NFL

Power Ranking nach Woche 4: Die Eagles im Kreis der Titelanwärter

SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert alle 32 Teams im Power Ranking
© getty

Knapp das erste Saisonviertel liegt bereits hinter uns - Zeit für ein erstes Zwischenfazit! Welche Teams sind echte Contender? Bei wem trügt die Bilanz nach vier Spielen? Und wer könnte über die nächsten vier Spiele auch in den Standings einen klaren Sprung machen? SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert alle 32 Teams im ersten Power Ranking.

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NFL: Power Ranking nach Week 4

32. HOUSTON TEXANS (0-3-1)

Ranking vor Saisonstart: 32.

Ich sehe die Texans ziemlich genau an dem Punkt, an dem ich sie nach den ersten vier Spielen erwartet habe: Das ist ein Team, das nicht einbricht oder sich gar blamiert, das Fortschritte in einzelnen Bereichen zeigt - und gleichzeitig ist komplett klar, dass man noch inmitten eines Umbruchs steckt und auch den Franchise-Quarterback noch nicht gefunden hat. Fortschritte sehe ich ganz klar in der Offensive Line, die sich bislang im Vergleich zum Vorjahr klar verbessert präsentiert, sowie in der Secondary, wo junge Spieler wie Derek Stingley und Jalen Pitre bereits andeuten, dass sie tragende Säulen dieser Defense werden können. Der Pass Rush ist zumindest mal unangenehm und offensiv entwickelt sich Nico Collins in eine passable Nummer 2. All das sind positive Punkte für ein Team, das vermutlich erneut in der Top 5 picken wird - aber das in mehreren Bereichen auf einem guten Weg zu sein scheint.

31. CAROLINA PANTHERS (1-3)

Ranking vor Saisonstart: 20.

Bei den Texans, den Giants und den Bears - und auch einigen anderen Teams - kann man nachvollziehen, warum bestimmte Dinge so sind, wie sie gerade sind. Ein nachweislich eingeleiteter Umbruch, der Zeit braucht und in dem manche Aspekte unweigerlich erst schlechter werden, bevor sie besser werden. Bei den Panthers ist der frustrierende Part, dass das Team seit Jahren stagniert - und mindestens noch einige Monate davon entfernt ist, einen Umbruch einzuleiten. Und das erfolgt auch nur, falls man in Charlotte demnächst zu dem Schluss kommt, dass die Matt-Rhule-Ära an ihrem Ende angekommen ist. Bis dahin erleben wir eine weitere Version dieses Panthers-Team, das mit überschaubarer Kreativität versucht, um einen schwachen Quarterback herum zu navigieren, während die Defense zwar gut ist, aber nicht gut genug, um das Team zu tragen. Und so steuern die Panthers auf ihren vierten Top-10-Pick in Folge zu, obwohl das Team individuell betrachtet talentierter als das ist.

30. CHICAGO BEARS (2-2)

Ranking vor Saisonstart: 28.

Ein klein wenig bin ich bei den Bears schon überrascht. Überrascht dahingehend, dass Chicago so schnell offensiv eine klare Identität entwickeln konnte, mit einem explosiven, gut designten Run Game. Überrascht auch von der Offensive Line, die sich schon deutlich stabiler präsentiert als befürchtet. Doch die zentralen Bedenken um die wichtigste individuelle Personalie innerhalb dieses Teams fallen dafür nach den ersten vier Spielen umso gravierender aus: Justin Fields wirkt bisher ziemlich verloren. Und das nicht nur in den Bereichen, in denen seine Schwächen - Pocket-Verhalten, das lange Halten des Balls - bekannt sind. Mittlerweile sind wir an einem Punkt angekommen, an dem Fields auch Würfe nicht mehr trifft, die ein Spieler mit seinem Talent eigentlich im Schlaf hinbekommen sollte. Noch ist die Sample Size klein, aber Fields wird deutlich mehr zeigen müssen, damit er der Starter in Chicago bleibt. Die junge Defense derweil zeigt die erwartbaren Anfälligkeiten, die Verletzung von Jaylon Johnson hat diese Unit zusätzlich destabilisiert. Das Run Game der Bears ist eindrucksvoll bis hierhin und macht Spaß, aber ich denke nicht, dass das Chicago durch die weitere Saison und gegen bessere Gegner tragen wird, wie es die Bears in diesem ersten Saisonviertel getragen hat.

