In Woche 5 gehen bei den Rams endgültig die offensiven Alarmglocken an - Erinnerungen an die finstere Vergangenheit werden wach. Außerdem: Wird Russell Wilson in Denver zum riesigen Missverständnis? Wann wird es in Washington ernst? Was ist los mit den Packers? Und: Niners-Fans müssen ihre Defense in dieser Saison nochmal genießen!
Wer am Donnerstag die Offenses der Broncos und der Colts, und dann am Sonntag die Bills gegen die Steelers gesehen hat, muss unweigerlich zu dem Schluss kommen, dass hier Teams auf verschiedenen Planeten unterwegs sind.
Das Feuerwerk, das die Bills gegen Pittsburgh abbrannten, war eine mehr als eindrucksvolle Erinnerung daran, zu was die Elite-Offenses dieser Liga noch immer in der Lage sind - wenn Defenses es erlauben. Das ist natürlich vereinfacht formuliert und wird im ersten Moment dem, was Josh Allen und in erster Linie Gabriel Davis in der ersten Halbzeit zeigten, nicht gerecht.
Hier waren mehrere absurde Plays drin, die nicht nur Allens Armtalent eindrucksvoll unterstrichen. Buffalo hatte zur Halbzeit nicht nur 31 Punkte auf dem Konto, die Bills standen nach den ersten beiden Vierteln bei absurden 348 Passing-Yards, 14,5 Yards pro Pass und 11,8 Yards pro Play insgesamt. Allen warf den Ball in der ersten Hälfte im Schnitt 16,2 Yards tief! Aufs Spiel gesehen hatten die Bills über zehn Yards pro Play, bei über 50 Plays. Unglaublich, egal wie man es dreht und wendet, aber gerade dieses Jahr, wo Passing-Offenses wenige dieser explosiven Auftritte hatte, schaute man hier umso ungläubiger zu.
Aber ja, es war auch eine desolate Vorstellung der Steelers-Defense. Wo wir in vergangenen Wochen gesehen haben, wie Teams die Bills-Offense zumindest dazu bringen, geduldig das Feld runter zu gehen, viele kurze Plays zu nehmen, und Allen eben gar nicht erst die Räume geben, um regelmäßig vertikal zu gehen, hatten die Steelers relativ wenig Interesse daran.
Pittsburghs Defense wird schon seit einer Weile ihrem Ruf nur noch vereinzelt gerecht. Natürlich fehlt ohne T.J. Watt der absolute Ausnahmespieler, aber selbst mit Watt waren insbesondere in der Run-Defense im Vorjahr schon teilweise gravierende Löcher. Und die Ausfälle in der Secondary halfen zusätzlich nicht.
Und so oder so: Watt wird noch wochenlang fehlen, und die Realität für Rookie-Quarterback Kenny Pickett ist: Das Game-Script wird nicht immer so desolat sein wie in Buffalo - aber es wird über die nächsten Wochen vermutlich selten übermäßig positiv in der Hinsicht aussehen. Beziehungsweise, es wird an Pickett und der Offense liegen, diese positiven Game-Scripts zu kreieren.
Dieses Spiel war zu absurd, um es nicht zu erwähnen - gerade in dieser Saison. Absurd war auch das, was Taysom Hill gegen Seattles Defense veranstaltete; oder, vielleicht besser, umgekehrt formuliert. Aber mit Blick auf die übergreifenden Themen gibt es noch weitere gravierende Punkte, und damit auf, zum Rest von Woche 5!
1. Die Rams-Offense: Wie in schlimmsten Goff-Zeiten
Die Spiele gegen die Cowboys und am vergangenen Montag gegen die 49ers dürften bei Rams-Fans einige unschöne Erinnerungen hervorgerufen haben. Nicht nur an die Jared-Goff-Offense generell - und damit so gar nicht an die explosive Offense aus dem Super-Bowl-Run -, sondern auch an eine ganz spezifische Jared-Goff-Offense.
2019 war in der Sean-McVay-Ära die eine Saison, in welcher die Rams mit einer allfälligen Offensive Line umgehen mussten - und die Ergebnisse waren überschaubar. 2019 war die einzige Saison unter McVay, in welcher die Rams nicht mindestens zehn Spiele gewannen und die Playoffs verpassten.
Goff legte 2019 nur 22 Touchdown-Pässe auf, ein Wert, den er unter McVay nur 2020 noch unterbot (20). Gleichzeitig legte er einen persönlichen Interception-Höchstwert (16) auf.
Und mehr noch: Seine 626 Passversuche waren die meisten in einer Saison für ihn. In keiner anderen Regular Season unter McVay warf Goff mehr als 561 Pässe.
Rams mit Stafford: Kurzzeitig der perfekter Sturm
In gewisser Weise stand das sinnbildlich für die Probleme in jener Saison. Weil die Rams hinter einer vergleichsweise schwachen Offensive Line und gegen Defenses, die besser auf McVays Run Game eingestellt waren, den Ball nicht gut laufen konnten, musste McVay Antworten im Passspiel finden.
