NFL: Power Ranking zum Saisonstart
32. Houston Texans
Meine Vermutung ist, dass wir spätestens nach der Saison relativ klar sagen werden, dass Davis Mills nicht die langfristige Starting-Option in Houston ist - aber auch, dass die Texans in der Position sind, um sich ihren neuen Quarterback hoch zu draften. In der kommenden Saison geht es darum, zu schauen, welche jungen Spieler einschlagen und sich für eine Rolle als langfristige Säule empfehlen: Kann Vorjahres-Rookie-Receiver Nico Collins nach einer guten ersten Saison einen Sprung machen und als Big-Body-Downfield-Receiver noch mehr Plays machen? Ist Dameon Pierce der Running Back, den die Texans gesucht haben? Ist die Line davor verbessert? Und kann die Secondary mit den Rookies Derek Stingley und Jalen Pitre zur Identitätssuche beitragen? Ich halte es für realistisch, dass die Texans aus dieser Saison gehen und mehrere junge Spieler für ihr Gerüst der nächsten drei bis vier Jahre gefunden haben. Doch ich denke nicht, dass der Quarterback ein Teil davon ist, und dann wird sich das trotz eines Kaders, der auf dem Weg in die richtige Richtung ist, bemerkbar machen.
31. Atlanta Falcons
Ob gewollt oder nicht, die Falcons sind inmitten eines gravierenden Umbruchs. Weder der Trade von Julio Jones, noch der Trade von Matt Ryan waren von Teamseite aus so geplant, doch unter dem Strich steht ein Kader, der sich jetzt erst einmal neu finden muss. Hoffnung macht, dass sowohl Starter Marcus Mariota, als auch Rookie-Backup Desmond Ridder in der Preseason einen guten Eindruck hinterließen. Bekommen die Falcons solides - oder sogar mehr als das - Quarterback-Play, könnte diese Offense mit Kyle Pitts, Drake London und Cordarrelle Patterson zumindest interessant sein. Die Offensive Line könnte hier jedoch einmal mehr größere Sprünge verhindern, insbesondere in der Pass-Protection ist hier viel Luft nach oben. In der Defense sind A.J. Terrell und Grady Jarrett die Fixpunkte, ansonsten gilt: Wer kann sich beweisen? Das Safety-Duo könnte positiv überraschen, dann hätte Atlanta vielleicht eine solide bis gute Secondary. Doch es braucht von den jungen Pass-Rushern zumindest einen, der einen Breakout schafft; Zweitrunden-Rookie Arnold Ebiketie wäre eine Option dafür.
30. New York Giants
Ich denke, dass die Giants auf einem sehr guten Weg sind. Die Offensive Line etwa könnte sich von einer jahrelangen Schwäche zu einer echten Stärke entwickeln. Kadarius Toney und Wan'Dale Robinson bieten Coach Brian Daboll jede Menge taktischer Möglichkeiten, Sterling Shepard, der mittlerweile wieder fit ist, könnte in der Folge auch Outside zum Einsatz kommen. Und die Defensive Line sollte für Furore sorgen können, wenn Thibodeaux und Ojulari dann beide bei 100 Prozent sind. Es ist nicht so, dass die Giants einen Umbruch eingeleitet hätten, der zunächst ein komplettes Einreißen des Kaders verlangt. Dieses Team hat junges Talent, auch in Schlüsselpositionen. Aber zumindest für den Moment habe ich noch Zweifel daran, dass das übergreifende Bild sich gleich im ersten Jahr unter dem neuen Trainerstab zusammensetzen wird. Und dann hängen selbstredend alle Saison-Prognosen ohnehin an der Frage, was man von Daniel Jones noch erwartet.
29. Seattle Seahawks
Die Entscheidung für Geno Smith ergibt fraglos Sinn. Nicht nur, weil Smith ganz offensichtlich während der Saisonvorbereitung die bessere Option im direkten Vergleich zu Drew Lock war - Smith sollte auch wesentlich eher in der Lage sein, die Offense von Shane Waldron einigermaßen konstant umzusetzen als Lock, bei dem es in erster Linie immer Flashes und Highlights waren, und zu wenig Konstanz. Auf die junge Offensive Line bin ich allerdings fast mehr gespannt, hier könnte Seattle seine Grundlage für die Zukunft gelegt haben. Mit Metcalf, Lockett, Fant und einem tiefen Backfield hat Seattle ein ansprechendes Waffenarsenal, die Defense allerdings bringt im Pass-Rush, genau wie in der Secondary enorme Fragezeichen mit. Und auch wenn Smith die logische Wahl im internen Quarterback-Duell war, so ist er dennoch einer der schlechtesten Starting-Quarterbacks ligaweit zum Start der neuen Saison.
