Die New England Patriots scheinen nach schwachem Start in die Saison nun wieder in der Spur zu sein. Ein Grund dafür ist eine klar verbesserte Offense, in der Rookie-Quarterback Bailey Zappe überraschend stark spielt. Doch reicht das, um Mac Jones abzulösen?
Bailey Zappe und die Patriots auf einen Blick
- Rookie-Quarterback Bailey Zappe hat in der kurzen Zeit, in der er nun für die Patriots einspringen musste, nicht nur überzeugt, sondern auch ligaweit beachtliche Leistungen gezeigt.
- Mac Jones, der sich einer Rückkehr nach einer Knöchelverletzung nähert, enttäuschte zum Saisonstart nach einer sehr guten Rookie-Saison.
- Zappe profitiert in der aktuellen Lage von einer zum Saisonstart klar verbesserten Offense New Englands, die allmählich ihre Identität findet.
Wer ist der einzige Quarterback, der in den vergangenen drei Wochen jeweils ein Passer Rating von mindestens 100 vorweisen kann? Es ist tatsächlich Bailey Zappe, Rookie der New England Patriots.
Zappe musste aufgrund der Verletzung von Starter Mac Jones und der sukzessiven Verletzung von Backup Brian Hoyer viel früher als von irgendjemandem geplant aufs Feld und machte seine Sache schon aufgrund dieser Umstände sehr gut. Mehr noch: Zappe spielte von Beginn an furchtlos und beeindruckte alle Beobachter.
Die Patriots stehen in drei Spielen mit Zappe - er startete die vergangenen beiden gegen Partien gegen die Lions und in Cleveland, kam zudem früh im Lambeau Field gegen die Packers rein - bei einer 2-1-Bilanz. Und vermutlich wären sie 3-0, hätte Bill Belichick nicht beschlossen, den Ball unverständlicher Weise in der Overtime ein weiteres Mal in die Hände von Aaron Rodgers zu legen.
Doch seit besagtem Spiel sind ein paar äußerst positive Trends bei den nun 3-3-Patriots zu erkennen. Die wohl wichtigste Entwicklung: Die Patriots haben wieder einen klaren Plan in der Offense. Einen solchen ließen sie über die ersten Wochen der Saison vermissen. Mit Zappe sah sich der offensive Braintrust um Matt Patricia und Joe Judge dazu gezwungen, dem jungen Quarterback unter die Arme zu greifen, ihn in einfache Situationen zu bringen, in denen er gewinnen kann.
Das wurde zum einen dadurch bewerkstelligt, dass man zunächst den Fokus aufs Run Game legte - zugegeben gegen Defenses, die dies auch zuließen. Doch darüber hinaus gaben sie Zappe immer wieder einfache Reads. Man streute ein paar RPOs ein, setzte zudem auf Play Action.
Zudem - das war vor allem gegen Cleveland neu - machte man endlich auch Gebrauch von den zwei Playmakern auf der Tight-End-Position. Jonnu Smith etwa hatte im zweiten Jahr in New England mit 61 Yards (2 REC) seinen produktivsten Tag bei den Patriots. Er durfte sogar Seam-Routes laufen, was wir länger nicht sahen in diesem Team.
Patriots: Bailey Zappe verteilt den Ball gleichmäßig
Bemerkenswert war zudem, dass Zappe den Ball sehr gut verteilte. Gleich fünf Spieler kamen am Ende auf mindestens 4 Receptions und vier Receiver hatten mindestens 60 Yards zu Buche stehen. Zappe fand enge Fenster, wie beim ersten Touchdown von Rookie Tyquan Thornton und DeVante Parker, der erstmals wirklich wie der gewünschte X-Receiver aussah, fing plötzlich "Contested Balls".
Zappe war mit 12,8 Expected Points Added und 0,32 EPA/Play der produktivste Spieler auf dem Feld in Cleveland. Schaut man darüber hinaus auf den Zeitraum seit Woche 4, also seinem NFL-Debüt, dann ist Zappe sogar ein Top-10-Quarterback mit 0,190 EPA/Play (Platz 9) und sogar die Nummer 1 in Sachen "Completion Percentage over Expected".
Letzteres bedeutet trivial formuliert, dass seine Pässe zu fast 9 Prozent häufiger beim Mitspieler landen, als es statistisch zu erwarten wäre. Allerdings muss man eben auch betonen, dass dies auch immer vom Receiver abhängig ist. Man denke etwa an die Interception, die Mac Jones in Woche 1 in Miami geworfen hat, bei der der Ball vom Helm von Parker abprallte und dann beim Gegner landete. Nicht die Schuld des Quarterbacks, aber dennoch ein Pick.
Jetzt kommen wir aber zum vielleicht wichtigsten Punkt der Betrachtung von Zappe und den Patriots: Wir reden hier natürlich von einer sehr kleinen Sample-Size von nicht mal drei kompletten Spielen. Um besagte EPA-Werte zu erhalten, muss man ab Woche 4 die Qualifier etwas absenken, um Zappe überhaupt in die Betrachtung zu bekommen, schließlich war er bislang nur in 86 Plays involviert (Minimum hier lag bei 80).