29. PITTSBURGH STEELERS (1-3)

Ranking vor Saisonstart: 22.

Mike Tomlin zu kritisieren war in den vergangenen Jahren häufig ein riskantes Unterfangen, weil seine nicht nur ein Mal totgesagten Teams am Ende doch überraschten und mehr Spiele gewannen als gedacht - selbst wenn der Weg dahin bestenfalls steinig war. Ich mache es trotzdem nochmal, denn: Ich verstehe nicht, was genau die Steelers mit ihrem Quarterback-Plan erreichen wollten. Mitch Trubisky ist ganz offensichtlich nicht die Quarterback-Antwort und spielt noch dazu in einer Offense, die wenig für ihn kreiert, die schematisch mit am wenigsten herausholt ligaweit und deren Line schwächelt. Die Verletzung von T.J. Watt hat zudem der Defense ein Stück weit den Boden unter den Füßen weggezogen; eine Defense, die erneut gegen den Run bedenklich wackelt. Was bleibt, ist ein Team, das sich im kompletten Nirgendwo bewegt - dennoch aber Kenny Pickett nicht die Mini-Bye nach dem Thursday Night Game zur Vorbereitung geben wollte, sondern ihn stattdessen im Laufe der Partie gegen die Jets reinwarf. Mit diesen Waffen sollte es möglich sein, eine Offense zu entwerfen, in der Pickett wertvolle Erfahrungen sammeln kann, auch ohne, dass er hinter der Line zerlegt wird. Mit Pickett haben die Steelers wieder ein wenig mehr Grund für Optimismus, oder zumindest werden sie interessanter. Dennoch besteht eine gute Chance, dass das die erste Saison unter Mike Tomlin wird, in der Pittsburgh am Ende eine negative Bilanz haben wird.

28. NEW YORK JETS (2-2)

Ranking vor Saisonstart: 27.

Dass der Schedule den Jets insbesondere in der ersten Saisonhälfte nicht wirklich helfen wird, war absehbar. Dass man dann noch ohne Zach Wilson in die Saison starten musste, war zusätzlich bitter. Und so darf man die Einschätzungen zu den Jets insgesamt noch mit etwas mehr Vorsicht genießen. Ich bin bei Zach Wilson skeptisch und bin gespannt, ob er mich eines Besseren belehren kann; mit mehr Auftritten wie spät im Spiel gegen Pittsburgh. Aber bisher bleibt festzuhalten, dass die Offensive Line - nach mehreren Tackle-Ausfällen - weit unter den erhofften Erwartungen spielt, inklusive dem teuren Neuzugang Laken Tomlinson. Und dass die Defense, in die jetzt so viele Ressourcen gesteckt wurden und die Robert Salehs Trumpfkarte sein sollte, bislang ziemlich enttäuscht. Und vielleicht wird das mit der Zeit besser. Aber für den Moment sehe ich ein Team mit einer wackeligen O-Line, einer Defense, die signifikant anfälliger ist als sie es sein sollte, und einem Quarterback, bei dem ich basierend auf der vergangenen Saison ernsthafte Fragezeichen habe. Keine gute Ausgangslage für den Rest des Jahres.

27. WASHINGTON COMMANDERS (1-3)

Ranking vor Saisonstart: 23.

