Baltimore Ravens
Die Ravens waren der No. 1 Seed der AFC und galten gegen die Kansas City Chiefs als (zumindest leichter) Favorit, nur um dann eine enttäuschende Leistung hinzulegen, die gerade Lamar Jackson schmerzen wird. Denn der bald zweifache MVP hat in den Playoffs bislang nicht abliefern können und verfiel gegen KC in alte Muster. Trotzdem ist das Fenster für eine Super-Bowl-Teilnahme noch nicht geschlossen.
Head Coach
Es deutet nichts darauf hin, dass John Harbaugh seinen Posten verlassen wird, auch wenn er sich nun in derselben Conference wie sein Bruder befindet, der vor kurzem als neuer Head Coach der Los Angeles Chargers bekanntgegeben wurde. Obwohl sich Harbaugh ein paar kritische Fragen angesichts der vielen persönlichen Strafen am Sonntag gefallen lassen muss, scheint seine Position in Baltimore gefestigt.
Es gibt in der NFL wenige Trainer wie ihn. Ob sein hochgepriesener Defensive Coordinator Mike Macdonald eine neue Aufgabe angeht, bleibt abzuwarten. Die meisten attraktiven Positionen an anderen Standorten wurden bereits besetzt, wodurch er Baltimore erhalten bleiben könnte. Wir werden sehen, ob sich aus dem Interview mit den Washington Commanders in dieser Woche etwas ergibt. Auch Assistant Head Coach Anthony Weaver spricht bald mit den Commanders.
Cap Space
Aktuell liegen die Ravens 13,7 Millionen US-Dollar unter dem Cap, wobei manche Kalkulationen einen Cap Space von fast 18 Millionen vorhersagen. Und das bei weniger als einer Million an Dead Money. Potenziell könnten sich die Ravens zum Beispiel von Justice Hill trennen und bei 0,5 Millionen Dead Money rund 2,5 Millionen einsparen. Der eine oder andere Cut könnte notwendig werden.
Offense
Das Management der Ravens hat nämlich jede Menge Arbeit vor sich, da einige erfahrene Offensivspieler in Kürze Free Agents sind. Das betrifft die beiden Running Backs J.K. Dobbins und Gus Edwards, wobei Ersterer erst einmal von einem Achillessehnenriss zurückkehren muss.
Zugleich laufen die Verträge der Wide Receiver Odell Beckham Jr. und Nelson Agholor aus, das gilt ebenso für die Guards Kevin Zeitler und John Simpson. Es scheint unrealistisch und schwerlich machbar, dass die Ravens die Verträge von allen genannten verlängern können, zumal in der Defensive auch einige Papiere auslaufen.
Defense
Die größte Offseason-Personalie ist ohne Zweifel Tackle Justin Madubuike, der in seinem Contract Year einen starken Auftritt nach dem anderen hingelegt hat und am besten Pass Rush der NFL prominent beteiligt war. Bis zum 5. März müssen die Ravens mit dem 26-Jährigen eine Vertragsverlängerung erzielen, bei der wir über ein Jahressalär von 20 Millionen US-Dollar sprechen könnten.
Sollte das nicht klappen, muss der Franchise Tag her. Die Ravens haben keine andere Wahl. Weniger alternativlos ist die Lage bei Patrick Queen, der ebenfalls in einem Contract Year ablieferte, nachdem die Option auf ein fünftes Vertragsjahr von den Ravens nicht gezogen wurde. Ob Baltimore neben Roquan Smith einem weiteren Linebacker ein hohes Gehalt anbietet, bleibt abzuwarten. Die Secondary war ein großes Prunkstück während der Saison 2023.
Draft
Es kann sehr gut sein, dass sich die Ravens nun auf neue Wide Receiver stürzen, denn die Gruppe an Passempfängern im Draft ist recht breit und vielfältig. Auch hinter Marvin Harrison Jr. und Malik Nabers gibt es noch jede Menge hochkarätige Talente.
Baltimore wählt - Stand jetzt - das erste Mal an Stelle 30. Denkbar ist, dass beispielsweise Adonai Mitchell von Texas oder Brian Thomas Jr. von LSU in der ersten Runde bei den Ravens landet, um einen körperlich robusten Receiver neben Zay Flowers zu stellen. Alternativ könnte es auch der etwas flinkere Troy Franklin von Oregon werden.
Prognose
Die Ravens legten bis zum AFC Championship Game gegen Kansas City eine so starke Saison hin, in der sie gerade im November und Dezember quasi gar keine eklatanten Schwächen offenbarten, dass man sich schwer vorstellen kann, sie würden nun im Niemandsland verschwinden. Aber bis zur Free Agency braucht es Lösungen - und das nicht nur für Madubuike.
