Jaguars vs. Chargers: Auf einen Blick
- Trevor Lawrence hat einen Albtraum-Start in seinem Playoff-Debüt hingelegt und 4 Interceptions in der ersten Hälfte geworfen. Er machte dies jedoch wieder gut und warf letztlich auch 4 Touchdown-Pässe, führte sein Team damit doch noch zum Sieg nach 0:27-Rückstand.
- Die Chargers standen sich mit ihrem offensiven Play-Calling mal wieder selbst im Weg. In der zweiten Hälfte waren sie eigentlich nur noch darauf aus, die Uhr herunter zu spielen mit Runs in early Downs und sehr kurzen Pässen. Dafür wurden sie letztlich bestraft.
- Defensiv begann L.A. äußerst opportunistisch, doch nach dem Ausfall von Cornerback Michael Davis war eine Seite der Secondary komplett offen, was Jacksonville konsequent ausnutzte.
Jaguars vs. Chargers: Die Analyse
Viel schlechter hätte das Playoff-Debüt von Quarterback Trevor Lawrence kaum beginnen können. Vor der Pause warf er 4 Interceptions, 2 davon in seinen ersten beiden Drives und 3 im ersten Viertel.
Fairerweise muss man allerdings sagen, dass die nicht alle auf seine Kappe gingen. Die erste zu Linebacker Drue Tranquill war gleich doppelt an der Line abgefälscht, erst durch Defensive Tackle Sebastian Joseph-Day, dann durch Joey Bosa. Und sein zweiter Pick hätte auch durch eine Illegal-Contact-Strafe gegen Cornerback Asante Samuel Jr. negiert werden können. Stattdessen fing der Corner seine erste von 3 Interceptions im Spiel.
Erst die dritte war dann tatsächlich ein klarer Fehler von Lawrence, weil er Samuel in Zone Coverage übersah. Die Chargers machten aus diesen ersten drei Turnovern 17 Punkte - Running Back Austin Ekeler erzielte dabei 2 Touchdowns.
Kurz darauf erhöhten die Gäste durch einen Touchdown von Tight End Gerald Everett auf 24:0. Damit nicht genug, denn nachdem den Jaguars ein Stopp gelungen war, leisteten sie sich einen Muffed Punt kurz vor der eigenen Endzone, den die Chargers eroberten und ein Field Goal folgen ließen.
Dass es allerdings nur ein Field Goal wurde, gab den Jaguars Auftrieb. Sie fingen sich allmählich und Lawrence fand schließlich Engram für einen Touchdown kurz vor der Pause. Dem vorausgegangen war zudem ein unnötiger Fehler der Gäste: Bei 3rd&Inches versuchten die Chagers lieber einen Jet Sweep mit Michael Bendy, anstatt einfach einen QB-Sneak oder Inside-Hand-Off zu spielen. Bandy lief in Justin Herbert rein, dem ein Fumble passierte. Die Chargers eroberten den Ball, mussten jedoch punten.
Jaguars vs. Chargers: Momentum-Schwung zur Pause
In der zweiten Hälfte gelang Jacksonville ein schneller Stopp und ein 14-Play-Drive, an dessen Ende ein 6-Yard-Touchdown-Pass auf Marvin Jones stand. Mitte des dritten Viertels waren die Jaguars also wieder zurück.
Die Antwort der Chargers war ein Drive in die gegnerische Hälfte, der jedoch nach ein paar kurzen Pässen und einem erfolglosen Lauf stockte. Sie mussten sich erneut mit einem Field Goal, dieses Mal aus 50 Yards, begnügen. Und das gab den Hausherren noch mehr Rückenwind, denn nur fünf Spielzüge später feuerte Lawrence einen 39-Yard-Touchdown-Pass auf einen weit offenen Zay Jones. Die Two-Point Conversion misslang, doch plötzlich stand es nur noch 30:20 für Los Angeles Ende des dritten Viertels.
Die Chargers konterten mit einem Drive in die gegnerische Hälfte, doch auch diese Serie geriet ins Stocken. Zu allem Überfluss vergab Kicker Cameron Dicker dann auch noch einen Field-Goal-Versuch aus 40 Yards.
Im Gegenzug marschierten die Jaguars erneut und kamen zu einem weiteren Touchdown - Lawrence fand Kirk für einen 9-Yard-Touchdown-Pass. Anschließend regte sich Bosa über einen übersehenen False Start auf und warf seinen Helm zu Boden, was ihm eine Strafe für unsportliches Verhalten einbrachte. Jaguars-Coach Doug Pederson nahm das zum Anlass, eine Two-Point Conversion an der 1-Yard-Linie zu versuchen - Lawrence selbst verwertete sie und verkürzte auf 28:30.