Diese Antworten lagen zunehmend häufig in sehr kurzen Pässen, und vor allem immer weniger in Shot Plays: Goff warf 2019 ganze 8,9 Prozent seiner Pässe mindestens 20 Yards tief und legte einen einzigen tiefen Touchdown-Pass auf. Zum Vergleich: Im Jahr davor warf er 11,2 Prozent seiner Pässe tief und hatte neun tiefe Touchdown-Pässe.
Die Limitierungen mit Goff blieben auch 2020 schmerzhaft deutlich, selbst als die Line wieder besser spielte. Das führte letztlich zum Wunsch, ein Quarterback-Upgrade zu finden, was ultimativ den Trade für Matt Stafford in die Wege leitete.
Und in der vergangenen Saison, bei allen Höhen und Tiefen, die Stafford in seinem Spiel hatte, konnte dieses Team wieder diesen perfekten Sturm erreichen: Wenn die Offense schematisch klickt, und Stafford dann noch wie die sprichwörtliche Kirsche auf der Torte seine Ausnahmequalitäten draufpacken kann.
Das zeigte sich konkret darin, dass die Rams einen schematisch hohen Floor hatten, gleichzeitig aber Stafford insbesondere aus Empty aggressiv sein konnte - weil die Protection hielt.
Die Offensive Line der Rams wird zum Problem
Diesen Luxus haben die Rams in dieser Saison ganz eindeutig nicht. Vor Woche 5 hatte Joe Noteboom laut PFF die meisten Quarterback-Pressures aller Tackles zugelassen mit 20 - kein anderer Tackle kam über die ersten vier Spiele auf mehr als 15. Rob Havenstein (10 zugelassene Pressures) bewegt sich unter Right Tackles auf Platz 6.
Innen ist es nicht viel besser, David Edwards ist unter Guards einer der anfälligsten Pass-Blocker in der NFL bislang, und die Center-Position gleicht bislang verletzungsbedingt einer Drehtür: Brian Allen, Coleman Shelton und Jeremiah Kolone haben hier bislang in dieser Saison für die Rams gespielt.
Die Rams sind in der Folge eines der ineffizientesten Rushing-Teams in der NFL - gegen Dallas verzeichneten sie im Schnitt 0,13 Yards vor erstem Gegnerkontakt! -, und die ausgeprägten Empty-Packages aus der Vorsaison sind weitestgehend verschwunden. Stattdessen: Mehr enge Formationen, mehr Underneath Passing - was vor allem zu vielen schwierigen Catches für Cooper Kupp führt.
So gut Kupp ist, hier fällt dann deutlich auf, dass den Rams in dieser Saison die Dynamik und Explosivität fehlen, um die Tatsache, dass sie nicht mehr die Big Plays aus Empty oder mit tiefen Dropbacks kreieren können, auszugleichen. Und das macht die Offense nicht nur generell eindimensional, weil sie viel um die Line herum arbeiten muss, sondern es sorgt auch dafür, dass alles viel schwieriger ist - jeder Drive, jeder Punkt. Die Dinge, die Stafford eigentlich "on top" liefern kann - Shot Plays, ein offenes Playbook aus Empty, das Bedienen des ganzen Feldes -, fallen so komplett weg, und der Floor, den McVay normalerweise kreiert, wird torpediert.
Das war jetzt in zwei aufeinanderfolgenden Spielen überdeutlich. Die 49ers setzten Stafford andauernd unter Druck und konnten ihn sogar blitzen, etwas, das gegen die Rams im Vorjahr kaum funktionierte. Dallas war am Sonntag mindestens genauso dominant, und auch hier hatten die Rams riesige Probleme damit, irgendeinen Rhythmus zu finden. Stafford steckte einen Hit nach dem anderen ein (fünf Sacks, elf QB-Hits insgesamt), die Rams konnten den Ball erneut nicht laufen und einen Rhythmus suchte man vergeblich.
Gleich der erste Drive endete mit einem Strip-Sack, welchen die Cowboys-Defense zum Touchdown zurück trug. Aufs ganze Spiel gesehen hatten die Rams zwölf Drives, acht davon endeten mit weniger als 30 Yards Raumgewinn. Darunter ein Drive über -4 Yards, der an der gegnerischen 29-Yard-Line begonnen hatte und mit einem verschossenen Field Goal endete. Die Rams-Offense wirkte in diesen beiden Spielen - gegen Dallas waren letztlich die beiden Big Plays zu Tutu Atwell und Cooper Kupp der Großteil der offensiven Production - phasenweise nicht funktional, und, das muss man auch McVay ankreiden, mit wenigen Alternativen in der Hinterhand.
Rams: Welche Auswege gibt es für McVay?
Diese Grafik unterstreicht anschaulich den direkten Zusammenhang zwischen der Qualität der Protection und der Qualität der Offense insgesamt unter McVay, was unmittelbar die abschließende Frage nach alledem aufwirft: Welche Antworten können die Rams noch finden. Was ist noch möglich für die Offense, wenn wir die Line als das jetzt ausführlich beschriebene Handicap als gegeben nehmen?