Und das führt auch dazu, dass man vermutlich noch nicht fair bewerten kann, ob die Stimmen, die nun laut werden und nach mehr Einsätzen von Zappe verlangen, am Ende berechtigt sind. Nüchtern betrachtet spielte der Rookie in seinen drei Einsätzen effizienter und produktiver als Mac Jones in dieser Saison. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Doch heißt das nun, dass Jones, der nach seiner Syndesmoseverletzung einer Rückkehr näher kommt, schon als Starter ausgedient hat?
gettyPatriots: Quarterback-Frage - Bill Belichick gibt sich bedeckt
"Wir werden sehen, wie dieser Prozess verläuft. Mac war gestern noch nicht verfügbar. Wir werden sehen, wie es ihm geht", sagte Head Coach Bill Belichick am Montag wie üblich nichtssagend. Ob es für Jones, dessen Ausfallzeit mal zwischen zwei und sechs Wochen veranschlagt wurde, nun für das Monday Night Game gegen die Chicago Bears reichen wird, ist noch offen. Doch was, wenn er spielen kann?
Jones war zweifelsohne der beste Rookie-Quarterback der NFL im Vorjahr. In dieser Saison jedoch machte er in drei Spielen scheinbar einen Schritt zurück. Er wirkte zögerlich, machte Fehler (2 TD, 3 INT) und erste Zweifel wurden laut.
Allerdings muss man betonen, dass sich seine Spielweise bereits in Woche 3 gegen Baltimore verändert hat. Er nahm mehr Risiko und versuchte mehr tiefe Pässe. Er warf sogar für ein Career-High mit 321 Yards. Die 3 Interceptions, die ihm passierten, gingen zumindest nicht alle auf seine Kappe. Das Ergebnis war unter dem Strich eine 26:37-Niederlage, doch deutete sich bereits damals an, dass diese Offense nach zwei mauen Auftritten zum Start (7 Punkte in Miami, 17 gegen Pittsburgh) ein wenig die Kurve bekommen hatte. Seither standen nie weniger als 24 Punkte auf dem Scoreboard.
Nun lässt sich natürlich argumentieren, dass es erst wirklich besser wurde, als Zappe übernahm. Doch zeigen die vergangenen Wochen eben auch, dass sich die Umstände nach und nach verbessert haben. Jones litt sichtlich darunter, dass diese Offense gefangen schien zwischen dem Wunsch, die über den Sommer neu einstudierten Elemente wie Outside-Zone-Runs nun auch aufs Feld zu bringen, und der Realität, dass das eben nicht wie erhofft funktionierte.
Wachstumsschmerzen könnte man es nennen, denn seither entfernte man sich nach und nach von diesen neuen Tendenzen und ging zurück auf Bewährtes mit mehr Power Run Game und Option-Routes für die Receiver. Ein Jakobi Meyers, wenn er fit war, fungierte zuletzt wieder als Sicherheitsnetz und neuerdings machen auch die übrigen Receiver zunehmend mehr Plays. Rookie Thornton ist nach seiner frühen Verletzungspause jetzt auch da und bekommt von Woche zu Woche mehr Snaps.
Abgesehen davon fruchten nun auch die Umstellungen der Offensive Line, in der sich Trent Brown jetzt als Left Tackle etabliert hat und Marcus Cannon drauf und dran ist, den gewaltig schwächelnden Isaiah Wynn auf Right Tackle zu überholen. Zudem erwies sich Rookie-Guard Cole Strange als Glücksgriff.
Patriots: Bailey Zappe als Nutznießer besserer Umstände
Zappe profitiert nun von all dem - und von einem Run Game, das zu den besseren der NFL zählt und mindestens eine sehr gute Grundlage für eine Offense ist, die mehr und mehr ihre Identität findet.
Eine Identität, in der ein fitter Mac Jones sehr wahrscheinlich auch wieder aufblühen wird.
Zappe hat mindestens mal ein sehr gutes Debüt in der NFL hingelegt und gezeigt, dass er durchaus in der Lage ist, sich hier freizuschwimmen und keineswegs überfordert ist von der nicht ganz einfachen Situation, als Viertrundenpick und Nummer 3 im Team plötzlich zum "Top Dog" zu werden. Und so klar, wie bei anderen Teams ist die Lage hier auch nicht.
Bei den Cowboys etwa wird objektiv betrachtet niemand mit der Wimper zucken, wenn Cooper Rush trotz vier Siegen in fünf Spielen nun wieder auf die Bank geht. Denn unterm Strich war seine Aufgabe lediglich, nicht der imposanten Defense im Weg zu stehen.
Zappe hingegen musste selbst einige Plays machen, um seinem Team nachweislich zu helfen. Doch vermutlich wird zunächst mal Jones wieder das Ruder an sich reißen und dann beweisen müssen, dass er tatsächlich der beste QB seines Teams ist - in nun wieder deutlich angenehmeren Umständen als noch vor seiner Verletzung.
Und Zappe? Der wird voller Selbstvertrauen auf eine weitere Chance warten. Im schlechtesten Fall hat er bewiesen, dass auf ihn Verlass ist. Die Patriots haben damit zumindest mal einen fähigen Backup in ihren Reihen, der über vier Jahre sehr günstig ist. Oder einen interessanten Tradechip für andere Teams in der Zukunft. Oder wer weiß, vielleicht haben sie tatsächlich ihren Quarterback der Zukunft, der eines Tages doch übernehmen wird. In jedem Fall aber sieht die Quarterback-Position in Foxborough so gut aus wie seit 2019 nicht mehr.
New England Patriots: Die nächsten Gegner
Woche | Datum | Uhrzeit | Gegner |
Woche 7 | Dienstag, 25. Oktober | 2.15 Uhr | vs. Chicago Bears |
Woche 8 | Sonntag, 30. Oktober | 18 Uhr | @ New York Jets |
Woche 9 | Sonntag, 6. November | 19 Uhr | vs. Indianapolis Colts |
Woche 10 | - | - | BYE |
Woche 11 | Sonntag, 20. November | 19 Uhr | vs. New York Jets |