Buccaneers vs. Ravens: Auf einen Blick
- Tampa Bays Linebacker Shaquil Barrett verletzte sich im dritten Viertel und musste das Spiel verlassen. Am Freitag vermeldeten mehrere US-Medien einen Achillessehnenriss beim 29-Jährigen - seine Saison ist vorbei.
- Ravens-Rookie Isiah Likely wurde nach dem frühen Ausfall von Mark Andrews (Schulter) ins kalte Wasser geworfen, schwamm sich schnell frei und machte sein mit Abstand bestes Spiel in seiner noch jungen Karriere.
- Die Buccaneers begannen entgegen ihrer zuletzt gezeigten Tendenzen deutlich progressiver und zeigten eine zusammenhängende Offensivvorstellung, die zu einer schnellen Führung führte. Nach dem zweiten Drive allerdings ging es zurück zum alten Trott, mit dem sie über weite Strecken auf der Stelle traten.
- Tom Brady sorgte gleich für mehrere Negativ-Marken im Spiel. So ist er nun der am meisten gesackte QB überhaupt in der NFL-Geschichte und erlebt gerade seine längste Niederlagenserie seit 20 Jahren.
Tampa Bay Buccaneers vs. Baltimore Ravens: Die Analyse
Die Buccaneers schafften einen schnellen Stopp gegen die Ravens-Offense, doch beim anschließenden Punt lief Dee Delaney in Returner Jaelan Dardon rein und verursachte einen Muffed Punt, den die Ravens an der gegnerischen 6-Yard-Linie eroberten. Von dort jedoch ging es nicht voran, sodass sich die Ravens mit einem Field Goal begnügten.
Die Bucs begannen ihrerseits für ihre Verhältnisse erstaunlich erfrischend mit Pässen bei early Downs, Play Action und einer Offense, die flüssig aussah. Das Ergebnis war schließlich ein kurzer Touchdown-Lauf von Leonard Fournette zur frühen Führung. Und nach einem 3-and-out der Gäste marschierten die Bucs erneut, begnügten sich dieses Mal aber ihrerseits mit einem Field Goal zum 10:3.
Danach allerdings gingen die Buccaneers wieder in ihren alten, schnöden Trott über mit vielen brotlosen Runs in early Downs, zudem setzte Baltimore nun Top-Cornerback Marlon Humphrey auf Slot-Receiver Chris Godwin an, der bis dahin der produktivste Receiver für Tom Brady war. Anschließend war er lange wirkungslos.
Bis zur Pause folgten dann diverse Punts und eine Hiobsbotschaft für die Gäste: Tight End Mark Andrews verließ das Spiel zur Pause mit einer Schulterverletzung. Zudem wurde ein 61-Yard-Field-Goal-Versuch von Justin Tucker geblockt. Pausenstand somit 10:3 Buccaneers.
Buccaneers vs. Ravens: Rookie Likely übernimmt nach der Pause
Nach dem Break machte Tampa Bay da weiter, wo es aufgehört hatte, also mit wenig effektiven Läufen, die zu riskanten und schlechten Würfen und schnell beendeten Serien führten. Die Ravens hingegen verlegten sich nach einem Pass-Heavy-Start wieder mehr aufs Run Game, Lamar Jackson kam auch dadurch besser zur Geltung - nicht nur auf dem Boden - und Rookie-Tight-End Isaiah Likely übernahm beeindruckend für Andrews und machte sein bislang bestes Spiel.
Jackson fand zunächst Kenyan Drake per Pass in die Flat zum Ausgleich, wenig später fand er dann nach starkem Pocket-Movement Likely am hinteren Ende der Endzone zur 17:10-Führung am Ende des dritten Viertels. Es war Likelys erster NFL-Touchdown. In der Zwischenzeit verloren die Bucs Edge Rusher Shaq Barrett, der mit einem Achillessehnenriss ausschied - seine Saison ist vorbei. Derweil musste bei den Ravens Wide Receiver Rashod Bateman mit einer Fußverletzung raus.
Brady antwortete darauf mit einem 51-Yard-Shot zu Mike Evans in die Red Zone, dort jedoch ging es nach einer Incompletion Richtung Kyle Rudolph in die Endzone nicht mehr weiter voran, sodass Kicker Ryan Succop nur per Field Goal verkürzte.
Zu wenig, wie kurz darauf klar wurde, denn die Ravens waren danach startend von der eigenen 17 nicht zu stoppen. Vor allem dank zahlreicher Option-Runs zogen sie der Bucs-Defense den Zahn und mit einem Jet Sweep mit Devin Duvernay für einen 15-Yard-Touchdown-Run sorgten sie für die Vorentscheidung im Spiel.
Nach Field Goals auf beiden Seiten brachte Brady sein Team doch nochmal in Schlagdistanz und fand Rückkehrer Julio Jones für einen 8-Yard-Touchdown-Pass. Die anschließende 2-Point Conversion ging daneben mit 49 Sekunden auf der Uhr. Der Onside-Kick landete bei den Ravens und damit war die Partie endgültig vorbei.