Zunächst einmal ist es ein fairer Punkt, dass die Rams nicht jede Woche auf die Niners und die Cowboys treffen - in meinen Augen die beiden besten Pass-Rushs in der NFL aktuell. Aber: Mit Carolina, nochmals San Francisco, Tampa Bay, New Orleans, Green Bay und den Chargers würde ich einen signifikanten Teil der ausstehenden Rams-Gegner in die obere Liga-Hälfte in puncto Pas-Rush einsortieren.
Und selbst wenn wir davon ausgehen, dass es für die Rams einmal mehr in die Playoffs geht - die Aufgaben in puncto Pass-Rush werden dann natürlich nicht einfacher.
Antworten müssen also her, und zumindest auf der Hand liegen diese nicht. Ich denke, dass die Rams gegen Teams, die nicht diese individuelle Qualität und Aggressivität in der Defensive Line haben, etwas mehr Erfolg im Play-Action-Passspiel haben können. Ich denke auch, dass sie aus engen Formationen mit 6- und 7-Mann-Protections mit Stafford Shot Plays kreieren können. Aber diesem Team fehlt die Explosivität, um mehr zu kreieren. Tutu Atwell ist der eine Spieler mit echtem Speed in dieser Offense. Und es fehlt die Line, um sich Zeit zu verschaffen.
Ich würde aus Rams-Perspektive davon ausgehen, dass zähe Spiele, die mit eher effizienter als spektakulärer Offense und mitgetragen von der eigenen Defense gewonnen werden müssen, den Großteil dieser Saison ausmachen werden.
2. Der größte Upset der Saison: Was ist los mit den Packers?
Nochmals den Bogen zur Einleitung schlagend: Auch der Sieg der Giants über die Green Bay Packers in London war in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert - wenn auch aus ganz anderen Perspektiven als das, was einige Stunden später in Buffalo passieren sollte.
Der Sieg der Giants als 9-Punkte-Underdog war zunächst einmal der größte Upset der bisherigen Saison. Noch vor dem Steelers-Sieg gegen Cincinnati in Week 1, vor dem Cowboys-Sieg mit Cooper Rush in Woche 2, ebenfalls gegen die Bengals. Nicht nach subjektiven Einschätzungen, sondern nach den kalkulierten Zahlen der Buchmacher.
Was hier aber genau passierte, muss aus beiden Perspektiven betrachtet werden. Das war nicht einfach ein Spiel, welches die Giants schlicht und ergreifend gewannen - aber zu sagen, dass die Packers - so sehr sie auch favorisiert waren - es selbstverschuldet verloren haben, würde den Giants nicht gerecht.
Giants gelingt größter Upset dieser Saison
Deshalb ist es hier auch passend, mit den Giants einzusteigen. Und ich denke, hier ist es fair, in Nuancen zu sprechen.
Die Giants hatten fraglos Glück mit dem Schedule, mit Carolina und Chicago kamen zwei der drei ersten Siege gegen die vielleicht beiden schwächsten Teams des ersten Saisonviertels, der dritte gleich in Woche 1 gelang gegen ein Titans-Team, das in dieser Saison bisher regelmäßig in der zweiten Hälfte auseinandergefallen ist.
Das soll die Giants-Siege nicht schmälern, aber es liefert nötigen Kontext. Es war kein Zufall, dass die Packers - die selbst keineswegs überzeugend waren bei ihrem jüngsten Sieg gegen die Patriots mit Nummer-3-Quarterback Bailey Zappe - als deutlicher Favorit in diese Partie gingen.
Nicht nur bei den Buchmachern war das der eindrucksvollste Sieg für ein Team, das bereits über weite Teile dieser Saison mit Backup-Receivern antreten muss, dessen Offensive Line außerhalb von Andrew Thomas noch Baustellen hat, und dessen Quarterback aktuell am ehesten als Runner eine Gefahr darstellt, aber angeschlagen in diese Partie ging.
Giants: Ergebnisse sind dieses Jahr zweitrangig
Was mir am ehesten in diesem Spiel hängen geblieben ist, ist die Tatsache, dass die Giants Offense kreieren, obwohl sie eigentlich nicht die Mittel dafür haben. Und natürlich ist das Menü dann überschaubar, aber Brian Daboll zeigt in seiner ersten Saison als Giants-Head-Coach, dass er auch mit einem spärlich gefüllten Kühlschrank etwas zaubern kann.
Und "zaubern" ist irgendwo noch das falsche Wort, denn auch wenn die Giants schon jetzt eine exzessive Nutzung der Wildcat-Offense an den Tag gelegt haben, so sind es auch viele simple Dinge, die gut umgesetzt funktionieren. Gegen die Packers waren die Play-Action-Crosser etwa regelmäßig offen.
Der 4-1-Start ist der beste Saisonstart für die Giants seit 2009, und ich bleibe dabei, dass es in dieser Saison aus Giants-Sicht nicht um die Anzahl der Siege geht - und dass der 4-1-Record auch etwas schmeichelhaft ist an diesem Punkt. Aber dass die jungen Spieler wie Thomas, wie Kayvon Thibodeaux, wie Xavier McKinney Fortschritte zeigen, dass Daboll so viel mehr Perspektive bietet als alles, was unter Joe Judge passiert ist - all das sind positive Punkte.
