West Coast, Air Raid und Co.: Die Offense-Schemes aller 32 Teams vor Saisonstart im Überblick

Von Adrian Franke
17. August 202209:00
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Wie funktionieren die 32 Offenses in der NFL? Was macht sie aus, wie wollen sie punkten und welche schematischen Wurzeln haben sie? Worauf kann man achten, und welche Spieler sollte man jeweils besonders im Blick haben? SPOX stimmt euch mit der jährlichen Taktik-Analyse auf die kommende Saison ein.

Welchen offensiven Kern haben die 32 Teams? Wie sehen die Schemes aus, was bedeutet das konkret für dieses Team, wie die jeweiligen Schemes als Basis nutzen? Und wie lässt sich das dann im Einzelfall auf die Spieler des jeweiligen Teams anwenden?

Zunächst zum allgemeinen Auffrischen nochmals die rudimentären Merkmale der zentralen Offense-Schemes, welche als Basis für diverse Offense-Mutationen die heutige NFL-Landschaft prägen:

West Coast Offense - Merkmale:

  • Fokus auf kurze und mittellange Pässe - horizontales statt vertikales Passspiel.
  • Rhythmus und Timing sind von zentraler Bedeutung.
  • Dropback des Quarterbacks ist präzise mit den Routes des Receivers synchronisiert.
  • Spiel soll mit einer Mischung aus (meist Zone) Run Game und Kurzpassspiel kontrolliert werden.
  • Viele In-Breaking-Routes, viel Pre-Snap-Motion, Tight Ends und Running Backs intensiv als Receiver eingesetzt.
  • Einst von Bill Walsh geprägt, gibt es heute keine "reine" West-Coast-Offense mehr. Kaum ein Team nutzt aber nicht zumindest einige Elemente aus dieser offensiven Philosophie.

Air Coryell - Merkmale:

  • Fokus auf ein vertikaleres Passspiel, das Downfield Passing Game ist prominenter als in anderen Offenses.
  • Spread Offense, die bewusst ein höheres Risiko im Passspiel eingeht.
  • Kombiniert in der Regel mit einem Power Run Game.
  • Der Tight End übernimmt häufig eine vergleichsweise große Rolle als Receiver.

Erhardt-Perkins Offense - Merkmale:

  • Fokus auf Route-Kombinationen als Konzepte und Kommunikation, statt auf eine grundsätzliche Philosophie.
  • Extrem wandelbar, passt sich stark an die Spieler an: Eine EP-Offense kann genauso eine Oldschool-Run-Offense wie eine vertikale Spread-Offensive sein.
  • So können aus unterschiedlichsten Formationen die gleichen Konzepte gespielt werden.
  • Die Offense ist dementsprechend auch beliebig erweiterbar, etwa mit Option-Plays, Option-Routes und dergleichen.

Air Raid Offense - Merkmale:

  • Sehr auf den Pass fokussiert, bis zu dem Grad, dass schnelle, kurze Pässe sogar das Run Game in Teilen ersetzen.
  • Die Offense ist in ihrer reinsten Form dementsprechend stark auf Wide Receiver aufgebaut: 4-Receiver-Sets sind keine Seltenheit, Tempo ist Trumpf. Das sorgt bisweilen auch dafür, dass es der Offense an Komplexität fehlen kann.
  • Spread-Formationen, auch 5 Wide, und der Quarterback in der Shotgun treten häufiger auf als in anderen Offenses.
  • Die weiten Splits in der Offensive Line arbeiten mit dem Pass-Fokus zusammen.

Arizona Cardinals

Stat to Know 2021:Arizonas Offense kommt bisweilen statisch daher und kann mit dem Fokus auf das schnelle Passspiel Probleme damit haben, einen konstanten Rhythmus zu finden. Umso wichtiger waren in der vergangenen Saison die Big Plays, die Arizona über die erste Saisonhälfte eine Top-5-Offense gaben: Murray warf in der Regular Season 14,8 Prozent seiner Pässe tief (Platz 5) - also mindestens 20 Yards -, brachte 49,3 Prozent davon an (1), für 1.125 Yards (2) und neun Touchdowns (3), mit einer Adjusted Completion Quote von 54,9 Prozent (2). Kurzum: Murray war einer der besten Deep Passer in der NFL letztes Jahr.

Offense Grundlage 2022: Air Raid 2.0

Not macht erfinderisch - und wenn Coaches die Grenzen ihres Schemes aufgezeigt bekommen, lautet die spannende Frage, ob und inwieweit sie sich anpassen. Kliff Kingsbury war bereits früh in seiner Cardinals-Amtszeit an diesem Punkt, als er sich nach den ersten Wochen seiner ersten Saison eingestehen musste, dass eine konstante 10-Personnel-Offense, die sehr nah dran ist an der "echten" Air Raid, so in der NFL nicht funktioniert. Arizonas Offense hat nach wie vor viele Air-Raid-Elemente, ob in puncto Play-Designs, Play-Tempo oder auch Formationen, aber insbesondere die Personnel-Anpassungen sind deutlich sichtbar: Von 31 Prozent in 10-Personnel 2019 auf 20 Prozent 2020 und schließlich noch 13 Prozent in der vergangenen Saison. Die Cardinals nutzen weiterhin mehr 10-Personnel als jedes andere Team in der NFL, die kommende Saison ist allerdings die ideale Vorlage, um die Air-Raid-Wurzeln weiter zu entwickeln: Als DeAndre Hopkins im Vorjahr verletzt fehlte, versuchte Kingsbury, die Grundstruktur der Offense intakt zu halten, und Hopkins' Position mit Antoine Wesley zu besetzen. Das klappte erwartungsgemäß nur überschaubar gut, und Kingsbury gab in der Offseason zu, dass er flexibler hätte reagieren müssen. Vielleicht ist das der nächste Schritt in Arizonas Offense-Evolution: Im Training Camp wurden die Receiver mehr herumgeschoben, Rondale Moore etwa wurde auch Outside eingesetzt und mit Marquise Brown ist hier ohnehin ein neues Element in der Offense. Zusätzlich dazu hat Arizona mit Zach Ertz, Maxx Williams und Rookie Trey McBride plötzlich einen tiefen Tight-End-Room, sodass - ähnlich wie bereits 2020, als die Cardinals die dritthöchste Quote an 12-Personnel spielten - mehr 2-Tight-End-Sets eingebaut werden könnten. Arizona bleibt im Kern eine Air-Raid-Offense, die aber nur bestehen wird, wenn man gewillt ist, sich weiterhin zu entwickeln.

Atlanta Falcons

Stat to Know 2021: 188 Pass-Play-Snaps verbrachte Tight End Kyle Pitts Outside in der vergangenen Saison. Der Höchstwert unter allen Tight Ends mit mindestens 50 Targets, auch was den prozentuellen Wert angeht: 34,2 Prozent seiner Pass-Play-Snaps waren Outside. Auch in puncto durchschnittlicher Target-Tiefe führte er alle Tight Ends mit 11,2 Yards an. Pitts spielte näher dran an der Rolle eines X-Receivers als wir es in den vergangenen Jahren von irgendwem auf der Tight-End-Position gesehen haben - und es besteht eine reelle Chance, dass Pitts' Rolle in dieser Hinsicht noch ausgebaut wird.