Der Defense gelang dann ein 3-and-out und Jacksonville bekam den Ball mit 3:09 Minuten zu spielen zurück. Und das war mehr als genug Zeit gegen eine Defense, die nach einem Ausfall von Cornerback Michael Davis in der zweiten Halbzeit keine Antworten mehr fand. Bei 4th&1 nahe der 40 lief Running Back Travis Etienne schließlich aus einer Formation mit drei Mann hinter dem QB im Backfield outside für 25 Yards in die Red Zone, was die Jaguars in Position brachte für das Field Goal zum Sieg.
NFL Wildcard Playoffs: Jacksonville Jaguars (9-8) - Los Angeles Chargers (10-7)
Ergebnis: 31:30 (0:17, 7:10, 13:3, 11:0) BOXSCORE
Jaguars vs. Chargers - die wichtigsten Statistiken
Lawrence wurde die traurige Ehre zuteil, der erste Quarterback zu sein, der in seinen ersten zwei Drives seiner Playoff-Karriere Interceptions geworfen hat.
Darüber hinaus ist er der erste QB, der 3 Interceptions im ersten Viertel eines Playoff-Spiels geworfen hat. Und er ist auch der erste QB mit 4 Interceptions in einer Halbzeit in den Playoffs seit Brett Favre 2001.
- Das 27-Punkte-Comeback ist das drittgrößte in der Geschichte der Playoffs und das größte in der Geschichte der Jaguars. Zudem ist es die höchste Führung, die die Chargers je verspielt haben.
- Die Chargers sind das erste Team, das trotz eines +5-Turnover-Vorteils ein Playoff-Spiel verloren haben.
Der Star des Spiels: Trevor Lawrence (Quarterback, Jaguars)
Trevor Lawrence war in jedem Fall der unterhaltsamste Spieler des Spiels. Er buddelte seinem Team früh ein tiefes Loch, auch wenn er bei den ersten beiden Interceptions sehr viel Pech hatte. Doch davon ließ er sich nicht beirren und führte sein Team am Ende mit einer starken Leistung doch noch zum Sieg. Nicht schlecht für einen QB im zweiten Jahr. "Man hätte kein besseres Drehbuch dafür schreiben können, aber ich will das auf keinen Fall nochmal machen", sagte Lawrence. "Ich muss auf den Ball aufpassen, damit fängt alles an."
Der Flop des Spiels: Brandon Staley (Head Coach, Chargers)
Letztlich hat Staley dieses Spiel zusammen mit seinem Coaching Staff auf dem Gewissen. Die Idee, die komplette zweite Hälfte auf Verwalten zu gehen, ist in der heutigen NFL einfach fahrlässig. Und noch dazu wäre es seine Aufgabe gewesen, Anpassungen vorzunehmen, um die klaffende Lücke in der Secondary zu schließen, die durch Davis' Ausfall aufgekommen war. So muss er nun um seinen Job bangen, zumal offensiv auch Big-Play-Receiver Mike Williams merklich vermisst wurde - und dessen Verletzung darf man ihm ebenfalls ankreiden, da er spielen musste in einem Spiel, in dem es um nichts ging ...
Analyse: Jaguars vs. Chargers - die Taktiktafel
Ein Schlüssel früh im Spiel für die Chargers war die Bewachung von Slot-Receiver Christian Kirk, der mit vereinten Kräften beschattet wurde. Je nach Situation kümmerten sich Bryce Callahan, Michael Davis oder Safety Derwin James um ihn.
- Davis verletzte sich im Laufe des Spiels an der Brustmuskulatur und kam nicht zurück. Das schwächte die Chargers-Secondary erheblich, denn ohnehin ihn war die Seite fernab von Samuel komplett offen und wurde permanent von Lawrence erfolgreich gesucht.
Generell setzten die Chargers viel auf Disguises ihrer Coverage. Sie spielten zwar in frühen Downs meist mit Single-High-Formationen, switchten dann aber bei 3rd Down gerne zurück zu Cover-2, womit Lawrence gerade in der ersten Hälfte so seine Probleme hatte.
Wie üblich lag der defensive Fokus der Chargers auf der Coverage. Geblitzt wurde daher nur sehr dosiert, was angesichts der vorteilhaften Matchups an der Front aber auch nicht nötig war.
Die Chargers spielten ihrerseits offensiv meist sehr konservativ und verlegten sich hauptsächlich auf kurze Pässe, sehr oft auch über die Mitte, was zu einigen zu Boden geschlagenen Pässen führte. In der zweiten Hälfte kamen noch häufiger Runs bei 1st Down hinzu, die nicht zum Erfolg führten und stattdessen einige 3rd&Longs zur Folge hatten. So machte man es den Jaguars leicht, nach dem turbulenten Start zu schnellen Stopps zu kommen.