Wenn dabei sogar überraschende Siege wie dieser gegen die Packers herausspringen können, ist das umso positiver. Aber es verrät eben auch etwas über das Team auf der anderen Seite; das Team, das dieses Spiel in der Theorie eigentlich klar hätte gewinnen müssen.
Packers-Offense: Die Shot Plays fehlen
Dieses Team waren in London die Green Bay Packers, und hier halte ich eine ernsthaftere Konversation für fällig. Nicht, weil ich mir jetzt Sorgen um die Packers-Saison mache. Diese Division und die NFC insgesamt bieten dieses Jahr viel Spielraum für Fehler, und die Packers sollten mit den jungen Receivern und mit der Offensive Line, die gerade erst wieder zusammenwächst, auch noch Potenzial haben.
Eine Sache fand ich offensiv dennoch auffällig - erneut, denn das stand auch schon in meinen Notizen nach dem Patriots-Spiel: Die wenigen Shot-Plays, die die Packers versuchen, wirken aktuell regelmäßig leicht off. Rodgers verfehlte seine Receiver immer wieder knapp, die Feinabstimmung schien mehrfach nicht zu passen.
Das wiederholte sich gegen die Giants, und dieses Mal war es noch auffälliger, dass Rodgers regelmäßig Shots tief nahm, die kaum eine reelle Chance auf eine Completion hatten. Das war umso auffälliger, weil die Giants auf der anderen Seite mit nochmal signifikant überschaubareren Receiving-Optionen den Ball geduldig bewegten - und letztlich auch effizienter: Die Giants hatten fast ein Yard mehr pro Play, mehr First Downs bei weniger Plays und mehr als 2,5 Yards pro Pass Play mehr.
Green Bays Defense ist die große Enttäuschung
Das ist problematisch, und während die Packers den Ball gut laufen konnten, bleibt das Passspiel viel Stückwerk. Aber was wesentlich weniger nachvollziehbar ist, ist das, was die Packers-Defense zeigt. Hier liegt das Elite-Potenzial dieses Teams, hier wurden Top-Ressourcen investiert, hier sollte Green Bay genau solche Spiele gewinnen können.
Doch es war schon gegen die Patriots auffällig, dass die Packers keinen Zugriff auf das Run Game der Patriots bekamen, und es so nicht schafften, das Spiel regelmäßiger in die Hände von Bailey Zappe zu zwingen. Und auch gegen die Giants, anschließend an das, was ich bei der Giants-Offense geschrieben habe, sollte es einer Defense mit Green Bays Qualität möglich sein, zumindest die einfachen Dinge zu eliminieren.
Es gibt aktuell zwei Defenses in der NFL, die dramatisch hinter meinen Erwartungen zurückbleiben - die Browns und die Packers. Und während bei Cleveland die Interior Line immer das große Fragezeichen war, welches sich bisher als gravierende Schwachstelle bestätigt, war - und ist - die Packers-Defense auf dem Papier so komplett wie sonst keine in der Liga.
Allein - davon sieht man viel zu wenig. Green Bay hatte über die ersten Wochen der Saison einen klaren Fokus auf die Pass-Defense gelegt und war in dieser Disziplin auch eine Top-5-Unit. Das ist schön und gut, aber wenn man sich dann nicht auf Gegner und Matchups einstellen und auf verschiedene Art und Weise dominieren - und vor allem Offenses wie die Patriots oder die Giants entschieden klarer in ihre Schranken weisen - kann, dann wird man keine Elite-Defense aufs Feld führen.
An diesem Punkt stehe ich aktuell mit den Packers, und ja, dann ist das für mich eine Coaching-Diskussion. Und vor allem ist eine gravierende, weil unmittelbare Konsequenz, dass Green Bays Offense früh in der Saison einen größeren Teil der Last tragen muss. Und an diesem Punkt sehe ich die Offense zumindest aktuell noch nicht.
3. Denver Broncos: Ist Russell Wilson aus der Zeit gefallen?
Eines der großen Themen dieses Spieltags nahm bereits am Donnerstagabend weitere Formen an - denn es ist ein Thema, das sich bereits durch die ganze Saison zieht. Nicht nur mit Blick auf die Broncos, sondern in gewisser Weise ist es ein Thema, das die ganze Saison schon begleitet.
Ich hatte letzte Woche bereits ausführlich darüber geschrieben, wie Defense-Trends die Liga aktuell prägen. Wie Passing-Offenses dadurch weniger schlagkräftig werden, und wie Teams bisher in dieser Saison mehr Erfolg im Run Game finden.
Und das hat auch Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Quarterbacks spielen und gewinnen können. Quarterbacks, die im konstanten Kurzpassspiel bestehen können, sind wesentlich besser ausgestattet, um in der NFL aktuell zu bestehen, als Quarterbacks, deren Qualitäten eher im vertikalen Passspiel und im improvisierten Spiel liegen - Quarterbacks wie Russell Wilson, und so könnte man die Probleme der Broncos-Offense auf den ersten Blick plakativ so umschreiben:
Ist Russell Wilson aus der Zeit gefallen?