Offense Grundlage 2022: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Diese Grundlage werdet ihr noch häufig lesen, so verbreitet ist der Shanahan-, sowie teilweise auch der McVay-Coaching-Tree mittlerweile in der NFL. Arthur Smith brachte diese offensive Grundstruktur aus Tennessee mit, nachdem die Falcons in ihrer absoluten Hochphase unter Kyle Shanahan bereits tief drin waren in diesem Scheme. Knapp 30 Prozent Play-Action-Quote, neun PA-Touchdowns und ein klarer Fokus aufs Zone Blocking unterstreichen das, spannend ist aber, dass die Falcons sich, wie mehrere andere Teams auch, personell weiterentwickeln: Kyle Pitts wurde bereits als Rookie häufig als de facto X-Receiver eingesetzt; mit Top-10-Pick Drake London hat Atlanta jetzt einen Spielertyp, der ideal in eine ganz spezifische Rolle passt: Der Big-Slot-Receiver, der es mit seiner Physis und seinem Blocking einer Offense erlaubt, auch aus 11-Personnel Run-Konzepte umzusetzen, die sonst für 12- oder 21-Personnel-Sets vorgesehen sind. Spannend wird es sein, zu beobachten, inwieweit Smith mit Marcus Mariota und Allzweckwaffe Cordarrelle Patterson auch ein Option Run Game in seine Offense integriert.

Baltimore Ravens

Stat to Know 2021:Die Ravens mit ihrem Fokus auf das Run Game bleiben die "schwerste" Offense in puncto Personnel Groupings. Die Ravens verbrachten 22 Prozent ihrer Offense-Snaps in 21-Personnel, sowie 14 Prozent in 22-Personnel. Angesichts der Strategie, Marquise Brown - sowie Sammy Watkins - ohne Receiver-Ersatz ziehen zu lassen und stattdessen weiter in die Tight-End-Position zu investieren, könnte sich dieser Trend noch weiter verstärken.

Offense Grundlage 2022: Run-lastige QB-Option-Offense

Ich bin bewusst vorsichtig, zu viele Dinge aus der vergangenen, von Verletzungen geprägten Ravens-Saison mitzunehmen - es ist eher die Strategie der Offseason in Kombination mit einigen der Problemen der vergangenen Saison, die mich vermuten lassen, dass Baltimore noch stärker zurück zu seinen Wurzeln gehen wird. Die Ravens hatten merkliche Probleme, schematisch gesprochen ein in sich schlüssiges Passspiel aufzuziehen. Zu viele, wenn auch gewollte, Freelancing-Elemente, zu wenig Baseline durch eine gute Struktur. Mit den Verletzungen in der Offensive Line und im offensiven Backfield war die Offense limitiert in dem, was sie am Boden machen konnte; hier aber ist und bleibt die Kernidentität der Ravens, und ich erwarte, dass sie dahin zurückgehen. Lamar Jackson ist noch immer der gefährlichste Spieler mit dem Ball in der Hand in der NFL, J.K. Dobbins sollte für Woche 1 bereit sein, die Line sieht deutlich verbessert aus und das Run Game ist fraglos die Expertise von Offensive Coordinator Greg Roman. Die oben angesprochenen Personalentscheidungen in der Offseason, selbst mit einem erwarteten Sprung von Receiver Rashod Bateman, lassen mich vermuten, dass Baltimore noch mehr mit mehreren Tight Ends auf dem Feld agieren wird, zusätzlich zu den 21-Personnel-Sets, und noch mehr auf dem Run Game und Run-Formationen auch im Passspiel aufbauen wird.

Buffalo Bills

Stat to Know 2021:15 Prozent ihrer Snaps verbrachten die Bills 2020 in 10-Personnel, also mit vier Wide Receivern auf dem Feld; lediglich Arizona (20 Prozent) bewegte sich damals noch über Buffalo. In der vergangenen Saison ging das deutlich zurück, Buffalo spielte nur noch sieben Prozent seiner Offense-Snaps aus 10-Personnel. Stattdessen ging die 21-Personnel-Quote dramatisch hoch, von einem einzigen Snap 2020 auf 120 Snaps letztes Jahr. Es ist ein Fingerzeig darauf, wie die Bills sich anpassen mussten, weil Defenses sie anders verteidigten.

Offense Grundlage 2022: Flexible Spread Offense

Ein wenig Unklarheit schwingt mit bei der Bills-Offense, nachdem Offensive Coordinator Brian Daboll nicht mehr da ist. Ken Dorsey, bis dato Quarterbacks-Coach und zuletzt auch Passing-Game-Coordinator, übernimmt, und Dorsey hat bereits durchblicken lassen, dass mehr Personnel-Vielfalt eine Veränderung sein könnte. In gewisser Weise wäre das auch eine Fortsetzung dessen, was Daboll bereits gestartet hat: Buffalo nutzte den Fullback mehr, 156 Snaps spielte Reggie Gilliam in der Regular Season, 11-Personnel ist die klare Base-Formation. Die Bills haben den Quarterback und die Receiver, um weiterhin vertikal zu attackieren; Defenses werden das aber schematisch limitieren. In Spread-Sets zu gehen, Personnel-Groupings zu variieren, all diese Dinge können dabei helfen, vertikale Shots zu ermöglichen. Vom Grundtenor erwarte ich weiterhin eine Spread-Offense, in der auch Josh Allens Rushing-Qualitäten ein Faktor bleiben. Aber eben vielleicht mit noch mehr Flexibilität.

Carolina Panthers

Stat to Know 2021:Bei tiefen Pässen (mindestens 20 Yards Downfield) servierte Sam Darnold laut PFF nur 30 Prozent seiner Pässe akkurat, also "on target" - zwölf Prozentpunkte unter dem Liga-Schnitt. Auch seine Touchdown-Quote (2,5 Prozent - Liga-Schnitt: 9,4 Prozent) sowie sein Passer Rating (42,5 - Liga-Schnitt: 92,7) fallen dramatisch ab. Hier sollte Mayfield ein klares Upgrade darstellen.

Offense Grundlage 2022: Flexible, Up-Tempo West Coast

Vor einem Jahr hatte ich noch darüber gerätselt, wie die Offense im zweiten Jahr unter Joe Brady aussehen könnte. Mittlerweile ist er längst gefeuert, Ben McAdoo wurde eingestellt, und McAdoo wird in jedem Fall mit einer besseren Offensive Line und einem besseren Quarterback an den Start gehen als sein Vorgänger. Wenn wir McAdoos vergangene Offenses anschauen, wird deutlich, dass er gerne mit 3-Receiver-Sets arbeitet und dass seine Offense wenig mit Formationen - etwa einem Fullback oder unerwarteten Spielern im Backfield - überrascht. McCaffrey könnte hier noch am ehesten der X-Faktor und Matchup-Spieler sein, aber hier kommt der Knackpunkt ins Spiel: Die Offenses, die wir von McAdoo kennen, sind eher auf der statischen Seite mit klarem Fokus auf das Dropback Passing Game. Baker Mayfield allerdings ist dann am besten, wenn er Under Center auch gerne aus 2- oder 3-Tight-End-Sets und mit einer kräftigen Dosis Play Action arbeiten kann. Bekommt McAdoo das alles unter einen Hut? Und wie lange dauert dieser Prozess?

Chicago Bears

Stat to Know 2021:Kein Quarterback stand letztes Jahr so viel unter Druck wie Justin Fields, der bei satten 42,8 Prozent seiner Dropbacks mit Pressure klarkommen musste. Zumindest teilweise war das aber auch selbstverschuldet: Fields hielt den Ball im Schnitt 3,08 Sekunden, der dritthöchste Wert unter allen Quarterbacks mit mindestens 200 Dropbacks.