28. Chicago Bears
Es besteht eine reelle Chance, dass die Bears den schwächsten Kader in der NFL haben - mit Ausnahme des Talentlevels auf der Quarterback-Position. Justin Fields geht in sein erstes Jahr als Starter, und er ist in gewisser Weise das Paradoxon in einem Kader, der einen radikalen Umbruch brauchte - und gleichzeitig einen möglichen Franchise-Quarterback hat, den man entwickeln, fördern und bewerten müsste. Den Umbruch führte das neue Regime durch, doch die Folge davon ist ein Waffenarsenal mit Darnell Mooney, Cole Kmet und vielen Fragezeichen, eine Defense mit einer radikal umgebauten Defensive Line und eine Offensive Line, die Probleme haben wird. Fünftrunden-Rookie Braxton Jones wird wohl auf Left Tackle starten, Teven Jenkins soll auf Guard rutschen und Center Lucas Patrick musste sich nach einer im Training Camp erlittenen Verletzung am Daumen operieren lassen. Junges Talent findet man in der Secondary, doch wie schnell greifen die Rädchen hier ineinander? Auch Rookie-Safety Jaquan Brisker fehlte bereits verletzt. Ich denke, es gibt ein Szenario, in dem Fields in einer Shanahan-Style-Offense, die gut zu ihm passen wird, im zweiten Jahr aufblüht. Aber es braucht viel Vorstellungskraft, um das mit dieser Line und Fields' bereits seit College-Tagen sichtbarer Tendenz, den Ball sehr lange zu halten, gleich im ersten Jahr zu positiv zu prognostizieren.
27. New York Jets
Den Start der Regular Season wird Zach Wilson aller Voraussicht nach verpassen, für ihn und für die Jets bleibt zu hoffen, dass seine verletzungsbedingte Zwangspause dann schnell vorbei ist. Denn: Es ist eine kritische Saison, für Wilsons Entwicklung, genau wie für seine Bewertung. Wilson muss zeigen, dass er mehr kann, als für die gelegentlichen Highlight-Plays zu sorgen, und wie die Platzierung der Jets hier nahelegt, bin ich in dieser Hinsicht skeptisch. Denn wenn man vollends von Wilson überzeugt ist, müsste man Gang Green um mehrere Plätze weiter oben einsortieren, so weit ist der Kader mittlerweile. Mit einer Offensive Line, die selbst ohne Mekhi Becton deutlich verbessert sein sollte. Mit einer spannenden, jungen Receiver-Gruppe. Mit einem deutlich verbesserten Tight-End-Room, mit einem Pass-Rush, der mit Jermaine Johnson und Carl Lawson deutlich besser sein sollte als im Vorjahr. Und mit einer Secondary, die generalüberholt wurde. Für Robert Salehs Defense jedenfalls sollte es keine Ausreden geben.
26. Jacksonville Jaguars
Jacksonville ist eine ziemliche Wundertüte, einfach weil das Potenzial von Quarterback Trevor Lawrence dieses Team deutlich nach vorne katapultieren könnte. Eine solche Prognose ist aber an mehrere Bedingungen geknüpft: Wie schnell kann Doug Pederson der Offense nicht nur eine klare Struktur geben - das sollte im Vergleich zur Vorsaison in Jacksonville schnell spürbar sein -, sondern auch mit Lawrence voll auf einer Wellenlänge funken? Christian Kirk gibt den Jaguars einen explosiven Slot-Receiver, aber wie weit kommt die Offense ohne echten Alpha-Receiver? Ist die Offensive Line gut genug? Ich erwarte einen klaren Sprung der Offense insgesamt im Vergleich zum Vorjahr - nochmal: nicht allzu schwierig -, aber kann mir auch gut vorstellen, dass wir erst 2023 von einer möglichen Breakout-Saison für die Offense insgesamt sprechen. Mindestens genauso spannend ist allerdings die Defense, die mit Josh Allen, First-Overall-Pick Travon Walker sowie dahinter auf Linebacker mit Foyesade Oluokun und Devin Lloyd spektakuläre Athletik genau wie Breakout-Potenzial mitbringt. Es wäre zumindest nicht komplett überraschend, wenn die junge Defense in der kommenden Saison in ihrer Entwicklung schon einen Schritt weiter wäre als die eigene Offense.
25. Detroit Lions
Letztes Jahr konnte Detroit in der Rolle des sympathischen Außenseiters förmlich aufblühen. Die Lions waren in den meisten Spielen kompetitiv, Dan Campbell wurde zum Medien-Darling und nach vielen Jahren war rund um die Lions erstmals wieder so etwas wie positive Aufbruchstimmung zu vernehmen. Ein Stück weit passen sie noch immer in diese Rolle, gleichzeitig gilt in Jahr 2 aber auch: Die sportlichen Ergebnisse müssen langsam aber sicher sichtbar werden. Zu gut ist die Offensive Line, die letztes Jahr in Bestbesetzung verletzungsbedingt nie zusammenspielte. Das Waffenarsenal wurde mit D.J. Chark verbessert, der Pass-Rush mit Nummer-2-Overall-Pick Aidan Hutchinson. Detroit ist immer noch mittendrin im Umbruch, und kaum jemand dürfte denken, dass Jared Goff die mittel- oder gar langfristige Quarterback-Lösung für dieses Team ist. Die Erwartungshaltung muss also weiter in klaren Parametern bleiben. Doch mit Blick auf den Kader sind diese definitiv höher als im Vorjahr.