Zugegeben, diese Frage ist drastisch formuliert. Es ist auch eine Formulierung - oder eine Frage generell, egal, wie genau man sie stellt - mit der man sich nicht auseinandersetzen will, wenn man es mit den Broncos hält. Umso weniger, nachdem Wilson kurz vor Saisonstart einen neuen Fünfjahresvertrag über 245 Millionen Dollar unterschrieben hat.
Und hier soll es auch nicht darum gehen, ob Wilson vielleicht von der sprichwörtlichen (Leistungs-)Klippe gefallen ist. Ob er zu viel von seiner Athletik eingebüßt hat, sodass er als Quarterback nicht mehr auf höchstem Level agieren kann. Das sehe ich ehrlicherweise bisher nicht, oder jedenfalls nicht in einem Ausmaß, dass bei mir aus Broncos-Perspektive die Alarmsirenen angehen würden.
Broncos: Die Red Zone ist Baustelle Nummer 1
Die Situation ist generell komplexer, auch wenn die Stimmung rund um die Broncos nach der 9:12-Niederlage gegen die Colts auf einem All-Time-Tief dieser noch jungen Saison ist.
Doch selbst in diesem Spiel bleibt festzuhalten: Die Broncos haben den Ball bewegt. Sechs Drives über je mindestens 40 Yards, und auch wenn 18 First Downs und 5,3 Yards pro Play keine Ruhmesmarken sind - die (zu Recht) hochgelobten Kansas City Chiefs hatten gegen eben jene Colts-Defense zwei Wochen zuvor 20 First Downs bei 5,2 Yards pro Play fabriziert, wenn gleich KC weniger Drives dafür gebraucht hat.
Der maßgebliche Unterschied? Während Kansas City aus seinen beiden ersten Red-Zone-Trips zwei Touchdowns produzierte - die Red-Zone-Auftritte in der zweiten Halbzeit erinnerten dann eher an das, was am Donnerstag in Denver zu sehen war -, knüpften die Broncos an ihre in meinen Augen größte Problemzone an: Denvers Red-Zone-Offense ist katastrophal.
Nach fünf Spielen haben die Broncos ganze 21,4 Prozent ihrer Red-Zone-Drives mit Touchdowns abgeschlossen, das ist mit weitem Abstand der schwächste Wert. Kein anderes Team war in Woche 5 mit einem Wert unter 40 Prozent gegangen.
Die Themen dieser Broncos-Saison wiederholen sich
Gegen die Colts kickten sie ein Field Goal von der 15-Yard-Line, bekamen ein Field Goal von der 16 geblockt, und Wilson warf die Interception von der gegnerischen 13-, sowie die Incompletion von der 5-Yard-Line bei 4th Down in der Overtime. Dazu kam ein Field Goal von der 26- und die erste Interception von der 35-Yard-Line.
Hier wiederholten sich zwei Themen dieser bisherigen Broncos-Saison. Einmal die Red-Zone-Problematik generell, welche schwer erklärbar ist. Mit einem mobilen Quarterback und einem Head Coach in Nathaniel Hackett, der über die letzten Jahre in Green Bay miterleben konnte, wie Matt LaFleur einige der besten Red-Zone-Packages in der NFL aufs Feld gebracht hat, sollte nicht gefühlt jeder Red-Zone-Trip aus Low-Percentage-Würfen bestehen.
Fades, Seam-Pässe in extrem kleine Fenster - diese Dinge wiederholen sich zu häufig. Die Broncos sind das einzige Team, das in dieser Saison in einem Spiel 0-4 - oder schlechter - in der Red Zone war; und Denver hat das Kunststück gleich zweimal geschafft, gegen Seattle und gegen die Colts.
Das andere Thema ist das der selbst zugefügten Wunden. Die erste Interception von Wilson kam bei Dritter-und-Vier, mit etwas über zwei Minuten noch auf der Uhr. Ein Field Goal hier hätte Denvers Führung auf sechs Punkte ausgebaut, und es ist gut möglich, dass das zum Sieg gereicht hätte. Hier darf ein so erfahrener Quarterback wie Wilson nicht einen solchen Risiko-Ball werfen.
Die zweite Interception wurde bereits ausgiebig diskutiert. Wilson hat hier an sich einen klaren Read gegen die Man Coverage der Colts, mit dem Pick Play auf seiner rechten Seite - nur schaut er dort nie hin. Das wäre der Game-Winner gewesen. Wie schon in Woche 1 gegen Seattle hatte Denver hier mehr als genügend Gelegenheiten, um dieses Spiel zu gewinnen. Nicht, dass das über alle Probleme hinwegtäuschen würde - aber das Narrativ rund um dieses Team und rund um Wilson wäre komplett anders.
Broncos-Ausblick: Wird Wilson zum großen Missverständnis?