Offense Grundlage 2022: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Luke Getsy ist der neue Offensive Coordinator in Chicago, und Getsy hat einen klaren West-Coast-Offense-Hintergrund: Nach vier Jahren in Green Bay unter Mike McCarthy kehrte er nach einjähriger Abwesenheit unter Matt LaFleur prompt nach Green Bay zurück, und die Vermutung ist, dass er eine Version der Shanahan-/McVay-Offense spielen lassen wird. Die Bears haben Offensive Linemen verpflichtet, die dieses Scheme kennen - Riley Reiff etwa, oder Lucas Patrick - und Wide Receiver, die mit ihrer Größe und ihren Blocking-Kapazitäten auch innen agieren können, wie etwa Byron Pringle. Auch die Running Backs David Montgomery und Khalil Herbert passen exzellent in diese Offense. Die generelle Qualität in diesem Kader ist ein anderes Thema, strukturell dürfen Bears-Fans eine kräftige Dosis Zone-Run-Game und Play-Action-Rollouts erwarten - etwas, das auch zu Justin Fields gut passen sollte.

Cincinnati Bengals

Stat to Know 2021:Burrow war 2020 einer der ineffizientesten Deep-Passer in der NFL. Letztes Jahr führte er dann die Liga in der Regular Season in Deep-Passing-Touchdowns an, mit derer 13. Allein sieben Go-Route-Touchdowns fing Rookie Ja'Marr Chase, der diese Offense transformiert hat.

Offense Grundlage 2022: Die "Playmaker"-Variante der Shanahan-Offense

Zac Taylors Coaching-Wurzeln und schematische Prägungen sind kein Geheimnis; er selbst spricht offen darüber, dass er sich schon zu Gary-Kubiak-Zeiten in die Offense der Houston Texans "verliebt" habe. Kubiak ist der direkte Draht zu Mike Shanahan, schematisch sprechen wir also einmal mehr über die Shanahan-Offense. Doch was letztes Jahr auffiel, war, dass die Bengals für diese Art Offense einfach nicht gemacht sind. Die Stärken des Teams liegen woanders, und je mehr Cincinnati im Laufe der Saison davon weg ging und stattdessen sich auf Burrow und die Playmaker stützte, desto gefährlicher wurde die Offense. Die Zahlen bestätigen das: Burrow hatte eine der niedrigsten Play-Action-Quoten ligaweit (20,1 Prozent), dennoch warf kein Quarterback mehr Interceptions als er bei Play-Action-Pässen (5). Wo Garoppolo (+6,5 Prozent Completions, +2,3 Yards) oder Baker Mayfield (+7,8 Prozent Completions, +3,7 Yards) in den "echten" Varianten dieser Offense ihre Stats hochschrauben, warf Burrow den Ball im Schnitt zwei Yards tiefer und ging viel mehr auf die Big Plays, was auch dazu führte, dass seine Completion-Quote im Vergleich zum Dropback Passing Game deutlich runter ging. Die Bengals waren alles andere als eine klassische Shanahan-Offense, und es wird spannend sein zu sehen, in welche Richtung Taylor die Offense in der kommenden Saison entwickeln will. Es ist davon auszugehen, dass es ein Spagat zwischen verschiedenen Prioritäten bleibt.

Cleveland Browns

Stat to Know 2021:Vieles lief nicht rund für die Browns-Offense letztes Jahr - aber was immer noch klappte, war das Play-Action-Passspiel: Baker Mayfield warf den Ball via Play Action im Schnitt für 10 Yards pro Pass, der vierthöchste Wert ligaweit und 3,7 Yards mehr, als Mayfield ohne Play Action auflegte.

Offense Grundlage 2022: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Ich halte es für durchaus möglich, dass die Browns - wenn Deshaun Watson dann irgendwann spielt - in ähnliche schematische Diskussionen geraten, wie sie die Bengals letztes Jahr hatten. Denn was Head Coach Kevin Stefanski spielen will, ist kein Geheimnis: Er kommt ganz klar aus der Kubiak-/Shanahan-Richtung, das ist auch glasklar die Offense, die Cleveland gespielt hat, seit er da ist. Mit einem Fokus auf der Offensive Line, dem Run Game, Play Action, dem Passspiel mehr als Komplementär-Stück. Selbstredend nimmt man nicht alles, was mit diesem Trade einhergeht, in Kauf, wenn man dann nicht die Offense auch maßgeblich um Deshaun Watson herum aufbaut. Und Stefanski hat auch schon angekündigt, dass sie Dinge einbauen werden, die bisher nicht in der Offense waren, um auf Watsons Qualitäten einzugehen. Wie genau das aussieht bleibt abzuwarten, aber Watson ist am besten, wenn er aus der Shotgun eine Passing-Offense dirigieren kann. Das jedoch ist nicht das, was Stefanski in erster Linie bevorzugt. Diese beiden Dinge unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach, und nochmal: Der Blick auf die Vorsaison der Bengals könnte einige Parallelen aufzeigen.

Dallas Cowboys

Stat to Know 2021:Die Offense der Cowboys kann bisweilen etwas statisch daherkommen und zu wenig Fokus darauf legen, ihre besten Spieler in den Fokus zu rücken - das Playoff-Aus gegen die 49ers war ein Paradebeispiel dafür. Doch wenn die Offense rund läuft, sind Prescotts Qualitäten als Ballverteiler auf der anderen Seite herausragend. Ein Beispiel: Bei Third Down waren drei (!) Spieler gleichauf in Targets: CeeDee Lamb, Amari Cooper und Cedrick Wilson, mit 24.

Offense Grundlage 2022: Statischere West-Coast-Variante mit Fokus auf Formationen und Personnel Groupings

Die Cowboys sind in ihrer Grundstruktur unter Mike McCarthy klar in der West Coast Offense verwurzelt, und mit Prescott haben sie einen sehr guten Quarterback dafür. Extrem stark Pre-Snap, unheimlich konstant in seinen Reads, ein exzellenter Ballverteiler. Schnelle, gut getimte In-Breaking-Routes sind ein übergreifendes Thema, genau wie viele Out-Routes. Die Offense wird nahezu ausschließlich aus 11- und 12-Personnel gespielt. Wo McCarthy und Offensive Coordinator Kellen Moore noch mehr mit der Zeit gehen müssen, ist bei der Flexibilität und der Art und Weise, wie sie für ihre besten Receiver Matchups kreieren müssen. Nach dem Abgang von Amari Cooper - und während Michael Gallup noch nicht fit ist - wird es umso wichtiger sein, CeeDee Lamb schematisch noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken.

Denver Broncos

Stat to Know 2021:Neu-Broncos-Quarterback Russell Wilson war in der vergangenen Saison einer der effizientesten Quarterbacks, wenn er Motion nutzen durfte, mit über 1.000 Passing-Yards, acht Touchdowns und nur zwei Picks. Die Seahawks nutzten Pre-Snap-Motion vergleichsweise wenig - unter Matt LaFleur und dem neuen Broncos-Coach Nathaniel Hackett kam Aaron Rodgers in Green Bay deutlich häufiger in den Genuss von Motion. Könnte das ein Schlüssel sein, der Denvers Offense auch schon früh in der Saison auf die Sprünge hilft?

Offense Grundlage 2022: "Die Russell Wilson Offense"

"Ganz nach Russell Wilson" wolle er sich richten, "und nach den Dingen, die er mag". Das hatte Nathaniel Hackett im Frühjahr bereits angekündigt. Im Juni legte er nochmals nach, als er betonte, dass man gezielt an Scramble-Plays arbeite, und daran, Wilson Möglichkeiten geben zu wollen, wie er spät im Down seine Improvisationsfähigkeiten anbringen kann. Hackett sagte aber auch: "Es gibt zwei Arten von Quarterbacks, aber ich denke, sobald man in einem Präzisions-System wie dem unseren ist und beginnt, es zu verstehen und es lernt und den Spielern mehr vertraut, kann man den Ball schneller werfen und durch seine Progressions gehen." Hackett hat auch darüber gesprochen, wie seine Erfahrungen mit Aaron Rodgers ihn geprägt haben, dahingehend, dass man darauf eingehen muss, wie ein solcher Quarterback das Spiel sieht und wie sich das auf die Offense auswirkt. Allein diese Sätze hier unterstreichen, wie viele Fragezeichen die Broncos-Offense, bei all ihrem individuellen Talent, noch begleiten, und weshalb ich mir vorstellen kann, dass es einige Wochen dauert, ehe hier die Rädchen ineinander greifen. Eine schematische Prognose geht für mich in die Richtung, einer Offense, die einige Ähnlichkeiten zu der der Packers aufweist, aber mit einer weniger strikten Struktur und stattdessen mehr Freiheiten. Ob das am Ende aufgeht? Das liegt in erster Linie an Wilson, dessen Spiel das konstante Ballverteilen nie war und es vermutlich auch nicht werden wird - was jedoch eine Kernkompetenz von Rodgers in der LaFleur-Offense ist. Das Zusammenspiel zwischen Hackett und Wilson wird hochspannend zu beobachten.