Detroit Lions
Eine Spielhälfte lang wirkte es so, als würden die Lions das erste Mal im Super Bowl vertreten sein. Doch dann kam das Comeback der San Francisco 49ers und folglich ein tragisches Ende einer historischen Saison. Allerdings muss man auch beachten, dass der wohl größte Sieg der Spielzeit jener gegen Kansas City in Woche eins war. Die meisten Erfolge gab es gegen schwächere Teams.
Head Coach
Dan Campbell sitzt fester denn je im Sattel. Der beschwerliche Weg der Vorjahre hat sich ausgezahlt und zusammen mit General Manager Brad Holmes hat er gerade auch dank manch unpopulärer Draft Picks eine schlagkräftige Truppe auf den Rasen gestellt.
Offensive Coordinator Ben Johnson wurde mit einigen vormals vakanten Head-Coach-Positionen, speziell jener in Los Angeles, in Verbindung gebracht. Sein Name fällt auch rund um die Seattle Seahawks und die Washington Commanders und deren Suche nach neuen Head Coaches.
Sollte etwa Dan Quinn in den Nordwesten gehen, gäbe es für Johnson nur noch die Option in D.C. Ein zweites Interview ist für diese Woche terminiert. Das gilt ebenso für Defensive Coordinator Aaron Glenn.
Cap Space
Die Lions liegen mit 58 Millionen US-Dollar sehr komfortabel unterhalb des Cap. 1,4 Millionen Dead Money sind nicht der Rede wert. Es gibt also genügend Kapital für Brad Holmes, um damit das Roster weiter aufzuwerten.
Offense
Die Offensive ist auf allen relevanten Positionen gut aufgestellt. Mit Sam LaPorta besitzt Detroit nun sogar einen Tight End, der in die Phalanx der Kelces, Kittles und Njokus eindringt.
Alles weitere hängt von der Zukunft von Ben Johnson ab. Sollte er die Lions doch verlassen, könnte Passing Game Coordinator Tanner Engstrand aufrücken und seine Arbeit mit Jared Goff fortsetzen.
Defense
Bei allem Respekt vor der Saison der Lions, die Secondary konnte nicht immer überzeugen. In der ersten Halbzeit gegen die Niners wurde zwar eine ansprechende Leistung abgeliefert und nichtsdestotrotz besteht Verbesserungsbedarf. In puncto Pass Rush lag man nur auf Rang 23 aller NFL-Teams.
Um mehr Sacks zu produzieren, müssen die Lions nun um Aidan Hutchinson herum weitere Talente an der D-Line positionieren. Zugleich braucht es Verstärkungen für die Cornerback-Gruppe. Alterntende Defensivspieler wie Romeo Okwara gehören bald schon der Vergangenheit an.
Draft
Die Lions greifen erstmals an Position 29 in den Draft ein - sie befinden sich also in einer gänzlich anderen Lage als noch in den Vorjahren, als Hutchinson, Penei Sewell, Jahmyr Gibbs und Jack Campbell in die Motor City geholt wurden.
Als 29. könnte man beispielsweise Cornerback Kalen King von Penn State oder auch Edge Rusher Bralen Trice vom National-Championship-Finalisten Washington auswählen. Einige Cornerbacks könnten in der ersten Runde bereits ein zu Hause in der NFL finden, weshalb die Lions sicherlich Plan B, C und D in der Schublade parat liegen haben.
Prognose
Detroit hat viele Puzzleteile an der richtigen Stelle liegen. Holmes formte das Team gewissermaßen nach dem Vorbild der 49ers, die er jahrelang hautnah verfolgen konnte. In puncto Pass Rush und Secondary ist San Francisco allerdings den Jungs aus Detroit noch ein Stück weit überlegen.
Goldwert ist die Erfahrung, die im NFC Championship Game gesammelt wurde und es ist schon denkbar, dass Detroit in eben jenes zurückkehren kann. Ebenso denkbar wäre aber auch, dass von hinten die Los Angeles Rams und Green Bay Packers heranrauschen und die Lions überholen.
NFL: Die letzten fünf Super-Bowl-Sieger
Saison | Sieger | Verlierer | Ergebnis |
2022 | Kansas City Chiefs | Philadelphia Eagles | 38:35 |
2021 | Los Angeles Rams | Cincinnati Bengals | 23:20 |
2020 | Tampa Bay Buccaneers | Kansas City Chiefs | 31:9 |
2019 | Kansas City Chiefs | San Francisco 49ers | 31:20 |
2018 | New England Patriots | Los Angeles Rams | 13:3 |