Was bleibt also? Die Situation in Denver wird nicht leichter, so viel ist klar. Die Verletzung von Javonte Williams nimmt Denver seinen klar besten Runner - und ich bleibe dabei, dass die Broncos im Run Game Antworten finden könnten, um der Offense den Floor zu geben, den sie mit Wilson im Passspiel nicht finden wird - und die Verletzung von Garett Bolles dezimiert die Line um ihren individuell besten Spieler.
Ich werde mich hier nicht hinstellen und sagen, dass eine Offense, deren Success Rate von knapp 39 Prozent sich in einer Gruppe mit den Texans, Panthers und Colts ganz weit unten in der NFL bewegt, kurz vor dem Durchbruch steht. Wilsons Offenses glänzten meist nicht mit Konstanz Down für Down, aber im Gegensatz zu vergangenen Jahren fällt das viel gravierender ins Gewicht, weil die Shot-Plays so viel schwieriger sind - nicht nur für Denver, sondern ligaweit. Wie es aussehen kann, wenn Wilson ein paar Big Plays anbringen kann, war gegen die Raiders in der Vorwoche eindrucksvoll zu sehen. Es war mit Abstand Wilsons bestes Saisonspiel bislang.
Ich denke schon, dass es ein paar "einfache" Knöpfe geben sollte, die das Gesamtbild deutlich positiver aussehen lassen würden. Dazu gehört die Red Zone, wo für mich vor allem Hackett gefragt ist. Dazu gehören die simplen selbstverschuldeten Fehler. Dazu gehört die ehrlich, konstruktiv diskutierte Frage, wie man den Floor der Offense anheben und stabilisieren kann. Diese Frage prägt alle Diskussionen um Wilson und die "Russell-Wilson-Offense" seit Jahren, und mit der Art und Weise, wie Defenses derzeit spielen, ist sie umso gravierender.
Russell Wilson muss ehrlich in den Spiegel schauen
Wilsons Vertrag bindet ihn realistisch betrachtet für mindestens zwei weitere Jahre an die Broncos, und selbst im Frühjahr 2025 würde eine Dead-Cap-Summe jenseits von 45 Millionen Dollar in den Büchern bleiben. Natürlich ist der Tenor gerade negativ, natürlich gibt es viele Talking Heads, die jetzt den Abgesang einleiten, auf Wilsons häufig eher unangenehm wirkende Art hinweisen und implizieren, dass sich der Locker Room in Mile High ganz schnell gegen ihn wenden könnte.
Vielleicht wird Hacketts Stuhl bis zum Ende der Saison stark wackeln; vielleicht beschließen die neuen Teambesitzer, dass sie selbst einen Coach auswählen wollen. Russell Wilson wird bis auf Weiteres Teil dieses Broncos-Pakets sein. Und es wird maßgeblich an Hackett - oder vielleicht dessen Nachfolger - liegen, eine funktionale Offense um ihn herum aufzubauen.
Selbst wenn diese funktionale Offense am Ende vermutlich näher an dem Gesamtkonstrukt dran sein wird, das Wilson in Seattle jahrelang unbedingt verlassen wollte. Denn bei allen gerechtfertigten Hinweisen auf die neue Situation, den Rookie-Head-Coach, ein neues Team sowie die Schulterverletzung, die Wilson plagt, ist es kaum möglich, dieser Realität zu entkommen: Wilson ist kein Quarterback, der in einer High-Volume-Dropback-Offense gut aussehen wird.
Die große Frage lautet, ob und wann er sich selbst das eingesteht - und inwieweit, falls nötig, Hackett, nachdem er die ganze Offseason über betont hat, dass man Wilson das Lenkrad in die Hand geben will, gewillt ist, seinen 245-Millionen-Dollar-Quarterback in die Schranken zu weisen.
4. Ist die 49ers-Defense die moderne Blaupause?
Ich hatte es im Power Ranking der vergangenen Woche geschrieben: Dieser Niners-Defense zuzuschauen macht einfach Spaß.
Sechs Sacks, neun QB-Hits und sieben Tackles for Loss legte San Francisco gegen eine zugegebenermaßen komplett überforderte Panthers-Offense auf, doch ist das hier nicht der entscheidende Punkt: San Francisco ist neben Dallas eines der wenigen Teams, das defensiv so dominant ist, dass es die eigene Offense mittragen kann.
Das fängt mit dem Pass-Rush an. Nick Bosa - der gegen die Panthers mit einer Leistenverletzung raus musste - ging in diesen fünften Spieltag mit 30 Quarterback-Pressures - einzig Micah Parsons (22) hatte ansonsten unter Edge-Rushern mehr als 20. Mit Samson Ebukam (14) und Charles Omenihu (13) rangieren zwei weitere Niners-Edge-Rusher in der Top 30.
Am meisten hat mich im Spiel gegen die Rams die Flexibilität beeindruckt, die San Francisco in diesem Spiel an den Tag gelegt hat. Die Niners sind an sich eine 4-Man-Rush-Defense, die primär mit 2-Deep-Shells agiert und ihre tiefe Rotation in der Defensive Line nutzt, um ohne Blitzing zum Quarterback zu kommen.