Tampa Bay Buccaneers (3-5) - Baltimore Ravens (5-3)
Ergebnis: 22:27 (10:3, 0:0, 0:14, 12:10) BOXSCORE
Buccaneers vs. Ravens - die wichtigsten Statistiken
Brady durchbrach die 100-Passing-Yard-Marke im ersten Viertel zum ersten Mal seit Woche 13 in der Vorsaison.
Der zweite Sack von Justin Houston kurz vor der Pause war der 555. Sack, den Brady in seiner Karriere kassierte. Das sind die meisten in der Geschichte der NFL - zuvor hielt Ben Roethlisberger diesen unrühmlichen Rekord (554).
Brady hat nun nach 8 Spielen nur 2 Touchdowns in der ersten Hälfte von Spielen geworfen. Das sind die wenigsten in seiner Karriere als Starter. Im Vorjahr waren es nach 8 Spielen noch im Schnitt 2 Touchdowns pro Spiel in der ersten Hälfte - das waren die meisten in der Liga.
- Jackson beendete die erste Hälfte mit nur 2 Carries für 1 Yard. Nach der Pause legte er direkt mal einen 25-Yard-Run hin. Es war das Ergebnis einer Read Option, bei der er laut Next Gen Stats insgesamt 59,8 Yards gelaufen war.
- Mit dieser Niederlage ist Brady als Starter erstmals überhaupt in seiner 23 Jahre langen Karriere zwei Spiele unter .500.
- Es war die dritte Niederlage in Serie für die Bucs und damit auch für Tom Brady. Das war ihm zuletzt 2002 passiert, als die Patriots vier Spiele am Stück verloren. Zwischen diesen zwei Drei-Spiele-Pleiteserien liegen genau 302 Spiele. Das ist die mit Abstand längste Serie zwischen zwei solcher Negativserien für einen Quarterback in der Geschichte der NFL. Auf Rang 2? Joe Montana mit 155 Spielen dazwischen.
Der Star des Spiels: Isaiah Likely (Tight End, Ravens)
Mit dem frühen Ausfall von Mark Andrews musste sich Lamar Jackson einen neuen Top-Receiver suchen - in Rookie Likely fand er ihn. Likely machte das beste Spiel seiner noch jungen Karriere, brachte es auf 77 Yards (6 REC) und einen Touchdown. Mehr noch: Er setzte den entscheidenden Block beim Jet-Sweep-Touchdown von Duvernay im vierten Viertel. Und er setzte auch den Schlusspunkt mit seiner Recovery beim Onside-Kick. Eine rundum gelungene Breakout-Performance des Rookies.
Der Flop des Spiels: Offense (Buccaneers)
Es würde der Sache nicht gerecht werden, hier nur einen einzelnen herauszugreifen. Bradys Pässe waren teils zu kurz, teils stimmte das Timing nicht und er hat großen Einfluss aufs Play Calling. Selbiges fällt aber auch auf Offensive Coordinator Byron Leftwich zurück, der nach starkem Beginn wieder zum ineffektiven Trott der letzten Wochen zurückkehrte. Und dann wären da noch Receiver wie Mike Evans, die nicht immer die besten Hände zeigten. So langsam muss man in Tampa hinterfragen, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist.
Analyse: Buccaneers vs. Ravens - die Taktiktafel
Nach anfänglichem Erfolg fanden die Bucs einen guten Weg, die Kreise von Tight End Mark Andrews einzudämmen. Sie coverten ihn mit einem Linebacker (David) und einem Safety (Neal) vor allem bei 3rd Down und nahmen ihn so raus. Da Andrews dann verletzt passen musste, werden wir natürlich nie erfahren, ob die Ravens darauf eine Antwort gefunden hätten. Likely bekam danach nicht mehr so viel Aufmerksamkeit und nutzte seinen Platz.
Die Bucs begannen erfrischend progressiv mit ihrem Play Calling und begannen mit einigen Pässen in early Downs. Noch wichtiger: Sie nutzten Play Action und zwar nicht nur für Shot Plays. Warum sie damit aber schon im ersten Viertel wieder aufhörten, bleibt wohl ihr Geheimnis. Auch kehrten sie nach den ersten paar guten Serien wieder zum alten Trott mit Early-Down-Runs zurück, womit sie sich wenig überraschend wieder tiefe Löcher buddelten, aus denen sie nur noch selten herausfanden.
Die Bucs-Offense, die zum Teil mit hohem Tempo und schnellen Pässen (Screens auf Godwin) flüssig funktionierte, kam auch deshalb ins Stocken, weil die Ravens dann Marlon Humphrey in den Slot stellten und Godwin effektiver coverten.
Das Mittel gegen die erschreckend eindimensionale Ravens-Offense, die vor der Pause kaum ins Laufen kam, war das klassische gegen Lamar Jackson - jede Menge Blitzes! Und der QB zeigte Wirkung und warf sehr viele ungenaue Pässe oder kassierte Sacks. Nach dem Break setzte man dann vermehrt aufs Ground Game, was die Ravens-Offense wieder in Schwung brachte.