seven Shots" - dabei bekommt die Offense sieben Plays von der 2-Yard-Line mit dem Ziel, mindestens vier der sieben Plays in Touchdowns zu verwandeln - machte Trubisky zwischenzeitlich eine 16-Play-Durststrecke durch, etwas, das von Reportern vor Ort genauestens begleitet wurde. Quarterbacks-Coach Mike Sullivan betonte gegenüber The Athletic am Mittwoch dennoch, dass Trubisky "gute Fortschritte" mache und "im Zeitplan" sei.

Und wahr ist für den Kontext: Trubisky lernt eine neue Offense, und mehrere der Starting-Receiver und generell Skill-Position-Spieler haben zuletzt gefehlt.

Dennoch: Wirklich zufrieden mit der bisherigen Entwicklung dürfte man in Pittsburgh kaum sein. Sowohl mit Blick auf Trubisky, als auch mit Blick auf Pickett, der weiterhin ein gutes Stück von der Spitze der Depth Chart entfernt scheint - und dessen Schwächen naturgemäß hinter der zweiten und dritten Line eher noch stärker zum Vorschein kommen.

Natürlich können sich diese Dinge mit der Zeit ändern, und gerade bei Pickett war klar, dass er etwas Zeit brauchen würde. Und um auf einer echten positiven Note zu enden: Rookie-Receiver George Pickens hat bisher einen exzellenten ersten Eindruck hinterlassen. Er hat eine echte Chance, in seiner ersten NFL-Saison eine größere Rolle einzunehmen.

Wohin entwickelt sich die Patriots-Offense?

Die Offense der New England Patriots ist eines der größeren Fragezeichen vor der kommenden Saison. Nicht aus personeller Perspektive, hier bleibt vieles beim Alten und neue Spieler wie Cole Strange oder Tyquan Thornton erfordern nicht allzu viel Phantasie, um sie sich in der Offense vorzustellen. Aber aus schematischer und Coaching-Sichtweise gilt es hier, mehrere Fragen zu beantworten.

Zum Beispiel die danach, ob Matt Patricia ein fähiger Offensive Coordinator ist. Nachdem die Patriots Josh McDaniels an die Raiders verloren hatten, verpflichtete Belichick keinen neuen Offensive Coordinator im klassischen Sinne. Stattdessen holte er die altbekannten Coaches Matt Patricia und Joe Judge zurück, ohne selbst dabei einen Coordinator zu ernennen. Patricia wird wohl die Plays callen, Judge in erster Linie mit den Quarterbacks arbeiten.

Das wirft mehrere Fragen auf, und in Kombination mit dem, was im Training Camp bisher zu beobachten war, werden diese Fragen umso größer. Die Offense hatte dabei über die meisten Tage gehörige Probleme gegen die eigene Defense, womöglich auch, weil neue schematische Strukturen einstudiert werden. Mac Jones bestätigte das, als er am Dienstag sagte: "Jede Offense hat ein System, in dem man Plays an der Line ändern kann. Wir haben das auch. Wir werden diesen Punkt erreichen, aber aktuell geht es mehr um die Basics."

Die Beobachter vor Ort legen nahe, dass diese neuen Strukturen Fans an das erinnern könnten, was McVay spielen lässt. Mehr enge Formationen, mehr Zone-Blocking - ein klarer Unterschied zum letzten Jahr - und dafür kein Fullback mehr in der Offense. Erstrunden-Guard Cole Strange würde mit seiner Athletik hier fraglos reinpassen, auch ist denkbar, dass die Patriots ihre beiden Tight Ends hieraus häufiger zusammen aufs Feld bringen wollen.

Doch für den Moment ist das alles Theorie. Die Patriots-Offense in ihrer Gesamtheit bleibt eine der größeren Wundertüten vor dem Start der kommenden Saison.

Giants: "Baut die ganze Offense aus Deebo Samuels!"

Ob das die Grundidee der neuen Giants-Offense ist? Vielleicht, vielleicht nicht, aber was bisher im Camp absolut auffällig ist, ist die Tatsache, dass sowohl Kadarius Toney als auch Rookie Wan'Dale Robinson regelmäßig in den individuellen Drills zunächst mit den Running Backs Handoffs mit Daniel Jones trainieren, bevor sie dann mit den Receivern Routes laufen.

Robinson hat eine Running-Back-Vergangenheit, es ist gut möglich, dass die Giants eine Deebo-Samuel-ähnliche Rolle im Sinn hatten, als sie Robinson im Draft unerwartet früh auswählten. Toney ist fraglos noch roh, was die Feinheiten der Receiver-Position angeht, aber seine Athletik und Explosivität waren bereits letztes Jahr eindrucksvoll sichtbar.

Ihm mehr designte Touches zu geben, könnte der Offense ebenfalls guttun - und während Sterling Shepard nach seiner Achillessehnenverletzung das Camp auf der PUP-Liste begann, gab es für die beiden jungen Receiver Möglichkeiten, sich zu zeigen.

Brian Daboll hat über die letzten Jahre gezeigt, dass er verschiedene Offenses spielen lassen kann - je nachdem, welches Personal er zur Verfügung hat. Könnte eine ordentliche Dosis Receiving-Back-Hybrid-Snaps in Kombination mit Option Plays für Daniel Jones dabei eine größere Rolle einnehmen?

Die ersten Eindrücke der Saisonvorbereitung könnten das zumindest nahelegen.

Jets: Das Joe-Flacco-Dilemma

"Er könnte in dieser Liga starten. Das glaube ich. Manchmal gibt es in dieser Liga die Tendenz, Leute in bestimmte Schubladen zu packen, und dann bekommen sie nur noch begrenzte Möglichkeiten. Aber Joe Flacco ist ein Starting-Quarterback in dieser Liga. Er ist wirklich, wirklich talentiert."

Wenn ein Head Coach diese Aussage im Sommer 2022 tätigt, ist das in jedem Fall Grund zur Sorge. Entweder hat Flacco merklich besser ausgesehen als der Starter vor ihm - denn Flacco im Jahr 2022 ist dann doch eher ein Backup-Quarterback -, oder aber Flacco hat mit der zweiten Offense die Starting-Defense alt aussehen lassen.

Das Zitat stammt von Jets-Coach Robert Saleh vom vergangenen Mittwoch, und die Ursache ist Ersteres: Die bisherigen Berichte aus dem Jets-Camp legen klar nahe, dass Zach Wilson nach wie vor auffällig inkonstant agiert - und dass die Offense mit Flacco phasenweise besser aussah.

Saleh betonte auch, dass die Defense exzellent gespielt hat, doch das Joe-Flacco-Dilemma ist da: Wenn Flacco den Vorjahres-Nummer-2-Overall-Pick nach wie vor in die Schranken weisen kann, ist eine gewisse Skepsis bezüglich des potenziellen Sprungs von Zach Wilson vermutlich angebracht.

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