Gegen die Rams blitzten die Niners Stafford dann bei fast einem Drittel seiner Dropbacks, vier der sieben (!) Sacks in jenem Spiel kamen mit fünf oder mehr Pass-Rushern. Gegen Denver (Blitz-Quote von 22,5 Prozent), Seattle (12,5 Prozent) und Chicago (26,1 Prozent/6 Blitze insgesamt) hatten die Niners es weitestgehend merklich anders gespielt.
San Franciscos Defense ist anpassungsfähig, die Defense aber hat einige Säulen, auf denen sie steht:
- Die individuelle Qualität sowie die Tiefe in der Defensive Line sind auf höchstem NFL-Level. Das ist eine exzellent gecoachte Gruppe, deren Flexibilität jede Menge Stunts erlaubt, sodass DeMeco Ryans hier noch mehr als die Summe der Einzelteile herausholen kann
- San Francisco hat den für mich besten Off-Ball-Linebacker in der NFL, in Person von Fred Warner. Warner ist herausragend darin, in Zone Coverage extrem viel Raum abzudecken. Und mehr noch, mit Dre Greenlaw (und Azeez Al-Shaair, wenn er wieder fit ist), daneben, haben die Niners gute Argumente für das beste Linebacker-Trio in der NFL
- Allein diese Kombination - ein dominanter 4-Man-Rush sowie ein explosives, spielintelligentes Linebacker-Corps, das große Räume abdeckt, gibt der Defense einen hohen Floor. Es erlaubt San Francisco, viel mit zwei tiefen Safeties zu agieren, ohne dabei bei Early Down zu verlieren. Das bringt gegnerische Offenses in lange Down-und-Distance-Situationen, generell müssen Teams gegen die Niners überdurchschnittlich häufig über Third Down gehen.
- Gleichzeitig aber spielt die Secondary aber auch deutlich besser als im Vorjahr. Die Verpflichtung von Charvarius Ward sieht bisher wie ein Volltreffer aus, Talanoa Hufangas antizipierende Spielweise hat schon zu mehreren Big Plays geführt, die Ausfälle von Jimmie Ward und Jason Verrett sind bisher kaum ins Gewicht gefallen.
49ers-Defense ist äußerst unterhaltsam
San Francisco kombiniert eine aggressive, physische und schnelle Front Four mit Reichweite, Spielintelligenz und Explosivität auf dem zweiten und dritten Level, und das macht es unheimlich schwer, gegen diese Defense den Ball zu bewegen - und es macht es sehr unterhaltsam, dieser Unit zuzuschauen.
Ich denke nicht, dass es die eine Blaupause gibt, wie man eine Defense in der NFL aktuell aufbauen sollte. Aber ich denke schon, dass vier der sechs, sieben besten Defenses in der bisherigen Saison - San Francisco, Buffalo, Jacksonville und Dallas - ihre Flexibilität und ihre Dominanz über einen dominanten 4-Man-Rush bekommen.
Und das ist eine Beobachtung, die sich für mich durch die letzten Jahre zieht. Ich denke, dass analog zu der Art und Weise, wie sich Offenses entwickelt haben, die Art und Weise, wie der Pass-Rush derzeit Offenses eindimensional machen kann, Defenses den bestmöglichen Zugriff auf gegnerische Offenses gibt.
Ja, eine Elite-Secondary gibt mehr Flexibilität dahingehend, was man im Blitzing machen kann, wie viele Ressourcen man in die Run-Defense stecken kann, unter anderem. Und es gibt bestimmte Situationen, in denen es wichtig ist, in Man Coverage bestehen zu können; die Eagles sind ein gutes Beispiel dafür, im Vergleich von der letzten zu dieser Saison.
San Francisco: Ist DeMeco Ryans bald weg?
Aber wenn wir über die letzten eineinhalb bis zwei Jahre gesehen haben, wie Elite-Offenses vor ernsthafte Probleme gestellt wurden, dann war das kaum einmal gegen eine Defense, die mit einer Top-Secondary punktet und darauf aufbauend blitzt oder über Pass-Rush-Designs zum Quarterback kommt. Mit dem Anstieg von 2-High-Coverages wurde die Defensive Line noch stärker in den Mittelpunkt gerückt.
Auffällig ist, dass ein Team wie San Francisco dabei seine Defensive Linemen nicht abwartend, sondern attackierend agieren lässt - die Qualität der Linebacker und Safeties dahinter trägt maßgeblich dazu bei, dass das funktioniert. Wie gesagt, eine Blaupause gibt es nicht - aber was die Niners aktuell spielen, kommt meiner Vorstellung einer solchen Blaupause im Moment schon sehr nahe.
Das ist einer der Gründe dafür, dass Ryans vermutlich in der kommenden Offseason Head-Coaching-Angebote erhalten wird. In manchen Aspekten wirkt seine Defense auf mich wie die "bessere Version" der Fangio-/Staley-Defense, und die Leistungen dieser Unit sprechen für sich.