Detroit Lions

Stat to Know 2021:Auf dem alleinigen letzten Platz beendete Jared Goff die vergangene Saison in puncto durchschnittliche Target-Tiefe - ganze 6,8 Yards tief warf er den Ball im Schnitt. Das führte zu einer bisweilen haarsträubend eindimensionalen Offense; eine Offense, die jetzt die Receiver hat, um deutlich aggressiver aufzutreten. Aber ist Goff auch der Quarterback dafür?

Offense Grundlage 2022: Power-Offense mit Fokus auf Run Game und Kurzpassspiel

In neutralen Spielsituationen waren in der vergangenen Saison nur die Titans Run-lastiger als die Lions. Detroit ist ein Power-Run-Team, und das liegt denke ich nicht nur daran, dass man einen bestenfalls reinen Game-Manager auf der Quarterback-Position hat. Es ist Teil der Identität, die Dan Campbell diesem Team geben wird, mit einem physischen Fokus auf der Line of Scrimmage; so wurde dieses Team in den beiden bisherigen Offseasons zusammengestellt und mit der Offensive Line endlich bei 100 Prozent sehe ich nicht, dass sich dieser Fokus gravierend ändert. Sicher, die Verpflichtung von D.J. Chark könnte einige Dinge öffnen, und ich kann mir auch vorstellen, dass mehr Play Action im Zusammenspiel mit dem Run Game den Lions gut zu Gesicht stehen und gerade vertikal mehr Dinge öffnen könnte: letztes Jahr hatte Goff eine der niedrigsten Play-Action-Quoten in der NFL (21,4 Prozent). Aber im Kern ist es eine Offense, die das Run Game und das Kurzpassspiel zu Slot-Receiver Amon-Ra St. Brown, Tight End T.J. Hockenson und Running Back D'Andre Swift priorisiert.

Green Bay Packers

Stat to Know 2021:Aaron Rodgers hatte im Kurzpassspiel - Pässe mit einer Tiefe von null bis neun Yards über die Line of Scrimmage - die zweitmeisten Yards pro Pass (7,1), die zweithöchste Completion-Quote (83,1 Prozent) und die fünftmeisten Touchdowns (17), bei nur einer Interception. Die hohe Effizienz hier war ein Markenzeichen der Packers-Offense - bleibt das auch ohne Davante Adams so?

Offense Grundlage 2022: Moderne Interpretation der West-Coast-Play-Action-Offense

Matt LaFleur hat über die letzten Jahre gezeigt, dass er eine sehr flexible Interpretation der Shanahan-/McVay-Offense kreieren kann, die strukturell eine extrem hohe Baseline mitbringt. Sehr viel Fokus auf das Kurzpassspiel, Rollouts mit Shot-Plays, das konstante Kreieren von Matchups Underneath, schnelles Ballverteilen nach außen und ein starkes Run Game prägen die Offense, wenngleich das Run Game bisher zumindest längst nicht so prominent in den Mittelpunkt gerückt wurde, wie man bei LaFleur zwischenzeitlich vermutet hatte. Spannend ist jetzt die Frage, inwieweit sich die Offense ohne vor allem Davante Adams verändert. Nicht zuletzt die enorme Effizienz bei RPOs könnte darunter leiden, aber übergreifend verschiebt sich der gesamte Fokus der Offense. Ohne Adams und dessen Strahlkraft auch für gegnerische Defenses wird sich nicht nur die Workload auf mehrere Schultern verteilen müssen, bestimmte Dinge werden strukturell schlicht nicht mehr so funktionieren wie in vergangenen Jahren. Ich könnte mir deutlich mehr 2-Running-Back-Formationen vorstellen, aber auch 12-Personnel noch stärker im Fokus als ohnehin schon. Für den Moment verdient LaFleur jedenfalls alle Vorschusslorbeeren dahingehend, dass er Antworten finden wird.

Houston Texans

Stat to Know 2021:Davis Mills' Touchdown-Quote von 14,3 Prozent bei Pässen über 20+ Yards lag deutlich über dem Liga-Schnitt (9,4 Prozent), während seine Interception-Quote im vertikalen Passspiel (2,4 Prozent) klar unter dem Liga-Schnitt (6 Prozent) lag. Gelingt es den Texans, Mills' Qualitäten als Downfield-Passer noch stärker in den Mittelpunkt der Offense zu rücken?

Offense Grundlage 2022: Run-Heavy Offense mit vertikalem Play-Action-Passspiel

So ein bisschen sind die Texans nach wie vor in der Experimentierphase. Welche jungen Spieler sind langfristige Bausteine? Und welche Coaches? Ist Davis Mills eine längerfristige Quarterback-Lösung? Trotzdem kann man anhand einiger Offseason-Moves ablesen, wo es schematisch hingehen könnte: Kenyon Green in Runde 1 des Drafts, mit Dameon Pierce der vielleicht physisch stärkste Runner dieser Draft-Klasse in Runde 4, Laremy Tunsil gehalten - ich erwarte eine Offense, die, nachdem sie letztes Jahr in vielerlei Hinsicht das schwächste Run Game hatte, hier deutlich mehr ihre Identität suchen wird. Das könnte auch zu Offensive Coordinator Pep Hamilton passen, der nicht zum ersten Mal eine Offense spielen lassen würde, die auf enge Formationen, ein physisches Run Game und Shots im Play-Action-Passspiel setzt. Mit Nico Collins und Brandin Cooks haben die Texans auch zwei gute vertikale Outside-Receiver dafür, und eine der besten Qualitäten von Davis Mills letztes Jahr war es, Eins-gegen-Eins-Matchups Outside tief zu attackieren. Hier passen zu viele Puzzleteile zusammen, um sie zu ignorieren.

Indianapolis Colts

Stat to Know 2021:Mit Jack Doyle und Mo Alie-Cox, sowie Nyheim Hines und Jonathan Taylor waren vier der sechs Colts-Top-Targets in der vergangenen Saison Tight Ends und Running Backs. Alec Pierce wird den abgewanderten Zach Pascal ersetzen, können Parris Campbell oder Ashton Dulin die Wide-Receiver-Fahne zusätzlich hochhalten?

Offense Grundlage 2022: Moderne West-Coast-Variante

Das Carson-Wentz-Experiment ist letztlich krachend gescheitert, und das obwohl seine reinen Total Stats, gemessen an der Erwartungshaltung, durchaus positiv waren. Das lag maßgeblich an Frank Reich, der weiter einer der besseren Play-Designer in der Liga bleibt. Jetzt hat er mit Matt Ryan, aber auch mit Rookie-Receiver Alec Pierce und Rookie-Tight-End Jelanie Woods ganz andere Möglichkeiten. Die Colts werden ein Team bleiben, das hinter einer - auf dem Papier - guten Offensive Line den Ball laufen will und Reichs Prägung in der West Coast Offense spiegelt sich im Timing und den Routes der Offense wider. Mit Pierce als zweitem Receiver hinter Nummer 1 Pittman und einer - so scheint es - prominenteren Rolle von Nyheim Hines könnte ich mir noch mehr Vielfalt in den Personnel Groupings vorstellen. Bereits letztes Jahr spielten die Colts ein wenig 21- und 13-Personnel, um beide Backs gemeinsam, oder eben auch drei Tight Ends aufs Feld zu bringen. Ryans Qualitäten, aber auch die neue Tiefe auf den Skill-Positionen sollten Reich hier noch mehr Optionen geben.