Bei den Commanders haben wir schon einen sehr guten Eindruck davon bekommen, wie diese Saison in Washington aussehen wird - und einmal mehr stimmt hier die Floskel, dass Teams früher oder später die Identität ihres Quarterbacks annehmen. In Washingtons Fall eher früher als später: Mit Carson Wentz wird es Spiele geben, in denen er das durchaus gut besetzte Waffenarsenal der Commanders gut in Szene setzt, den Ball aggressiv tief wirft und die Offense ihre Feuerkraft aufs Feld bringt. Dann kann Washington gegen viele Teams in der Liga bestehen. Aber es wird auch Spiele wie das gegen die Eagles geben, in denen die Offensive Line overmatched ist und Wentz dahinter eingeht. In dem Fall ist die Defense nicht gut genug, um das zu kompensieren. Denn hier ist Washington angesichts der investierten Ressourcen auch in dieser Saison enttäuschend, zumindest was die Pass-Defense angeht. Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Chase Young aktuell noch fehlt. Und ein bestenfalls inkonstanter Quarterback mit einer wackeligen Defense wird zu überschaubaren Resultaten führen.

26. INDIANAPOLIS COLTS (1-2-1)

Ranking vor Saisonstart: 14.

Der deutliche Absturz von 14 auf 26 in meinem Ranking unterstreicht ja schon, dass die Colts eine der großen Enttäuschungen dieser Saison für mich sind. Und sicher, Indianapolis war nie ein Team, bei dem ich das Potenzial gesehen habe, um ganz oben anzugreifen, dafür fehlte immer die High-End-Upside in diesem Kader, und das Kader-Management der Colts über die letzten Jahre ist ein Thema für sich. Aber zumindest dachte ich, dass Indianapolis seinen Floor signifikant verbessert hätte! Stattdessen wirkt Matt Ryan bisher so, als wäre sein Arm zunehmend limitiert, die Protection-Probleme in der teuren Offensive Line bleiben ein gewichtiges Thema und außerhalb von Michael Pittman sind die Passfänger inkonstant. Die Defense ist gut und das sollte die Colts auch kompetitiv halten. Aber wenn die Offense nicht mehrere Schritte nach vorne macht, ist selbst das zweite Tier in der AFC viel weiter weg als es sein sollte. Die Niederlage gegen die Titans war ein gutes Beispiel dafür: Das Passspiel fing sich im Laufe der Partie, Ryan stabilisierte sich. Doch weil die Line so wacklig war, reicht das dann im Gesamtkontext dieser Offense nicht. Der Spielraum für Fehler ist nicht groß für dieses Team, und von "fehlerfrei" ist Indianapolis über die ersten vier Spiele der Saison weit weg.

25. NEW YORK GIANTS (3-1)

Ranking vor Saisonstart: 30.

Die Giants haben junges Talent in ihrem Team; Spieler, die zentrale Bausteine für dieses Team über die nächsten Jahre sein sollten. Andrew Thomas macht diesen Sprung gerade und sollte auf Jahre der Left Tackle für dieses Team sein, zudem denke ich - auch wenn wir verletzungsbedingt noch nicht viel von ihm bisher gesehen haben -, dass Kayvon Thibodeaux das auch sein kann. Dexter Lawrence und Xavier McKinney fallen ebenfalls in diese Kategorie, und auch wenn der Start in seine NFL-Karriere mitunter unschön war, sehe ich Evan Neal auch weiterhin in dieser Rolle - Daniel Jones dagegen eher nicht. Ich denke immer noch, dass Jones ein Game Manager sein kann, aber er ist nicht die langfristige Antwort für die Giants und die Ausfälle der drei Top-Receiver sind dementsprechend ein umso größeres Problem - und jetzt ist erst einmal abzuwarten, wie lange er selbst ausfällt. Die Argumentation ist letztlich ähnlich wie bei den Texans: Das ist ein Team mit einigen interessanten Spielern, bei dem die ersten beiden Saisonsiege aber nicht über das hinwegtäuschen sollten, wo diese Franchise steht: Am Anfang eines Umbruchs.