Es würde mich außerdem nicht wundern, wenn Ryans dann Defensive-Line-Coach Kris Kocurek, der einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Erfolg dieser Unit hat, als seinen Defensive Coordinator mitnehmen würde. Will sagen: Aus Niners-Perspektive sollte man diese Defense genießen, so lange man sie hat.
5. In Carolina rückt das Ende näher - in Washington auch?
Ich denke nicht, dass man viel von der Panthers-Offense gegen eben jene 49ers-Defense erwarten konnte. Aber natürlich ist die Tatsache, dass man nicht viel erwarten konnte, für sich betrachtet schon eine bittere Aussage - und was dann auf dem Platz passierte, wurde diesen bereits geringen Erwartungen "gerecht", wenn man so will.
Die Panthers stehen jetzt 1-27 unter Matt Rhule, wenn sie 17 oder mehr Punkte zugelassen haben. Ich hatte letzte Woche bereits ausführlich über die Panthers geschrieben, aber diese Statistik für sich betrachtet in Kombination mit der, man muss es so klar sagen, Unfähigkeit, einen Offensive Coordinator oder einen Quarterback zu finden, beschreibt für sich bereits einen großen Teil der Grundproblematiki in Carolina.
Ich weiß nicht, wie viele solcher Auftritte Teambesitzer David Tepper noch akzeptiert, bevor er die Reißleine zieht. Tepper hat Geduld bewiesen, aber er wirkt auf mich nicht wie der Teambesitzer, der loyal bleibt, wenn die Ergebnisse derart ernüchternd sind. Und wenn keine Besserung in Sicht ist, will man Rhule noch einen Offensive Coordinator aussuchen lassen? Noch einen Quarterback?
Das halte ich für ausgeschlossen, und so würde es mich nicht wundern, wenn nach dieser deutlichen Niederlage gegen die 49ers der Moment gekommen wäre.
Wann wird es auch in Washington ernst?
Washington ist noch nicht ganz an dem Punkt, an dem die Panthers sind. Aber ich sehe die Commanders auch nicht allzu weit weg, wenngleich die Situation rund um Rhule in einem merklich drastischeren Licht bereits dargestellt wird.
Dabei liegen die Parallelen auf der Hand. Commanders-Coach Ron Rivera ist ebenfalls in seiner dritten Saison, auch Washington hatte bisher keinen positiven Record unter Rivera. Das Bild wird gewissermaßen "getrügt" durch den Division-Sieg 2020, welcher mit einer 7-9-Bilanz gelang.
Aktuell stehen die Commanders 1-4, am Donnerstagabend geht es nach Chicago, danach warten die Packers, Colts, Vikings und Eagles. Eine 3-7-Bilanz kurz nach der Saison-Mitte ist keineswegs unrealistisch, und während der Rest der Division davonzieht, wäre an diesem Punkt dann schon Offseason-Planung angesagt.
Und hier sehe ich weitere Parallelen zu den Panthers. Denn auch in Washington sucht man händeringend nach einem Quarterback: Das Ryan-Fitzpatrick-Experiment endete verletzungsbedingt, bevor es richtig anfangen konnte. Dann war man wohl an Jimmy Garoppolo dran, ehe dessen Offseason-OP alle Zeitpläne durcheinander warf - und so schnappte man sich schnell noch Carson Wentz.
Es wirkte damals angesichts des hohen Preises von unter anderem einem Drittrunden-Pick sowie einem weiteren Conditional Drittrunden-Pick bereits wie ein Panik-Move. Als hätte man Torschluss-Panik gehabt, dass man selbst am Ende ohne einen Quarterback dastehen könnte.
Auch die Commanders sind verzweifelt auf der Suche
Aber Wentz ist - und das kann eigentlich niemanden überraschen, der die Colts letztes Jahr verfolgt hat - keine langfristige Antwort. Wentz ist das, was Ryan Fitzpatrick auch häufig auf dem Feld war: Ein Gunslinger, der einige Risiken eingeht, und damit Höhen und Tiefen erleben wird.
Wentz ist aber, genauso wenig wie Fitzpatrick, kein Franchise-Quarterback und das unterstreicht die bisherige Saison. Das Titans-Spiel war in gewisser Weise ein Mini-Kosmos davon, und damit lautet die logische Anschlussfrage: Wie geht es nach dieser Saison weiter?
Washington hat Playmaker in der Offense, eine solide Offensive Line, und hat vor allem Ressourcen in die Defense gesteckt - eine Defense, die eigentlich Riveras Steckenpferd sein sollte, und die bislang zumindest hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Aktuell steuern die Commanders auf die rote Laterne in der NFC East hin, und vielleicht hat Rivera mehr Spielraum, einfach weil Washington über die letzten Jahre so viele Brandherde abseits des Platzes zu bewältigen hatte, dass man Stabilität sucht, wo es nur geht.
Dann wäre die kommende Offseason maximal kritisch. Und bisher haben die Commanders mit ihrem aktuellen Regime keinerlei Grund zu der Annahme gegeben, dass man sich auf der Quarterback-Position vernünftig aufstellen kann.