Jacksonville Jaguars

Stat to Know 2021:Die Jaguars spielten letztes Jahr 23 Prozent ihrer Snaps aus 12-Personnel, sowie ganze neun Snaps mit zwei Backs auf dem Feld. Letzteres dürfte sich mit Travis Etienne und James Robinson verändern; Ersteres könnte sich ändern, weil Doug Pederson gerne aus 2-Tight-End-Sets agiert.

Offense Grundlage 2022: West-Coast-Variante mit hohem RPO-Anteil

Ein wenig muss man selbstredend abwarten, was Doug Pederson, der die Scherben des Urban-Meyer-Desasters übernimmt, genau plant. Pederson kommt aus der West Coast Offense, in Philadelphia hat er Tendenzen sowohl zu 2-Tight-End-Sets, als auch zu vielen RPOs gezeigt. Letzteres dürfte exzellent zu Trevor Lawrence passen. Aus dem Camp sickerte durch, dass Jacksonville seine offensiven Waffen flexibel einsetzen will, und auch das ergibt durchaus Sinn: Vor allem mit Etienne und Laviska Shenault haben die Jaguars Matchup-Waffen, die dann am besten zur Geltung kommen, wenn sie auch als Matchup-Waffen überall auf dem Feld eingesetzt werden. Die Verpflichtungen der Offseason mit Christian Kirk und Evan Engram legen in jedem Fall nahe, dass Pederson mehr über die Mitte des Feldes agieren will.

Kansas City Chiefs

Stat to Know 2021:Die Chiefs bleiben meisterhaft darin, Mahomes' Ausnahmequalitäten mit "einfachen" Big Plays zu kombinieren. Mahomes legte in der vergangenen Saison sieben Touchdown-Pässe via Screen-Pass auf, kein anderer Quarterback hatte mehr als drei. Mahomes warf auf die gesamte Saison gesehen auch die meisten RPOs ligaweit und nur 8,7 Prozent seiner Pässe gingen in enger Fenster. Kein anderer Quarterback lag unter 10,5 Prozent.

Offense Grundlage 2022: West Coast/Air Raid Hybrid mit einem physischen Run Game

Die vergangene Saison war vermutlich das beste Beispiel in der Patrick-Mahomes-Ära dafür, dass die Offense immer noch Elite-Zahlen auflegen kann, selbst wenn Mahomes nicht auf seinem absoluten Top-Level spielt. Gleichzeitig war auch offensichtlich, dass die Offense eine Transformation durchlief, welche mit den Neuzugängen und Abgängen dieser Offseason weiter vorangetrieben wurde: Da Defenses sich gegen Kansas City rigoros auf den tiefen Pass fokussierten und die Big Plays insbesondere über Tyreek Hill möglichst wegnehmen wollten, mussten die Chiefs umdenken. Die Tatsache, dass statt dem vertikalen Slot-Speedster Tyreek Hill jetzt ein Possession-Receiver mit JuJu Smith-Schuster für diese Position geholt wurde, während die Big Plays eher über Marquez Valdes-Scantling außen kommen sollen, legt nahe, dass die Chiefs sich darauf vorbereiten, weiterhin viel Underneath agieren zu müssen - was mit ihren weiten Formationen und einem gut designten Quick Game durchaus funktionieren kann. Kansas City lebt noch immer gerne in der Spread-Welt, hat aber auch die Offensive Line, um gegen zu leichte Boxes ein physisches Run Game aufzuziehen.

Las Vegas Raiders

Stat to Know 2021:Als einziges Team ligaweit hatten die Raiders letztes Jahr unter allen Receivern mit mindestens 35 Targets drei Spieler in der Top 10 in puncto durchschnittliche Target-Tiefe: Henry Ruggs, Bryan Edwards und Zay Jones. Alle drei sind nicht mehr im Team, bleibt die Offense dennoch vertikal? Oder entsteht um Adams, Waller und Renfrow eher eine Timing-Kurzpass-Offense?

Offense Grundlage 2022: Erhardt-Perkins Offense

Mit Josh McDaniels erhält auch ein offensiver Paradigmenwechsel Einzug. Von Jon Grudens West Coast Offense hin zur Erhardt-Perkins Offense, welche die Patriots-Offense über die letzten 20 Jahre geprägt hat. Das bedeutet, dass sich auch die Terminologie der Offense signifikant ändert, und aus einzelnen, designierten Routes werden übergreifende Konzepte. Das mit einem vielseitigen Waffenarsenal wie es die Raiders haben sollte das McDaniels und Quarterback Derek Carr jede Menge Möglichkeiten geben, um Matchups zu forcieren und um Defenses auf dem falschen Fuß zu erwischen. Spieler werden viel herumgeschoben werden, und Defenses werden gezwungen, sich anzupassen. Zwei kritische Fragen stehen hier im Raum: Ist die Offensive Line gut genug? Und wie schnell gelingt Carr und Co. nach Jahren in der West Coast Offense die Umstellung?

Los Angeles Chargers

Stat to Know 2021:Justin Herbert warf letztes Jahr lediglich 9,5 Prozent seiner Pässe tief, also mindestens 20 Yards das Feld runter. Einzig Matt Ryan, Jared Goff (beide 9,1 Prozent) und Ryan Tannehill (9,4 Prozent) bewegten sich noch darunter.

Offense Grundlage 2021: Kurzpass-Variante der West Coast Offense

Von 2020 auf 2021 war schematisch eine klare Umstellung zu sehen - eine Umstellung, die ich hier an gleicher Stelle letztes Jahr vermutet hatte: Von der "Checkdown oder Touchdown"-Offense unter Shane Steichen hin zu einer Offense, die unter Joe Lombardi ganz im Stile der Drew-Brees-Saints-Offenses viel mehr Fokus auf das Kurzpassspiel legte. Die Route-Heat-Maps unterstreichen das deutlich, und auch Herberts Quote an tiefen Pässen ging von 11,3 Prozent auf 9,5 Prozent runter. Stattdessen fand viel mehr Underneath und in der 0-9-Yard-Range statt, folgerichtig sah Austin Ekeler 88 Targets, gefolgt von Tight End Jared Cook (79) auf dem Team-internen vierten Platz. Noch nicht ganz so präsent war die Personnel-Vielfalt, die Sean Paytons Saints-Offenses stets auszeichneten. Erhält das noch Einzug? Oder werden 3-Receiver-Sets eher noch prominenter? Und gelingt es den Chargers, schematisch noch mehr auf Big Plays zu gehen und Herberts Arm noch besser einzusetzen?

Los Angeles Rams

Stat to Know 2021:Die Rams sind zurück auf dem 11-Personnel-Thron: 86 Prozent der Snaps verbrachte die Offense letztes Jahr mit einem Back, einem Tight End und drei Receivern auf dem Feld, mit Abstand der höchste Wert in der NFL und deutlich über dem Liga-Schnitt für 11-Personnel (61 Prozent). Mit 8,4 Yards pro Pass aus 11-Personnel lagen die Rams fast 1,5 Yards über dem Liga-Schnitt (7,1).

Offense Grundlage 2022: Flexibler Hybrid aus West Coast und Spread Offense

Man konnte der Rams-Offense im Laufe der vergangenen Saison förmlich dabei zuschauen, wie sie sich weiterentwickelt hat. Während McVay über die Jahre von seinen 11-Personnel-Aufstellungen weg gehen musste, mehr 2-Tight-End-Sets einbaute und durch ligaweite defensive Entwicklungen gezwungen war, das Play-Action-Passspiel zunehmend weniger vertikal aufzuziehen, wurden die Limitierungen von Jared Goff immer deutlicher. Der Trade für Matt Stafford war dementsprechend eine logische Konsequenz, und McVay öffnete seine Offense prompt auch zum Start der Saison. Mehr Spread-Elemente, mehr Shotgun, weniger Play Action, die Rückkehr der 11-Personnel-Sets - es war eine andere Offense. Die musste sich noch einpendeln, doch pünktlich zu den Playoffs war sie in Topform. Mit Kupp als Inside-Receiver, der blocken kann, aber auch die Liga in Yards, Catches und Receiving-Touchdowns anführte. Mit Odell Beckham, der als isolierter X-Receiver defensive Coverage-Strukturen diktierte. Und mit einem Quarterback, dessen Arm und dessen Augen das ganze Feld öffneten. Das Super-Bowl-Jahr war die Saison, in der McVay am weitesten von seinen Shanahan-Wurzeln weg ging und es wird spannend sein zu sehen, wie er seine Offense weiter entwickelt.

Miami Dolphins

Stat to Know 2021: Die Dolphins waren in der vergangenen Saison das einzige Team, das drei Spieler in der ligaweiten Top 10 hatte was individuell zugelassene Pressures angeht. Zwei davon - Liam Eichenberg und Austin Jackson - dürften auch in der kommenden Saison starten.

Offense Grundlage 2022: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Die vergangene Saison muss man aus Sicht der Dolphins-Offense weitestgehend vergessen. Hinter einer desolaten Offensive Line ersetzte das extreme Quick Passing Game mitunter das Run Game, die Offense war auf Gadgets und Run Pass Options aufgebaut. Das soll jetzt alles anders werden: Mike McDaniel kommt aus San Francisco und bringt die Shanahan-Offense mit, mit Jaylen Waddle und Tyreek Hill haben die Dolphins mehr Wide-Receiver-Speed als irgendein anderes Team. Wird sich das auch in einem vertikalen Passspiel bemerkbar machen? Oder sprechen wir mehr von hoher Target-Volume und Yards nach dem Catch? In jedem Fall wird Tua deutlich konstanter in der Mitte des Feldes den Ball verteilen müssen als zuletzt. Auch in puncto Personnel-Groupings wird es anders aussehen: Mit weitem Abstand führten die Dolphins die Liga letztes Jahr in 12-Personnel-Nutzung an: 61 Prozent der Dolphins-Offense fanden darin statt, kein anderes Team lag über 30 Prozent und der Liga-Schnitt bewegte sich bei lediglich 21 Prozent. Daraus waren die Dolphins extrem Kurzpass-lastig, mit 6,5 Air Yards pro Pass. In 21-Personnel dagegen spielte Miami ganze 10 Snaps - es ist klar davon auszugehen, dass die Dolphins deutlich mehr 21, mit dem Fullback auf dem Feld, sowie 11-Personnel spielen werden als letztes Jahr, auf Kosten der 2-Tight-End-Sets. Der Fullback wurde in Person von Alec Ingold längst verpflichtet.

Minnesota Vikings

Stat to Know 2021:Justin Jefferson war der einzige Receiver in der NFL letztes Jahr, der in der Regular Season über 130 Targets sah und dabei eine durchschnittliche Target-Tiefe von mehr als 12 Yards verzeichnete. Mit einer Tiefe von im Schnitt 13,3 Yards wurde Jefferson angespielt.

Offense Grundlage 2022: Moderne Interpretation der West-Coast-Play-Action-Offense

Eine 180-Grad-Wende erwarte ich in Minnesota auch nach dem Trainerwechsel nicht, zumindest nicht auf der offensiven Seite des Balls. Was vorher Kubiak-geprägt war, wird jetzt unter Kevin O'Connell McVay-geprägt sein; beides stammt ursprünglich aus dem Shanahan-Tree. Aber was ich erwarte, ist eine deutlich modernere Auslegung der gleichen Grundstruktur. Weniger mit der Idee, dass sich alles auf das Run Game stützt und weniger statisch. Mehr Motion, mehr 11-Personnel, flexiblerer Umgang insbesondere mit den Wide Receivern. Justin Jefferson deutete das bereits an, er könnte - ähnlich wie Cooper Kupp in Minnesota - deutlich mehr Snaps im Slot erhalten, eine Rolle, die er im College bei LSU bereits hatte. Das Run Game wird immer noch eine wichtige Komponente der Offense sein, doch mehr als Ergänzung zum Passspiel. Umso wichtiger wird es sein, dass die Vikings - analog zu den Rams - in der Lage sind, auch aus 3-Receiver-Sets den Ball effizient zu laufen.

New England Patriots

Stat to Know 2021:Damien Harris führte die Liga laut PFF in der vergangenen Saison in Gap-Scheme-Runs an, mit 143 - bei lediglich 43 Zone-Runs. Auf dem siebten Platz folgte New Englands Nummer-2-Back Rhamondre Stevenson mit 99 Gap-Scheme-Runs. Falls die Patriots tatsächlich Richtung Zone-Blocking-Offense tendieren, wäre das in puncto Blocking-Scheme fast eine 180-Grad-Drehung.

Offense Grundlage 2022: Zone-Blocking "McVay Style"-Offense

Es ist keineswegs als Floskel zu verstehen, wenn ich hier sage: Viele eurer Tipps sind so gut wie meiner. Die Patriots haben keinen Offensive Coordinator, auch wenn wir an diesem Punkt relativ sicher wissen, dass Matt Patricia der offensive Play-Caller sein wird. Die Erhardt-Perkins Offense, die seit vielen Jahren in New England der Standard war und bis zuletzt auch unter Josh McDaniels gespielt wurde, scheint der Vergangenheit anzugehören. Wenn die Berichte aus dem Training Camp zutreffen, hatte die Patriots-Offense eine auffällig holprige Saisonvorbereitung - und das nicht zuletzt, weil die Patriots wohl ein neues offensives Scheme einstudieren. Berichten zufolge soll mehr Zone-Blocking Einzug erhalten, wir wissen nicht zuletzt durch die Aussagen von Jakob Johnson, der mit McDaniels zu den Raiders ging, dass der Fullback keine Rolle mehr spielen soll. Mehr Bunch-Formations, mehr ... McVay? So zumindest lassen sich die Berichte interpretieren. Es wäre ein hochspannender und dramatischer offensiver Wechsel, und das ohne einen Coach aus diesem Coaching-Tree verpflichtet zu haben. Doch es scheint in diese Richtung zu gehen - aber wie gesagt: Hier sind eure Prognosen vermutlich nicht besser oder schlechter als meine.

New Orleans Saints

Stat to Know 2021:Wenn die Saints letztes Jahr Play Action nutzten, waren sie brandgefährlich - und das unabhängig davon, welcher Quarterback spielte. Taysom Hill und Jameis Winston waren die beiden einzigen Quarterbacks, die mehr als 10,2 Yards pro Play-Action-Pass verzeichneten. Beide kamen mit Play Action im Schnitt auch auf über vier Yards mehr pro Pass als im regulären Dropback Passing Game, auch diese Marke knackte sonst kein Quarterback.

Offense Grundlage 2022: Flexible West Coast Offense

Ein wenig Spielraum für Interpretation gibt es, immerhin ist es Jahr 1 nach Sean Payton. Doch Pete Carmichael übernimmt die Offense, und der 50-Jährige ist seit 2006 in New Orleans tätig. Gravierende Änderungen sind also nicht zu erwarten, auf der Hand liegt aber die Vermutung, dass deutlich mehr über die Wide Receiver aufgezogen werden soll. Mit Michael Thomas, Jarvis Landry und Chris Olave sind die Saints hier plötzlich sehr gut aufgestellt. Das könnte es Carmichael im Vergleich zum Vorjahr erlauben, generell mehr über das Passspiel aufzuziehen. Womöglich auch ein wenig auf Kosten der Personnel-Grouping-Vielfalt, welche die Saints unter Payton stets ausgezeichnet haben.

New York Giants

Stat to Know 2021:Die Aufteilung war klar: Kenny Golladay sah letztes Jahr die meisten, Darius Slayton die viertmeisten Targets - beide mit einer durchschnittlichen Target-Tiefe jenseits der 13 Yards. Dazwischen rangierten Evan Engram (5,4 aDOT) und Saquon Barkley (0,5). Wie auch immer die Daboll-Offense in New York genau aussieht, es ist stark davon auszugehen, dass deutlich mehr Production in der Mid-Range über Spieler wie Toney und Robinson kommen soll, um so auch die Yards nach dem Catch hoch zu schrauben.

Offense Grundlage 2022: Spread Offense mit Matchup-Fokus

Es ist fest davon auszugehen, dass nach der Joe-Judge-Ära alles ein Upgrade für Daniel Jones und die Offense darstellen wird - die Hoffnung in New York ist fraglos, dass Brian Daboll nicht einfach nur ein Upgrade, sondern ein dramatisches Upgrade ist. Wie genau seine Offense schematisch aussieht, ist offen für Interpretation: Daboll hat über seine Karriere gezeigt, dass er unterschiedliche Stile spielen lassen kann, je nachdem, wo die Stärken und Schwächen seines Kaders liegen. Und die Giants haben die Receiver-Qualitäten, um eine Spread Offense zu spielen, in welcher Daniel Jones' Rushing-Qualitäten zusätzlich gefährlich zur Geltung kommen könnten. Wan'Dale Robinson und Kadarius Toney bekommen im Camp beide Snaps auch im Backfield, Kenny Golladay kann kaum weniger effektiv spielen als im Vorjahr und falls Saquon Barkley fit bleibt, hätte Daboll eine Running-Back-Matchup-Waffe, die er so in Buffalo nicht hatte. Es ist ein Make-or-Break-Jahr für Daniel Jones. Wie kann Daboll eine Offense bestmöglich um ihn aufbauen?

New York Jets

Stat to Know 2021:Der (Slot-)Receiver mit YAC-Potenzial ist essenziell in dieser Offense. Elijah Moore, Jamison Crowder und Braxton Berrios führten die Jets in Targets an, Moore und Berrios verzeichneten je über 4,5 Yards nach dem Catch pro Reception. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich Garrett Wilson ebenfalls in dieser Rolle vorzustellen.

Offense Grundlage 2022: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Bereits letztes Jahr war es kein Geheimnis, was die Jets gerne spielen wollen. Mit Mike LaFleur hatte der neue Head Coach Robert Saleh den nächsten Coach aus dem Shanahan-Coaching-Tree mitgebracht, und in Teilen war die neue Offense auch schon sichtbar. Insbesondere als die Backup-Quarterbacks ran durften, die den Ball wesentlich konstanter schnell verteilten. Das ist einer der Bereiche, in denen sich Zach Wilson noch verbessern muss, doch was das übergreifende Scheme angeht, hat die diesjährige Offseason den im Vorjahr eingeschlagenen Weg nur untermauert: Guard Laken Tomlinson bringt jahrelange Erfahrung in Shanahans Offense mit, die neuen Tight Ends C.J. Uzomah und Tyler Conklin haben in strukturell ähnlich aufgebauten Offenses gespielt. Breece Halls Speed sollte im Zone-Blocking-Scheme besonders gut zur Geltung kommen und mit Garrett Wilson haben die Jets nach Elijah Moore jetzt eine weitere gefährliche Yards-after-Catch-Waffe. Der Weg in New York ist klar, jetzt muss Wilson die Fäden nur noch zusammenführen.

Philadelphia Eagles

Stat to Know 2021:Jalen Hurts führte 2021 alle Nicht-Running-Backs in puncto Rushing-Yards (784) und Rushing-Touchdowns (10) an. 50 seiner 90 Runs waren Scrambles, es dauerte einige Wochen in der Frühphase der vergangenen Saison, ehe die Offense Hurts' Rushing-Qualitäten konstanter auch strukturell einbaute. 2022 sollte es von Anfang an fester Bestandteil der Offense sein.

Offense Grundlage 2022: QB-Option-Offense mit West-Coast- und Play-Action-Basis

Man konnte der Eagles-Offense förmlich dabei zuschauen, wie sie sich im Laufe der vergangenen Saison weiterentwickelt hat - und dann konnte man in der Offseason beobachten, wie die nächste Entwicklungsstufe aussehen könnte. Der Trade für A.J. Brown wird nicht nur DeVonta Smith das Leben erleichtern, er könnte auch ein Schlüssel dafür sein, dass Jalen Hurts die Mitte des Feldes konstanter attackiert. Hier liefen die Eagles letztlich im Liga-Vergleich auch kaum Routes, es ist der offensichtlichste Punkt, wo Hurts und die Offense den nächsten Schritt machen müssen und ein Spieler wie Brown, der in Tennessee Ryan Tannehill mit seiner Physis und Dominanz bei In-Breaking-Routes insbesondere via Play Action sehr gut hat aussehen lassen, kann diesen Bereich des Feldes für einen jungen Quarterback öffnen. Ihre Grundidee haben die Eagles letztes Jahr gefunden, als eine Offense, die hinter einer dominanten Line mit dem QB-Run-Game on top den Ball laufen kann, viel Play Action nutzt und im Passspiel sehr vertikal agiert. Jetzt muss die logische Entwicklung folgen.

Pittsburgh Steelers

Stat to Know 2021:Unter allen Quarterbacks warf Ben Roethlisberger den Ball letztes Jahr mit Abstand am schnellsten: Durchschnittlich nach 2,27 Sekunden war der Ball weg, einzig Brady (2,35 Sekunden) war ansonsten unter 2,5 Sekunden. Gut möglich, dass sich die Steelers - egal, ob Trubisky oder Pickett oder nacheinander beide spielen - dieses Jahr am exakt anderen Ende des Spektrums bewegen.

Offense Grundlage 2022: Spread Offense mit Fokus auf Motion-Elementen

So ganz wissen wir noch gar nicht, wie sie aussehen soll, die Offense von Matt Canada. Canada war zwar bereits im Vorjahr der Offensive Coordinator der Steelers, doch es steht außer Frage, dass Ben Roethlisbergers Limitierungen auch die Offense schematisch klar einschränkten. Canadas offensive Grundprinzipien haben eigentlich deutlich mehr mit diversen Motion-Elementen zu tun; mit Big Ben als Statue in der Shotgun konnte er das so kaum spielen. Mitch Trubisky und auch Rookie Kenny Pickett haben beide ihre klaren Defizite und Schwachstellen, aber sie sollten der Offense signifikant mehr Mobilität geben. Pittsburghs Offensive Line wird deutlich stärker im Fokus stehen, was auch die Schwachstellen dieser Unit stärker in den Mittelpunkt rücken wird. Schematisch erwarte ich aber eine flexiblere Offense, die deutlich mehr kreative Wege als im Vorjahr zeigt, um den Ball zu den diversen Playmakern zu bringen.

San Francisco 49ers

Stat to Know 2021:Die 49ers führten einmal mehr die Liga in 21-Personnel-Nutzung an: 34 Prozent ihrer Offense spielten sie mit zwei Backs auf dem Feld. Eine gewisse Unklarheit herrscht noch dahingehend, wie Kyle Shanahan seine Offense mit dem Option-Rushing-Potenzial von Trey Lance kombiniert - aber sehen wir potenziell mehr Pistol-Formationen und Run Game aus 21-Personnel, wie es die Ravens mit Lamar Jackson bereits seit Jahren machen?

Offense Grundlage 2022: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Die ganze Liga ist gespannt darauf, wie genau Kyle Shanahan Trey Lance bestmöglich einsetzen will - die Beantwortung dieser Frage wird darüber mitentscheiden, ob die Niners vielleicht sogar direkt ein Titelkandidat sind. Dabei ist nicht so sehr die grundlegende schematische Basis unklar, wir wissen, wie die Shanahan-Offense aussieht und wie sie funktioniert. Aber inwieweit wird Trey Lance ins designte Run Game eingebunden? Setzt Shanahan, jetzt wo er einen Quarterback mit signifikant mehr Armtalent als Jimmy Garoppolo hat, mehr auf vertikale Konzepte? Werden die womöglich auch wichtig, weil die Offense mehr auf Big Plays angewiesen ist, da Lance den Ball vermutlich nicht so konstant im Kurzpassspiel verteilen wird wie Garoppolo? Die Niners haben eine starke Skill-Position-Gruppe, inklusive Deebo Samuel, der mit seinem neuen Vertrag vermutlich weiterhin auch einige Running-Back-Hybrid-Aufgaben erhalten wird. Falls die Offense vertikaler geht, könnte es aber auch das Breakout-Jahr von Brandon Aiyuk werden.

Seattle Seahawks

Stat to Know 2021:Über die letzten sechs Wochen der Saison führte Running Back Rashaad Penny die Liga in Rushing-Yards an (706), hatte die zweitmeisten Rushing-Touchdowns (6) und verzeichnete im Schnitt fast absurde sieben Yards pro Run. Mit Rookie Kenneth Walker gibt es jetzt prominente Konkurrenz - gut möglich, dass es in der ersten Post-Russell-Wilson-Saison auch deutlich mehr Runs gibt.

Offense Grundlage 2022: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Seahawks-Fans werden sich erinnern - das war eines der großen Themen rund um die Hawks-Offense vor der vergangenen Saison: Würde der neue Offensive Coordinator Shane Waldron, frisch aus der Schule von Sean McVay und angeblich ein Wunschkandidat von Russell Wilson, es schaffen, Wilsons herausragende Qualitäten als Downfield-Passer in ein Scheme zu packen, welches ihn als Quick-Passer effizienter und konstanter macht? Wilsons Verletzung lässt eine unvollständige Bewertung zurück, aber die offensive Grundtendenz dürfte klar sein: Ob mit Drew Lock oder Geno Smith - wobei Smith hier in meinen Augen als konstanterer Ballverteiler mehr Sinn ergibt - soll eine Run-lastige Offense gespielt werden, in welcher der Quarterback den Ball effizient verteilt und idealerweise von vorteilhaften Looks und Matchups profitiert, welche durch das Scheme und ein starkes Run Game ermöglicht werden.

Tampa Bay Buccaneers

Stat to Know 2021:Kein Quarterback warf in der vergangenen Regular Season mehr tiefe Pässe als Tom Brady (82), der zudem unter allen 19 Quarterbacks mit mindestens 55 tiefen Pässen die höchste Drop-Quote (14,6 Prozent) hinnehmen musste.

Offense Grundlage 2022: Flexible Air-Coryell-Interpretation

Ich erwarte trotz des Rücktritts von Bruce Arians nicht, dass sich schematisch allzu viel ändert. Die offensive Grundstruktur steht, die Bucs dürften abermals eine vertikale Passing-Offense kombiniert mit einem physischen Run Game spielen. Die vielleicht größte Herausforderung ist womöglich nicht der Wechsel im Trainerstab, sondern die infolge von Abgängen und der Verletzung von Ryan Jensen komplett neu zusammengestellte Interior Offensive Line. Sollte sich das als Problem erweisen, könnte die Offense etwas mehr über ein Kurzpassspiel aufgezogen werden als zuletzt. Mit dem tiefen Wide Receiver Corps bieten sich in puncto Personnel Groupings andere Möglichkeiten, nachdem Tampa Bay unter Arians gerne Zwei- und mitunter auch Drei-Tight-End-Sets aufbot. Auch das könnte erst recht ein Thema werden, sollten mehr Kurzpass-Elemente Einzug erhalten.

Tennessee Titans

Stat to Know 2021:Bis zu seiner Verletzung in Woche 8 hatte Derrick Henry bereits 937 Rushing-Yards auf dem Konto - bei 219 Runs. Auf 17 Spiele hochgerechnet war er auf Kurs für 465 Runs, während die Titans in neutralen Spielsituationen das mit Abstand Run-lastigste Team der Liga stellten. Das änderte sich auch nicht, nachdem sich Henry verletzt hatte - und der Verlust von A.J. Brown könnte die Titans noch mehr in diese Richtung schieben.

Offense Grundlage 2022: Run-First Zone-Blocking-Play-Action-Offense

Die Titans waren in neutralen Spielsituationen das mit Abstand Run-lastigste Team in der NFL - und das änderte sich nicht einmal dann, als sich Derrick Henry in Woche 8 verletzte. Es wird ein echter Test für Ryan Tannehill, dahingehend, inwieweit er sein spielerisches Level aufrechterhalten kann, ohne A.J. Brown; doch die Spieler, Tennessee in dieser Offseason verpflichtet hat, legen nahe, dass die generelle Ausrichtung der Offense unverändert bleibt: Bei Robert Woods wissen wir, dass er auch als (In-Line-)Blocker agieren kann. Burks hat in jedem Fall die Physis dafür, und während Rookie-Slot-Receiver Kyle Philips diese Physis zwar nicht hat, so ist er dennoch ein williger Blocker. Genau wie Rookie-Tight-End Chigo Okonkwo. Auch Tight-End-Neuzugang Austin Hooper ist ein solider Blocker. Henry sollte nach seiner Verletzung auf 100 Prozent sein, und es ist gut möglich, dass er noch mehr als Fokus in den Mittelpunkt der Offense rückt.

Washington Commanders

Stat to Know 2021:Ein einziger Spieler hatte in Washington letztes Jahr über 65 Targets - Terry McLaurin mit derer 126. McLaurin hatte mehr Catches (77) als ein anderer Spieler überhaupt Targets sah. Mit Logan Thomas und J.D. McKissic für 17 Spiele fit sollte das anders aussehen. Insbesondere aber Rookie Jahan Dotson könnte ein dringend benötigtes neues Element in die Offense mitbringen.

Offense Grundlage 2022: Air Coryell Spread-Interpretation

Allzu viel würde ich in die vergangene Saison nicht rein interpretieren. Die frühe Verletzung von Ryan Fitzpatrick sowie Ausfälle von McKissic, Thomas und einmal mehr Curtis Samuel haben Washington ohne Zweifel in allen offensiven Plänen limitiert. Ich sehe Washington nach wie vor als eine Offense, die den Ball auch aus Spread-Formationen schnell verteilen und aufbauend darauf in das vertikale Passspiel übergehen will, sowie als eine Offense, die sein Run Game mit einem sehr ausgeprägten Play-Action-Passspiel kombiniert. Gerade im Kurzpassspiel könnte Jahan Dotson als Receiver Underneath eine kritische Rolle einnehmen. Die zentrale Frage jedoch lautet, ob Carson Wentz konstant genug ist, um der Offense auf diese Art einen Floor zu geben.